Warum müssen wir beten
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Warum müssen wir beten? 3 Gründe, warum du es dir nicht leisten kannst nicht zu beten

Warum müssen wir beten? Warum sollten ich beten? Will ich denn überhaupt beten?

Kennst du diese Fragen?

Ich kenne sie nur allzu gut. Wer hat nicht schon Sprüche gehört wie: „Für einen Christen ist Beten so wichtig wie das Atmen!“ Ohne Gebet kein geistliches Leben.

Jetzt würden die meisten von uns, wenn nicht sogar alle Christen, dieser Aussage zustimmen. Wer möchte denn ernsthaft bestreiten, dass das Gebet ein wesentlicher Bestandteil der christlichen Glaubenspraxis ist? Schließlich werden wir in der Bibel an zahlreichen Stellen aufgefordert zu beten.

Auf die Frage, „warum sollte ich beten?“, würden die meisten Christen vermutlich als aller Erstens laut rufen: Weil die Bibel und dazu auffordert! Nun, dass ist natürlich richtig und sollte als Grund auch schon ausreichen. Hier habe ich dir einmal die wichtigsten Bibelstellen aufgeführt:

1. Du solltest beten, weil die Bibel uns dazu auffordert

  • Das Buch der Psalmen ist eine Einladung zum Gebet. Im Alten Testament finden wir ein ganzes Buch mit 150 Psalmen, bzw. Gebeten. Schon alleine die Tatsache, dass wir dieses Buch in der Bibel finden, sollte uns verdeutlichen, wie wichtig das Gebet im Leben der Gläubigen ist.
  • Jesus fordert uns zum Beten auf: „Jesus wollte seinen Jüngern zeigen, dass sie unablässig beten sollten, ohne sich entmutigen zu lassen. Deshalb erzählte er ihnen folgende Geschichte“ (Lk 18,1)
  • Paulus fordert uns zum Beten auf:
    1. „Macht euch um nichts Sorgen! Wendet euch vielmehr in jeder Lage mit Bitten und Flehen und voll Dankbarkeit an Gott und bringt eure Anliegen vor ihn“ (Phil 4,6)
    1. „Betet mit aller Ausdauer, voll Dankbarkeit gegenüber Gott und ohne in eurer Wachsamkeit nachzulassen.“ (Kol 4,2-3)
    1. „Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen!“ (1Thess 5,17)
    1. „Das Erste und Wichtigste, wozu ich die Gemeinde auffordere, ist das Gebet. Es ist unsere Aufgabe, mit Bitten, Flehen und Danken für alle Menschen einzutreten“ (1Tim 2,1)
  • Jakobus fordert uns zum Beten auf: „Macht jemand von euch Schweres durch? Dann bete er! Erlebt jemand eine Zeit der Ermutigung? Dann singe er Loblieder [wörtlich: Psalmen; siehe oben]“ (Jak 5,13)
  • Petrus fordert uns zum Beten auf: „Beugt euch also unter die starke Hand Gottes; dann wird er euch erhöhen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Und legt alle eure Sorgen bei ihm ab, denn er sorgt für euch“ (1Petr 5,6-7)

Es ist also unbestritten, dass die Bibel uns dazu auffordert, zu beten.

Doch ich habe eine große Vermutung und du darfst Nicken, wenn ich recht habe:

Du kennst alle diese Stellen, aber dennoch führst du kein aktives Gebetsleben?

War das ein Nicken?

Habe ich es mir doch gedacht. Aber keine Sorge. Mir ging es lange Zeit genauso wie dir, und vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich aus einem christlichen Elternhaus komme, studierter Theologe bin und bereits Pastor war.

Und trotzdem kann ich nicht behaupten, ein aktiver Beter gewesen zu sein. Damit du mich nicht missverstehst. Natürlich habe ich gebetet: Am Tisch zu Hause; beim Predigt vorbereiten und bei zahlreichen öffentlichen Gemeindeveranstaltungen.

Und dennoch…

Dennoch war mir während dieser Zeit klar, dass ein aktives Gebetsleben anders aussieht. Lass mich dir das mit einem Beispiel illustrieren, dass dir vielleicht etwas merkwürdig vorkommt, aber ich denke, es verdeutlicht diesen Punkt sehr gut.

