Freundschaft in der Ehe

Wie man die Freundschaft in der Ehe kultiviert

Der Begriff „kultivieren“ stammt eigentlich aus der Landwirtschaft. Wenn ein Same ausgesät wird und zu einer Pflanze heranwächst, dann muss diese Pflanze kultiviert werden, sonst trägt sie keine Frucht. Das Kultivieren ist eine gewinnbringende Arbeit. Denn wenn Gott Wachstum schenkt, führt dies zu einer überreichen Ernte. Allerdings ist dies auch harte Arbeit. Schließlich passiert es nicht einfach, dass ein Landwirt morgens aufwacht und freudig feststellt, dass sein Feld über Nacht riesige Mengen Getreide hervorgebracht hat, völlig ohne sein Zutun.

Dasselbe trifft auf die Freundschaft in einer Ehe zu: sie ist harte Arbeit, aber es lohnt sich. Heutzutage ist es üblich, dass Liebe einfach so geschieht. Man verliebt sich, ganz plötzlich, aber genauso schnell kann es auch wieder vorbei sein. In dem Fall handelt es sich aber eher um vorübergehende Emotionen, denn echte Freundschaft muss kultiviert werden.

Es gilt, schlechte Eigenschaften auszureißen und dafür täglich Liebe füreinander auszusäen. Unkraut muss vernichtet und Schädlinge müssen bekämpft werden, weil sie die Freundschaft bedrohen. Die noch jungen Pflanzen müssen mit täglichem Gebet versorgt werden, dann werden wir reiche Ernten der Liebe einfahren und die gemeinsame Beziehung genießen können.

Jede Ehe ist der Gefahr der Trägheit und der Versuchung, den anderen für selbstverständlich zu nehmen ausgesetzt. Dem muss widerstanden werden. Erinnerst du dich noch an die Zeit vor der Ehe, als du ständig bemüht warst, dem anderen zu zeigen, wie sehr du ihn liebst? Ihr konntet es kaum erwarten, euch zu sehen und jede freie Minute gemeinsam zu verbringen. Ständig habt Ihr euch kleine Nachrichten geschickt und miteinander telefoniert. Ihr habt euch gegenseitig Komplimente und Geschenke gemacht, Ihr habt euch umarmt und zusammen lustige, aber auch schwere Situationen erlebt und gemeistert.

Wenn Ihr nun nach der Hochzeit mit diesen Dingen aufhört, was meinst du, wird mit eurer Freundschaft geschehen? Diese zarte Pflanze wird langsam, aber sicher eingehen. Eine Freundschaft besteht und wächst nicht automatisch.

Es geschieht sehr oft, dass Verheiratete einander als etwas Selbstverständliches ansehen. Jeder beginnt, schwierige Situationen und Verantwortungen allein und auf seine eigene Weise zu meistern, sei es zuhause, auf der Arbeit oder im Umgang mit den Kindern. Anstatt mehr und mehr voneinander abhängig zu sein, werden Ehemann und Ehefrau immer unabhängiger. Und bevor sie sich versehen, wachen sie sechs Jahre später auf und fragen sich: „Kenne ich eigentlich den Menschen noch, der da neben mir im Bett liegt?“ Vielleicht besteht noch ein gewisses Verpflichtungsgefühl, und Ihr sagt euch noch immer, dass Ihr euch liebt, und Ihr meint es auch so. Tatsächlich kann eine Ehe jahrelang auf diese Weise funktionieren. Aber was geschieht mit der Freundschaft in dieser Ehe?

