Nachbarn mit dem Evangelium erreichen

Unsere Nachbarn mit dem Evangelium erreichen

Es war ein sehr dunkler und stürmischer Abend. In unserer Nachbarschaft fand ein großes Grillfest statt zu dem wir ein paar Nachbarn eingeladen hatten, in der Hoffnung, mit ihnen über Gott reden zu können. Aber wegen des schlechten Wetters hatten fast alle von ihnen abgesagt. Ich war deshalb wirklich enttäuscht und überlegte, auch zu Hause zu bleiben, dort, wo es trocken und gemütlich war. Aber letztendlich zog ich mir doch meine Regenjacke über und ging hin.

Gott schenkte es, dass ich tatsächlich mit einem Nachbarn in ein Gespräch kam, und ich konnte ihn in den Gottesdienst einladen. Alles nur, weil ich zu einem örtlichen Treffen gegangen war – das nicht mal von der Kirche oder anderen Christen veranstaltet wurde – mit dem Ziel, meine Nachbarn zu treffen.

Ich halte mich nicht grad für den besten Evangelisten der Welt. Aber im Laufe der Jahre habe ich versucht, treu darin zu sein, und ich habe ein paar Dinge darüber gelernt, wie man seine Nachbarn mit dem Evangelium erreicht. Aus dem Grund möchte ich auch etwas darüber teilen, wie wir sie vermutlich nicht erreichen.

Wie wir unsere Nachbarn nicht erreichen

Wir erreichen unsere Nachbarn nicht mit Wunschdenken

„Wenn du es baust, wird er kommen.“ Das galt für Kevin Costner in dem Film Feld der Träume, und es galt vermutlich für viele Generationen von Christen im christlich geprägten Westen. Wenn man ein schönes neues Kirchengebäude baute, kamen die Menschen. Aber das stimmt heute nicht mehr. Tim Keller schrieb:

Eintausend Jahre lang basierte das grundlegende Modell der westlichen Kirche auf dem gesellschaftlichen Fakt, dass die Menschen kommen würden, die vorbereitet und positiv eingestellt sind, denen wir einfach unsere fundierten biblischen Predigten halten müssten. Aber das ist zunehmend nicht mehr der Fall.1

In der westlichen Welt – insbesondere nach der Corona-Pandemie – fühlen sich die Menschen nicht mehr verpflichtet, zur Kirche zu gehen, um ihren guten Ruf zu wahren. Die Wahrheit ist: Selbst wenn man eine Kirche baut, werden die Leute sehr wahrscheinlich nicht kommen. Unser Wunschdenken wird unsere Nachbarn nicht erreichen.

Wir erreichen unsere Nachbarn nicht mit Sonderprogrammen

Zumindest geschieht dies normalerweise nicht. Sonderprogramme wie Weihnachtsaufführungen und Osteranspiele sind an sich gute Möglichkeiten. Manche Menschen sind tatsächlich durch solche Veranstaltungen zum Glauben an Christus gekommen (vielleicht ja auch du selbst!).

Aber historisch gesehen haben solche Sonderveranstaltungen nur einen sehr geringen Einfluss darauf, dass Menschen danach regelmäßig die Gemeinde besuchen und unter Gottes Wort kommen. Nur sehr wenige berichten, dass sie durch solche Veranstaltungen zum Glauben gekommen sind, trotz der hohen Kosten, die sie häufig verursachen.

Viele Nicht-Christen sind sogar oft (verständlicherweise) misstrauisch gegenüber allem, was nach einer Lockvogel-Taktik aussieht. Sonderprogramme unserer Ortsgemeinden erreichen (in der Regel) unsere Nachbarn nicht.

Wir erreichen unsere Nachbarn nicht mit einer Festungsmentalität

Denken wir einmal an die Merkmale vieler moderner Häuser: Sie sind umgeben von Sichtschutzzäunen, haben Alarmanlagen, Überwachungskameras, die auf jede Tür ausgerichtet sind, usw. Es ist nichts Falsches daran, unsere Familien schützen zu wollen. Aber vielleicht spiegeln diese Sicherheitsmaßnahmen etwas wider, woran wir mittlerweile glauben.

Um es mit den Worten von Rosaria Butterfield zu sagen:

Wir betrachten unsere Häuser mittlerweile als Festungen, die eher Menschen fernhalten sollen, als dass sie missionarische Außenposten wären, die dazu dienen, Menschen einzuladen.“

Mit einer Festungsmentalität erreichen wir unsere Nachbarn nicht.

Wenn wir unsere Nachbarn nicht mit Wunschdenken, speziellen Programmen oder einer Festungsmentalität erreichen können, was sollen wir dann tun?

Wie wir unsere Nachbarn erreichen

Wir werden unsere Nachbarn mit Buße erreichen

Wir wissen, dass Jesus uns geboten hat, Menschen zu Jüngern zu machen. Und dazu gehört, Nichtchristen das Evangelium zu predigen. Das Problem ist, dass viele Christen genau das nicht tun.