Stell dir ein Ehepaar vor, das nach außen hin einen recht passablen Eindruck macht. Sie gestalten ihr Leben miteinander, haben ihre Jobs und ihre Kinder und leben so, wie ein Ehepaar halt lebt. Sie sind freundlich und zuvorkommend miteinander – aber haben nur sehr selten Sex. Sie haben Kinder, deshalb haben sie zumindest ein paar Mal miteinander geschlafen, aber ansonsten läuft nicht viel. Sagen wir im Durchschnitt steigen sie einmal im Monat ins Bett. Und was sie dabei erleben, ist ungefähr so umwerfend wie die Tagesschau – immer dasselbe, alles schon einmal gehört.

Es ist nicht so, dass Sex überhaupt keine Rolle mehr in ihrer Ehe spielt (schließlich gehört er dazu), aber von einem wirklich erfüllten Sex-Leben, wie es die Bibel eigentlich für die Ehe vorsieht (vgl. Spr 5,18-19; Hld 5,1; 7,7-11; 1Kor 7,3-5) und wie die beiden es sich erhofft hatten, kann keine Rede sein. Die Vertrautheit und Freude ist der Distanz und der Unlust gewichen. Die Beziehung ist noch da, aber die Qualität der Beziehung steht auf dem Spiel.

Vielleicht ist jetzt deutlicher, was ich unter einem Gebetsleben meine. Es ist nicht so, dass wir überhaupt nicht mehr beten, aber es fällt uns schwer, kostet Überwindung und ist kein wesentlicher Aspekt unseres Alltags. Die Beziehung zu Gott läuft auf Sparflamme. Das kann unterschiedliche Gründe haben, auf die ich in einem gesonderten Artikel eingehen werde.

Jetzt soll es um die Frage gehen, warum die Bibel einen solchen Schwerpunkt auf das Gebet legt.

Und das bringt mich zu einem zweiten Punkt:

2. Du solltest beten, weil das ein wesentlicher Aspekt unseres Menschseins ausmacht

All diese Gebets-Aufforderungen von den Psalmisten, von Jesus und den Aposteln gründen in der grundsätzlichen Annahme, dass wir Menschen für die Beziehung mit Gott geschaffen sind. Als Paulus mit den Athenern über Gott sprach, erklärte er ihnen die biblische Lehre von der Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf:

„Mit allem, was er [Gott] tat, wollte er die Menschen dazu bringen, nach ihm zu fragen; er wollte, dass sie – wenn irgend möglich – in Kontakt zu ihm kommen und ihn finden. Er ist ja für keinen von uns in unerreichbarer Ferne. Denn in ihm, dessen Gegenwart alles durchdringt, leben wir, bestehen wir und sind wir. Oder, wie es einige eurer eigenen Dichter ausgedrückt haben: ‚Er ist es, von dem wir abstammen.‘“ (Apg 17,27-28)

An die Christen in Kolossä schrieb er:

„Aber für uns steht fest: Es gibt nur einen Gott – den Vater, von dem alles kommt und für den wir geschaffen sind. Und es gibt nur einen Herrn – Jesus Christus, durch den alles geschaffen wurde und durch den auch wir das Leben haben“ (1Kor 8,6)

Paulus verdeutlicht, dass wir von Gott und für die Beziehung zu ihm geschaffen wurden.

Und das Gebet ist das Mittel, wie wir mit Gott in Kontakt treten und diese Beziehung pflegen (in Kombination mit dem Wort Gottes). Deshalb ist es so wichtig, dass wir ein Gebetsleben haben.

Dieser Punkt ist mir erst in den letzten Jahren wirklich bewusst geworden, und ich bin immer noch dabei, ihn zu lernen. Vielleicht hast du schon das berühmte Gebet vom Kirchenvater Augustinus gehört: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet, in dir.“

Augustinus beschreibt hier die grundsätzliche Rastlosigkeit des menschlichen Herzens, das immer für etwas leben muss und daher ständig versucht, unserem Leben einen Sinn zu geben. Die einen suchen diesen Seelenfrieden in einer erfüllten Karriere, in Freundschaften oder Liebesbeziehungen, in einem bestimmten Lebensstil oder Hobby. Jeder Mensch muss für irgendetwas leben – selbst wenn es der Dienst an anderen Menschen ist.

Diese innere Unruhe, das drängende Verlangen nach einem erfüllten Leben, nach Sinn, ist unserer Spezies eigen. In ganz dunklen Momenten habe ich mir schon die Frage gestellt, ob es nicht weitaus besser wäre ein Tier zu sein, da Tiere diese Existenzfragen (vermutlich) nicht kennen. Natürlich kein langweiliger Goldfisch, aber vielleicht ein großer, fieser Kaiman irgendwo im Amazonasbecken, sozusagen der King im Tümpel, der an der Spitze der Nahrungskette steht und keine natürlichen Feinde hat, und dessen Leben nur darin besteht, zu fressen und sich zu sonnen. Oder eine Katze. Eine Katze in einer interessanten Straße, bei netten Menschen wäre auch nicht schlecht. 15 Stunden am Tag schlafen und ansonsten nur Fressen und aus dem Fenster gucken.