In Hohelied 5,16 sagt die Braut über ihren Bräutigam: „Da ist mein Geliebter, ja, das ist mein Freund.“ Auf gewisse Weise offenbart dieser Vers die Schönheit der Liebe zwischen Christus und seiner Braut, der Gemeinde. Aber er zeigt auch auf, wie unsere Ehen aussehen sollen, um die Liebe zwischen Christus und der Gemeinde widerzuspiegeln. Was für ein Segen ist es, von seinem Ehepartner sagen zu können: „Da ist mein Geliebter/meine Geliebte, ja, das ist mein Freund/meine Freundin.“

Eine Freundschaft besitzt mehrere Aspekte, aber jeder dieser Aspekte ist davon geprägt, dass man etwas gemeinsam tut oder ist. Ein anderes Wort für Freundschaft ist Gemeinschaft, ein Begriff, der vom griechischen Wort koinonia stammt. Vielleicht verbinden wir mit Gemeinschaft zuerst das gemeinsame Kaffeetrinken oder Kuchenessen mit Geschwistern aus der Gemeinde. Dabei bedeutet das Wort koinonia eigentlich, Gemeinschaft durch Teilhabe. Es geht darum, gemeinsam Freude zu teilen und Lasten zu tragen und Anteil am Leben des anderen zu haben. Diese Gemeinschaft zu erreichen, ist ein Ziel des Evangeliums.

Der Apostel Johannes schreibt: „[W]as wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“ (1Joh 1,3). Als Glieder am Leib Jesu sind wir durch das Evangelium der Versöhnung im Glauben und in der Liebe miteinander verbunden. Dieses Evangelium sollte dazu führen, dass unsere Liebe unserem Ehepartner gegenüber wächst, was wiederum dazu führt, dass wir mehr Verlangen nach der Gemeinschaft miteinander bekommen.

Lasst uns gemeinsam verschiedene Aspekte des Anteilhabens betrachten, die dabei helfen, die Freundschaft in einer Ehe zu kultivieren.

Teilt euch selbst mit

Der Herr beschreibt seine Nähe zu seinem Volk als Freundschaft. In 2.Mose 33,11 heißt es: „Der HERR redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet.“ Und in Johannes 4,24 steht: „Gott ist Geist!“ Also sagt dieser Vers nicht, dass Mose wirklich in Gottes Augen sah oder ihm sonst irgendwie körperlich begegnete. Er spricht vielmehr von einer geistlichen Verbindung.

Gott hatte auch mit seinen anderen Propheten durch Träume und Visionen kommuniziert, aber zu Mose hatte er direkt gesprochen (vgl. 4Mo 12,6-8). Unter dem Neuen Bund erstreckt sich diese Art der geistlichen Beziehung auf alle wahren Gläubigen, die sich danach sehnen, mit Gott in enger Gemeinschaft zu leben (vgl. Eph 2,18; 3,12). Es ist diese Art der Vertrautheit, die Gott sich unter einer Freundschaft vorstellt: „wie ein Mann mit seinem Freund redet.“

In Johannes 15,15 sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ Jesu Worte erinnern uns daran, dass es das Herzstück einer Freundschaft ist, sich einander mitzuteilen. Wir sind aufgefordert, einander zu lieben, wie Christus uns geliebt hat. „[U]nd führt euer Leben in Liebe, wie auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und Opfer, das Gott gefällt!“ (Eph 5,2 – EÜ).

Eine Frau erzählte mir einmal, dass sie ihren Mann immer dann, wenn er länger als vier oder fünf Stunden nicht zuhause war, fragte: „Wo bist du gewesen? Was hast du gemacht?“, worauf er antwortete: „Ich frage dich doch auch nicht, was du heute gemacht hast, oder? Also frag nicht!“ Ein Mann, der seine Frau so behandelt, hat keine Freundin zur Frau, sondern eine Bedienung. Jesus sagte, dass bei einer Freundschaft nicht einfach Befehle erteilt werden. Stattdessen teilen Freunde einander mit, was ihnen auf dem Herzen liegt. Richard Baxter (1615-1691) beschrieb eine Ehe nach diesem Prinzip so:

