Verschwörungstheorien und die Bibel
Dass es tatsächlich Verschwörungen gibt, ist unbestritten. Oft werden politische Verträge oder Einigungen heimlich beschlossen und erst nachher bekannt, oder Anschläge werden heimlich geplant und später ausgeführt. Ein Beispiel aus der neueren europäischen Geschichte ist der Hitler-Stalin-Pakt von 1939, der es Deutschland erlaubte, einige Tage später Polen anzugreifen und den Kontinent in den zweiten Weltkrieg zu stürzen. Fünf Jahre später, im Juli 1944, gab es eine weitere Verschwörung: Einige Offiziere verschworen sich trotz ihres „Eides auf den Führer“, Hitler zu töten. Es gibt auch Verschwörungen im Großformat: zum Beispiel das KZ-System in Deutschland und der Archipel Gulag in der UdSSR. Diese Maßnahmen wurden, so gut es ging (und das meiste war natürlich bekannt), heimlich geplant und ausgeführt.
Auch die Bibel berichtet von Verschwörungen. In Apostelgeschichte 23 erfährt Paulus, dass mehr als 40 Juden sich verschworen hatten, „weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet hätten“ (Apg 23,12). Diese Verschwörung ist misslungen und wir wissen bis heute nicht, ob die 40 ihr Wort hielten! Josefs Brüder verschworen sich, ihn zu töten, aber Ruben rettete ihn, so dass er nur verkauft wurde. Absalom plante einen Staatsstreich gegen seinen Vater David, der anscheinend lang verborgen blieb, bis „die Verschwörung stark wurde und es sammelte sich immer mehr Volk um Absalom. Da kam einer, der sagte es David an und sprach: Jedermanns Herz in Israel hat sich Absalom zugewandt“ (2Sam 15,12-13). In der Geschichte Israels und Judas wurden neun Könige durch Verschwörungen getötet.
Wenn jedoch heute über mögliche „heimliche Drahtzieher“ oder eine „Verschwörung“ diskutiert wird, meint man meistens etwas anderes, als wir es in den historischen und biblischen Beispielen gesehen haben. Es kommt nämlich ein entscheidendes Element dazu: Man geht davon aus, dass die versteckten Machenschaften auch über Jahrzehnte geheim gehalten werden können. Ich rede hier nicht von Geheimnissen, bei denen nur wenige Menschen involviert sind. Natürlich ist es möglich, dass ein Mann seine geheime Liebhaberin vor seiner Familie erfolgreich versteckt und das Geheimnis mit ins Grab nimmt. Oder einige Mitarbeiter in einer Firma könnten illegale Handlungen verdecken und Geld unterschlagen – das müsste nicht unbedingt auffliegen.
Der umstrittene Punkt betrifft solche geheimen Pläne, bei denen viele mitmachen müssen. Es gibt einige Beispiele solcher angeblichen Verschwörungen: Der Holocaust hat gar nicht stattgefunden oder wurde massiv übertrieben. Der Anschlag auf Präsident Kennedy wurde wegen irgendwelchen politischen Zielen geplant. (Neulich zählte ein Autor auf, dass bis heute 42 verschiedene Gruppen, 82 Schützen und 214 Menschen verdächtigt wurden.) Die Mondlandungen waren gefälscht. Die Angriffe auf das World Trade Center wurden von der CIA inszeniert. Ebenso ist es leicht, folgende Vermutungen über Corona zu finden: Das Virus wurde absichtlich als Biowaffe im Labor kreiert oder gezielt verteilt, um den reichen Eliten Gewinn zu verschaffen oder um sich der Alten zu entledigen. Im Westen verdächtigt man Bill Gates oder die CIA; in der muslimischen Welt sieht man COVID-19 als jüdische Verschwörung, um Geld zu machen, um Muslime zu töten oder um sie durch eine israelische Impfung massenweise zu sterilisieren.
Solche Verdächtigungen sind zunächst ein klarer Verstoß gegen das Gebot des Nichtrichtens. Die Unschuldsvermutung muss uns dazu leiten, solchen Argwohn nur bei eindeutigen Beweisen zu hegen. Unbeantwortete Fragen oder ungeklärte Ereignisse sind dafür nicht genug. In Gottes Augen ist jede Gruppe, jede Einzelperson unser Nächster. Die Bibel unterstützt die Annahme nicht, dass man bei der CIA das schlimmste vermuten dürfte!
