Freue dich

Meine Seele, freue dich am Herrn

Ich habe als Christ schon immer meine Kämpfe mit dem Beten gehabt. Eines Tages teilte ich meine Frustration darüber einem meiner Lehrer an der Bibelschule mit. Dr. Whitney las mir daraufhin einen Abschnitt von Georg Müller, dem großen Glaubenshelden vor, der auch mit seinem Gebetsleben zu kämpfen hatte. Dies ist der Eintrag aus Georg Müllers Tagebuch, geschrieben am 7. Mai 1841:

Ich erkannte deutlicher als je zuvor, dass die wichtigste Aufgabe in meinem Leben die Freude an meinem Herrn ist. Das war es, worum ich mich jeden Tag kümmern sollte. Die Hauptsache ist nicht, wie viel ich dem Herrn dienen kann, sondern wie ich meine Seele dahin bringen kann, dass sie voller Freude über Gott ist, damit diese Freude mich innerlich stärkt. Ich könnte mich darum bemühen, Ungläubigen das Evangelium zu predigen, ich könnte versuchen, ein Segen für Gläubige zu sein und dennoch dabei keinerlei Freude am Herrn haben und innerlich nicht durch die Freude an Ihm genährt und gestärkt sein. Wenn das geschieht, dann kommen all die Bemühungen nicht aus dem richtigen Geist. Bevor ich das herausfand, hatte ich den Morgen, nachdem ich mich angekleidet hatte, immer mit Gebet begonnen. Dann aber erkannte ich, dass es noch wichtiger war, zuerst Gottes Wort zu lesen und darüber nachzudenken, damit mein Herz in der Ausrichtung auf Ihn getröstet, ermutigt, gewarnt, getadelt und angewiesen werden konnte. Nur so war es möglich, die nötige Gemeinschaft mit dem Herrn zu haben.

Georg Müller

Dr. Whitney wies mich darauf hin, dass Georg Müller nur deshalb so ein herausragender Beter war, weil er über die Texte der Bibel nachsann und weil dieses Nachsinnen und die Erkenntnis der Größe Gottes, die er dadurch gewann, ihn mit Freude an Gott erfüllte. Durch diese Freude wurde ihm die enge Gemeinschaft mit den Herrn im Gebet überhaupt erst möglich. Mich überzeugte diese Praktik und seidem bemühe ich mich, sie auszuüben.

Was bedeutet es, über die Bibel nachzusinnen?

Über Gottes Wort „nachsinnen“ bedeutet, mit ganzer Aufmerksamkeit darauf achtzugeben, was der Vers sagt und sich dann darum zu bemühen, den Vers in seinem Zusammenhang zu verstehen. Im Hebräischen gibt es zwei Wörter für nachsinnen: hagah, was „abwägen“ oder „sich vorstellen“ bedeutet (vgl. Josua 1,8; Psalm 1,2), und siyach, was „zu sich selbst sprechen“ oder „beten“ (vgl. Psalm 119,15) heißt. Nachsinnen bedeutet also, dass wir unsere volle Aufmerksamkeit dem Wort Gottes schenken und es in Bezug auf seinen Zusammenhang verstehen. Das schließt ein, dass wir über das Wort Gottes nachdenken, dass wir uns Fragen über die Anwendung der gelesenen Wahrheiten stellen, dass wir diese Wahrheit für uns selbst annehmen und dann das Gelesene im Gebet vor Gott bringen.

Beispiel

Der HERR ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Psalm 23,1

  • Was bedeutet es, dass Gott mein Herr ist? Über was genau „herrscht“ Er?
  • Wodurch möchte er sich in diesem Moment als Hirte erweisen?
  • Wo leide ich meiner Meinung nach Mangel?
  • Gott, wo sorgst Du für mich, wo es mir überhaupt nicht bewusst ist?

Durch das Nachsinnen behalten und schätzen wir Gottes Wort. Der Verstand sammelt und bereitet die Speise vor, die wir essen sollen. Im Nachsinnen nimmt das Herz es auf und ernährt sich damit.

Andrew Murray

„Nachsinnen“ heißt weder nur zu beten, noch alleiniges Bibellesen. „Nachsinnen“ heißt betendes Bibellesen, auf Gottes Wort hören und im Gebet Gott darauf zu antworten.


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