Durch kleine Missgeschicke Großes über Gott lernen
Oftmals sind es die kleinen Erfolge und Missgeschicke im Alltag, anhand derer wir Großes über Gott lernen können. Von meiner letzten göttlichen Lehrstunde handelt dieser Artikel.
Hoch motiviert setzte ich mich ins Auto, legte den Rückwärtsgang ein, schlug das Lenkrad nach links und gab Gas. Noch bevor ich es realisierte, wurde das warnende Piepen der Parksensoren von einem fiesen Knirschen verdrängt. Fassungslos stieg ich aus dem Auto und musste feststellen, dass ich einen einsamen Pfeiler in der großen Lagerhalle übersehen hatte. Rücklicht samt Stoßstange waren demoliert. Auch wenn ich kein Fachmann bin, konnte ich dennoch sehen, dass der Schaden immens war.
Eine leere Lagerhalle, ein einzelner Pfeiler – und ich hatte ihn voll erwischt.
Das alleine war schon ärgerlich genug, aber bei Weitem noch nicht der schlimmste Umstand. Denn meine anfängliche Euphorie rührte daher, dass meine Frau und ich gerade das Auto hatten begutachten lassen, um es zu verkaufen. Wir waren uns sicher, dass wir noch einen guten Preis für unseren Wagen erzielen konnten – immerhin war er gut gewartet, hatte keine Probleme verursacht, TÜV und Inspektion waren keine Woche alt und dazu gab es noch einen Satz Winterreifen. Der Gutachter war von dem Auto recht angetan. Wir mussten eigentlich nur noch eine halbe Stunde auf das konkrete Angebot warten. Ich sollte nur noch den Wagen aus der Halle vor die Verkaufsräume fahren. Weiter nichts. Wir besaßen bereits ein neues Auto, weshalb wir unbedingt an diesem Termin unser altes Auto verkaufen wollten.
Innerhalb von wenigen Sekunden machte ich aus unserem unfallfreien Auto einen Fall für die Werkstatt.
In diesem Moment wusste ich nicht, ob ich heulen oder lachen sollte. Die Situation war so absurd. Warum musste mir das ausgerechnet jetzt passieren? Es war der denkbar schlechteste Zeitpunkt für einen Unfall. Jahrelang war ich unfallfrei gefahren, nur um dann ein anfangs erfolgreiches Verkaufsgespräch zu sabotieren?
Gott, warum musste das ausgerechnet jetzt passieren?, war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss und noch einige Zeit nach hallte.
Wie man sich sicherlich denken kann, war meine anfängliche Euphorie verschwunden. Das gute Angebot war vom Tisch. Den Schaden zu reparieren würde mehrere hundert Euro kosten. Dabei mussten wir das Auto verkaufen, um unsere Schulden begleichen zu können, da wir von unseren Ersparnissen unser neues Auto bezahlt hatten.
Großes über Gott lernen – Seine Vorsehung
Als sich der erste Schock gelegt hatte, betrachtete ich den Unfall im Licht der Vorsehung Gottes. Bibelverse wie Sprüche 16,33 kamen mir in den Sinn:
„Im Gewandbausch schüttelt man das Los, aber all seine Entscheidung kommt vom HERRN.“
Anders gesagt: Nichts geschieht, ohne dass Gott nicht eine bestimmte Absicht damit verfolgen würde. Und Gottes grundsätzliche Absichten mit seinen Kindern waren mir nicht unbekannt:
„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind“
Römer 8,28
Ich verstehe Paulus hier so, dass in den „alle Dinge“ auch jener Unfall mit eingeschlossen ist. Römer 8,28 an dieser Stelle zu zitieren mag schon fast wie ein Klischee erscheinen, doch ich war fest entschlossen, meinen Ärger beiseite zu schieben und meine Theologie, das, was ich alltäglich anderen predige, auf meine konkrete Situation anzuwenden.
Und die Frage nach dem Warum?, ließ auch nicht lange auf sich warten. Dazu brauchte es kein langes Bibelstudium, kein prophetisches Wort von einer besonders geistlichen Person und auch keine durchwachten Gebetsnächte. Noch auf dem Heimweg wusste ich, warum dieser Unfall passieren musste.
Meine Frau und ich mussten neu lernen, dass nicht wir die Kontrolle über unser Leben haben, sondern das wir in jeder Hinsicht von Gott abhängig sind.
Das mag uns manchmal wie eine Binsenweisheit vorkommen, aber wie oft vergessen wir das im Alltag? Ich zumindest ziemlich schnell. Ich persönlich habe gerne die Dinge unter Kontrolle und bin nicht besonders risikofreudig. Meine Lieblingsgattung in der Bibel ist die Weisheitsliteratur und ich versuche, die dort enthaltenden Prinzipien auf mein Leben anzuwenden, immer in der Hoffnung, die Probleme in meinem Leben möglichst gering zu halten. Natürlich sind die Sprüche im Alten Testament dafür da, dass wir weise werden und in einem biblischen Sinne „das Beste aus unserem Leben machen“. Aber bei mir hatte sich heimlich still und leise eine Mentalität eingeschlichen, die mich fälschlicherweise glauben ließ: Befolge dieses göttliche Gebot und jenes weise Prinzip, dann behältst du die Kontrolle!
