Warum lässt Gott Satan am Leben?
Warum lässt Gott Satan am Leben?
Das ist eine der Fragen, die ich in meinem Buch Spectacular Sins versuche zu beantworten. Nicht nur habe ich etwas darüber geschrieben, vielmehr ist es der zentrale Aspekt dieses Buches. Aber bevor ich auf die Frage eingehe, möchte ich kurz sichergehen, dass wir uns darüber einig sind, dass Gott Satan jederzeit beseitigen könnte. Denn ich gehe davon aus, dass einige nun einwenden: „Gott kann ihn jetzt nicht wirklich beseitigen, aufgrund einiger Rechte (oder Autorität, Unabhängigkeit, freier Wille, etc.) die Satan besitzt.“ Woher weiß ich, dass Gott Satan beseitigen könnte, ohne meine oder Satans vermeintliche Willensfreiheit zu beschneiden oder irgendeine Regel zu brechen? Die Antwort ist, dass er ihn beseitigen wird. Eines Tages wird er Satan in den Feuersee werfen.
Die Frage ist: „Warum hat er es nicht bereits gestern getan? Wenn er es bereits gestern getan hätte, dann wäre ich heute nicht so versucht. Die Bibel sagt: ‚Führe uns nicht in Versuchung.’ Nun, die beste Art und Weise, nicht in Versuchung zu geraten besteht darin, den Versucher wegzunehmen, oder? Nimm ihn weg! Es gibt schon genug Sünde in meinem Leben, mit der ich zu kämpfen habe. Ich brauche Satan nicht noch zusätzlich, um meine Sünde noch elender zu machen. Also Gott, beseitige ihn! Du hast das Recht und die Macht, ihn auszulöschen. Du schadest niemanden, wenn du ihn beseitigst. Nimm ihn weg!“
Doch er tut es nicht. Warum?
Die Bibel beantwortet diese Frage nicht direkt, deshalb müssen wir gewisse Schlussfolgerungen ziehen. Hier ist mein bester Versuch:
Gott hat bestimmt, dass Satan eine lange Leine hat – die Gott in Händen hält – da er weiß, dass wenn wir uns in diesen Versuchungen befinden, und sowohl mit den physischen als auch moralischen Auswirkungen zu kämpfen haben, Gottes Herrlichkeit in diesem Kampf viel heller erstrahlt, als wenn er Satan gestern beseitigt hätte.
Gottes Geduld mit uns sowie seine Barmherzigkeit uns gegenüber wird dadurch sichtbarer, während wir mit der Sünde kämpfen. Es wird ersichtlich, dass wir durch seine Gnade standhaft bleiben während wir schreckliches körperliches Leiden erfahren, dass Satan unmittelbar verursacht hat („Diese aber, die eine Tochter Abrahams ist, die der Satan gebunden hat, siehe achtzehn Jahre lang …“ [Lk 13,16]. Sie war aufgrund von Satans Wirken zusammengekrümmt, und Gott hatte es ihm erlaubt). Gott verordnet alle diese Dinge, so dass seine Herrlichkeit – seine Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Gnade, Weisheit – umso heller erscheint.
Nun könnte jemand einwenden: „Ich stimme dem nicht zu. Ich denke nicht, dass Gott die Erde auf diese Art und Weise regieren sollte.“ Nun, wenn wir dem nicht zustimmen, dann werden wir letztendlich nicht nur Gott ablehnen, sondern ebenfalls das biblische Zeugnis über Gott. Dann bleibt uns keine Hoffnung weder in diesem noch im nächsten Leben. Aber ich vertraue Gott, dass seine Art und Weise, wie er mit dem Teufel und dem Bösen, dass mir begegnet, umgeht, er weiser handelt, als ich es tun würde.
Die andere Sache, die wir bedenken müssen, ist, dass er seinen Sohn direkt inmitten des satanischen Krieg geschickt hat. Es war Satan, der es Judas ins Herz gab, Jesus zu verraten. Jesus setzte sich also selbst den Schrecken von Satans Betrug, Lügen und Mordgedanken aus – „Jener war ein Menschenmörder von Anfang an … [und] ein Lügner“ (Joh 8,44) – und starb, um die Gewalten und Mächte öffentlich zur Schau zu stellen (vgl. Kol 2,15).
Es bringt Jesus mehr Herrlichkeit, wenn er Satan durch sein Leiden zerstört, als wenn er ihn mit Hilfe seiner Allmacht vernichtet. Und es bringt Jesus Christus mehr Ehre, wenn wir Anteil haben an seinen Leiden – indem wir ihn als unseren größten Schatz hochhalten – als wenn wir fähig wären zu sagen: „Weiche, Satan!“ und all unsere Probleme würden verschwinden.
Und ich denke der Grund dafür ist – das ist meine endgültige Antwort -, dass die Herrlichkeit Gottes und Christi viel heller erstrahlt, wenn wir, trotz der Angriffe Satans, vollkommen zufrieden in Christus sind. Dadurch erhält Christus viel mehr Ehre, als wenn wir von allen Angriffen verschont blieben und nur dafür Gott danken würden.
Wenn wir Jesus trotz der Anfeindungen Satans lieben und diese erdulden, dann strahlt Jesu Herrlichkeit umso heller, als wenn wir ihn dafür lieben würden, dass er Satan beseitigt, um uns dadurch ein einfaches Leben zu schenken.
John Piper
John Piper ist Gründer und Lehrer von Desiringgod.org. Außerdem war er 33 Jahre lang Pastor der Bethlehem Baptist Church in Minneapolis.
Dieser Artikel erschien ursprünglich bei desiringgod.org. Die Übersetzung und Veröffentlichung erfolgte mit freundlicher Genehmigung.