Wenn Alles zu viel wird
Was sollten wir tun, wenn alles um uns herum zusammenbricht? Gibt es überhaupt nicht etwas, was wir dann tun können? Pastor Rick Thomas hat viele Menschen begleitet, denen es so erging. Und er weiß, was wir brauchen, wenn alles in unserem Leben zusammenbricht.
Wusstest du, dass Gott dich in Situationen stellt, in denen du versagen wirst? Dies ist einer der Wege, über die Er dir Seine Liebe beweisen will. Enttäuschungen und Entmutigungen geben uns die Chance, Seine Kraft und Liebe zu erfahren (vgl. 2Kor 4,7).
Shanna, eine gute Bekannte von mir, gehörte zu den Menschen, die sehr entmutigt und enttäuscht sind. Sie war eine völlig überarbeitete, stark überbelastete und überforderte alleinstehende Mutter. Shanna lebte in einer Welt, in der es kein „Genug“ gab. Sie versuchte sich selbst immer zu steigern, weil sie in einer Kultur aufwuchs, in der eine Frau wie sie unabhängig und selbstbewusst sein muss. Also versuchte sie, niemals aufzugeben, und egal wie hoch der Preis dafür war, sie setzte alles daran, ihre Ziele zu erreichen. Diese Lebensweise funktionierte so lange, bis sie schließlich einen Nervenzusammenbruch erlitt.
Doch anstatt sich um sie zu kümmern, erwartete ihr Chef, dass sie dieselbe Leistung bringt. Das wurde zu viel für sie, und sie gab auf. Doch anstatt Gott zu suchen versank sie in ihren Sorgen und Ängsten, die irgendwann in Bitterkeit und einer tiefen Depression endeten. Shanna befand sich am Ende und glaubte, dass ihr Leben nicht mehr lebenswert sei.
Wir sind nicht zum Erfolg berufen
Shannas letzter Ausweg war es, einen Seelsorger aufzusuchen. Nachdem ich mir ihre Geschichte fast eine Stunde lang angehört hatte, sagte ich zu ihr: „Gott fordert dich auf etwas zu tun, das du nicht tun kannst, mit der Kraft, die du selbst nicht hast.“
Als sie mich verunsichert ansah, sagte ich weiter: „Er will dir auf diese Weise bewusst machen, dass du Ihn brauchst und auf Ihn vertrauen sollst!“
Shanna war völlig enttäuscht über ihr Leben. Alles was schief gehen konnte, ging schief, und nun erwartete sie nichts Positives mehr. Alle Versuche, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, schlugen fehl.
Sie hatte keinen Mann an ihrer Seite; all ihre Freundinnen waren nicht berufstätig, sondern kümmerten sich zu Hause um die Kinder; für ihre eigenen Kinder hatte sie kaum Zeit noch Geld; ihr Auto war eine absolute Schrottmühle; und die Treffen mit ihrem Ex-Mann waren eine wöchentliche Tortur.
Ihre Reaktion auf diese Probleme war, sie totzuschweigen und mit doppeltem Eifer zu versuchen, etwas daran zu ändern. Aber dieser Plan ging nicht auf. Manchmal führt Gott unser Leben in eine Sackgasse, weil dies der einzige Weg ist, unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen. Und Gott hatte Shannas ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie flehte um Hilfe. Und Gott sei Dank dafür, denn ihr verzweifelter Ruf aus einem gebrochenen Herzen war genau das Gebet, das Gott von ihr hören wollte. Shanna musste in die Situation kommen, in die jeder von uns kommen sollte: Sie erkannte, dass wir uns nicht auf uns selbst verlassen können. Wir sind nicht dazu gemacht, jederzeit zu gewinnen.
Manchmal lässt Gott uns in ein Loch fallen, um uns von uns selbst zu befreien. Ein Mensch, der sich selbst genug ist, braucht Gott nicht. Doch jeder, der so denkt, irrt, denn ein solches Leben wird niemals funktionieren. Paulus hatte dies erkannt, und er schrieb:
Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus.
