das Alte Testament

Jesus und das Alte Testament

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In seinen Predigten bezieht sich Jesus immer wieder auf die Schriften von Mose und den Propheten. Dabei geht Er auf fast jede Periode der alttestamentlichen Geschichtsschreibung ein. Er spricht von der Schöpfung des Menschen, von der Einsetzung der Ehe, vom Tode Abels, von den Tagen Noahs, von der Zerstörung Sodoms, von der Geschichte Abrahams, von der Erscheinung Gottes im brennenden Dornbusch, vom Manna in der Wüste, von der ehernen Schlange, von der Flucht Davids, von Salomos Ruhm, von dem Dienst der Propheten Elia und Elisa, von Jona, von dem Märtyrertod des Sacharja – und all diese Ereignisse umfassen die gesamte jüdische Geschichte.

Die Hinweise, die Jesus auf das Alte Testament macht, sind fast nicht zu zählen; und jeder aufmerksame Leser, der nur die geringste Kenntnis von dem Inhalt des Alten Testaments hat, wird zugeben müssen, dass Jesus von Kindheit an durch und durch von den Geschichten und Lehren des Alten Testaments erfüllt war.

Betrachten wir Jesus in seinem Umgang mit den Menschen des Volkes Israel und besonders im Umgang mit den geistlichen Führern, dann werden wir feststellen, wie Er immer wieder das Alte Testament als alleinige Grundlage und unfehlbare Richtschnur zitiert. Jesus gibt an, dass seine ganze Lehre, seine Werke, sein Lebensziel, alles dazu diente, um die alttestamentlichen Schriften zu erfüllen (vgl. Jesaja 61,1-2; Lukas 4,21).

„Was steht geschrieben?“ und „Habt ihr nicht gelesen?“ waren die häufigsten Fragen, die Jesus den Menschen der damaligen Zeit stellte. Er erinnerte diejenigen, die Ihn ablehnten an das Gericht, das Gott über Tyrus, Sidon und Sodom brachte. Er nannte das Zeichen des Jona, als die Pharisäer Ihn um ein Zeichen baten. Als Johannes der Täufer zu zweifeln begann, ob Jesus wirklich der Messias sei, verwies ihn Jesus auf die Prophezeiung in Jesaja 35 und 61, die sich in seinem Dienst erfüllten und die ein unwiderlegbarer Beweis für seine Messianität waren.

Zu den Juden, die Ihm in die Wüste folgten, sprach Er von dem Manna in der Wüste; Nikodemus wies Er auf die Bedeutung der ehernen Schlange hin; immer wieder weist Er die Menschen darauf hin, dass Mose über Ihn geschrieben hat, und dass die Schriften des Alten Testaments die einzig verlässliche und völlig ausreichende Botschaft Gottes sind. Er nahm jedem die Möglichkeit zur Selbstrechtfertigung und verurteilte deutlich den Unglauben des Volkes, der nicht einmal durch das Zeugnis seiner Auferstehung erschüttert wurde (vgl. Lukas 16,30).

Das Lob, das Ihm bei seinem Einzug in Jerusalem entgegenschallte, verteidigte Er mit Worten aus dem 8. Psalm: „Aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du mir einen Lob bereitet.“ Er bewies die Göttlichkeit des „Sohnes Davids“ mit den Worten, die David selbst vom Heiligen Geist geleitet aufschrieb: „Der HERR sprach zu meinem Herrn“ (Psalm 110,1).

Als die Juden Ihn der Gotteslästerung anklagten, weil Er sich Gott gleichstellte, nannte Er Psalm 82,6 als Beleg dafür, dass Er als von Gott Gesalbter weit höher steht als sie, an die Gottes Wort gerichtet ist. Er bekräftigte sein Argument, indem Er die Juden auf ihr eigenes Bekenntnis verwies, das besagt, dass die Schrift niemals aufgelöst werden kann. Jeder Bestandteil der Heiligen Schrift passt perfekt ineinander und nichts davon kann und darf hinweggenommen werden.