Es gibt in der Bibel ein bekanntes Beispiel von einer geheim gebliebenen Verschwörung (die aber niemals stattgefunden hat). In Matthäus 28,11-15 erzählt der Autor, was nach Jesu Auferstehung geschah:
Einige von der Wache [kamen] in die Stadt und verkündeten den Hohepriestern alles, was geschehen war. Und die kamen mit den Ältesten zusammen, hielten Rat und gaben den Soldaten viel Geld und sprachen: Sagt, seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen. Und wenn es dem Statthalter zu Ohren kommt, wollen wir ihn beschwichtigen und dafür sorgen, dass ihr nichts zu fürchten habt. Sie nahmen das Geld und taten, wie sie angewiesen waren. Und diese Gerücht hat sich bei den Juden verbreitet bis auf den heutigen Tag.
Die angebliche „Verschwörung“ war, dass die Jünger den Leichnam Jesu gestohlen hatten. Dem war jedoch nicht so! Wäre es so gewesen, hätte wohl irgendein Jünger mit der Zeit seinen Glauben an den Nagel gehängt. Schließlich würde er ja wissen, dass alles erlogen war. Die Manipulationen des Hohen Rats – die reale Verschwörung! – sind so aufgeflogen; vielleicht bekannte irgendwann ein beteiligter Soldat oder Priester die Wahrheit (vgl. Apg 6,7).
Viele Juden glauben bis auf den heutigen Tag, dass die Auferstehung eine geheim gebliebene Verschwörung war. Die Machenschaften der Jünger sollen über Jahrhunderte verborgen geblieben sein. Die Bibel benutzt jedoch die Auferstehung als Beispiel, um dieses Verschwörung-Verständnis zu widerlegen. Es gab die „Auferstehungs-Verschwörung“ nicht. Und das wissen wir, gerade weil nie Beweise dafür aufgetaucht sind. Es gibt keine geheim gebliebenen Verschwörungen. Die wahre Verschwörung hingegen – die Lüge der Ältesten – ist bekannt geworden, obwohl die Beteiligten großes Interesse daran hatten, ihre Machenschaften geheim zu halten. Dass bei den Jüngern nichts Derartiges ans Licht kam ist ein Beweis für die Wahrhaftigtkeit der Auferstehung!
Aber wir müssen einen Schritt tiefer gehen. Die Bibel ist Gottes Wort. Sie lehrt uns das, was wir wissen müssen. Wenn es Verschwörungen geben würde, die geheim gehalten werden könnten, wäre es gerade die Bibel, die uns das offenbaren würde. Denn vor Gott und seinem Wort bleibt nichts verborgen; es ist „lebendig und kräftigt und schärfer als jedes zweischneidige Schwert … ein Richter unserer geheimsten Wünsche und Gedanken. Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes“ (Hebr 4,12-13). Aber Gott lehrt uns nicht, dass verborgene Machtmenschen das Weltgeschehen steuern. Die Probleme der Welt kommen nicht daher, dass selbstsüchtige, korrupte oder geldgierige Eliten insgeheim ihre Pläne schmieden. Davor brauchen wir uns nicht zu fürchten. Darum sagt der Herr ausdrücklich über vermeintliche Verschwörungen:
So sprach der HERR zu mir, als seine Hand über mich kam und er mich warnte, ich sollte nicht wandeln auf dem Wege dieses Volks: Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen, was dieses Volk Verschwörung nennt, und vor dem, was sie fürchten, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht davor! (Jes 8,11-12).
DER unsichtbare Drahtzieher
Vor einem aber sollen wir uns fürchten, vor dem wahren, unsichtbaren Drahtzieher: dem Herrn selbst. Er hat alle – aber wirklich alle – Fäden in der Hand und alles – aber wirklich alles – läuft nach seinem unsichtbaren Plan. Das Zitat aus Jesaja geht weiter:
Vor dem, was sie fürchten, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht davor! Den HERRN der Heerscharen, den sollt ihr heiligen! Er sei eure Furcht, und sei euer Schrecken! (Jes 8,13).
Dieser Text verdeutlicht, dass nichts auf dieser Welt – ja, nichts im ganzen Universum – Gott je aus dem Ruder läuft. Alle anderen Götter können gar nichts ausrichten. Sie „sind Trug und haben kein Leben. Sie sind nichts, ein Spottgebilde“ (vgl. Jer 10,14,15).