Philipper 4,13
Erfolgssucht sucht nur die eigene Ehre
Zu sagen: „Ich vermag alles durch mich, der mich stark macht“ ist Egoismus der schlimmsten Form. Es gehört nicht zu Gottes Plan, dass wir unser Leben auf unsere Weise führen, nach unserem Kopf und aus unseren eigenen Fähigkeiten und Begabungen heraus. Und es ist ebenso wenig Sein Wille, dass wir immer nur gewinnen. Gott ist viel zu gnädig, um dies zuzulassen. Sein Ziel ist es, dass wir Seinem Willen gemäß leben, damit Er die ganze Ehre dafür bekommt, was Er Gutes in uns und durch uns hervorbringt (vgl. Röm 11,36). Das beinhaltet logischerweise, dass manches außerhalb unserer eigenen Begabungen und Fähigkeiten erreicht werden muss. Das ist ein sehr wichtiger Punkt! Als Kinder Gottes sind wir dazu berufen, von Seiner Kraft und Macht abhängig zu sein.
Ein Grund dafür ist, dass wir Menschen sehr stolze Geschöpfe sind. Ist es nicht so, dass jeder von uns Lob und Anerkennung liebt? Davon ist keiner ausgenommen. Wir alle haben den Wunsch, so zu sein, wie Gott (vgl. 1.Mo 3,5). Und daher rührt auch unser Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit. Allerdings führt uns diese Ichbezogenheit in den Streit mit Gott, und auch mit anderen.
Wir wollen unseren Lebensweg bestimmen. Und Gott bestimmt doch, wo es hingeht. Wer glaubst du, wird diesen Wettstreit gewinnen? Um uns aus diesem egoistischen Denken herauszuhelfen, bringt Gott uns in Seiner großen Gnade in Situationen und an Orte, in denen wir keine Kontrolle und keinen Einfluss mehr haben. Das war es auch, was mit Shanna passierte. Sie hatte zwei Möglichkeiten:
- Sie konnte versuchen ihren alten Weg weiterzugehen, sich gegen die Schwierigkeiten durchzusetzen, und dabei andere Menschen verletzen.
- Oder sie könnte die Situation Gott überlassen und ganz auf Ihn vertrauen, auch dann, wenn Seine Wege für sie schwer zu verstehen sind.
Gott stellt uns täglich in verschiedene Situationen, in denen wir die Chance haben, Ihm zu vertrauen und Probleme mit Seiner Hilfe zu klären.
Wie gehst du zum Beispiel damit um, wenn ein Mensch dich absichtlich verletzt? Bist du bereit, ihm durch Gottes Kraft und Gnade zu vergeben oder möchtest du es auf deine Weise klären? Oder was tust du, wenn dein Ehepartner sich rücksichtslos dir gegenüber verhält? Möchtest du ihm auf Gottes Art begegnen oder auf menschliche?
Du weißt, was in Gottes Augen der richtige Weg wäre – auch wenn es völlig gegen dein Empfinden ist.
Gott wirkt über unsere Fähigkeiten hinaus
Jesus aber sprach zu ihnen: Sie haben es nicht nötig, wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sprachen zu ihm: Wir haben nichts hier als fünf Brote und zwei Fische. Da sprach er: Bringt sie mir hierher! Und er befahl der Volksmenge, sich in das Gras zu lagern, und nahm die fünf Brote und die zwei Fische, sah zum Himmel auf, dankte, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie dem Volk.
Matthäus 14,16-19
Als Jesus vor einer Gruppe von 5000 hungrigen Männern stand (denn die anwesenden Frauen und Kinder wurden nicht mitgerechnet), da waren seine Jünger nicht in der Lage, diese Menschen mit der nötigen Nahrung zu versorgen. Ihnen war ihre Unfähigkeit in dieser Situation mehr als bewusst. Und genau dort wollte Jesus sie haben.
Die besten Begegnungen mit unserem HERRN sind dann, wenn wir merken, dass wir Ihm vertrauen müssen, und nicht uns selbst! Gott fordert uns auf, im Glauben zu leben und nicht durch unsere Kraft, Klugheit oder Einsicht. Die Jünger wussten genau, dass fünf Brote und zwei Fische niemals für über 5000 Menschen reichen würden. Und sie hatten Recht. Es war einfach nicht genug da, um das Erforderliche zu tun. Doch ihr Fehler war, dass sie nicht über den Korb mit den Fischen und Broten hinaus schauten. Aber Jesus tat genau das. Er stand auf und versorgte sie, als ihre Hände leer waren. Aber die Geschichte wird noch besser. Christus vollbrachte das, wozu die Jünger selbst nicht fähig waren, und dann gebrauchte Er sie, um an andere das weiterzugeben, was Er vollbracht hatte.