Aber ich bin kein Tier, sondern ein Mensch. Und das bedeutet, dass ich – im Gegensatz zum Kaiman und der Katze – im Ebenbild Gottes geschaffen bin. Ganz zu Beginn in der Bibel lesen wir im biblischen Schöpfungsbericht, wie Gott ganz bewusst den Menschen erschafft und ihn von der übrigen Schöpfung abgrenzt:

„Gott sprach: ‚Lasst uns Menschen machen als unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Sie sollen über die Fische im Meer, die Vögel am Himmel, die Nutztiere, die wilden Tiere und alle Kriechtiere herrschen.‘ So schuf Gott den Menschen als sein Bild. Als Gottes Ebenbild schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete die Menschen und sagte zu ihnen: ‚Seid fruchtbar und vermehrt euch. Bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz. Herrscht über die Fische im Meer, die Vögel am Himmel und alle Kriechtiere.‘“ (1Mo 1,26-28)

Der Mensch wurde als Gottes Vizeregent über die Erde erschaffen und das beinhaltet eine Verantwortung vor Gott, wie auch der weitere Bibeltext deutlich macht. Gott spricht mit dem Menschen, segnet ihn, gibt ihm aber auch klare Bestimmungen für die Gottesbeziehung auf den Weg (vgl. 1Mo 2,16-17).

Nun wissen wir, wie die Geschichte weiterging. Der Mensch sündigte und versteckte sich anschließend vor Gott – die einstige intakte Beziehung war gestört (vgl. 1Mo 3). Als Strafe musste der Mensch den Garten Eden verlassen, doch nicht ohne eine Verheißung auf eine zukünftige Erlösung (vgl. 1Mo 3,15). Der weitere Geschichtsverlauf lehrt uns, dass Gott weiterhin den Menschen sucht, ihm nachgeht und die Beziehung zu ihm sucht.

Wir Menschen mögen zwar von Gott getrennt sein, aber wir leben immer noch in seiner Welt. Er ist immer noch unser Schöpfer und wir sind immer noch seine Geschöpfe. Wir sind immer noch Menschen und damit von Gott abhängig. Was bedeutet das jetzt für das Gebet?

Wenn wir von Gott und für die Beziehung mit Gott geschaffen sind, dann gehört die Kommunikation mit Gott zu unserem Menschsein dazu. Es ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Die Psalmisten haben das verstanden. So lesen wir in Psalm 36,10:

„Bei dir [Gott] ist die Quelle des Lebens. In deinem Licht, sehen wir das Licht.“

Aus diesem Grund stellt die Bibel immer wieder unser geistliches Bedürfnis unseren natürlichen Bedürfnissen gegenüber.

„Er [Gott] wollte euch damit zeigen: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund des HERRN kommt“ (5Mo 8,3).

Als Jesus die samaritanische Frau am Jakobsbrunnen traf, erklärte er ihr:

„Jeder, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr durstig sein. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einer Quelle werden, die unaufhörlich fließt, bis ins ewige Leben.“ (Joh 4,13-14)

Etwas Ähnliches sagte Jesus, als er von sich als dem guten Hirten sprach, im Kontrast zu den schlechten Hirten:

„Ich aber bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle.“ (Joh 10,10).

Jesus verspricht hier eine besondere Lebensqualität, die nur in ihm zu finden, der gekommen ist, um uns zurück zu Gott zu bringen.

Die Psalmisten im Alten Testament kannten diese geistliche Lebensqualität bereits, auch wenn sie Christus nur symbolhaft im alttestamentlichen Gottesdienst kannten, und beklagen die empfundene Gottesferne in ihren Gebeten.

„Wie der Hirsch nach frischem Wasser lechzt, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott. Meine Seele dürstet nach Gott, ja, nach dem lebendigen Gott. … Warum bist du so bedrückt, meine Seele? Warum stöhnst du so verzweifelt? Warte nur zuversichtlich auf Gott! Denn ganz gewiss werde ich ihm noch dafür danken, dass er mir sein Angesicht wieder zuwendet und mir hilft“ (Ps 42,2-6).

