Wer Gott liebt, muss Gottes Wort lieben
Können wir Gott lieben und dabei die Bibel vernachlässigen? R.C. Sproul zeigt auf, dass wer behauptet, Gott zu lieben, auch Gottes Wort lieben muss.
Emil Brunner, ein Schweizer Theologe aus dem 20. Jahrhundert, schrieb ein kleines Buch mit dem Titel Wahrheit als Begegnung. Seine These lautete, dass wenn wir die Dinge Gottes studieren, wir keine abstrakte Wahrheit untersuchen. Wir studieren nicht Theologie, weil wir eine gute Note im Examen erreichen möchten. Vielmehr möchten wir die Lehre von Gott verstehen, um Gott verstehen zu können, um den lebendigen Gott in Seinem Wort zu begegnen und dadurch unsere Beziehung zu Ihm zu vertiefen.
Aber wir können keine Beziehung zu jemanden vertiefen, wenn wir keine persönliche Beziehung zu dieser Person haben. Gottes Wort zu lesen ist also kein Ziel an sich, sondern ein Mittel zum Zweck. Allerdings ist es ein notwendiges Mittel. Wenn man daher behauptet, im Christentum gehe es nicht um Worte sondern um eine Beziehung, dann schafft man damit eine gefährliche und falsche Trennung. Es bedeutet, den Geist der Wahrheit zu beleidigen, der die Worte eingab. Diese Worte sollten unsere Nahrung sein, denn sie bestimmen das Christenleben.
Wozu studieren wir Gottes Wort?
Kürzlich las ich einige Leserbriefe, die an den Verleger eines christlichen Magazins gerichtet waren. Einer dieser Leser kritisierte christliche Gelehrte mit akademischen Titeln. Der Schreiber behauptete, dass Theologen nur Freude am Studieren der Worte und Lehren Christi hätten, um aufzeigen zu können, dass Jesus nicht das gemeint habe, was wir in unseren Bibeln lesen.
Offensichtlich hatte dieser Schreiber ein grundsätzliches Problem mit dem ernsten Studium des Wortes Gottes. Natürlich gibt es Theologen, die ein Wort in sechs unterschiedlichen Sprachen studieren und dennoch die eigentliche Bedeutung verfehlen. Aber das bedeutet nicht, dass wir auf ein gründliches Studium des Wortes Gottes verzichten können, nur weil eine solche Gefahr besteht.
In einem anderen Leserbrief wurde die Meinung vertreten, dass diejenigen, die sich ernsthaft dem Studium des Wortes Gottes widmen, kein Interesse an den wirklichen Problemen der Menschen hätten. Nach meiner Erfahrung jedoch ist es geradezu unmöglich, sich den Problemen dieser Welt zu stellen ohne nicht auch gleichzeitig nach der Wahrheit zu fragen. Wir alle möchten die Wahrheit über das Leid erfahren. Insbesondere stellen wir uns die Frage, wo Gott in all dem Leid steckt. Das ist eine Sorge, die nach einer theologischen Antwort verlangt. Die Antwort darauf finden wir in der Bibel, wo Gott sich selbst und seine Gedanken offenbart, durch das Mittleramt des Heiligen Geistes, der auch als der Geist der Wahrheit bezeichnet wird. Wir können Gott überhaupt nicht lieben, wenn wir nicht Seine Wahrheit lieben.
Gottes Wort lieben bewahrt vor Aberglauben
Es macht mich sehr traurig, dass unsere aufgeklärte, westliche Kultur mit den zwölf Sternzeichen vertrauter ist als mit den zwölf Stämmen Israels oder den zwölf Aposteln. Unsere Gesellschaft sieht sich selbst gerne als gebildet und technologisch an und ist dabei noch so tief im Aberglauben verhaftet. Auch wir Christen sind dagegen nicht immun.
Wir können ebenfalls diesem Verlangen erliegen, mittels gewisser Kräfte unsere Gesellschaft zu manipulieren. Wir müssen gar nicht erst soweit gehen und glauben, dass der Lauf der Sterne unser Schicksal, unseren Wohlstand oder unsere Erfolge bestimmen würde. Es ist jedoch genauso abergläubisch, unsere Gefühle und Neigungen als Leitung des Heiligen Geistes anzusehen. Es scheint viel aufregender zu sein, sich einfach frei durch den Geist leiten zu lassen (was auch immer man darunter versteht) als sich die Mühe zu machen, Gottes Wort beharrlich zu studieren. Das ist ein außerordentlich gefährlicher Weg. Wenn wir den Willen Gottes tun wollen, dann, dann müssen wir auch das Wort Gottes lieben und studieren. Die Magie sollten wir getrost den Astrologen überlassen.
© Ligonier Ministries @ Tabletalk Magazine. Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung.
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