Katechismus Kinder

Mit Kindern den Katechismus lernen

Christliche Eltern, insbesondere die Väter, haben den Auftrag, ihre Kinder in der Gottesfurcht zu erziehen (vgl. Eph 6,4). Aber wie kann das ganz praktisch aussehen? Wie können Eltern im 21. Jahrhundert ihren Kindern von klein auf die Grundlagen des christlichen Glaubens vermitteln?

Es gibt heute viele Hilfsmittel in Form von Kinderbibeln, Musik-CDs mit vertonten Bibelversen und vieles mehr. Ein wichtiges Hilfsmittel, das seit Jahrhunderten von Christen benutzt wird, heute aber leider vielerorts in Vergessenheit geraten ist, sind Katechismen. In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen mit Katechismen, die ich in den letzten Jahren mit meinen Kindern sammeln durfte, weitergeben und praktische Tipps geben, wie man Katechismen für die eigene Familienandacht fruchtbar machen kann.

Doch zunächst: Was ist ein Katechismus?

1. Was ist ein Katechismus?

„Katechismen sind Sammlungen von Fragen und Antworten [zu den Grundlehren des christlichen Glaubens], die formuliert wurden, um auswendig gelernt und zitiert zu werden.“1 Der Begriff „Katechese“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Unterweisung im Glauben“. Der Begriff findet sich auch im Neuen Testament in Lukas 1,4, wo es heißt: „damit du die Zuverlässigkeit der Lehre erkennst, in der du unterrichtet worden bist [griech. katechethes]“.

In der frühen Kirche diente die Katechese vor allem der Vorbereitung der Taufbewerber (der Katechumenen). Später entwickelte sich daraus die Tradition der Katechismen, also systematischer Lehrbücher mit Fragen und Antworten, die den Glauben strukturiert vermitteln.

Wichtige Katechismen aus der Kirchengeschichte

Besonders bekannt ist der Heidelberger Katechismus, der 1563 unter Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz verfasst wurde. Er besteht aus 129 Fragen und Antworten, wurde schnell populär und beeinflusste viele reformierte Kirchen. Noch heute wird er von Christen in aller Welt genutzt. Sehr bekannt ist auch der Kleine Katechismus von Martin Luther, der im Gegensatz zum Großen Katechismus, der für Pfarrer und Theologen bestimmt war, für den Gebrauch in der Familie gedacht war.

Leider ist dieses so hilfreiche Instrument heute bei vielen Christen in Vergessenheit geraten. Das mag zum Teil daran liegen, dass viele Christen noch nie etwas von Katechismen gehört haben, weil Katechismen in ihrer Gemeindetradition keine Rolle spielen oder, weil heute selbst bei vielen evangelikalen Christen eher die persönlichen Gefühle und Glaubenserfahrungen eine Rolle spielen, als die systematische Lehre biblischer Wahrheiten. Der christliche Glaube gründet aber auf dem schriftgemäßen und in der Geschichte erwiesenen Zeugnis von Gottes Handeln an uns Menschen, durch seinen Sohn Jesus Christus – ganz so, wie es uns das Evangelium offenbart. Christlicher Glaube kann und muss daher in Form systematischer Lehre weitergegeben werden.

Die biblische Grundlage für Katechismen

Die Grundidee der Katechismen findet sich bereits im Alten Testament. In 5. Mose 6,6-7 heißt es:

Diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.

Eltern sollen die Worte Gottes und deren Bedeutung ihren Kindern im alltäglichen Leben so weitergeben und vermitteln, dass diese sie verstehen können. Weiter heißt es ab Vers 20:

Wenn dich dein Sohn künftig fragt: Was bedeuten die Zeugnisse und die Ordnungen und die Gesetze, die der Herr, unser Gott, euch geboten hat? dann sollst du deinem Sohn sagen: Wir waren Sklaven des Pharao in Ägypten. Aber der HERR hat uns mit starker Hand aus Ägyptenland geführt […] Und der HERR hat uns geboten, alle diese Ordnungen zu halten und den HERRN, unseren Gott zu fürchten, damit es uns gut gehe alle Tage und er uns am Leben erhalte, wie es jetzt ist.

Später, in 5. Mose 31,9-13, wird das Volk aufgefordert, alle sieben Jahre das Gesetz Gottes öffentlich zu hören. Schon hier wird deutlich, wie wichtig die regelmäßige Unterweisung im Wort Gottes war.

Darüber hinaus möchte ich auf die biblische Spruchweisheit hinweisen, die zwar nicht direkt im Frage-Antwort-Stil formuliert sind, jedoch kurz und einprägsam wichtige Wahrheiten über Gott und die Welt vermitteln, ähnlich wie es auch Katechismen tun.

