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Wo möchte Gott, dass ich arbeite?

Wie finde ich Gottes Willen für mein Leben? Das ist eine drängende Frage, die sich insbesondere Studenten stellt, vor allem weil wir heutzutage mit so vielen Möglichkeiten konfrontiert werden. Wie niemals zuvor in der Weltgeschichte, lösen sich Studenten aus ihrer ursprünglichen Gesellschaft und »gehen« an eine Universität. Dort treffen sie Entscheidungen über ihre Zukunft, wobei der Einfluss, oder die Begrenzungen, ihres elterlichen Kontextes nur minimal ist. 

Bevor wir die Frage stellen »Wohin beruft Gott mich?«, täten wir gut daran, zunächst darüber nachzudenken »Wohin hat Gott mich bereits gerufen?«. Es ist nicht so, dass deine momentane Berufung sich nicht verändern kann oder das du in dieser prägenden Zeit deines Lebens keine neue Richtung einschlagen sollst. Aber für uns Christen geht Gottes objektive Berufung unserem Bewusstsein immer voraus. Sie kommt von ihm, er ist der Initiator. Er macht den ersten Schritt. Das ist wahr bezüglich unserer Berufung zur Errettung und ebenfalls bezüglich irgendeiner »beruflichen« Aufgabe, die er uns in der Welt gibt. 

Bedenke diese drei Aspekte.

Für den Studenten oder jungen Erwachsenen, der sich womöglich vollkommen frei fühlt, für sich selbst zu entscheiden, welche Optionen er wählt oder in welche Richtung es gehen soll, ist es wichtig anzuerkennen, dass er sich bereits in eine Richtung bewegt und nicht stillsteht. Du hast bereits eine göttliche Berufung – als Christ, als Gemeindemitglied, als Sohn oder Tochter, als Bruder oder Schwester, als ein Freund. Und innerhalb dieser Matrix dieser fortwährenden, bereits-aktiven-Berufungen, suchst du nun Gottes Führung, wohin du von hier aus gehen sollst. 

Nehmen wir jetzt an, dass du bereits in einen bestimmten Kontext mit konkreten Berufungen eingebettet bist, was solltest du nun tun, um Gottes Weg nach dem Abschluss herauszufinden? Oder wie findest du Gottes Willen für dein Arbeitsleben? Christen sollten drei wichtige Faktoren im Blick behalten. 

1. Welche Art von Arbeit wünsche ich mir?

Zunächst erkennen wir an, entgegen den Vermutungen unseres Unglaubens, dass Gott ein glücklicher Gott ist (1. Timotheus 1,11) und kein kosmischer Spaßverderber. Er möchte uns, durch seinen Geist, in das Bild seines Sohnes formen und unsere Herzen umgestalten, so dass es in einem guten Sinne die Arbeit erstrebt, zu der Gott uns in dieser gefallenen Welt ruft. 

Ein geheiligtes, vom Geist gegebenes Verlangen ist kein Hindernis, sondern vielmehr ein Vorteil, um Gottes Willen herauszufinden. Das Neue Testament lehrt deutlich Gottes Wunsch, dass Pastoren das geistliche Amt erstreben. Und wir können grundsätzlich davon ausgehen, dass er dasselbe für seine Kinder möchte, die außerhalb der Gemeinde arbeiten. 

In 1. Petrus 5,2 finden wir die erstaunlich gute Nachricht, wie Gottes Herz für unsere gute und anhaltende Freude hinter seiner Führung bezüglich unserer beruflichen Laufbahn steht. Im Text geht es um die Berufung zum pastoralen Dienst, aber wir können darin den Gott sehen, der uns an jeden sorgfältig festgelegten Platz ruft. Gott möchte Pastoren, die »nicht aus Zwang, sondern freiwillig, Gott gemäß« ihren Dienst verrichten. Wie erstaunlich ist es, dass eine erfüllende und freudige Arbeit, nicht Zwang oder Pflicht, »Gott gemäß« ist. So ist Gott – als ein wünschender (und nicht pflichtbewusster) Gott, möchte er Arbeiter haben, die ebenfalls ihre Arbeit erstreben und sie nicht nur aus reinem Pflichtbewusstsein tun. Er möchte, dass seine Leute, wie die Pastoren, ihre Arbeit mit Freuden tun »und nicht mit Seufzen; denn dies wäre nicht nützlich für euch.« (Hebräer 13,17).

Wenn also der Apostel Paulus auf die Qualifikationen der Pastoren zu sprechen kommt, nennt er als erstes den Wunsch dazu. »Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk.« (1. Timotheus 3,1). Gott möchte Arbeiter, die ihre Arbeit erstreben, nicht Arbeiter, die es lediglich aus einem Pflichtbewusstsein heraus tun. Schau auf deinen Gott, dessen Art es ist, dich am Herzen zu nehmen und nicht dir den Arm zu verdrehen. 

Ein Verlangen alleine ergibt jedoch noch keine Berufung. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, anzunehmen, dass ein vermeintlich, Gott gegebenes Verlangen, für sich selbst eine »Berufung« ergibt. Ein hohes Ziel ist ein unerlässlicher Aspekt, den es zu bedenken gilt, aber an und für sich zählt es noch nicht als eine Berufung. Zwei zusätzliche Aspekte bleiben noch übrig: die Bestätigung anderer und die gott-gegebene Möglichkeit. 

