tim gouw 128115 unsplash scaled

Gesetz und Evangelium

Vor einiger Zeit hörte ich im Radio eine Debatte über dringend benötigte Regeln im Umgang mit sogenannten „Fake-News“ (eine „Falschmeldung“) und mit „Hass“ im Internet. Verschiedene Fachleute wurden befragt, Studien wurden durchgeführt und ausgewertet und alle waren sich einig: Das Problem ist nicht der Mensch, sondern das zu wenig Regeln im Umgang mit dem Internet existieren.

Wenn es nur bestimmte Abläufe gäbe, die garantieren, dass dem Internetbenutzer bewusster wird, dass eine Falschmeldung keine alternative Wahrheit, sondern tatsächlich eine Unwahrheit ist, die andere verwirren und ihnen Probleme bereiten könnte. Wenn man nur mehr Regeln schaffen könnte, die verhindern, dass hasserfüllte Nachrichten in den „Unterhaltungen“ innerhalb der sozialen Netzwerke und Internet-Foren verfasst und abgeschickt werden, dann, ja dann würde das Internet zu einer besseren Welt, in der sich jeder wohlfühlt und in der Probleme praktisch nicht mehr existieren.

Die Art und Weise, wie diese Regeln auszusehen hätten, unterschied sich innerhalb der Diskussion, doch die allgemeine Überzeugung war: Wir brauchen neue Regeln!

Aber ist es wirklich so leicht?

Brauchen wir Menschen einfach nur mehr Regeln und Gesetze, um die Probleme in unserer Welt abzuschaffen? Ich denke, die Geschichte gibt uns ausreichend Beispiele dafür, dass unser Problem nicht in einem Mangel an Regeln liegt.

Die Bibel stellt uns ein Zeugnis aus, das demütigender und tragischer nicht sein könnte. Laut ihrem Zeugnis liegt der Kern unseres Problems – das im achtlosen Umgang mit der Wahrheit und miteinander deutlich wird -, in uns selbst. Sie sagt, dass wir Menschen von Selbstsucht bestimmt und der Wahrheit ungehorsam, der Ungerechtigkeit aber gehorsam sind, dass da keiner ist, der Gutes tut, auch nicht ein Einziger (vgl. Römer 3,8.12; Ps 14,3; 53,4). Mit anderen Worten: Das menschliche Herz ist „inkompatibel“ mit Gesetz und Gerechtigkeit. Dieser Zustand ist das, was gemeinhin als „Sünde“ bezeichnet wird.

Aber wozu sind Gesetze dann überhaupt gut?

Ein Grund ist, dass Gottes Gesetz der Moral – des Wissens von Gut und Böse -, das Er in jedes menschliche Gewissen eingraviert hat, uns selbst und andere vor den tiefsten Abgründen in uns bewahren soll. Aus Furcht vor der Strafe wird unser Hang zur Ungerechtigkeit sozusagen „eingedämmt“ und auf diese Weise wird unsere Gesellschaft geschützt und erhalten.

Doch obwohl Gesetze nach außen hin in vielen Fällen für „Recht und Ordnung“ zu sorgen scheinen, ist unser Hauptproblem noch immer nicht behoben. Denn während menschliche Gesetze manche schlechten Handlungen vielleicht einddämmen, bleibt doch der sündige Zustand unseres Herzens bestehen. Unser obiges Beispiel mit dem Internet ist ein gutes Beispiel dafür: Denn die scheinbare Anonymität (die viele im Internet zu finden glauben) führt dazu, dass sich der innere Hass und Respektlosigkeit Bahn brechen.

Also sind weitere Regeln zum Umgang miteinander keine Lösung des Problems, sie verlagern es höchstens. Gesetzlosigkeit ist kein äußerliches Problem, da ist die Bibel sehr deutlich, sondern zuerst ein innerliches.

Gottes Gesetz hingegen dient nicht nur dazu, das Böse einzudämmen, sondern es hilft uns auch dabei, unsere eigene Bösartigkeit zu erkennen. Gott hält uns seinen perfekten Maßstab vor Augen und zeigt uns, dass wir viel verdorbener sind als wir uns vorstellen können.

Die meisten Menschen werden dies lesen und sich verärgert abwenden. So eine Beschreibung passt nicht zu ihnen. Denn ermordet haben sie schließlich noch niemanden, und andere sind ohnehin viel schlimmer.

Wer sich aber in dieser Beschreibung selbst wiedererkennt und darüber verzweifelt ist, braucht nicht in dieser Verzweiflung zu bleiben, denn es gibt einen Ausweg. Nein, wir brauchen keine neuen Regeln, wir brauchen einen Retter: Jesus Christus, den Sohn Gottes.

Der bekannte Theologe Johannes Calvin schrieb in Bezug auf Christus:

Unsere Lage wäre absolut hoffnungslos, wäre Gottes Herrlichkeit nicht zu uns herabgekommen, denn wir hätten niemals die Kraft, zu Ihm hinauf zu steigen. Jesus hat nicht die Leiter zu Gott für uns erklommen – Er ist selbst die Leiter zu Gott!

Das Gesetz Gottes zeigt uns die Tiefe unserer Sünde und kann uns so zur Verzweiflung führen. Es stellt uns das schlechte Zeugnis aus, dass wir verdorbene Sünder sind, die zu Recht von Gott getrennt sind. Die gute Nachricht von Jesus Christus sagt uns aber, dass wir mit Gott versöhnt sind und uns vergeben wird, wenn wir allein auf Jesus vertrauen und darauf, dass Er allein uns erretten wird. Als Christen ist es unsere Pflicht, beide Wahrheiten zu verkünden.

avatar

Benjamin Schmidt

Missionsleiter

Benjamin Schmidt ist verheiratet mit Hanna und Vater von zwei Töchtern und einem Sohn. Er ist Leiter der Herold-Schriftenmission sowie verantwortlich für die Zeitschrift Herold.

Ähnliche Beiträge