alles in Christus

Alles in Christus

„Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm, gewurzelt und auferbaut in ihm und gefestigt im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, indem ihr überreich seid in Danksagung! Seht zu, dass niemand euch einfange durch die Philosophie und leeren Betrug nach der Überlieferung von Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht Christus gemäß! Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid in ihm zur Fülle gebracht. Er ist das Haupt jeder Gewalt und jeder Macht. In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschehen ist, sondern im Ausziehen des fleischlichen Leibes, in der Beschneidung in Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in ihm auch mit auferweckt durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat. Und euch, die ihr tot wart in den Vergehungen und in dem Unbeschnittensein eures Fleisches, hat er mit lebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat. Er hat den Schuldschein gegen uns gelöscht, den in Satzungen bestehenden, der gegen uns war, und ihn auch aus unserer Mitte fortgeschafft, indem er ihn ans Kreuz nagelte; er hat die Gewalten und Mächte völlig entwaffnet und sie öffentlich zur Schau gestellt. In ihm hat er den Triumph über sie gehalten.“ (Kol 2,6-15)

Das größte Bedürfnis eines jeden Christen ist Christus selbst! Sowohl in seinem Leben auf der Erde als auch für die Ewigkeit. Alles, was wir brauchen, finden wir in Christus. Stunde um Stunde, Tag um Tag, Jahr für Jahr: Immer brauchen wir Christus und immer finden wir in Christus alles, was wir brauchen. Es ist die Sorge, dass die Kolosser genau dies vergessen könnten, die den Apostel Paulus dazu antreibt, seinen Brief an sie zu verfassen.

Niemals mehr als Christus

Die Anweisung des Paulus an die Kolosser ist klar und deutlich: „Wie ihr nun Christus Jesus, den Herrn, angenommen habt, so wandelt auch in ihm …“ (Kol 2,7). Genauso, wie sie am Anfang im Glauben zu Christus gekommen sind und Ihn als ihren Herrn und Erlöser angenommen haben, so sollen sie nun auch weiterhin in Ihm wandeln. Der Tag unserer Entscheidung für Christus war nicht nur ein guter Anfang, den man irgendwann hinter sich lassen muss. Nein, es ist dieselbe Herzenshaltung, aus der heraus wir unsere weitere Nachfolge leben sollen. Paulus warnt die Kolosser vor dem Gedanken, dass Christus irgendwann nicht genug sei, dass sie mehr oder etwas anderes als Christus bräuchten!

Paulus wählt seine Worte nicht grundlos. Er hatte gehört, dass Irrlehrer in die Gemeinde nach Kolossä gekommen waren und falsche Ansichten über Christus und das Christsein verbreiteten. Und so schreibt er weiter: „Habt Acht, dass euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß“ (Kol 2,8).

Seine deutliche Warnung richtet sich gegen eine Art von Synkretismus, eine Vermischung verschiedener religiöser Lehren und Praktiken zu etwas Neuem, das nicht mit dem Evangelium übereinstimmt. Der Synkretismus in Kolossä war wahrscheinlich eine Verknüpfung aus griechischen Weltanschauungen und jüdischen Traditionen. So behaupteten diese Irrlehrer beispielsweise, dass der Körper weniger wert sei als die Seele und deshalb schonungslos kasteit werden müsse und dass das Halten bestimmter jüdischer Feiertage unbedingt notwendig sei. Deshalb schreibt Paulus, dass diese Philosophie „gemäß der Überlieferung der Menschen und gemäß den Grundsätzen der Welt“ ist. Sie entspringt keiner göttlichen Offenbarung, sondern besteht aus rein menschlichen Gedanken. Und damit ist sie nicht schriftgemäß. Sie lässt sich nicht vereinbaren mit dem, was Gott uns in der Bibel überliefert hat. Das Christentum plus etwas anderes ist kein Christentum mehr!

Deshalb warnt Paulus deutlich: „Habt Acht“, denn diese von Menschen gemachte Religion will euch einreden, dass ihr mehr braucht als Christus. Aber das ist nicht wahr, ihr braucht niemals mehr als Christus, denn, so das Fazit von Paulus, alles was ihr braucht, ist in Christus zu finden!

Wer Christus ist und wir in ihm

Sein erstes Argument gründet sich auf dem Wesen, der Natur Jesu Christi selbst und darauf, was wir in Christus sind. Paulus macht deutlich: In ihm [in Christus] wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig!“ (V. 9). Jesus ist Gott selbst. Niemand steht über Ihm. Er ist das Haupt jeder Herrschaft und Gewalt und hat damit die Kontrolle und die Macht über alle weltlichen und geistlichen Mächte. Nichts und niemand ist größer als Jesus, denn Er ist nicht nur ein Geschöpf unter vielen, sondern Er ist Gott!