Einen treuen Freund zu haben, der dich so liebt, wie du bist, und treu zu dir steht, ist nichts als Gnade; jemanden, dem du deine tiefsten Gedanken, deine Anliegen mitteilen kannst, der bereit ist, dich zu stärken, und sich um deine Anliegen und um die deiner Familie sorgt; jemand, der dir hilft, deine Lasten zu tragen und dich in deinen Sorgen tröstet, der dir ein täglicher Begleiter ist und der Anteil nimmt an deinem Leben, deinen Freuden und deinen Sorgen.1

Gott bezeichnet die Ehe als eine Bundesbeziehung. In Maleachi 2,14 heißt es: „[Die] Frau deiner Jugend“ ist „deine Gefährtin, die Frau, mit der du einen Bund geschlossen hast.“ Ihr habt einander versprochen, gemeinsam den Lebensweg zu gehen. Zwei Wege, auf denen das praktisch wird, bestehen darin, dass man Zeit miteinander verbringt und miteinander redet.

Verbringt Zeit miteinander

Es gibt nichts Besseres, als miteinander Zeit zu verbringen. Du bist kein Freund für deinen Ehepartner, wenn du so viel Zeit mit Arbeiten verbringst, dass Ihr keine Zeit mehr füreinander habt.

Gary Smalley interviewte in drei Jahren mehr als dreißig Familien aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt, mit unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen sozialen Schichten. Sie bezeichneten sich selbst alle als glücklich und hatten dabei zwei Dinge gemeinsam: Erstens hatten sie ein ausgeprägtes Zusammengehörigkeitsgefühl. Sie versuchten, möglichst viele Dinge gemeinsam zu machen und möglichst selten getrennt voneinander zu sein. Und zweitens liebten sie Camping.2 Vielleicht gehörst du ja auch zu denen, die sich kaum etwas Besseres vorstellen können, als am Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel zu schlafen. Aber vielleicht kannst du auch den Gedanken an die unzähligen Spinnen in deinem Schlafsack nicht ertragen. Der springende Punkt ist: Macht Dinge gemeinsam!

Eine echte Freundschaft ist keine Instant-Nudelsuppe – schnell zubereitet und günstig zu haben. Leider trifft dies heute auf sehr Vieles zu, aber nicht auf eine Freundschaft. Eine Freundschaft ist kostspielig. Für sie musst du dich selbst und deinen ganzen Einsatz geben und du musst dich verletzbar machen. Eine Freundschaft gibt es nicht auf Expresslieferung. Sie muss langsam, sanft und kontinuierlich gebacken werden, wenn wir den gewünschten Geschmack erreichen wollen.

Freunde und Geliebte fürs Leben

Ein biblischer Leitfaden für tiefere Freundschaft und Leidenschaft in der Ehe.

„Es gibt kein geeigneteres Buch, um die Leidenschaft einer glücklichen Ehe neu zu entfachen.“ – Geoffrey Thomas (Pastor)

Freunde und Geliebte Bundle

Redet miteinander

Ein weiterer Aspekt, wie man seine Gedanken und Herzensanliegen mitteilen kann, liegt darin, wichtige Entscheidungen miteinander zu besprechen und erst dann Schritte zu gehen, wenn man zu einer gemeinsamen Entscheidung gekommen ist.3 Jede Entscheidung, die eine signifikante Auswirkungen auf deine Zeit, deine Finanzen oder wesentliche Bereiche deines Familienlebens, deiner Arbeit oder der Gemeinde hat, sollte nur dann getroffen werden, wenn man als Ehepaar ausführlich darüber gesprochen und dafür gebetet hat, und zu einer Meinung gekommen ist.