Als Jesus davon sprach, dass Ihn sein eigenes Volk verwerfen würde, machte Er klar, dass auch dies eine Erfüllung der alttestamentlicher. Prophezeiungen ist, indem Er Psalm 118 (in welchem von der Verwerfung des Ecksteins die Rede ist) und Daniel 2 (wo ein Stein ohne menschliches Zutun alle Gottlosen vernichten wird) zitierte. Als Jesus sich mit den Sadduzäern über die Tatsache der Auferstehung auseinandersetzte, zeigte Er, wie sehr sie sich irrten, indem Er die Berufung des Mose zitierte, in der Gott sich als der Gott der lebendigen Patriarchen bezeichnete (vgl. 2. Mose 3,6; Matthäus 22,23).

Wir sind verpflichtet, die Schrift und die Kraft Gottes zu kennen, sonst irren auch wir uns sehr leicht. Diese zwei Dinge – die äußere Kenntnis des geschriebenen Wortes Gottes und die innere Erfahrung der Kraft Gottes – sind nötig, um Gott zu kennen und nicht zu irren. Nur eines von beiden zu besitzen, ist zu wenig! Die geistliche Erfahrung von Gottes Kraft hängt immer zusammen mit der Liebe und der Kenntnis der Heiligen Schrift.

Diese direkten Bezüge auf Mose und die Propheten, die so zahlreich, so überzeugend und so umfassend sind, müssen zusammen mit den versteckten Hinweisen auf die Schrift gesehen werden, die Jesus in seinen Predigten verwendet.

In der Bergpredigt, in den Reden, die im Johannesevangelium aufgezeichnet wurden, in seinen Gesprächen mit den Jüngern, in den Gleichnissen, überall finden wir kaum einen seiner Gedanken, der nicht in Zusammenhang mit dem Alten Testament steht. Alle Gedanken und Ausdrücke Jesu stammen nicht nur aus der geschriebenen Offenbarung, die Gott seinem auserwählten Volk gegeben hatte, nein, sie haben dieser Offenbarung selber ihre Form gegeben.
Um nur zwei Beispiele zu nennen:

  • Er nennt sich selbst „der Bräutigam“ und verteidigt damit das Verhalten seiner Jünger, die nicht fasteten, wie es damals üblich war. Der Begriff „Bräutigam“ ist ein wichtiger Begriff in der ganzen Heiligen Schrift. Der 45. Psalm, das Hohelied Salomos, Jeremia 3, Hosea 2 und viele andere Stellen sprechen von diesem einen Bräutigam.
  • Ein weiteres Beispiel ist die Art und Weise wie Jesus eindeutig von sich, als dem „Menschensohn“ spricht (vgl. Hesekiel und Daniel).

Als Jesus sagte: „Wer durstig ist, der komme zu mir und trinke das Wasser des Lebens umsonst“, zitierte Er den Vers aus Jeremia 2,13, in dem Jahwe sich selbst als die „Quelle des lebendigen Wassers“ bezeichnet. Dass Jesus diese Aussage auf sich anwandte, bedeutet entweder, dass Er Gott selbst oder ein unverschämter Gotteslästerer ist. Als Jesus in Anspruch nahm, „das Licht der Welt“ und „das Leben“ zu sein, da sprach Er von sich als Jahwe, bei dem die Quelle des Lebens und das wahre Licht zu finden sind (vgl. Psalm 36,10).

Seine Worte: „Deine Sünden sind dir vergeben“, sind die Worte Jahwes, der sprach: „Ich bin es, der deine Übertretungen tilgt, um meinetwillen, und an deine Sünde will ich nicht mehr denken“ (vgl. Lukas 5,20; Jesaja 43,25). Besonders im Johannesevangelium fällt auf, dass Jesus häufig von sich selbst als dem „Ich bin“ spricht – dies ist die Bezeichnung, die Gott für sich im Gesetz des Mose und in den Propheten gebraucht, um das Volk daran zu erinnern, dass Er ein Gott der Treue ist, der zu seinen Verheißungen steht („Jahwe Amen“ bedeutet „Ich bin der Treue“ vgl. Jesaja 65,16). Auf diese Weise zitierte Jesus häufig die Schriften des Alten Testaments.