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2. Mit Kindern den Katechismus lernen

Obwohl in meiner Kindheit Familienandachten ein wichtiger Teil unseres Familienlebens waren, bin ich ohne Katechismus aufgewachsen. Als meine Frau und ich Eltern wurden, standen wir vor der Frage, wie wir unsere Familienandachten gestalten wollen. Zu dieser Zeit lernte ich durch mein Theologiestudium und das christliche Netzwerk Evangelium21 verschiedene Katechismen kennen, darunter auch den sogenannten New-City Katechismus (im Folgenden NCK) kennen.

Der New-City Katechismus

Der NCK geht auf den kürzlich verstorbenen Pastor Tim Keller zurück, der durch seine fruchtbare Gemeindearbeit im säkularen New York City bekannt wurde. Obwohl Keller zu einem urbanen und nachchristlichen Publikum predigte, das er durch seinen verständlichen Predigtstil gewinnen konnte, war er selbst tief in der reformierten Tradition verwurzelt und stark vom Westminster Glaubensbekenntnis geprägt. Daher wusste er auch um den Wert einer systematischen Glaubensunterweisung. Es war ihm ein Anliegen, den reichen Schatz der reformierten Glaubensväter für die Gläubigen des 21. Jahrhunderts verständlich zu machen, also brachte er gemeinsam mit anderen den NCK heraus. Die Herausgeber schreiben:

Der New-City Katechismus ist eine moderne Ausgabe so eines Werkes. Sie soll helfen, die alte Lehrmethode für die heutigen Christen wieder einzuführen.

Der NCK enthält 52 Fragen und Antworten, die in drei Hauptteile gegliedert sind.

  • Teil 1: Gott, Schöpfung und Sündenfal
  • Teil 2: Christus, Erlösung und Gnade
  • Teil 3: Gottes Geist, Wiederherstellung und Wachstum in der Gnade

Die Fragen sind meist kurz, die Antworten unterschiedlich lang. Zu jeder Antwort gibt es eine kürzere Version für jüngere Kinder, die optisch hervorgehoben ist. Ein Beispiel: Frage 2 lautet: „Wer ist Gott?“ Die Antwort darauf:

Gott ist der Schöpfer und der Erhalter aller Dinge. Er ist ewig, unendlich und unwandelbar in seiner Macht und Vollkommenheit, Güte und Herrlichkeit, Weisheit, Gerechtigkeit und Wahrheit. Nichts geschieht ohne ihn und ohne seinen Willen.

So lernen Kinder: „Gott ist der Schöpfer aller Dinge.“

Wie wir den New-City Katechismus verwenden

Wir haben vor etwa sechs Jahren begonnen, unseren drei Söhnen die Grundlagen des christlichen Glaubens anhand des NCK zu vermitteln. Damals waren sie 4, 2 und 1 Jahr alt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man mit dem Katechismus beginnen kann, sobald die Kinder anfangen zu sprechen. Gerade in diesem Alter ist es erstaunlich, wie aufnahmefähig Kinder sind.

Bei den Vorbereitungen zu diesem Artikel stieß ich auf ein Video, auf dem unser mittlerer Sohn mit nicht einmal drei Jahren auf die dritte Frage im Katechismus („Wie viele Personen sind in Gott?“) antwortete: „Es sind drei Personen in dem einen Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.“ Er war stolz darauf, die Antwort zu kennen.

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass der Katechismus nur ein Aspekt unserer Familienandacht ist und den systematischen Teil abdeckt. Im Kleinkindalter war der Katechismus eine Ergänzung zur Kinderbibel. Heute, wo unsere Jungs 10, 8 und 6 Jahre alt sind, benutzen wir den Katechismus neben einem Andachtsbuch zu den Sprüchen und einer christlichen Kindergeschichte.

Praktisch handhaben wir es so, dass jede Woche eine neue Frage behandelt wird. Auf diese Weise arbeiten wir in einem Jahr den ganzen Katechismus durch. Jeden Sonntag beginnen wir mit einer neuen Frage. Zuerst lese ich die Antwort vor, dann wiederhole ich die Frage und lasse jedes Kind die Antwort wiederholen. Da meine Jungs inzwischen alle lesen können, lasse ich sie in den ersten Tagen die Antworten selbst vorlesen. Selbst der Jüngste, der mit 6 Jahren seine ersten Leseschritte macht, besteht darauf, die Antwort selbst vorzulesen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kinder oft motiviert sind, die Antwort wortwörtlich zu kennen, und dass gerade Jungs, die sich gerne (untereinander) messen, die mitunter langen und nicht immer leichten Antworten lernen wollen.