Auch wenn der Ehemann das Haupt der Familie ist, sollte ein gottesfürchtiger Mann die Entscheidungen, die seine Familie betreffen, niemals entgegen der Meinung seiner gottesfürchtigen Frau fällen. Wie William Gouge (1557-1653) sagte: „Der Mann ist das Haupt, doch die Frau ist das Herz.“4

Um die Fähigkeit zu kultivieren, sich selbst mitzuteilen, muss man einander zuhören. Wenn dein Ehepartner mit dir spricht, dann sei ganz Ohr. An dieser Stelle spreche ich besonders die Ehemänner an, weil Männer dafür bekannt sind, nicht besonders gut zuzuhören. Wenn deine Frau zu dir sagt: „Schatz, ich fühle mich gerade nicht gut“, antwortest du ihr: „Dann tu doch etwas, damit es dir wieder besser geht“? In dem Fall wird ihre Antwort vermutlich lauten: „Ich habe es dir nicht gesagt, damit du mir sagst, was ich tun soll, sondern einfach damit du weißt, wie es mir geht.“ Wir Männer müssen lernen, unsere Frauen und ihre Gefühle zu verstehen und zu bestätigen.

Du bist dann ein guter Zuhörer, wenn du deiner Frau für zwanzig oder dreißig Minuten dabei zuhören kannst, wie sie ihr Herz vor dir ausschüttet. Das Zuhören allein reicht oft, sie erwartet keine besonderen Lösungsvorschläge von dir. Das bedeutet natürlich nicht, dass deine Frau niemals Ratschläge brauchen wird. In den meisten Fällen wird es ihr aber am meisten helfen, zu wissen, dass du für sie da bist und ihr zuhörst. Sie möchte Kontakt zu dir haben. Teilt euch einander mit.

Euren Glauben teilen

Die tiefste Gemeinschaft ist die geistliche Gemeinschaft, in der man das Leben mit einem Freund teilt, mit dem man gemeinsam zu Gott kommen kann. Es ist unglaublich, dass so wenige Christen wirklich eine tiefe geistliche Gemeinschaft mit ihren Ehepartnern haben. Und ich spreche dabei nicht über Familienandachten – auch wenn sie für den geistlichen Zustand einer Familie unglaublich wichtig sind. Nein, ich rede vielmehr davon, den Glauben miteinander zu teilen.

Natürlich setzt das voraus, dass Ihr beide einen lebendigen Glauben an Christus habt. Paulus warnt uns in 2.Korinther 6,14: „Beugt euch nicht unter ein fremdes Joch mit Ungläubigen! Was haben denn Gerechtigkeit und Gesetzwidrigkeit miteinander zu tun? Was haben Licht und Finsternis gemeinsam?“ (EÜ). Geistliche Gemeinschaft in einer Ehe ist nur dann möglich, wenn Christus durch den Glauben in beiden Ehepartnern lebt. Deshalb sagte Paulus auch in 1.Korinther 7,39, dass, wenn der Ehemann einer gläubigen Frau stirbt, sie „heiraten [kann], wen sie will, vorausgesetzt, der Betreffende gehört wie sie dem Herrn“ (NGÜ).

Wenn du als Christ Single bist, gehe bloß keine romantische Beziehung zu jemandem ein, der den Herrn Jesus nicht liebt und ohne Gott lebt. Gib dich auch nicht mit jemandem zufrieden, der zwar den Gottesdienst besucht, bei dem es aber fraglich ist, ob er an Christus glaubt. Dein Mindestanspruch sollte ein Partner sein, dessen Glaube an Christus sich durch Liebe und gute Werke zeigt.

Falls du aber als Christ bereits mit einem Nichtchristen verheiratet bist, der bereit ist, mit dir zu leben, darfst du ihn nicht verlassen (vgl. 1Kor 7,12-13). Versuche aber niemals, deinen ungläubigen Ehepartner mit Nörgeln und Druck zum christlichen Glauben zu bewegen! Sei vielmehr der beste Ehemann oder die beste Ehefrau, die sich dein Ehepartner vorstellen kann, sodass du durch dein gottgemäßes Vorbild sein Herz für Christus gewinnst (vgl. 1Petr 3,1-2). Dasselbe trifft auch auf Ehepartner zu, die zwar von sich sagen, dass sie zu Christus gehören, die sich aber weigern, über geistliche Dinge zu sprechen. Bringe ihn im stillen Gebet vor Christus und diene deinem Ehepartner mit aufrichtiger Liebe.