Wie gnädig geht Gott mit uns um! Er versorgt uns mit dem, was wir nicht haben, und Er hat entschieden, uns trotz unserer Schwachheit, unseres negativen Denkens und unseres Klagens zu gebrauchen.
Ich habe viele Situationen erlebt, in denen ich nicht weiter wusste, weil es mir unmöglich war, Probleme zu lösen und Geschehenes rückgängig zu machen. Doch in vielen Situationen habe ich erlebt, wie Gott unerwartet eingriff. Er versorgt uns. Er steht uns bei uns hilft uns. Doch damit nicht genug; Er bindet uns in Seinen Plan mit ein und lässt uns ein Teil der Lösung des Problems sein, über das wir uns gerade noch beklagten. Gott tut dies, weil Er eine Beziehung mit uns will. Aber diese Beziehung ist erst dann möglich, wenn ich bereit bin Ihm zu vertrauen, dass Er fähig ist zu tun, was ich nicht tun kann. Ich muss mit mir selbst am Ende sein, um in Gott den Anfang zu sehen (vgl. Lk 15,17).
Nur auf Gott ist Verlass
Findest du dich in Situationen wieder, in denen es keinen Ausweg zu geben scheint? Bist du überfordert und weißt nicht, wie es weitergehen soll? Nun, das ist an sich keine schlechte Voraussetzung. Im Gegenteil, sie kann sogar sehr vorteilhaft für dich sein. Jeder von uns kennt dies aus seinem Alltag. Wir begegnen jeden Tag Menschen und Umständen, die wir nicht beeinflussen können.
Einen Menschen wirklich zu verändern ist etwas, dass völlig außerhalb unserer Macht liegt. Als ich mit meinem Beruf als Seelsorger begann, raubte mir der Gedanke, Menschen nicht helfen zu können, nächtelang den Schlaf. Dann erkannte ich, dass ich Gott nicht brauchen würde, wenn ich allein in der Lage wäre, Probleme zu lösen. Gott erinnerte mich auf diese Weise daran, dass Er der Retter war, und nicht ich! Er half mir, meinen Stolz und meine Ichbezogenheit zu erkennen, führte mich zur Besinnung und schenkte mir das Vertrauen in Seine Macht. Jetzt weiß ich, dass mein Job darin besteht, Menschen auf Jesus hinzuweisen. Jesus ist der Weg, und ich bin nur ein Wegweiser. Wenn Menschen zu mir in die Seelsorge kommen, dann möchte ich, dass sie Jesus sehen. Mein Lebensmotto lautet seitdem: „Er muss zunehmen, ich aber muss abnehmen!“ (Joh 3,30).
wenn alles zusammenbricht, Lass das Evangelium dein Zentrum sein
Wenn du an einen Punkt kommst, an dem alles zusammenbricht, dann erinnere dich an das Evangelium! Denn nichts hilft uns so sehr, die richtige Sicht über uns, unser Leben und über unsere Herausforderungen zu bekommen, wie das Evangelium.
Stell dir vor, wie du am Berg Golgatha stehst, an dem Tag, als dein Erlöser gekreuzigt wurde. Die Jünger erlebten diese Szene hautnah mit. Und sie waren es auch, die später mit der Botschaft Jesu die ganze römische Welt auf den Kopf stellten. Doch zuerst mussten sie mit ansehen, wie ihr Freund und Erlöser durch die Hand der römischen Soldaten hingerichtet wurde. Und in diesem Moment verstanden sie nichts mehr.
Hast du jemals so etwas erlebt, was die Jünger an diesem Tag erlebten, dass etwas geschieht, das dich völlig aus der Bahn wirft und dir das Gefühl gibt dass alle Hoffnung verloren ist? Zuzusehen, wie ihr Freund stirbt, versetzte sie in völlige Fassungslosigkeit. Schließlich hatte sie all ihre Hoffnungen auf Ihn gesetzt. Sie erwarteten, dass Er der große König sein würde. Doch nun hing Er blutend und sterbend an einem rauen Holzkreuz, wie ein gemeiner Verbrecher. Sie waren entsetzt.
