Psalm 51

Psalm 51 – Wie wir über Sünde denken sollen

Psalm 51 ist einer der bekanntesten Psalmen. In diesem Psalm zeigt uns David, wie wir angemessen über unsere Sünde denken und auf sie reagieren sollen.


Die Psalmen waren das Gesangbuch der frühen Kirche. Sie wurden von Gott gegeben, um die Gedanken und Gefühle der Jünger Jesu zu beleben, ihnen Ausdruck zu verleihen und sie zu prägen. Wir lernen aus den Psalmen, wie wir über Entmutigung und Schuld denken sollten. Und wir lernen aus ihnen, was wir in Zeiten der Entmutigung und der Reue empfinden sollen. Die Psalmen zeigen uns wie wir angemessen entmutigt und reumütig sein sollen.

Mein Gebet ist, dass du dich in den Psalmen so zu Hause fühlst, dass dein ganzes Denken und Fühlen davon völlig umgewandelt wird.

Die Abwärtsspirale der Sünde

Psalm 51 ist einer der wenigen Psalmen, bei denen wir den geschichtlichen Kontext kennen. Der Titel dieses Psalms lautet: „Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David. Als der Prophet Nathan zu ihm kam, nachdem er zu Batseba eingegangen war“ (Ps 51,1). Die Episode mit Batseba ist bekannt. Hier ist die kurze biblische Zusammenfassung aus 2. Samuel 11,2-5:

Und es geschah zur Abendzeit, dass David von seinem Lager aufstand und sich auf dem Dach des Königshauses erging. Da sah er vom Dach aus eine Frau baden. Die Frau aber war von sehr schönem Aussehen. Und David sandte hin und erkundigte sich nach der Frau. Und man sagte: Ist das nicht Batseba, die Tochter Eliams, die Frau Urias, des Hetiters? Da sandte David Boten hin und ließ sie holen. Und sie kam zu ihm, und er lag bei ihr … Und sie kehrte in ihr Haus zurück. Und die Frau wurde schwanger. Und sie sandte hin und berichtete es David und sagte: Ich bin schwanger.

2. Samuel 11,2-5

David versuchte, seine Sünde zu verbergen, indem er Batsebas Ehemann Uria vom Schlachtfeld kommen ließ, damit er mit ihr Sex hat – wenn herauskommt, dass Batseba schwanger war, er es für sein Kind hielt. Aber Uria war seinen Kameraden loyal gesinnt, als mit seiner Frau zu schlafen, während sich seine Kameraden im Krieg befanden. Also fasste David den Entschluss, Uria töten zu lassen, damit er Batseba schnell heiraten konnte, um seine Sünde auf diese Weise zu vertuschen.

Ein Satz, der leicht überlesen wird, lautet: „In den Augen des HERRN aber war die Sache böse, die David getan hatte“ (2Sam 11,27). Daher sandte Gott den Propheten Nathan mit einem Gleichnis zu David, das David dahin bringen sollte, dass er sich sein eigenes Urteil sprach. Dann sagte Nathan: „Du bist der Mann!“, und fragt weiter: „Warum hast du das Wort des HERRN verachtet, indem du tatest, was böse ist in seinen Augen?“ Daraufhin bricht David zusammen und bekennt: „Ich habe gegen den HERRN gesündigt.“ Dann sagt Nathan erstaunlicherweise: „So hat auch der HERR deine Sünde hinweggetan, du wirst nicht sterben. Nur weil du den Feinden des HERRN durch diese Sache Anlass zur Lästerung gegeben hast, muss auch der Sohn, der dir geboren ist, sterben“ (2Sam 12,7-15).

„So hat auch der HERR deine Sünde hinweggetan“

Das ist empörend! Uria ist tot. Batseba ist entehrt. Das Baby wird sterben. Und Nathan sagt: „So hat auch der HERR deine Sünde hinweggetan.“ Einfach so? David hat Ehebruch begangen. Er hat einen Mord in Auftrag gegeben und gelogen. Er „hatte das Wort des HERRN verachtet“ und Gott „verachtet“. Und der HERR hat seine Sünde einfach hinweg getan? Was für ein gerechter Richter ist Gott denn? Man übergeht nicht einfach Ehebruch, Mord und Lüge. Gerechte Richter tun so etwas nicht. Ich habe letzte Woche mit vier Männern auf der Straße über das Evangelium geredet. Und nichts was ich sagte, konnte sie davon überzeugen, dass einem Kinderschänder vergeben werden konnte.