2. Bestätigen andere deine Richtung?

Die zweite Frage, die man sich stellen sollte, nach dem subjektiven Verlangen, ist die mehr objektive Frage nach der Fähigkeit. Habe ich Hinweise gesehen, so klein sie zuerst auch sein mögen, dass ich den Bedürfnissen anderer stillen kann, indem ich in diesem Bereich arbeite? Und weitaus wichtiger als meine eigene Selbsteinschätzung ist die Frage, ob andere, die mich lieben und ehrlich zu mir sind, diese Richtung bestätigen können? Denken sie, dass ich gut in die von mir erstrebte Arbeit passen würde?

Hier treffen die subjektiven Wünsche unseres Herzens die konkreten, lebensnahen, objektiven Bedürfnisse anderer. Unsere berufliche Arbeit in dieser Welt, sei es im christlichen vollzeitlichen Dienst oder nicht, ist nicht dazu da, dass wir unsere Persönlichkeit entfalten oder unsere privaten Erfüllung suchen, sondern das wir den tatsächlichen Nöten anderer Menschen begegnen. 

Unsere Wünsche spielen eine Rolle, aber unsere wahre »Berufung« wird nicht hauptsächlich durch unser inneres Herz geformt. Sie wird von der Welt außerhalb von uns geformt. Wir hören in unserer Gesellschaft und selbst in unseren Gemeinden so häufig »folge deinem Herzen« und »begnüge dich nicht mit weniger als deinen Träumen«. Aber viel wichtiger, im Gegensatz zur vorherrschenden kulturellen Meinung, ist es, dass dein Herz von tatsächlichen Bedürfnissen anderer geformt wird, anstatt das du die Wünsche deines Herzens auf die Welt überträgst. 

Wenn wir Gottes Willen für unsere berufliche Laufbahn suchen, dann schauen wir, wo sich unsere ausgebildeten Wünsche mit unseren entwickelten Fähigkeiten treffen, um den tatsächlichen Bedürfnisse anderer zu begegnen. Mit der Zeit kultivieren wir eine Art Austausch (mit uns selbst und anderen) zwischen dem, was wir erstreben und was wir selbst als segensreich für andere erkennen. Freude an bestimmten Arbeiten wächst normalerweise, während andere unsere Bemühungen anerkennen und wir sehen, wie sie echte Hilfe erhalten. 

3. Welche Türen hat Gott geöffnet?

Zuletzt, und der vielleicht am häufigste übersehene Aspekt in dieser Diskussion über Berufung, ist die tatsächlich Gott gegebene, lebensechte offene Tür. Du magst dich berufen fühlen und andere mögen deine Fähigkeiten bestätigen, aber du bist noch nicht völlig berufen, bis Gott dir eine Tür öffnet. 

Hier rühmen wir die Wahrheit von Gottes Vorsehung nicht nur rein hypothetisch, sondern greifbar. Die reale Welt, in der wir leben, und die vielen uns sich bietenden Möglichkeiten, sind nicht willkürlich oder zufällig. Gott regiert über alle Dinge – von ihm, durch ihm, zu ihm (Römer 11,36). Und so wie reale Möglichkeiten (Jobangebote) uns angeboten werden, die einen Wunsch in uns erfüllen und von anderen bestätigt wird, so können wir diese Dinge als Bestätigung für unseren Ruf Gottes annehmen. Es ist nicht so, als ob sich eine Berufung niemals ändert. Aber für den Moment, wenn dein eigener persönlicher Sinn für Gottes Führung, sowie eine gute Perspektive und Führung anderer, sich mit einer realen Gelegenheit in Form eines Jobangebots vereint, dann hast du eine Berufung von Gott. 

Und wir können sagen, dass diese Berufung von ihm kommt, da Gott selbst in seiner Vorsehung die entscheidende Arbeit getan hat. Er startete diesen Vorgang, indem er uns ein gerechtes Verlangen einpflanzte, anderen zu helfen. Er bestätigte diese Richtung durch unsere ausgelebten Fähigkeiten und die Bestätigung von Freunden. Nun bestimmt er, unser Empfinden für die Berufung, indem er die richtige Tür zur richtigen Zeit auftut. Letztlich ist es Gott und nicht die Menschen, die uns ein Jobangebot machen.

Gott hat nicht nur Aufseher eingesetzt (Apostelgeschichte 20,28), oder Pastoren gegeben (Epheser 4,11-12) und sendet nicht nur Arbeiter in seine globale Ernte aus (Matthäus 9,37-38) und beruft nicht nur Prediger (Römer 10,15) und setzt nicht nur weise Verwalter über sein Haus (Lukas 12,49), sondern er beruft Zahnärzte und Klempner. In seiner allgemeinen Barmherzigkeit schenkt er Lehrer und Unternehmer und Sozialarbeiter, sowohl für die Gerechten als auch für die Ungerechten. Er sendet Führungskräfte und Dienstleister. Er gibt dich der Welt, im Dienst für andere.

 

Dieser Artikel erschien zuerst bei desiringgod.org. Die Übersetzung und Wiedergabe erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber. 

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