Jesus Christus, der Erstgeborene
Jesus Christus wird in der Bibel als der Erstgeborene Gottes bezeichnet. Karl Roß zeigt anhand vom Kolosserbrief auf, was damit gemeint ist.
Geburten sind etwas Erstaunliches. Sie lassen etwas vom Wunder des Lebens erahnen, das seinen Ursprung bei unserem Gott hat. Selbst hartgesottenen Atheisten ist hier schon der Begriff des Wunders „rausgerutscht“. Im Kolosserbrief begegnen uns drei geheimnisvolle Geburtsvorgänge der besonderen Art. Sie sprengen unsere Vorstellungskraft, aber laden uns zugleich ein, über Gottes Größe zu Staunen.
Christus, der Erstgeborene vor aller Schöpfung
„Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung.“ (Kol. 1,15)
Bevor es irgendeine Art von geschaffenem Leben gab, stand Christus bereits in einem Vater-Sohn-Verhältnis zu Gott. Der Sohn Gottes war schon immer bei Gott und ist vor Ewigkeiten aus dem Vater „hervorgegangen“ (Joh. 1,14). Bereits in der frühen Kirche um 325 n. Chr. Wurde deutlich festgehalten, dass Christus nicht geschaffen, sondern gezeugt ist. Denn was aus Gott gezeugt ist, ist von gleicher Art wie Er! So wie ein Elefant niemals einen Affen zur Welt bringt, sondern immer einen weiteren Elefanten, so kann auch Gott nur Göttliches aus sich hervorbringen. Während der Mensch im Ebenbild Gottes geschaffen wurde (vgl. 1Mo 1,17), „wohnt in Christus die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol. 2,9).
In Jesu Heimatort erkannte man dies jedoch nicht. Dort war er lediglich der bekannte Junge aus Nazareth, der Sohn eines Zimmermannes (vgl. Mk 6,3). Er war einer von ihnen; einer, den sie kannten; jemand, von dem nichts Besonderes zu erwarten war. Jesus aber wusste um seine ewige Existenz und Macht und schockierte seine jüdischen Zeitgenossen mit Aussagen wie: „Ehe Abraham wurde, bin ich“ (Joh. 8,58). Was für die einen der Gipfel der Gotteslästerung war, wurde für andere zur wertvollsten Erkenntnis ihres Lebens: Jesus ist Gottes Sohn! Solche Menschen singen bis heute voll Freude in ihrem Herzen: „Du bist der Ursprung des Lebens, du warst von Anfang an da, du hast die Erde geschaffen, durch dich bin ich hier.“
Christus, der Erstgeborene von den Toten
„Christus ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, auf dass er in allem der Erste sei.“ (Kol. 1,18b)
Eine zweite Art von Geburt begegnet uns zu Ostern. Zu Ostern feiern wir die Erinnerung an ein völlig neuartiges und einzigartiges Ereignis. Die Bibel berichtet uns zunächst, dass Jesus Christus durch die Todesstrafe der Kreuzigung voll und ganz starb (vgl. Mk 15,37). Da die Sünde seines Volkes auf Ihn gelegt wurde, hatte auch Er das Ende der Abwärtsspirale der Sünde zu erleiden, nämlich den Tod (vgl. Röm 6,23).
Aber dann, am dritten Tag, „hat Gott ihn aus der Macht des Todes befreit und auferweckt“ (Apg. 2,42). Mehr noch! Es wäre dem Tod nicht möglich gewesen, Ihn festzuhalten. Denn Gott als übermächtiger Gegner hatte beschlossen, Christus mit seiner Kraft aufzuerwecken. Diese Auferweckung unterscheidet sich von jeder Art medizinischer Wiederbelebung, bei der jemand gewissermaßen vom Tod wieder zurückkehrt. Denn solche Wiederbelebten sterben am Ende ihrer Lebenszeit dann doch. Christus aber ist der Erste, den Gott, der Vater, für immer „der Verwesung entrissen hat“ (Apg 13,34). Vielleicht fragst du dich, was diese Geschichte mit dir und deinem Alltag zu tun hat?
Mit Christus lebendig gemacht
„Und Gott hat euch mit Christus lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden.“ (Kol 2,13)
Dieser Vers, den meine Frau und ich als unseren Trauvers ausgewählt haben, beschreibt, dass Gott mit derselben (!) Kraft in den Gläubigen wohnt, mit der Er auch Christus von den Toten auferweckte (vgl. Eph 1,19-20). Diese erstaunliche Aussage führt uns zwei Dinge praktisch vor Augen:
Erstens die Tragik unseres ursprünglichen Zustandes. Die Bibel verdeutlicht, dass ein Mensch, der ohne Gott lebt, zwar nicht buchstäblich im Grab liegt, aber doch geistlich mausetot ist. Daher braucht er in diesem Sinne eine vollkommene Auferweckung durch Gott. Menschen, die von Gott dieses neue Leben erhalten haben, müssen zwar noch den physischen Tod sterben, aber dieser ist nicht mehr ihre letzte Station, denn sie sind Teil von Gottes neuer Schöpfung (vgl. Jak 1,18). Bitte doch Gott heute ehrlich um dieses neue Leben und kehre von deinen alten Wegen um. Dann gehörst zu denen, die Christus mit sich gen Himmel führt.
Zweitens soll dir das Bewusstsein von Gottes innewohnender Auferstehungskraft Mut für die Herausforderungen des Alltags geben. Ringst du mit bestimmten Verhaltensmustern, die Gott keine Ehre machen? Kämpfst du mit der Spannung zwischen dem „idealen“ und dem realen Zustand deines Lebens? Hast du Mühe, deine inneren Überzeugungen auch nach außen hin auszuleben? Bist du niedergeschlagen und verzagt angesichts der aktuellen Corona-Krise?
Dann höre neu, dass Gott in dir ein ganz persönliches Ostern bewirkt hat! Er lebt durch den Glauben mit seiner starken Kraft in deinem Herzen. Wo auch immer du dein Versagen merkst, womit auch immer du haderst: erinnere dich daran, dass Gott am Kreuz deiner Sünde den Prozess gemacht hat (vgl. Röm 8,3b). Und wem Gott den Prozess gemacht hat, der ist dem Tod geweiht und seinem Ende nahe! Du allerdings wirst leben in Ewigkeit. Oder wie es in einem alten Lied heißt: „Jesus lebt, mit ihm auch ich!“.
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