Auferstehungshoffnung

Die Auferstehungshoffnung im Alten Testament

Im Alten Testament kommt das Wort „Auferstehung“ nicht vor. Heißt das, dass die alttestamentlichen Gläubigen keine Auferstehungshoffnung hatten?


Der moderne Mensch neigt schnell dazu, vergangene Generationen als naiver einzustufen, als die eigene. Das betrifft insbesondere den Glauben an die Wunder der Bibel, wie beispielsweise die Auferstehung von den Toten. Dabei gab es in jeder Generation Menschen, die eine Auferstehung von den Toten für Unsinn hielten und solche, die an eine Auferstehung der Toten geglaubt haben.

Was glaubst du, wo wir in der Bibel die erste Erwähnung von einer Auferstehung der Toten finden? Möglicherweise im Neuen Testament? Dort lesen wir von dem Bekenntnis der Marta, die gerade ihren verstorbenen Bruder Lazarus betrauerte: „Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag“ (Joh 11,24). Wenn du das Wort „Auferstehung“ im Alten Testament suchst, wirst du es tatsächlich nicht finden. Und doch hat das Alte Testament einiges dazu zu sagen.

Die Auferstehungshoffnung bei Mose

Dass es schon zu Jesu Zeiten Menschen gab, die nicht an die Auferstehung von den Toten geglaubt hat, sehen wir deutlich bei einer Auseinandersetzung zwischen Jesus und den Sadduzäern, einer religiösen jüdischen Gruppe. In Matthäus 22,23 wird uns mitgeteilt, dass die Sadduzäer die Auferstehung der Toten leugneten. Heute wird es oftmals so dargestellt, als wären die Menschen der Antike so naiv gewesen, dass sie jeden Hokuspokus geglaubt hätten. Dies stimmt aber nicht. Denn die Sadduzäer glaubten nicht an die Totenauferstehung und auch Paulus musste diesbezüglich den Spott der Griechen über sich ergehen lassen (vgl. Apg 17,32).

Bei einer Gelegenheit versuchten die Sadduzäer Jesus mit einer Fangfrage in die Falle zu locken, indem sie sich auf Mose als Autorität beriefen (da sie wussten, dass Jesus Moses Autorität anerkannte). Sie waren so sicher gewesen, dass Jesus unmöglich die Lehre des Mose mit der Lehre der Auferstehung in Einklang bringen konnte.

Daher argumentierten sie: Mose hatte angeordnet, dass wenn ein Mann kinderlos verstirbt – und damit keinen Erben zurücklässt – dessen Bruder die Witwe heiraten sollte, um im Namen des Verstorbenen für den Erben zu sorgen. Unglücklicherweise verstarb in ihrem Fallbeispiel auch der Bruder, ohne einen Erben zurückzulassen. Und so ging die Geschichte weiter, bis die Frau am Ende mit allen sieben Brüdern verheiratet gewesen war und sie alle überlebt hatte. Für die Sadduzäer entstand nun das unlösbare „Problem“, mit welchem der sieben Brüder die Frau nun nach der Auferstehung verheiratet sei? Wie würde Jesus nun dieses dogmatische Rätsel lösen?

Seine Antwort lautete:

Ihr irrt, weil ihr die Schriften nicht kennt noch die Kraft Gottes; denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel im Himmel. Was aber die Auferstehung aus den Toten betrifft: Habt ihr nicht gelesen, was zu euch geredet ist von Gott, der da spricht: ‚Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs‘? Gott ist nicht der Gott von Toten, sondern von Lebenden.

Matthäus 22,29-32

Der Vergleich mit den Engeln soll hier nicht weiter interessieren. Wichtig ist, wie Jesus die Sadduzäer zum Schweigen bringt.

Denn Er verwendete die Autorität, auf die sie sich selbst stützten, und schlug sie so mit ihren eigenen Waffen. Die Sadduzäer meinten, dass Mose nirgendwo von der Auferstehung der Toten geredet hatte.

Jesus antwortete ihnen, dass sie nicht genau hingeschaut hatten. Denn Mose hatte durchaus von der Auferstehung der Toten geredet. Jesus zitierte hier einen Vers aus 2. Mose 3,6. Dort lesen wir von der Begegnung Moses mit Gott, als dieser sich im brennenden Dornbusch offenbarte. Mose war sich zunächst nicht sicher, wer dort auf mysteriöse Weise zu ihm sprach und Gott stellte sich ihm als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs vor. Dabei sprach Gott von den Patriarchen als von lebendigen Personen. Jesus brachte seine Widersacher zum Schweigen, indem Er darauf hinwies, dass für Gott die Toten lebendig sind, was eine Auferstehung aus den Toten voraussetzt.