Seid Ihr aber beide Christen, dann solltet Ihr euch über eure geistlichen Erfahrungen austauschen. Teile deinem Ehepartner deine geistlichen Kämpfe, deine Frustrationen aber auch deine Siege mit und begleitet einander auf dem Weg des Glaubens und der Heiligung. Sprecht darüber, was Gott durch seinen Geist und durch sein Wort in eurem Leben tut.

Ein Pastor besuchte eine trauernde Witwe, und fragte sie: „Glaubst du, dass dein Mann ein Kind Gottes war?“ Ihre Antwort war: „Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Er sprach mit mir niemals über Geistliches. Wir lasen viel, er ging treu zur Kirche, er war ein ernsthafter Mann, ein gutes Vorbild, aber seine Gedanken über Gott teilte er mir nie mit.“ Eine schreckliche Vorstellung: Der Glaube an Christus ist der wichtigste Teil des Lebens, aber dein Partner weiß nichts darüber. Lass dies bitte nicht bei dir der Fall sein! Teile deine geistlichen Kämpfe und Hoffnungen mit deinem Ehepartner.

Viel wichtiger aber ist, dass Ihr euren Glauben gemeinsam teilt, indem Ihr zusammen betet. Ich weiß, dass es manchen Christen schwer fällt, laut vor anderen zu beten. Wir sollten in diesem Punkt nachsichtig mit anderen sein. Doch es gibt nichts Wertvolleres, als das tägliche gemeinsame Gebet als Ehepaar, gemeinsam Gott den Dank und das Lob für die täglichen Segnungen zu bringen, und ihn gemeinsam um die nötige Gnade zu bitten.

Daher lehne niemals die Bitte deines Partners um ein gemeinsames Gebet ab. Betet zu festgesetzten Zeiten, aber auch außerhalb eurer gewohnten Gebetszeiten. Ihr Männer, legt eure Bücher oder Werkzeuge beiseite, klappt das Notebook zu und betet mit euren Frauen. Ihr Frauen, lasst den Haushalt für einen Moment stehen oder legt das Handy beiseite und betet mit euren Männern. Baxter sagte: „Es ist Gnade, einen so nahen Freund, als Helfer unserer Seelen zu haben.“5

Einander vertrauen

Ein traditionelles Eheversprechen enthält die Worte: „Ich will dir treu sein.“ Wir brauchen mehr Treue in unseren Ehen. Wie es in Sprüche 18,24 heißt: „Es gibt Freunde, die hängen fester an einem als ein Bruder“ (Spr 18,24). Kultiviere mit deinem Ehepartner eine gegenseitige Verbundenheit, die enger und anhaltender ist als jede Blutsverwandtschaft. Vereint euere Herzen zu einem unzerbrechlichen Band.

Seid keine Freunde, die nur in guten Zeiten zusammenhalten. Vor eurer Heirat habt Ihr euch sicherlich mit Aufmerksamkeiten und Geschenken überhäuft. Aber haltet Ihr euch auch die Treue, wenn diese erste romantische Phase vorbei ist? Die Sprüche erinnern uns daran: „Besitz vermehrt die Zahl der Freunde, […] und jeder will der Freund eines freigebigen Mannes sein“ (Spr 19,4.6). Überzeuge deinen Ehepartner durch deine anhaltende Treue davon, dass er sich in guten wie in schlechten Zeiten auf dich verlassen kann.

Ihr Ehefrauen, seid nicht verärgert, wenn eure Männer aufgrund ihres Berufes länger von euch getrennt sind, als es euch gefällt. Ihr Ehemänner, seid nicht enttäuscht, wenn eure Frauen nicht mehr so schlank und ausgelassen sind, wie vor der Geburt eurer Kinder. Gebt solchen Gedanken keinen Raum. Vergleicht nicht euren Ehepartner mit anderen, und beneidet nicht andere um ihre Ehepartner. Bleibt einander gegenüber offen und herzlich, damit Ihr nicht mit Gleichgültigkeit oder Kritik reagiert, wenn euer Ehepartner mit euch reden will.