David, die anderen Psalmisten sowie die neutestamentlichen Apostel würden uns sagen, dass wir erst dann wirklich unser Menschsein ausleben, wenn wir Gott als die Quelle des Lebens gefunden haben und ständig zu ihm zurückkehren, um unseren Durst zu stillen. Das bedeutet es, zu beten.

Um es mit moderneren Worten zu sagen: Du bist nicht du selbst, wenn du nicht betest! Oder: Wir können unser Potenzial als Menschen erst dann voll ausschöpfen, wenn wir beten. Erst dann, wenn wir eine geklärte Beziehung zu Gott haben und diese Beziehung pflegen, können wir die werden, die wir eigentlich sein sollten.

Wir sollten daher beten, weil es ein wesentlicher Aspekt unseres Menschseins ausmacht. Und Mensch zu sein, bedeutet, sterblich zu sein und in einer unsicheren Welt zu leben.

3. Du solltest beten, um dich auf die Begegnung mit Gott vorzubereiten

Dieser Punkt ist mir in den letzten Jahren besonders wichtig geworden, wo ich mich der Lebensmitte nähere und, zumindest statistisch gesehen, auf die Hälfte meines Lebens zurückblicke.

Wenn ich mir bewusst die Zeit nehme und darüber nachdenke, dass ich irgendwann sterben werde und anschließend in die Gegenwart Gottes komme, erscheint mir der Gedanke nicht zu beten vollkommen absurd!

Wenn ich doch davon überzeugt bin, ein Kind Gottes zu sein und die Ewigkeit bei meinem himmlischen Vater zu verbringen werde, dann sollte es nur logisch sein, dass ich jetzt schon seine Nähe im Gebet suche.

Ein Christ, der nicht betet, ist letztlich nicht wirklich von dem überzeugt, was er eigentlich zu glauben vorgibt.

Wie gesagt, es mag unterschiedliche Gründe geben, warum es uns schwerfällt zu beten, und wir werden uns diese Gründe noch in einem eigenen Artikel anschauen. Aber empfindest du es nicht auch so, dass es eigentlich angesichts der Tatsachen unvernünftig ist, nicht zu beten?

Je älter man wird – so empfinde ich es jedenfalls – desto mehr wird man mit dem Tod und dem Ende des irdischen Lebens konfrontiert. Fakt ist, dass jeder von uns diesen Weg durchs finstere Tal beschreiten muss und glücklich dürfen wir sein, wenn wir uns darauf vorbereiten können. Doch wir haben es nicht in der Hand. Ich kenne Beispiele aus meinem näheren Umfeld, wo junge Menschen von jetzt auf gleich aus dem Leben gerissen wurden. Ohne Ankündigung. Ohne die Möglichkeit sich zu verabschieden. Ohne die Möglichkeit, sich gedanklich darauf vorzubereiten.

Ich bin ganz ehrlich: diese Beispiele beunruhigen mich, und ich bete in letzter Zeit häufig darum, dass Gott mir gnädig ist und mich nicht so plötzlich aus dem Leben reißt. Aber ich habe es nicht in der Hand. Was ich jedoch in der Hand habe, ist, wie ich mit der Zeit umgehe, die mir gegeben ist.

Es ist möglich, dass wir eine ärztliche Diagnose erhalten, die uns bescheinigt, dass sich unsere Lebenszeit nur noch auf wenige Monate beschränkt. Das ist für die Betroffenen tragisch, aber irgendwo auch heilsam, weil einem nun bewusst wird, wie kostbar die verbleibende Zeit noch ist. Nur ein Narr würde daraufhin weiter ein triviales Leben führen, als ob nichts gewesen wäre.

Tatsache ist aber, dass die grundsätzliche Diagnose vom Ende unseres Leben uns allen bescheinigt ist, ob uns das gefällt oder nicht. Und je mehr ich über die Unsicherheit des Lebens nachdenke, desto dringender wird mir die Notwendigkeit des Gebets. Denn im Gebet wende ich mich an meinen Schöpfer, in dessen Hand unser aller Leben steht. Jesus sagte: „Und das ewige Leben zu haben heißt, dich zu kennen, den einzigen wahren Gott, und den zu kennen, den du gesandt hast, Jesus Christus“ (Joh 17,3).

