Ich vermag alles durch den der mich stark macht

Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus

Wann hast du das letzte Mal einen Sportler nach einem Sieg sagen hören: „Ich vermag alles durch den, der mich stark macht“? In Amerika ist es nicht ungewöhnlich, dass Sieger nach einem Spiel Philipper 4,13 zitieren, aber wir hören es nur selten von der Verliererseite. Dieses Phänomen begegnet uns vermutlich am häufigsten im Sport, aber mitunter auch in anderen Bereichen des Wettbewerbs. Warum hören wir diesen Vers anscheinend nur von Gewinnern?

Typischerweise assoziieren wir diesen Vers mit Gewinnen, weil das Verb „vermag“ nach Leistung, nach Erfolg klingt. Verlieren ist normalerweise das Ergebnis, wenn etwas nicht ordnungsgemäß oder gut genug getan wurde. Es macht daher Sinn, dass wir diese Aussage, „ich vermag alles durch den, der mich stark macht“ mit gewinnen assoziieren, weil Gewinner etwas geleistet haben.

Wenn ein Gewinner im Moment des Triumphs Christus für die Stärke zum Erfolg dankt, dann ist das an und für sich eine gute Sache. Aber es wäre ein Fehler zu denken, dass sich der Vers nur auf Gewinner bezieht. Niemand sollte denken, dass wenn sein Leben keine Erfolgsgeschichte ist, es daran liegt, dass Jesus nicht bei ihm ist oder dass er weiter von Gottes Gunst entfernt wäre als andere. Denn das ist ganz sicher nicht das, was Paulus meinte.

Paulus schrieb seinen Philipperbrief in einer Gefängniszelle in Rom. Ein Gefängnis ist kein Ort für Gewinner, zumindest nicht in dem Sinne, wie die Welt es definieren würde. Natürlich hat Paulus seine Definitionen nicht von der Welt übernommen. Sein „Vermögen“ war mehr als nur zu „gewinnen“ und „alles“ beinhaltete mehr als Trophäen oder Auszeichnungen.

Die Umstände von Paulus’ Verhaftung hätten jeden fertiggemacht, der auf seine eigene Stärke vertraut. Als ob seine Inhaftierung nicht genug wäre, so suchten auch noch eifersüchtige Prediger ihm zusätzlich Ärger zu bereiten (vgl. Phil 1,17). Er war „bedrängt“ (vgl. Phil 4,14) und der gewaltsame Tod schien genauso wahrscheinlich zu sein wie seine Freilassung (vgl. Phil 1,20). Aber anstatt Gott abzusagen oder über Ihn in Schmerzen, Hunger oder Angst zu murren, fand Paulus in seinen Umständen Frieden. Paulus „übte“ Zufriedenheit. Und das Geheimnis seines unerklärlichen Erfolgs – der Grund für sein geduldiges Ausharren in einer hoffnungslosen Situation – war der Glaube an Christus:

„Nicht wegen des Mangels sage ich das; ich habe nämlich gelernt, mit der Lage zufrieden zu sein, in der ich mich befinde. Denn ich verstehe mich aufs Armsein, ich verstehe mich aber auch aufs Reichsein; ich bin mit allem und jedem vertraut, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus“ (Phil 4,11-13).

Beachten wir, was Paulus unter „alles“ versteht: „Armsein“, „hungern“ und „Mangel leiden“. Im Rahmen dessen, was Paulus durch Christus zu tun vermag, gehören auch Zeiten der Entbehrung und Demütigung. Auch wenn Paulus im Leben „verliert“, kann er sich dennoch freuen, weil er weiß, dass Gottes Absichten immer noch die besten sind.

Deshalb sollten sich besiegte Athleten und Christen in jeder Situation genauso Vers 13 zu eigen machen wie die Gewinner. Jesus ist genauso bei seinen Leuten und stärkt sie inmitten von Verlust und Anfechtungen, wie Er es auch in Zeiten von Erfolg und Wohlstand tut. In diesem Sinne sind Paulus’ Worte in Philipper 4,13 ein Echo dessen, was der Prophet Habakuk ungefähr sieben Jahrhunderte zuvor gesagt hatte:

„Denn der Feigenbaum blüht nicht, und an den Reben ist kein Ertrag. Der Ölbaum versagt seine Leistung, und die Terrassengärten bringen keine Nahrung hervor. Die Schafe sind aus der Hürde verschwunden, und kein Rind ist in den Ställen. – Ich aber, ich will in dem HERRN jubeln, will jauchzen über den Gott meines Heils. Der HERR, der Herr, ist meine Kraft. Den Hirschen gleich macht er meine Füße, und über meine Höhen lässt er mich einherschreiten“ (Hab 3,17-19).

Habakuk erfreute sich an Gott trotz seiner verzweifelten Lage, weil er die Stärke seines Retters kannte.

Aber wir sollten nicht übersehen, dass in „alles“ auch Überfluss und Wohlstand mit eingeschlossen sind (vgl. Phil 4,12). Christus muss seine Leute in angenehmen Zeiten nicht weniger bewahren, weil gerade in solchen Zeiten des Segens die Versuchung groß ist, Gott zu vergessen.

Es entspricht nicht unserem Denken, dass wir in Zeiten des Überflusses Hilfe brauchen. Wenn wir treu bleiben wollen, dann dürfen wir die Versuchung in Zeiten des Überflusses nicht leugnen. Stattdessen müssen wir Gottes Segen anerkennen und den Geber mehr wertschätzen als die Gaben. All dies erfordert geistliche Stärke. Deshalb muss jeder, der Christus zu Beginn seines Erfolges dankt, auch weiterhin auf Ihn vertrauen, damit er am Ende nicht diejenigen vergisst, dem er alles verdankt.

Philipper 4,13 lehrt uns, dass wir durch den Glauben an den Herrn Jesus befähigt werden, mit jeder Lebenslage zufrieden zu sein – angefangen von der Bedrängnis der Armut bis hin zu den Freuden des Überflusses. „Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus“, ist mehr als ein Motto für „Gewinner-Christen“. Es sollte die Lebensmaxime jedes Christen sein. Ob wir uns im Leben auf luftigen Berghöhen wiederfinden oder durch dunkle Täler wandern, so können wir uns doch im Herrn allezeit freuen, weil Er uns mit allem Notwendigen versorgt und uns in seiner Liebe bis zu unserem letztendlichen Sieg führen wird.

© Ligonier Ministries @ Tabletalk Magazine. Die Wiedergabe erfolgte mit freundlicher Genehmigung.

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