Donald Whitney argumentiert, dass Evangelisation eine geistliche Disziplin ist:

Es gehört eine gewisse Disziplin dazu, deine Nachbarn zu fragen, wie du für sie beten kannst oder ob sie Zeit haben, mit dir essen zu gehen. Du musst dich dazu disziplinieren, dich außerhalb deiner Arbeitszeit mit deinen Kollegen zu treffen. Aber viele solcher Gelegenheiten zur Evangelisation werden sich nie ergeben, wenn du nur darauf wartest, dass sie spontan entstehen.2

Evangelisation erfordert schlicht und einfach Disziplin. Und wir alle sind als Christen dazu aufgerufen. Wir erreichen unsere Nachbarn nicht, indem wir eine gute Theologie von Evangelisation haben, sondern wenn wir ein bußfertiges Herz haben, das uns dazu bringt, das zu leben, was wir predigen.

Wir erreichen unsere Nachbarn durch Gebet

Die Bibel sagt uns, dass es zu unserer Aufgabe gehört, zu den Verlorenen zu gehen, um ihnen treu die gute Nachricht des Evangeliums zu verkünden und sie aufzurufen, mit Buße und Glauben darauf zu reagieren. Die Reaktion darauf, die Bekehrung, ist Gottes Werk.

Deshalb müssen wir beten. Jesus lehrte, dass die Ernte groß ist, es aber nur wenige Arbeiter gibt (vgl. Mt 9,37-38). Das Erste, was wir also tun müssen, ist, Gott darum zu bitten, dass er mehr Arbeiter in die Ernte schickt. Außerdem müssen wir darum beten, dass Gott uns die Gelegenheiten zur Evangelisation schenkt und wir sie auch erkennen, dass wir den nötigen Glauben und den nötigen Mut besitzen, um sie zu nutzen, und dass Gott unsere Bemühungen gebraucht, um das Wunder der Bekehrung zu bewirken.

Wir erreichen unsere Nachbarn durch die Gnade des Heiligen Geistes

Die Überzeugung, dass Gott für Bekehrungen verantwortlich ist, ist niemals ein Hindernis für Evangelisation, vielmehr schenkt sie die Freiheit, alle Anstrengungen zu unternehmen, das Evangelium weiterzugeben und alle Ergebnisse ihm anzuvertrauen. Hierfür möchte ich einige Beispiele nennen:

1. Lade deine Nachbarn zum Abendessen ein

Selbst wenn ihr schon seit Jahren Tür an Tür wohnt und vielleicht noch nie miteinander gesprochen habt, reicht ein einfacher Satz wie: „Es tut mir leid, dass wir uns noch nicht kennengelernt haben. Möchtet Ihr diesen Monat zu uns zum Abendessen vorbeikommen?“ Ein Vorschlag wäre zum Beispiel, ein Grillfest im Garten, zu dem sie etwas mitbringen könnten.

Draußen fühlen sich die meisten Leute weniger eingeschüchtert, und wenn sie was zum Essen mitbringen, haben sie außerdem noch das Gefühl, Teil des Abends zu sein.

2. Nutze Feiertage und besondere Anlässe

Im Sommer gibt es immer wieder Gelegenheiten, bei denen sich die Nachbarn draußen aufhalten und miteinander reden. Das ist die Chance. Wir mieten beispielsweise eine Hüpfburg, planen Spiele und ermutigen Familien, uns und andere Mitglieder unserer Kirche kennenzulernen. Wir haben beispielsweise einmal zu Weihnachten einen Weihnachtsfilm auf unsere Garagentür projiziert und Kekse in der Einfahrt angeboten.

An Feiertagen veranstalten wir regelmäßig Grillpartys in unserer Nachbarschaft. Wenn es also um Gelegenheiten zur Evangelisation geht, bieten Feiertage und besondere Ereignisse einfache Möglichkeiten.

3. Lade deine Nachbarn in den Gottesdienst ein

Wenn du deine Nachbarn kennenlernst und anfängst, eine gute Beziehung zu ihnen aufzubauen, lade sie unbedingt in den Gottesdienst ein. Auch wenn sie anfangs womöglich nicht möchten, welche Kirche oder Gemeinde werden sie wohl besuchen, wenn sie ihre Meinung ändern und das Bedürfnis nach einem Gottesdienst empfinden?

Richtig – deine!

Unsere Nachbarn werden die Wahrheit über Jesus erfahren, wenn sie in die Kirche kommen, und sie kommen viel eher, wenn sie von jemandem eingeladen werden, den sie kennen.

Fazit

Jeder Christ möchte, dass seine Nachbarn zum rettenden Glauben an Jesus kommen, und ich bin mir sicher, dass es dir genauso geht. Die Evangelisation unserer Nachbarn beginnt mit Buße und vertraut auf das Wirken des Heiligen Geistes, das sich im Gebet zeigt.

Möge der Herr der Ernte mehr Arbeiter in seine Ernte senden – und möge er bei dir und mir anfangen.


Fußnoten

  1. Timothy Keller, How to reach the west again: Six essential elements of a missionary encounter, New York: Redeemer City-to-City, 2020, S. 17-18. ↩︎
  2. Donald S. Whitney, Spiritual disciplines for the Christian Life, Colorado Springs, CO: Navpress, 1998, S. 109. ↩︎

Dieser Artikel erschien zuerst bei 9Marks, unter dem Titel Reaching our Neighbors with the Gospel. Die Übersetzung und Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung.

Das könnte dich auch interessieren ...