Ich kann ihre Skepsis verstehen. Ich wäre an dieser Stelle über Gottes Verhalten auch empört – wenn da nicht eine Sache wäre. Der Apostel Paulus teilt meine Empörung und erklärt, wie Gott sowohl gerecht sein und Mördern, Vergewaltigern, Lügnern und ja, sogar Kinderschändern, vergeben kann.

Gottes empörende „Nachsicht“

Hier ist das, was Paulus in Römer 3,25-26 sagt. Dies ist eines der wichtigsten Sätze in der ganzen Bibel, um zu verstehen, in welcher Beziehung Christus zu den Psalmen steht – oder überhaupt zum Neuen Testament:

Ihn [Christus] hat Gott hingestellt als einen Sühneort durch den Glauben an sein Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden unter der Nachsicht Gottes; zum Erweis seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit, dass er gerecht sei und den rechtfertige, der des Glaubens an Jesus ist.

Römer 3,25-26

Mit anderen Worten: Unsere Empörung darüber, dass Gott scheinbar Davids Sünden übergeht, wäre gerechtfertigt, wenn Gott Sünden einfach unter den Teppich kehren würde. Aber das tut er nicht. Gott blickt weiter, auf den Tod seines Sohnes, Jesus Christus, der an Davids Stelle sterben würde, sodass David durch den Glauben an Gottes Barmherzigkeit und zukünftiges Erlösungswerk, mit Christus verbunden ist. Und in Gottes Allwissenheit werden Davids Sünden Christus angerechnet und Christi Gerechtigkeit wird David angerechnet, sodass Gott zurecht Davids Sünde übergehen kann. Der Tod des Sohnes Gottes ist empörend genug und die Herrlichkeit Gottes, die sie aufrechterhält, ist groß genug, sodass Gott gerechtfertigter Weise Davids Ehebruch, Mord und Lügen übergehen kann.

Tägliche Vergebung

Dass ist die objektive Realität davon, wie David seine Sünden vergeben und er von Gott für gerecht erklärt wurde. Aber Psalm 51 beschreibt, was David fühlte und dachte, als er sich auf Gottes Gnade stützte. Manche sagen, dass wir, nachdem Jesus bereits gestorben ist, nicht mehr auf diese Art beten und bekennen sollten, da wir als Christen nicht mehr so fühlen und denken. Ich glaube aber nicht, dass das richtig ist.

Durch sein Leben und Sterben hat Jesus ein für alle Mal unsere Vergebung erkauft und unsere Rechtfertigung sichergestellt. Wir können nichts zu dieser Erlösung oder Rechtfertigung beitragen. Wir haben allein durch den Glauben Anteil an der Vergebung und Rechtfertigung in Jesus. Aber angesichts der Heiligkeit Gottes und der Abscheulichkeit der Sünde ist es nur angemessen, dass wir täglich durch Gebet und Sündenbekenntnis auf das reagieren, was Er uns erkauft hat.

Unser tägliches Brot gib uns heute; und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben.

Matthäus 6,11-12

Wir bitten täglich um das Brot, denn Er hat verheißen, jeden Mangel zu stillen; wir bitten täglich um Vergebung, weil sie uns völlig durch den Tod Jesu erkauft und gesichert wurde.

Davids Antwort auf seine Sünde

Psalm 51 beschreibt die Art und Weise, wie Gottes Volk über den Schrecken ihrer eigenen Sünde denken und fühlen soll. Es ist ein Psalm darüber, wie wahre Reue über Sünde aussieht. Ich möchte dir vier Reaktionen Davids über seine Sünde aufzeigen.

Er wendet sich an Gott

Als erstes wendet er sich an seine einzige Hoffnung: die Barmherzigkeit und Liebe Gottes. „Sei mir gnädig, Gott, nach deiner Gnade; tilge meine Vergehen nach der Größe deiner Barmherzigkeit“ (Ps 51,3). Dreimal: „Sei mir gnädig“, „nach deiner Gnade“ und „nach der Größe deiner Barmherzigkeit“. Das ist es, was Gott in 2. Mose 34,6-7 verheißen hatte:

Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue, der Gnade bewahrt an Tausenden von Generationen, der Schuld, Vergehen und Sünde vergibt, aber keineswegs ungestraft lässt.