Wenn wir in Jesus Christus sind, mit Ihm vereint, dann haben wir Anteil an dem größten und herrlichsten Wesen. Dann haben wir Gott selbst! Deshalb fährt Paulus fort: „Ihr seid zur Fülle gebracht in ihm“ (V. 10). Paulus schreibt hier in der vollendeten Vergangenheit, und sagt: „Ihr seid zur Fülle gebracht …“ Es ist bereits geschehen! Wir sind in und durch Jesus Christus zur Vollkommenheit gelangt. Und das nicht erst im Himmel, nein, schon hier auf Erden! Selbst hier in unserem irdischen und oftmals so unvollkommenen Leben haben wir in Christus schon die Fülle. Wir sind in Ihm zur Perfektion gebracht worden. Makellos und rein stehen wir durch Ihn vor Gott. Was brauchen wir also mehr als Ihn? Und wie könnten wir uns jemals nach etwas Zusätzlichem sehnen? Aller geistlicher Segen fließt durch Ihn auf uns über und es ist eindeutig: Christus plus irgendetwas ist nichts! Aber Christus plus Nichts ist alles!

Was Gott in uns und für uns durch Christus getan hat

Das zweite Argument von Paulus gründet darauf, was Gott durch Christus in uns und für uns getan hat. Er bleibt also nicht dabei stehen, den Kolossern nur mitzuteilen, dass sie alles in Christus haben, er erläutert nun auch konkret, was sie in Christus haben und welche Auswirkungen ihre Einheit mit Ihm hat:

Beschneidung

„In ihm seid ihr auch beschnitten mit einer Beschneidung, die nicht von Menschenhand geschehen ist, durch das Ablegen des fleischlichen Leibes der Sünden, in der Beschneidung des Christus“ (Kol 3,11).

Paulus greift hier das Thema der Irrlehrer auf, die die Auffassung vertraten, dass sich auch die Heiden beschneiden lassen müssen, um zur geistlichen Fülle zu gelangen. Aber Paulus wendet sich entschieden dagegen. Er sagt, dass eine solche äußerliche Beschneidung nicht notwendig ist. Denn Gott hat uns schon längst innerlich in Christus beschnitten. Diese Beschneidung ist keine Beschneidung durch Menschenhand, sie besteht auch nicht im Ablegen der männlichen Vorhaut, sondern im „Ablegen des fleischlichen Leibes der Sünden“ – das heißt, unseres alten, ungläubigen, rebellierenden, sündhaften Egos. Es geschieht eine „Herztransplantation“. Das alte, steinerne, verhärtete Herz wird – bildlich gesprochen – von Gott aus uns herausgeschnitten und dafür ein fleischernes Herz eingesetzt; ein Herz, das nun danach trachtet, Gott zu gefallen, in Seinen Wegen zu wandeln und Ihm zu gehorchen, ja, ein Herz, das überhaupt erst in der Lage ist, Seine Gebote zu halten (vgl. Hes 36,26-27).

Und all dies ist nur durch Jesus Christus möglich.„In ihm seid ihr beschnitten“, sagt Paulus und zwar mit „der Beschneidung des Christus“. Diese innere Beschneidung ist die wahre Beschneidung, die jeder Mensch braucht und auf welche die äußerliche Beschneidung des Alten Testaments nur hinweisen sollte. Diese Beschneidung kann kein Mensch durch eigene Anstrengungen, durch Halten von Ritualen oder Zeremonien herbeiführen. Sie ist eine Gabe Gottes. Alle, die diese wahre Beschneidung erfahren haben, sind in Christus zur Fülle gebracht und brauchen deshalb keine äußerlichen Zeremonien mehr über sich ergehen zu lassen, um zur vollkommenen Fülle zu gelangen.

Taufe und Auferstehung

Paulus bringt diese innere Beschneidung mit der Taufe in Verbindung: „In ihm seid ihr auch beschnitten mit einer Beschneidung, […] da ihr mit ihm begraben seid in der Taufe“ (Kol 2,12). Er spricht dabei jedoch weder von Wasser, das über Säuglinge geträufelt wird noch von Erwachsenen, die in einem See oder Fluss untergetaucht werden. Nein, er meint das „Hineingetauftwerden“ in den Leib Christi. Die Vereinigung mit Christus.