Hilfreich fand ich auch die Erläuterungen der Herausgeber, die allerdings nicht in der gedruckten Ausgabe zu finden sind, sondern in der dazugehörigen kostenlosen App fürs Smartphone. Dort gibt es zu jeder Frage zwei kurze Erläuterungen – eine von einem zeitgenössischen Theologen und eine von einem Theologen aus der Vergangenheit (wie Charles H. Spurgeon). Immer dann, wenn wir zu einer neuen Frage kommen, lese ich meinen Jungs die Erklärungen vor. Auch dann, wenn sie den Jüngsten vielleicht noch etwas überfordern.

Hin und wieder stelle ich ihnen auch Fragen aus dem Katechismus, um zu sehen, was sie sich gemerkt haben – wie zum Beispiel beim Abendessen, vor dem Zähneputzen oder im Auto. Es ist jedes Mal eine Freude, zu hören, was sie schon alles können.

Damit jetzt nicht der Eindruck entsteht, der Katechismus sei eine Geheimwaffe für die perfekte Familienandacht, muss ich erwähnen, dass es auch Zeiten gibt, in denen die Kinder gar keine Lust auf den Katechismus haben. In solchen Zeiten haben wir ihn für einige Wochen unterbrochen. Aber es lohnt sich, immer wieder neu anzufangen, denn Kinder brauchen die systematische Unterweisung im christlichen Glauben, da sie schon im Grundschulalter mit anderen Glaubensvorstellungen konfrontiert werden. Sei es durch den muslimischen Nachbarjungen, der auch behauptet, an Gott zu glauben, oder durch die liberale Theologie des Religionslehrers in der Schule.

Wie wertvoll ein Katechismus sein kann, merkt man dann, wenn im Gespräch Fragen von den Kindern kommen. Dann ist es gut, wenn man auf das zurückgreifen kann, was man im Katechismus gelernt hat, und von dort auf die direkten Aussagen der Bibel. Als meine Schwester an Krebs erkrankte und sich der Zustand verschlechterte, sprachen wir über die erste Frage und Antwort (dem dem Heidelberger Katechismus entnommen ist):

Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich nicht mir selbst gehöre, sondern mit Leib und Seele, im Leben und im Sterben meinem Gott und meinem Erlöser Jesus Christus.

Der Katechismus hatte eine gute Gesprächsgrundlage geschaffen, die der Heilige Geist gebrauchen kann, um den Glauben in den Kindern zu bewirken und zu vertiefen.

Denn darum geht es letztlich. Als Eltern wünschen wir uns, dass unsere Kinder Jesus nachfolgen. Aber wir können ihnen kein neues Herz geben. Das kann nur Gott. Doch als Eltern können und müssen wir ihnen das Wort Gottes und die biblische Lehre vermitteln, die der Heilige Geist gebraucht, um sie zum lebendigen Glauben zu führen.

Auch ich als Erwachsener profitiere in der Nachfolge vom Gebrauch des Katechismus. In Frage 11 geht es um die Bedeutung des siebten Gebotes („Du sollst nicht die Ehe brechen!“) und die Erklärung dazu lautet:

Dass wir uns von sexueller Unmoral fernhalten und unser Leben rein und treu führen. […] Dass wir alle unreinen Taten, Blicke, Worte, Gedanken und Begierden, die uns dazu verleiten könnten, meiden.

Mehr als einmal hat mich der Heilige Geist gerade an diesen letzten Satz erinnert, wenn ich in Gefahr war, mich bewusst Dingen auszusetzen, die mich in Versuchung führen könnten.

Gib dem Katechismus eine Chance!

Wie du siehst, sind Katechismen eine wunderbare Möglichkeit, als Familie gemeinsam die Grundlagen des christlichen Glaubens zu lernen. Wenn du noch nie mit einem Katechismus gearbeitet hast, oder wenn du dich mit Familienandachten grundsätzlich schwer tust, weil du sie vielleicht selbst als Kind nie erlebt hast, dann möchte ich dich ermutigen, den New-City Katechismus auszuprobieren.

Besorge dir ein Exemplar (hier: Katechismus bestellen) oder lade dir die App auf dein Handy und lese jede Woche eine Frage und eine Antwort, entweder allein, mit deinem Ehepartner oder mit den Kindern.

Es geht nicht um Perfektion. Es geht nicht darum, dass die Kinder oder man selbst jede Antwort Wort für Wort aufsagen kann. Das Ziel sollte sein, sich regelmäßig mit den Grundlagen des christlichen Glaubens auseinanderzusetzen, dabei zu bleiben und immer wieder auf Gottes Wort zurückzugreifen damit die Wahrheiten Gottes in unser Herz eindringen und uns Jesus Christus ähnlicher machen.


  1. Aus dem New City Katechismus ↩︎

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