2. Mose 34,6-7

David wusste, dass es ein ungelöstes Problem gab, dass er vor Gott schuldig war. Und er wusste, dass diese Schuld vergeben werden konnte. Psalm 51 ist seine Art und Weise, dieses Mysterium begreifen zu wollen.

Wir wissen heute mehr vom Geheimnis dieser Erlösung als David es tat. Wir kennen Christus. Aber wir verlassen uns auf dieselbe Gnade wie er. Zuallererst wandte er sich an die Barmherzigkeit und Liebe Gottes. Genauso müssen auch wir uns an Christus wenden.

Er bittet um Reinigung

Zweitens bittet er um Reinigung von seinen Sünden. „Wasche mich völlig von meiner Schuld, und reinige mich von meiner Sünde!“ (Ps 51,4). „Entsündige mich mit Ysop, und ich werde rein sein; wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee“ (Ps 51,9). Ysop war ein Zweig, der von den Priestern gebraucht wurde, um Blut an ein unreines Haus zu sprengen, damit es für rein erklärt werden konnte (vgl. 3Mo 14,51). David schreit zu Gott als seinem eigentlichen Priester, dass Er ihm vergeben und ihn von seinen Sünden reinwaschen möge.

Als Christen müssen wir Gott darum bitten, dies zu tun (vgl. 1Joh 1,7-9). Christus hat unsere Vergebung erkauft. Er hat den vollen Preis dafür bezahlt. Aber das ersetzt nicht unsere Bitte um Vergebung. Vielmehr ist es die Grundlage unserer Bitte. Es ist die Grundlage dafür, dass wir zuversichtlich sein dürfen, dass Gott unsere Bitte erhört. Zuerst schaut David also hilflos auf die Gnade Gottes. Zweitens betet er, dass Gott ihm, aufgrund Seiner Barmherzigkeit, vergeben und ihn reinigen würde.

Er bekennt die Ernsthaftigkeit seiner Sünde

Drittens bekennt David auf mindestens fünf Arten, wie ernst er seine Sünde nimmt.

Erstens: Er sagt, dass er seine Sünde nicht vergessen kann. Sie belastet sein Gewissen. „Denn ich erkenne meine Vergehen, und meine Sünde ist stets vor mir“ (Ps 51,5). Er hat sie ständig vor Augen. Das Band läuft, und er kann es nicht stoppen.

Zweitens: Er sagt, dass seine eigentliche Sünde darin bestand, dass sie sich gegen Gott richtet. Nathan hatte gesagt, dass David Gott und Sein Wort verachtet hatte. Deshalb sagt David: „Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt und getan, was böse ist in deinen Augen“ (Ps 51,6). Das bedeutet nicht, dass Batseba, Uria und das Baby nicht betroffen waren. Aber das, was die Sünde zur Sünde macht, ist, dass sie sich gegen den heiligen Gott richtet. Menschen zu verletzten ist böse. Es ist furchtbar böse. Aber das ist nicht der eigentliche Schrecken der Sünde. Sünde ist ein Angriff auf Gott. David bekennt dies mit treffenden Worten: „Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt“.

Drittens: David rechtfertigt Gott, nicht sich selbst. Es gibt keine Selbstrechtfertigung, keine Verteidigung, keine Ausflucht. „Damit du im Recht bist mit deinem Reden, rein erfunden in deinem Richten“ (Ps 51,6). Gott ist gerecht. Gott ist untadelig. Wenn Gott David für seine Sünde in die Hölle werfen würde, wäre er im Recht. Buße richtet sich radikal auf Gott aus. So denken und fühlen erlöste Menschen. Gott wäre im Recht, wenn er auch mich verdammen würde. Und dass ich immer noch atme, ist reine Gnade; dass mir vergeben wurde, ist reine, durch Christi Blut erkaufte, Gnade. David rechtfertigt die Gerechtigkeit Gottes und nicht sich selbst.