Sie sind bloß ein Werk von Menschenhänden. Wie Götzen können sie nichts ausrichten: Einen Mund haben sie, reden aber nicht. Augen haben sie, sehen aber nicht. Ohren haben sie, hören aber nicht. … Keinen Laut geben sie mit ihrer Kehle. Unser Gott, hingegen, ist in den Himmel; alles, was ihm wohlgefällt, tut er (Ps 115).
Nebukadnezar durfte dies auch erkennen:
Er macht’s, wie er will, mit den Mächten im Himmel und mit denen, die auf Erden wohnen. Und niemand kann seiner Hand wehren noch zu ihm sagen: Was machst du? (Dan 4,35).
Was geht hier vor? Statt Gottes Macht zu rühmen und zu unterstreichen, dass er die Situation vollkommen in der Hand hat, machen wir unsichtbare Menschen und sogar dunkle Mächte groß. Kein Wunder, dass wir verunsichert sind. Wenn Gott klein wird, werden Menschen – und die Furcht vor Menschen – groß. „Furcht“ müssen wir biblisch verstehen. Das dazu passende Bild ist nicht jemand, der zitternd in der Ecke kauert und sich nicht aus dem Haus wagt. „Furcht“ und „Angst“ sind Anbetungsbegriffe. Was uns beschäftigt, was uns wichtig ist, womit wir uns befassen – das fürchten wir. Wenn mutmaßliche Machenschaften von Menschen das ist, was unsere Freunde von uns hören, statt Gottes Größe und Allmacht, dann fürchten wir Menschen und nicht Gott. Wenn wir den Kopf über die „Macher“ schütteln und uns über ihre Unvernunft ärgern, statt Gott für seine weise Allmacht und sein Gericht zu preisen, dann fürchten wir Menschen und nicht Gott. Darum sagt Jesaja: „Den HERRN der Heerscharen, den sollt ihr heiligen; [er] sei eure Furcht und euer Schrecken!“ (Jes 8,13).
Dies hat einiges mit der Corona-Krise zu tun. Eine Gallup Umfrage zeigte, dass ein Drittel(!) der Menschen weltweit glauben, dass ein fremdes Land oder eine sonstige Macht das Coronavirus verursacht hat. Der Ergebnisbericht trägt den Titel: „Der Coronavirus: Eine enorme, angsterfüllte Mehrheit in der ganzen Welt“. Angst und Unsicherheit nähren Verschwörungstheorien; paradoxerweise finden wir es attraktiver die Ursache bei Menschen, statt bei Gott zu suchen. Das ist sehr töricht. Es macht den Herrn der Heerscharen klein; es lenkt die Aufmerksamkeit von ihm weg und schreibt letztendlich Menschen seine Macht zu, wodurch sie groß und bedrohlich wirken. Statt Gott zu fürchten und anzubeten, beschäftigten wir uns mit Menschen. Warum erscheint uns dieser Weg so attraktiv? Dafür gibt es eine einfache Erklärung, die im nächsten Punkt erläutert wird.
Das wahrhaft Böse ist …
Wenn menschliche Machenschaften für das Problem verantwortlich sind, dann ist das Übel bei den Verantwortlichen (ob heimlich oder nicht) zu finden, die wir weit von uns entfernt wähnen. SIE sind die Quelle des Problems. Ihr Irrtum (oder Dummheit) ist schuld. SIE sind die Bösen. WIR sind – so wird impliziert, obwohl selten gesagt – die Guten. Gottes Wort hat eine völlig andere Sicht. Der Herr sieht mit allwissender Klarheit, dass dies überhaupt nicht den Tatsachen entspricht. Tatsache ist, dass das Böse uns viel näher ist. Es ist nicht bei den anderen zu finden – wer auch immer „die Anderen“ sind. Das Böse besteht auch nicht aus Handlungen, die selbst Nichtchristen als falsch erkennen, weil sie Menschen schaden. Nein! Das Böse ist die Sünde, auch deine und meine. Sie ist so schlimm, weil sie Gott angreift und gegen ihn rebelliert, auch wenn es dabei so aussieht, als ob niemand (außer dem Sünder selbst) zu Schaden kommt. Die Sünde bestimmt das Leben der Menschen, nicht unsichtbare böse Politiker. Hier liegt unser wahres Problem, selbst wenn es heimliche Drahtzieher gäbe.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus unserem Buch Gott in der Krise? Bewährte Wahrheiten sind coronatauglich von Brad Beevers. Sie können das Buch für nur 6,90€ (zzgl. Versand) bei uns bestellen.