Vertrauenswürdigkeit schafft Vertrauen. Und Vertrauen wächst mit der Zeit, wenn eure Beziehung reift. Ihr werdet einander mehr und mehr vertrauen, wenn Ihr lernt, dass Ihr euch aufeinander verlassen könnt. Dazu gehört beispielsweise auch, dass Ihr niemals mit anderen flirtet und dem anderen auch sonst keinen Anlass zur Eifersucht und zum Misstrauen gebt. Mit der Zeit wird euer gegenseitiges Vertrauen ein immer festeres Band der Freundschaft. Ihr werdet euch freuen, einander zu sehen. Denn genau das passiert in einer guten Ehe.

Es ist fast so wie mit einem Paar Schuhen. Nimm dieses Beispiel bitte nicht zu ernst, aber ich hasse es, neue Schuhe zu kaufen. Ich ziehe es lieber vor, meine alten Schuhe zu tragen, die schon so schön eingelaufen sind. Neue Schuhe sind hart und drücken an allen Ecken und Enden. Eine gute Ehe ist wie ein schönes Paar alter Schuhe, sie passt wunderbar und gibt dir ein gemütliches Gefühl der Wärme.

So etwas erfordert Zeit und Vertrautheit. Doch was noch wichtiger ist, ihr verspürt keine Unsicherheit in euren Herzen oder Gedanken, falls Ihr euch mal ein paar Stunden oder Tage nicht sehen solltet, weil Ihr genau wisst, wer euer Ehepartner ist, und dass Ihr euch aufeinander verlassen könnt. Das ist es, was eine gute Ehe ausmacht. Das ist echte Freundschaft.

Alles also, was dazu führt, die gegenseitige Offenheit und das gegenseitige Vertrauen zu kultivieren, wird auch eure Freundschaft stärken. Lasst mich euch vor etwas warnen, was das gegenseitige Vertrauen zerstören kann. Zum einen ist da der Mangel an Diskretion und Verschwiegenheit. Wenn dein Partner deine Geheimnisse nicht für sich behalten kann, wird das Vertrauen sinken. Eure Freundschaft, ja vielleicht auch eure Ehe kann dadurch zerstört werden. Sprüche 17,9 sagt: „Wer eine Sache weiterträgt, trennt Freunde“ (EÜ).

Um die Offenheit in der Ehe zu fördern, musst du bereit sein, vollkommen darauf vertrauen zu können, dass dein Partner deine Geheimnisse für sich behält und sie weder seiner Mutter noch einem Freund erzählt. Dieses Vertrauen ist essenziell, und es ist katastrophal, wenn es gebrochen wird.

Du solltest zudem vorsichtig sein, was Gerüchte über deinen Ehepartner betrifft. Gerüchte zerstören Beziehungen, auch dann, wenn sie einen wahren Kern haben. „Ein Mensch, der Tatsachen verdreht, zettelt Streit an, und ein Verleumder bringt Freunde auseinander“ (Spr 16,28 – NGÜ). Damit möchte ich nicht sagen, dass du Anzeichen ignorieren solltest, die darauf hindeuten, dass dein Ehepartner Sünde in seinem Leben toleriert. Es gibt Zeiten, in denen man seinen Ehepartner, der auf Irrwege geraten ist, mit seinem Verhalten konfrontieren muss – zuweilen auch mithilfe eines Pastors.

Entscheidend ist, dass es bei Getratsche niemals um die Wahrheit geht, sondern immer darum, der Lust am Verbreiten von Schlechtigkeiten nachzugeben. Du darfst nicht alles für bare Münzen nehmen, was du hörst, besonders dann nicht, wenn es völlig von dem abweicht, was du über die Person und ihren Charakter weißt.