Viertens: David betont seine Schuld, indem er auf seine angeborene Verdorbenheit aufmerksam macht. „Siehe, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen“ (Ps 51,7). Es gibt Menschen, die auf ihre angeborene Sündhaftigkeit verweisen, um ihre persönliche Schuld zu schmälern. David tut genau das Gegenteil. Für ihn ist die Tatsache, dass er Ehebruch und Mord begangen hat, ein Ausdruck von etwas viel Schlimmeren: seine sündige Natur. Wenn Gott ihn nicht retten würde, würde er nur noch mehr Böses tun.

Fünftens: David bekennt, dass er nicht nur gegen ein äußerliches Gesetz verstoßen hat, sondern auch gegen Gottes gnädiges Licht in seinem Herzen. „Siehe, du hast Lust an der Wahrheit im Innern, und im Verborgenen wirst du mir Weisheit kundtun“ (Ps 51,8). Gott war sein Lehrer gewesen. Gott hatte ihn weise gemacht. David hatte so viele gute Dinge durch Gottes Wirken getan, doch dann hat seine Sünde die Oberhand erlangt. Und für David wurde alles viel schlimmer. „Ich wurde mit so viel Erkenntnis und Weisheit gesegnet. Oh, wie tief muss meine Verdorbenheit sein, dass ich trotz so viel Licht gesündigt habe!“

Auf diese fünf Arten stimmt David dem Propheten Nathan und Gott zu, indem er seine Sünde verdammt und die Tiefe seiner Verdorbenheit bekennt.

Er bittet um Erneuerung

Nachdem er sich hilflos Gottes Barmherzigkeit zugewandt, um Vergebung und Reinigung gebeten und die Tiefe und Tragweite seiner Sünde und Verdorbenheit bekannt hat, bittet David schließlich um mehr als nur um Vergebung. Er bittet um Erneuerung. Er wünscht sich aufrichtig, von Gott verändert zu werden.

Er drückt den Wunsch seines Herzens nach Veränderung auf mindestens sechs Arten und Weisen aus. Der Hauptpunkt ist: Menschen, denen vergeben wurde, möchten von Gott verändert werden! Der Ehebrecher, Mörder, Lügner, Kinderschänder hasst, was er ist und was er getan hat und richtet seine ganze Aufmerksamkeit darauf, von Gott verändert zu werden.

Erstens: David betet, dass Gott seine Erwählung bestätigen möge. „Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir!“ (Ps 51,13). Ich weiß, dass einige denken, weil wir als Christen durch die souveräne Gnade Gottes erwählt und bewahrt sind, sollten wir nicht so beten. Denn dies könnte den Anschein erwecken, als gäbe es die Möglichkeit, dass wir unsere Errettung verlieren. Ich denke nicht so.

Wenn David (oder ich) betet: „Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir!“, dann meinen wir: Behandle mich nicht wie jemanden, der nicht erwählt ist. Lass mich nicht einer von denen aus Hebräer 6 sein, die nur den Heiligen Geist geschmeckt haben! Lass mich nicht abfallen, sodass ersichtlich wird, dass dein Heiliger Geist mich festhält! Versichere mir, o Gott, dass ich wirklich dein Kind bin und niemals abfallen werde.

Zweitens: Er betet um ein neues Herz und einen erneuerten Geist. „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in mir einen festen Geist!“ (Ps 51,12). Der „feste Geist“ meint hier einen unerschütterlichen Geist. Er möchte mit dieser Instabilität, die er gerade erfahren hat, nichts mehr zu tun haben.

Drittens: Er betet für die Freude von Gottes Errettung und für einen Geist, der bereitwillig Gottes Wort folgt und großzügig zu anderen Menschen ist, anstatt sie auszubeuten. „Lass mich Fröhlichkeit und Freude hören, so werden die Gebeine jauchzen, die du zerschlagen hast.“ … „Lass mir wiederkehren die Freude deines Heils, und stütze mich mit einem willigen Geist!“ (Ps 51,10.14).

Ist es nicht erstaunlich, dass David nirgendwo in diesem Psalm direkt über Sex spricht? Dabei scheint es doch so, als hätte alles mit Sex angefangen, der zu Betrug und Mord führte. Oder etwa nicht? Sigmund Freud mag der Überzeugung sein, dass all unsere Probleme in unserer Sexualität begründet liegen. Aber David (der für Gott spricht) sieht die Dinge anders.