Auf Jesus verweisend können wir sagen, dass die Auferstehung der Toten bereits in 2. Mose 3,6 angedeutet wird.

Zugegeben, hättest du bei der Aussage aus 2. Mose 3,6 auf die Auferstehung geschlossen? Ich zumindest wäre an dieser Stelle vermutlich ebenso blind gewesen wie die Sadduzäer. Doch es gibt Stellen im Alten Testament, die für uns deutlicher zu verstehen sind.

Die Auferstehungshoffnung bei Hiob

Das Unglück Hiobs ist mittlerweile sprichwörtlich geworden. Hiob ist die tragische Figur aus dem gleichnamigen Buch im Alten Testament. Er hatte all seinen Besitz und seine Familie verloren. Doch inmitten seiner Klage lesen wir von Hiobs hoffnungsvollem Bekenntnis:

Doch ich weiß: Mein Erlöser lebt; und als der Letzte wird er über dem Staub stehen. Und nachdem man meine Haut so zerschunden hat, werde ich doch aus meinem Fleisch Gott schauen. Ja, ich werde ihn für mich sehen, und meine Augen werden ihn sehen, aber nicht als Fremden.

Hiob 19,25-27

Zugegeben, nicht alle Alttestamentler würden in diesen Versen eine Hoffnung auf die Auferstehung aus den Toten sehen. Doch im Kontext des Buches, in dem sich Hiob den Tag seines Todes herbeisehnt, scheint es doch recht wahrscheinlich zu sein, dass Hiob hier an eine Auferstehung der Toten dachte. Er wird vermutlich keine Vorstellung davon gehabt haben, wie das Ganze vonstatten gehen sollte, doch wir sehen in seinen Worten die feste Zuversicht, dass der Moment kommen würde, an dem er Gott, seinen Erlöser, sehen würde und das nicht als einen Fremden, sondern als Vertrauten.

Die Auferstehungshoffnung bei David

Eine weitere Stelle, die ebenfalls von der Hoffnung über den Tod hinaus spricht, ist Psalm 16. In den Versen 10-11 sagt David:

Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Grube sehe. Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens; Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar.

Psalm 16,10-11

Auch hier gebraucht der biblische Schreiber nicht das Wort „Auferstehung“. Dennoch hat er eine Zuversicht, dass mit dem Tod nicht alles aus ist.

Schauen wir ins Neue Testament, wird diese Stelle noch deutlicher. Denn in seiner berühmten Pfingstpredigt deutet der Apostel Petrus diese Stelle auf die Auferstehung Jesu:

Ihr Brüder, es sei erlaubt, mit Freimütigkeit zu euch zu reden über den Patriarchen David, dass er gestorben und begraben und sein Grab bis auf diesen Tag unter uns ist. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass Gott mit einem Eid geschworen hatte, einen seiner Nachkommen auf seinen Thron zu setzen, hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus geredet, dass er weder im Hades zurückgelassen worden ist noch sein Fleisch die Verwesung gesehen hat.

Apostelgeschichte 2,29-31

Es ist für uns nicht immer klar ersichtlich, wie viel die Gläubigen im Alten Testament von Gottes zukünftigen Offenbarungen wussten. Doch zumindest waren sie sich sicher, dass es ein Leben nach dem Tod geben würde.

Insbesondere zwei alttestamentliche Propheten erhielten diesbezüglich wegweisende Offenbarungen.

Die Auferstehungshoffnung bei Jesaja und Daniel

In Jesaja 26 finden wir einige sehr interessante Aussagen zur Auferstehung:

Tote werden nicht lebendig, Schatten stehen nicht weiter auf. […] Deine Toten werden lebendig, meine Leichen wieder auferstehen. Wacht auf und jubelt, Bewohner des Staubes! Denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Schatten gebären. Geh hin, mein Volk, tritt ein in deine Zimmer und schließ deine Tür hinter dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis die Verwüstung vorübergeht! Denn siehe, der HERR zieht aus seiner Stätte aus, um die Schuld der Erdenbewohner an ihnen heimzusuchen. Dann wird die Erde ihr Blut enthüllen und nicht länger ihre Erschlagenen bedecken.

Jesaja 26,14 und 19-21

Einerseits scheint die Auferstehung geleugnet zu werden, wenn es heißt: „Tote werden nicht lebendig“, andererseits wird gesagt, dass Gottes Tote auferstehen werden. Wie können wir diese Verse verstehen?