Das wird deutlich in Vers 13: „Er hat auch euch, die ihr tot wart in den Übertretungen und dem unbeschnittenen Zustand eures Fleisches, mit ihm lebendig gemacht.“ Paulus spricht von einem göttlichen Wunderwerk, das im Leben der Kolosser und auch in dem Leben von jedem geschehen ist, der durch den Glauben an Jesus Christus von neuem geboren ist. Er sagt, dass wir einst tot waren, und meint damit den geistlichen Tod durch unsere Sündhaftigkeit.

Wir wissen, dass Tote gar nichts tun können. In ihnen ist kein Leben mehr und sie haben nicht die Fähigkeit oder Willenskraft, zu den Lebenden zurückzukehren. Deshalb braucht es ein Wunder, einen Eingriff von außen. Paulus gebraucht dieses Bild um zu verdeutlichen, dass ein geistlich neues Leben nichts ist, was man durch menschliche Werke herbeiführen kann. Aber Gott kann es bewirken! Durch die Taufe, durch unser Einswerden mit Christus sind wir nicht nur mit Ihm begraben, sondern auch mit auferweckt worden. Gott hat uns lebendig gemacht, von den Toten auferweckt – in Christus! Unser altes Ich ist mit Christus am Kreuz gestorben, und durch Seine Auferstehung haben wir neues Leben bekommen.

Getilgte Schuldschrift

Aber wie war es Gott überhaupt möglich, dieses Wunder zu bewirken? Wie war es Ihm möglich, uns schuldbeladene, unreine Menschen mit seinem sündlosen, heiligen Sohn zu vereinen? Paulus gibt uns die Antwort: Indem er uns alle Übertretungen vergab;„und er hat die gegen uns gerichtete Schuldschrift ausgelöscht, die durch Satzungen uns entgegenstand, und hat sie aus dem Weg geschafft, indem er sie ans Kreuz heftete“ (Kol 2,14).

Es gab nur eine Möglichkeit: Unsere Schuld, die uns von Gott trennte, musste aus dem Weg geschafft werden. Denn wenn wir Gottes Gesetze betrachten, merken wir: Gottes Satzungen und Rechtsansprüche stehen gegen uns und schreien laut nach Vergeltung. Und genau das ist der Sinn des Gesetzes: Es soll uns helfen zu verstehen, dass wir von uns aus niemals in die Lage kommen, diese lange Liste an Übertretungen auszulöschen, sie rückgängig zu machen, sie auszugleichen oder dafür jemals genügend zu büßen.

Aber es gibt eine wunderbare Nachricht: Gott selbst hat diese Schuldschrift für uns aus dem Weg geräumt! Jesus Christus hat den Pfändungsbrief ausgelöscht, ihn ein für alle Mal vernichtet. Und zwar indem Er selbst die Summe, die darauf stand, durch seinen Tod am Kreuz bezahlt hat. Das was wir verbrochen haben, unsere Schuld, wurde Ihm angerechnet. Gott behandelte Christus so, als hätte Er alle Schuld selbst begangen und uns behandelt Er so, als hätten wir niemals gesündigt.

Das ist es, was es heißt, in Christus zu sein: Wir erfahren vollkommene Vergebung durch Jesu Sterben. Und wir können immer wieder auf das Kreuz zurückblicken und dort den Schuldbrief hängen sehen, der nie wieder zu uns zurückkehren wird.

Triumph über Mächte und Gewalten

Paulus erwähnt eine letzte Sache, die Gott für uns durch Christus vollbracht hat: Er besiegte den Teufel und alle dämonischen Mächte. „Als er so die Herrschaften und Gewalten entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich an den Pranger und triumphierte über sie an demselben“ (Kol 2,15).

Was zuerst nach dem größten Triumph des Teufels ausgesehen hatte, war tatsächlich seine größte Niederlage. Dort am Kreuz hat Christus alle bösen Herrschaften und Gewalten besiegt. Faktisch und historisch!

Und dieser Sieg gilt auch uns, wenn wir in Christus sind. Dann haben Sünde, Tod und Teufel keine Macht mehr über dich. Trotzdem sind wir herausgefordert, in diesem Leben zu kämpfen, und unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, „sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen“ (Eph 6,12).

Aber auch wenn die endgültige Vernichtung des Teufels noch aussteht, dürfen wir diesen Kampf im Wissen um den schon errungenen Sieg kämpfen.

© Simon Mayer und Herold-Schriftenmission



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