Warum schreit David nicht nach sexueller Enthaltsamkeit? Oder warum betet er nicht für einen Rechenschaftspartner? Warum betet er um reine Augen und Gedanken? Der Grund ist, dass er weiß, dass sexuelle Sünden nur ein Symptom aber nicht die Krankheit an sich sind. Menschen geben sich sexuellen Sünden hin, weil sie nicht die Fülle der Freude in Christus haben. Ihr Geist ist nicht fest, sondern wankelmütig. Wenn sie gelockt werden, dann geben sie nach, weil Gott nicht den Raum in ihren Gedanken und Gefühlen hat, den er eigentlich haben sollte.

David wusste, dass das auf ihn zutraf. Und es trifft auch auf uns zu. Durch die Art und Weise wie David betet, zeigt er uns, was wir wirklich brauchen – ob wir in sexuellen Sünden verstrickt sind oder in anderen. Deshalb wird in dem ganzen Psalm kein Wort über Sex verloren. Stattdessen lesen wir: „Lass mich Fröhlichkeit und Freude hören, so werden die Gebeine jauchzen, die du zerschlagen hast … Lass mir wiederkehren die Freude deines Heils, und stütze mich mit einem willigen Geist!“ (Ps 51,10.14). Hierin liegt eine tiefe Wahrheit für uns.

Viertens: Er bitte Gott, dass seine Freude sich in Lobpreis verwandelt. „Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund dein Lob verkünde“ (Ps 51,17). Lobpreis ist der Ausdruck der Freude an Gott, wenn die Hindernisse aus dem Weg geräumt sind. Dafür betet David: O Gott, überwinde alles in meinem Leben, dass mein Herz erschwert und meinen Mund verschließt, wenn ich dich eigentlich preisen soll. Mache meine Freude unbezwingbar.

Fünftens: Er bittet darum, dass das Ergebnis all dessen ein Leben ist, das auch andere zum Lob Gottes führt. „Lehren will ich die von dir Abgefallenen deine Wege, dass die Sünder zu dir umkehren“ (Ps 51,15). David gibt sich nicht damit zufrieden damit, dass ihm vergeben wurde. Es reicht ihm nicht, dass er gereinigt ist. Er ist nicht damit zufrieden, dass er erwählt ist oder dass er einen aufrichtigen Geist und nun wieder Freude an Gott hat. Er wird erst dann zufrieden sein, wenn sein zerbrochenes Leben zum Heil für andere dient. „Lehren will ich die von dir Abgefallenen deine Wege, dass die Sünder zu dir umkehren.“ Das bringt mich zu einem letzten Punkt.

Sechstens: Er hat entdeckt, dass Gott ihn aus Liebe gezüchtigt hat und dass ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz das Kennzeichen aller Kinder Gottes ist. „Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten“ (Ps 51,19).

Dies ist die Grundlage für alles. Ein Christ zu sein bedeutet, zerbrochen und zerschlagen zu sein. Mache nicht den Fehler zu denken, dass du dies in diesem Leben vermeiden kannst. Es ist das lebenslange Kennzeichen der Kinder Gottes, es sei denn, dass der sündige Stolz uns den Blick für unsere Sünde raubt. Zerbrochen und zerschlagen zu sein steht nicht im Widerspruch zu Freude, Lobpreis und dem Wunsch, Zeugnis zu geben. Es ist das, was christlicher Freude, Lobpreis und Zeugnisgeben zugrunde liegt. Ich schließe mit einem Zitat von Jonathan Edwards, der dies viel besser ausgedrückt hat, als ich es kann:

„Alle Empfindungen [Gefühle und Emotionen], die Christus angenehm erscheinen lassen, sind gebrochene Empfindungen. Die wahre christliche Liebe, sei sie zu Gott oder zu den Menschen, ist eine demütige, zerbrochene Liebe. Der Wunsch der Heiligen, wie ernst sie auch sein mögen, sind demütige Wünsche; ihre Hoffnung, eine demütige Hoffnung; und ihre Freude, selbst wenn sie unaussprechlich und voller Herrlichkeit ist, ist eine demütige Freude, die einem zerbrochenen Herzen entspringt.“

Jonathan Edwards, Religious Affections, S. 339.


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