Doch wir Menschen – seien wir gläubig oder nicht – verdrängen gerne diesen Gedanken an den Tod. Gerade, wenn wir noch jung sind und meinen, das Leben noch vor uns zu haben. Daher rät uns der Prediger aus dem Alten Testament:

„Und denke an deinen Schöpfer in den Tagen deiner Jugendzeit, bevor die Tage des Übels kommen und die Jahre herannahen, von denen du sagen wirst: Ich habe kein Gefallen an ihnen!“ (Pred 12,1).

Vielleicht deprimiert dich all dieses Gerede von Tod und Vergänglichkeit. Natürlich ist es kein schönes Thema. Aber es zu ignorieren wäre völlig falsch. Doch als Christen dürfen wir aufgrund der Auferstehung Jesu wissen, dass der Tod als unser Feind besiegt ist.

Petrus schrieb an die erste Generation von Christen, die Jesus nicht mehr persönlich kennengelernt hatte und großem Druck vonseiten ihrer Mitmenschen ausgesetzt war:

„Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem großen Erbarmen hat er uns durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten ein neues Leben geschenkt. Wir sind von neuem geboren und haben jetzt eine sichere Hoffnung, die Aussicht auf ein unvergängliches und makelloses Erbe, das nie seinen Wert verlieren wird. Gott hält es im Himmel für euch bereit und wird euch, die ihr glaubt, durch seine Macht bewahren, bis das Ende der Zeit gekommen ist und der Tag der Rettung anbricht.“ (1Petr 1,3-5).

Achten wir einmal auf den letzten Satz. Petrus sagt, dass Gott uns durch den Glauben bewahren wird, sodass es ausgeschlossen ist, dass wir dieses himmlische Erbe verpassen. In der Elberfelder-Übersetzung wird es noch deutlicher, wo es heißt: „… die ihr in der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werdet zur Rettung…“ (Hervorhebung von mir).

Mit anderen Worten: Die Kraft Gottes wird in unserem Glauben sichtbar und garantiert, dass wir bis zum Ende durchhalten. Die Stärke unseres Glaubens kommt letztendlich nicht aus uns selbst, nach dem Motto: „Du musst nur ganz fest glauben!“, sondern wir werden durch Gottes Kraft im Glauben festgehalten! Deshalb folgen auch im weiteren Verlauf des Briefes so viele praktische Anwendungen, die alle darauf abzielen, die Beziehung zu Gott zu pflegen und entsprechend seinem Willen zu leben.

Letztendlich ist ein Leben im Glauben ein Leben in der Unterordnung Gottes. Ich erkenne an, wer er ist und wer ich bin und lege mein Leben ganz in seine Hände. Das ist eine Lebenshaltung, etwas, das wir immer wieder tun, manchmal sogar mehrmals am Tag. Deshalb könnte man 1. Petrus 5,6-7 auch als Zusammenfassung des ganzen Briefes und der christlichen Lebensführung verstehen. Das wird insbesondere in der Elberfelder-Übersetzung deutlich:

„Demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr alle Sorge auf ihn werft! Denn er ist besorgt für euch.“ (Hervorhebungen von mir)

Warum also müssen wir beten? Warum können wir es uns nicht leisten, nicht zu beten?

Wir müssen beten, um unser ganzes Leben mit all seinen Unsicherheiten, Freuden und Leiden, unserem Schöpfer anzubefehlen, dem wir nicht egal sind, sondern der uns schon jetzt im Glauben stärken möchte, bis er uns eines Tages zu sich holt.

Ein aktives Gebetsleben schützt zwar nicht vor Zweifeln und Ängsten im Angesichts des Todes (sei es unser eigener oder der anderer), aber wenn wir nicht beten, können wir damit rechnen, dass wir noch weniger auf die finsteren Tage vorbereitet sind.

Die Vorbereitung unserer Seele auf das Ende unseres Lebens, sollte ausreichend sein, um ins Gebet zu gehen.

Natürlich gibt es noch viele andere Gründe, die ich jetzt nicht aufgezählt habe. Zum Beispiel sollten wir beten, weil

  • … Gott als Gott anbetungswürdig ist,
  • … wir Gott für unzählige Segnungen Dank schulden,
  • … weil andere Menschen unsere Fürbitte brauchen,
  • … und wir Gott damit bewusst um sein Wirken in unserem Leben bitten.

Und eigentlich sollten wir beten wollen und nicht müssen!

Ich vermute auch, dass du im Grunde deines Herzens Beten willst, aber es fällt dir unheimlich schwer. Deshalb möchte ich im nächsten Artikel ausführlich auf die Frage eingehen: Warum uns beten so schwerfällt und was wir dagegen tun können.

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