In Jesaja 26 geht es um Gott als den Weltenrichter, der sein Volk von den Feinden befreien wird. Vermutlich spielt Vers 14 auf die völlige Zerstörung der Nationen oder der fremden Götzen an. Nachdem Gott sie gerichtet hatte, würden sie für sein Volk in diesem Leben nicht mehr zur Bedrohung werden. Im Gegensatz dazu musste Gottes Volk nicht um seine Toten trauern, denn Gott verhieß ihnen hier eine Hoffnung über den Tod hinaus (Bewohner des Staubes meint hier Verstorbene).

Vielleicht sind diese Verse ein Vorläufer der Worte von Paulus, wenn er den Christen schreibt: „Wir wollen euch aber, Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht betrübt seid wie die Übrigen, die keine Hoffnung haben“ (1Thess 4,13).

Denn diese Hoffnung wurde dem Propheten Daniel von Gott ebenfalls gegeben. Das Buch des Propheten endet mit der Zusage Gottes: „Du aber [Daniel] geh hin auf das Ende zu! Und du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Los am Ende der Tage“ (Dan 12,13). Welch einen Trost gab Gott doch seinem Volk durch die Verheißungen seiner Propheten! Spätestens nach der Abfassung der Bücher Jesaja und Daniel hatte der alttestamentliche Gläubige das Wissen um eine zukünftige Auferstehung.

Was uns die Auferstehungshoffnung im Alten Testament lehrt

Wir wissen alle um ein Leben nach dem Tod

Wie die Auferstehung genau vonstatten geht, ist nicht so entscheidend wie die Frage, ob es überhaupt eine Auferstehung der Toten geben wird. Denn wenn du tatsächlich nach dem Tod deinem Schöpfer gegenüberstehen wirst und Rechenschaft über dein Leben geben musst, dann solltest du dich fragen, ob du bereit dafür bist! Wie die Auferstehung „funktionieren“ wird, kannst du getrost Gott überlassen.

Anfangs sagte ich, dass es schon immer Menschen gegeben hat, die nicht an eine Auferstehung glaubten, und solche, die es taten. Das Alte Testament lehrt uns jedoch, dass wir alle eine gewisse Kenntnis um Gott und ein Leben nach dem Tod haben. Im Buch Prediger heißt es: „Alles hat er [Gott] schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, nur dass der Mensch das Werk nicht ergründet, das Gott getan hat, vom Anfang bis zum Ende“ (Pred 3,11). Auch wenn wir Menschen nicht um das Wie der Auferstehung Bescheid wissen, so tragen wir doch alle das Wissen in uns, dass mit unserem irdischen Tod das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Die Frage ist, ob wir diese innere Stimme unterdrücken und leugnen oder ob wir unserer Vermutung auf den Grund gehen und Gott suchen!

Gott ist ein Gott der Lebenden

Jesus sagte, dass Gott nicht ein Gott der Toten ist, sondern der Lebenden. Wenn der Gläubige stirbt, darf er wissen, dass er in die Gegenwart Gottes kommt. Von Henoch und Elia berichtet das Alte Testament, dass sie direkt in die Gegenwart Gottes geholt wurden, ohne sterben zu müssen. Wenn wir im Glauben sterben, werden wir unmittelbar bei Gott sein!

Ausrichtung auf das Himmlische

Hätte man Abraham damals gefragt, wie die Auferstehung ablaufen würde, hätte er vielleicht mit den Achseln gezuckt. Doch der Schreiber des Hebräerbriefes teilt uns mit, dass Abrahams von der Tatsache der Auferstehung überzeugt war, da er sein Leben lang zufrieden war ein Leben als Nomade zu führen. „Denn er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister Gott ist. Abraham trachtete nach einer himmlischen Stadt“ (vgl. Hebr 11,8-16). Und er ist nur ein Beispiel von vielen.

So dürfen wir uns die alttestamentlichen Gläubigen zum Vorbild nehmen und ebenfalls unsere Hoffnung auf die herrliche Zukunft bei Gott setzen. Wer keine Auferstehungshoffnung hat, wird notwendigerweise versuchen, alles aus diesem Leben herauszuholen. Und doch ist das Leben hier auf Erden voller Unsicherheiten. Wer das eigentliche Leben erst noch erwartet, der kann beruhigt hier auf Erden den Willen Gottes tun, auch wenn das Verzicht bedeutet.



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