In Sprüche 31 heißt es von der tugendhaften Frau: „Ihr vertraut das Herz ihres Mannes, und an Ausbeute wird es ihm nicht fehlen. Sie erweist ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens“ (V. 11-12). Also setze alles dran, dich des Vertrauens als würdig zu erweisen, das jeder Mann in seine Frau und jede Frau in ihren Mann setzen sollte.

Freuden teilen

Falls du ein mürrischer Mensch bist, wird es dir vermutlich nicht gelingen, Freundschaft in einer Ehe zu kultivieren. Jammern, Nörgeln und andere Arten, mit denen man seinem Unmut freien Lauf lässt, werden in der Bibel als schwerwiegende Sünde angesehen. Es ist nötig, einen gewissen Humor, Wärme und Optimismus an den Tag zu legen, wenn man andere dazu bringen will, unsere engen Freunde zu werden. Bemühe dich deshalb, ein fröhlicher Mensch zu sein. „Ein fröhliches Herz erhält einen bei guter Gesundheit, aber ein niedergeschlagenes Gemüt zehrt die Kräfte auf“ (Spr 17,22 – NGÜ). Zusammen zu lachen ist ein herrlicher Weg, um zusammenzuwachsen.

Eure Kinder und auch eure eigenen menschlichen Unzulänglichkeiten bieten euch viel Grund zum Lachen. Natürlich sind die Sünde, die göttlichen und himmlischen Dinge kein Grund zum Herumwitzeln; wir sollten über diese Themen niemals in leichtfertiger Weise reden. Doch es gibt viele andere Dinge im Leben, die man nicht zu ernst nehmen sollte. Lerne deshalb, über dich selbst zu lachen, und über Situationen, die nicht so schwerwiegend sind. Es ist, als würde man sagen: „Der Herr ist mit uns, trotz all unserer Macken.“

Kultiviere eine Freude, die unabhängig ist von äußeren Umständen. Sei gut gelaunt. „Ein Betrübter hat nie einen guten Tag; aber ein guter Mut ist ein tägliches Fest. Besser wenig mit der Furcht des HERRN als ein großer Schatz, bei dem Unruhe ist. Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass“ (Spr 15,15-17 – LUT). Wenn eure Ehe von gegenseitiger Liebe, von Freude und von der Furcht des HERRN geprägt ist, könnt Ihr selbst mit Erdnussbuttersandwiches ein fröhliches Festmahl haben. Bring deiner Familie bei, Gott für alles zu danken, in allen Umständen.

Lerne auch, deinem Ehepartner zu gefallen. In 1.Korinther 7,33-34 lesen wir: „Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; er will seiner Frau gefallen“ und „Die Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; sie will ihrem Mann gefallen“ (EÜ). Jemandem gefallen zu wollen (ohne dabei Kompromisse im Glauben einzugehen), ist ein Zeichen von Freundschaft. Baxter schrieb darüber: „Wenn Ehemann und Ehefrau einander gefallen, dann vereint es sie in ihren Aufgaben, es hilft ihnen, ihren Auftrag leichter zu erfüllen und ihre Lasten zu teilen, und nicht zuletzt macht es die Ehe angenehmer.“6

Sei nicht zu geistlich, was die irdischen Dinge angeht. Von John Wesley stammt der Spruch: „Reinheit kommt nach Gottesfurcht“, womit er gar nicht so falsch lag. Die persönliche Hygiene ist ein Muss, wenn zwei Menschen ihr Leben miteinander teilen. Körperpflege und die optische Erscheinung sind sehr wichtig. Finde heraus, was deinem Ehemann oder deiner Ehefrau gefällt, und dann tu es. Und versuche, so viel wie möglich von dem zu vermeiden, was dein Ehepartner nicht mag.