Nur wenige Stunden zuvor hatte Petrus versucht, Jesus mit seinem Schwert zu verteidigen. Und nun sieht er, wie sein geliebter Freund und König Jesus verblutet. Die Jünger waren verwirrt, ohne Hoffnung, wütend und verzweifelt, als sie all ihre Träume dort am Kreuz sterben sahen.
Die Erfahrung der Jünger unterscheidet sich kaum von unserer eigenen. Denn damals wie heute ist Gott dabei, etwas Größeres zu vollbringen, als wir es je erwartet hätten. Nach außen schien es, als wäre Jesus ungewollt durch die römische Regierung ermordet worden; doch die Bibel sagt uns, dass es der Wille Jesu und der Plan Seines Vaters war, dass dies geschah. Warum? Nun, weil ein ewiger und göttlicher König weitaus besser ist, als ein menschlicher, vergänglicher König. Dies konnten die Jünger damals noch nicht begreifen. Doch kurze Zeit später verstanden sie es, und gaben diese Wahrheit weiter, bis sie dich und mich erreichte. Wir können nun zurückschauen und dem HERRN dafür danken, dass Er die Wünsche und Gebete der Jünger an diesem schrecklichen Tag nicht erhörte. Kannst du nun verstehen, warum Er auch deine Wünsche und Gebete manchmal nicht erhört?
Möchtest du im Glauben leben?
Bedauerlicherweise mögen wir es gar nicht, über etwas im Unklaren zu sein. Im Glauben zu leben fällt uns nicht leicht. Wir wollen gerne das Ende einer Sache kennen, bevor wir damit beginnen. Wir wollen wissen, ob der Weg, den wir gehen auch der richtige ist. Und wir möchten im Rahmen unserer eigenen Fähigkeiten handeln. Hierin unterscheiden wir uns nicht von den Jüngern.
Aber Gott ruft uns dazu auf, Ihm zu glauben, und dein Leben im völligen Vertrauen auf Ihn zu führen. Das bedeutet, dass Er dir nicht alle Antworten geben wird, die du erwartest. Denn wenn Er dies tun würde, dann läge dein Vertrauen wieder in dir selbst und nicht in Ihm. Daher ist eine tägliche Besinnung auf das Evangelium der einzige Weg, um ein Leben im Glauben zu führen. Das Evangelium erinnert uns daran, dass auf unseren Verstand kein Verlass ist; es erinnert uns daran, wer dieser Gott ist, der uns auf ungewisse Wege führt.
Wenn du also Gottes Handeln in deinem Leben nicht verstehst, dann ist der beste Umgang damit der, dass du dich vor Gott demütigst, indem du Ihm für Seine gnädige Führung dankst. Das bedeutet noch lange nicht, dass sich dein Leben auf einen Schlag verbessert. Shannas Lebensumstände änderten sich nicht. Aber ihr Blick auf das Leben und ihre Gedanken über Gott änderten sich radikal. Durch all die Schwierigkeiten, die sie erlebt hatte, führte Gott sie an den Punkt, dass sie ihr Vertrauen in sich selbst verlor, und den Glauben an Gott fand. Sie wusste nicht genau, was in Zukunft auf sie zukommen würde, doch sie hatte sich entschieden, Gott zu vertrauen.
Wenn du glaubst, dass Gott dir etwas vorenthält, dann denke darüber nach, ob Er vielleicht vorhat, dir etwas viel besseres zu geben. Vielleicht gibt Er dir nicht das, was du im Moment gerne hättest, doch ganz sicher wird Er dir einmal etwas geben, das weitaus großartiger ist, als du es dir jemals vorstellen kannst.
Am besten beginnst du damit, Gott für Seine souveräne Gnade in deinem Leben zu ehren. „Seid in allem dankbar; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch“ (1.Thess 5,18). Beginne heute damit und mache es zu deiner täglichen Gewohnheit.
© Rick Thomas und Herold-Schriftenmission. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Autors.
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