Das Problem dabei ist, dass ich niemals die Kontrolle über mein Leben haben werde, ganz gleich, wie sehr ich mich an biblischen Maßstäben orientiere und Gott Gehorsam bin. Denn als souveräner Herrscher behält Er die Kontrolle über mein Leben und wird sie mir auch nie übertragen.
Und genau diese Tatsache musste ich erneut lernen: Ich bin nicht der Herr über mein Leben. Sicherlich hätte Gott mir diese Lektion auch auf andere Weise beibringen können, doch im Nachhinein muss ich anerkennen, dass der Unfall „wohldosiert“ war.
Großes über Gott lernen – Seine väterliche Liebe
Der Schaden war groß aber nicht gewaltig. Es reichte aus, um mir zu verdeutlichen, dass im Leben nicht alles glatt läuft, ohne mich dabei völlig aus der Bahn zu werfen. Der Unfall brachte mich ins Nachdenken, aber stieß mich nicht in Verzweiflung. Sicher, die Stoßstange war dahin, aber außer einem angekratztem Ego war weder mir noch irgendjemand anderem etwas passiert. Natürlich hatten wir durch den Unfall finanzielle Einbußen, aber wir gingen nicht bankrott.
Es war im Grunde wie bei den Israeliten in der Wüste:
„Und er demütigte dich und ließ dich hungern … um dich erkennen zu lassen, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt. Deine Kleidung an dir ist nicht verschlissen und dein Fuß ist nicht geschwollen diese vierzig Jahre“
5. Mose 8,3-9
Einerseits mussten die Israeliten in der Wüste Entbehrungen in Kauf nehmen, andererseits versorgte Gott sie dennoch mit allem, was sie wirklich brauchten, um sie ins Verheißene Land zu bringen. Gott wusste damals ganz genau, welche Maßnahmen Er wann zu ergreifen hatte, um dem Volk die Dinge klar zu führen Augen zu führen, die sie lernen mussten.
Und Er wusste auch, wie weit Er bei mir gehen musste, um mich meine Lektion zu lehren. Ein Blechschaden genügte, es musste kein Totalschaden sein, wie bei dem Unfall, den ich am besagten Tag auf dem Weg zum Verkaufstermin beobachtete.
An dieser Stelle möchte ich nicht missverstanden werden: Ich sage damit nicht, dass jedes Unglück, das uns widerfährt, eine „angemessene Lektion“ Gottes ist, frei nach dem Motto: „Jeder bekommt das, was er verdient hat.“ Weder die Bibel noch die Erfahrung lehren dies.
Trotzdem haben wir es im Laufe unseres Leben als Christen immer wieder nötig von Gott gedemütigt zu werden, weil wir so schnell vergessen, wie abhängig wir wirklich von ihm sind. Deshalb schreibt Petrus allgemein an alle Christen:
„Demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft! Denn er ist besorgt für euch“
1. Petrus 5,6-7
Ich liebe diese Bibelstelle, denn sie stellt die Demütigung durch Gott in den Kontext von Gottes Fürsorge für seine Kinder.
Gottes Demütigung ist ihrem Wesen nach nicht sadistischer Natur, wie wenn jemand Freude an der Demütigung um ihrer selbst willen hat. Nein! Vielmehr handelt Gott wie ein weiser und liebevoller Vater, der seinen Sohn in einer gewissen Aufgabe scheitern lässt, damit dieser daraus lernt. Es widerstrebt unserer Natur, gedemütigt zu werden, trotzdem können wir, wenn wir uns Gottes Demütigung unterordnen, gestärkt aus diesem Prozess hervorgehen und mit dem Psalmisten bekennen:
„Es war gut für mich, dass ich gedemütigt wurde, damit ich deine Ordnungen lernte“
Psalm 119,71
Dankbarkeit für Gottes gnädige Leitung
Auch wenn ich mir den Unfall natürlich nicht gewünscht habe, so bin ich doch dankbar für die Lektionen, die ich dadurch lernen durfte. Einerseits habe ich an diesem Tag gelernt, dass ich mein Leben nicht unter Kontrolle habe, es aber auch nicht haben muss, weil Gott alles in seiner Hand hat und Er mich versorgt. So haben wir unser Auto an besagtem Termin trotz Unfall doch noch verkauft, wenn auch für einen geringeren Preis. Auch der finanzielle Verlust stellte sich am Ende des Tages als nicht so drastisch heraus wie Anfangs vermutet.
Oftmals sind es die kleinen Misserfolge und Ärgernisse, durch die Gott uns im Alltag große Wahrheiten über sich und seine Wege lehren möchte. Möge Gott uns die Gnade schenken, dass wir solche Momente als wertvolle Gelegenheiten nicht ungenutzt verstreichen lassen. Überlege dir einmal, in welchem Bereich du gerade großes über Gott lernen kannst.
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