Als meine Frau und ich heirateten, dachte ich, ich wäre ein guter Autofahrer. Leider sah sie das anders. Was in meinen Augen ein guter Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Auto war, wirkte für sie gefährlich nah. Ich musste meine Meinung vom Autofahren um ihretwillen aufgeben, weil es mir wichtig war, dass sie sich bei mir im Auto sicher fühlte. Vor allem war ihre Angst größer und entscheidender als mein Selbstbewusstsein in diesem Punkt. Es war also nur vernünftig, ihr nachzugeben. Baxter sagte:

„Vermeidet daher alles, was euch als unfreundlich und lieblos erscheinen lässt […] Alles, was körperlich oder geistig abstoßend ist, muss als Versuchung gemieden werden, weil es euch von der Liebe, Freude und Zufriedenheit abhalten würde, die Mann und Frau aneinander haben sollten.“7

Um deinem Ehepartner zu gefallen, musst du ihn oder sie gut kennen. Und dazu gehört auch, dass dein Partner dir sagt, was ihm oder ihr gefällt, oder auch nicht. Ein junger Mann wurde einmal von seiner Frau gefragt, ob er das Essen möge, das sie ihm gerade gekocht hatte. Er hasste es, traute sich aber nicht, es ihr zu sagen. Also entgegnete er, dass er es liebte. Von da an kochte sie jede Woche einmal dieses eine Gericht.

Ist das Verhalten dieses Mannes ein guter Weg zu einer glücklichen, freundschaftlichen Ehe? Wohl eher nicht. Es ist wichtig, über die Dinge, die wir lieben oder auch verabscheuen, ehrlich zueinander zu sein. Wenn du das tust, wirst du deinem Ehepartner dabei helfen, dich zu lieben.

Freude zu teilen, heißt auch, Dinge gemeinsam zu unternehmen, die beide genießen. Findet heraus, wo ihr gemeinsame Interessen habt, und dann investiert in sie. Wenn dein Ehepartner etwas liebt, das nicht so dein Ding ist, dann lerne vielleicht, es auch zu mögen. Besucht gemeinsam Veranstaltungen, und falls du es dort langweilig findest, freue dich darüber, dass dein Partner begeistert ist. Je mehr eure Lebenswege sich schneiden, umso tiefer wird eure Freundschaft werden.

Doch letztlich soll alles zur Ehre Gottes geschehen. Dies ist kein Aufruf, eure freizeitlichen Aktivitäten zu eurem Lebensinhalt zu machen – ihr solltet beispielsweise keinen Gottesdienst ausfallen lassen, um zusammen etwas zu unternehmen, das Ihr auch auf einen anderen Termin verschieben könntet. Andererseits darf es aber auch nicht sein, dass Ihr so sehr in der Gemeinde oder Sonntagsschule eingespannt seid, dass keine Zeit mehr für gemeinsame Ausflüge, Konzerte oder Picknicks bleibt. Denn wenn Ihr das tut, verpasst Ihr schöne Momente, die Gott euch schenken möchte, damit ihr sie zu seiner Ehre genießt.


Dieser Artikel ist ein Auszug aus unserem Buch Freunde und Geliebte fürs Leben – Ein biblischer Leitfaden für tiefere Freundschaft und Leidenschaft in der Ehe.

Joel Beeke ist Autor, Mitautor und Herausgeber von über 70 Büchern zu christlichen Themen und biblischer Auslegung, von denen einige auch auf Deutsch übersetzt wurden. Joel ist seit 1989 mit Mary verheiratet. Sie haben drei gemeinsame Kinder und zehn Enkelkinder.

Fußnoten

  1. Richard Baxter: „The Practical Works of the Richard Baxter“, Hg. William Orme, London: James Duncan (1830), 4:30. ↩︎
  2. Gary Smalley: „Hidden Keys of the Loving, Lasting Marriage“, Grand Rapids: Zondervan (1988), S. 325–326. ↩︎
  3. Smalley: „Hidden Keys“, S. 328. ↩︎
  4. William Gouge: „Of Domestical Duties“, (1622). ↩︎
  5. Baxter: „Works“, 4:30. ↩︎
  6. Baxter: „Works“, 4:122. ↩︎
  7. Ebd. ↩︎

Das könnte dich auch interessieren ...