In dem Moment, als der Hohepriester Ihm die alles entscheidende Frage stellte: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott. Bist du der Christus, der Sohn Gottes?“, antwortete Jesus: „Du sagst es! Und ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels“ (Matthäus 26,63-64). Das Zeugnis Jesu ist das Zeugnis der Heiligen Schrift (vgl. Psalm 110; Daniel 7,13-14). Wenn Jesus von der Schrift sprach, dann sprach Er von sich, indem Er sich selbst den Menschen zu erkennen gab. Vor dem lebendigen Gott Israels und vor den Ohren des Hohenpriesters, dem Stellvertreter des Volkes, bekannte Jesus die Wahrheit über seine Person und über die Zukunft; mit den Worten der Heiligen Schrift, die niemals gebrochen, noch vergehen wird, weil sie unmittelbar mit seiner Person verbunden ist.

Jesus und das Alte Testament im Kreis der Jünger

Die Beziehung, die Jesus zu seinen Jüngern hatte, war der in einer Familie sehr ähnlich. Er hatte die Jünger ausgewählt, damit sie Ihn begleiten und somit Zeugen seines Dienstes werden sollten. Sie waren seine Freunde und Er liebte sie so sehr, dass Er ihnen all seine Gedanken offenbarte, soweit sie diese ertragen konnten (vgl. Johannes 16,12). In den Bibelstellen, in denen Jesus mit seinen Jüngern über die Heilige Schrift spricht, bietet sich auch für uns heute noch die beste Möglichkeit zu erleben, wie Jesus mit den Schriften des Alten Testaments umging und wie Er von deren Autorität und Macht und von dem Segen sprach, der noch heute von ihnen ausgeht.

Während seines Wirkens unter dem Volk Israel wurde Jesus von seinen Jüngern gefragt, warum Er zu dem Volk in Gleichnissen spreche. Jesus antwortete ihnen, dass dadurch die Prophezeiung des Jesaja erfüllt würde, der von der Verstocktheit des Volkes sprach (vgl. Jesaja 6,9; Matthäus 13,13-15). Er verwies sie dabei auch auf die Propheten und Gerechten des Alten Testaments, die sich danach gesehnt hatten, das zu erleben, was sie, die Jünger, gerade selbst erleben und bezeugen durften (vgl. Matthäus 13,16-17). Ein anderes Mal fragten Ihn die Jünger auf dem Ölberg nach dem Ende der Welt und auch dort antwortete Jesus, indem Er das Alte Testament zitierte und es ihnen auslegte (vgl. Matthäus 24,3-39).

In den letzten Tagen vor seiner Kreuzigung legte Jesus ganz besonderen Wert darauf, seine Jünger auf die Leidenszeit vorzubereiten, die vor Ihm lag. Immer wieder zitierte Er dabei die Vorhersagen des Alten Testaments, die von dieser Leidenszeit des Messias sprachen. Er wollte seinen Jüngern zeigen, dass sein Tod nicht das Ende, sondern die Erfüllung von Gottes Plan sein würde:

Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen: ›Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles erfüllt werden, was durch die Propheten über den Sohn des Menschen geschrieben ist; denn er wird den Heiden ausgeliefert und verspottet und misshandelt und angespuckt werden; und sie werden ihn geißeln und töten, und am dritten Tag wird er wieder auferstehen.‹

Lukas 18,31-33

Dennoch waren seine Jünger nicht fähig, die Geschehnisse nach Jesu Verhaftung richtig zu deuten. Und das nur, weil sie nicht bereit waren, die Vorstellung des leidenden und sterbenden Gottessohnes zu akzeptieren.

Während des letzten Abendmahls, als Jesus den Jüngern offenbarte, dass einer von ihnen Ihn verraten wird, wies Er sie darauf hin, dass auch dies geschehen müsse, um die Schriften zu erfüllen. Er zitierte Psalm 41,10: „Selbst mein Vertrauter, auf den ich mich verließ, ja, mit dem ich mein Brot geteilt habe, tritt mich nun mit Füßen“ und fügte hinzu: „Es wird dem Sohn des Menschen so ergehen, wie es von ihm geschrieben steht …“ (Matthäus 26,24). Auch die Tatsache, dass Er zu den gottlosen Verbrechern gerechnet wurde, war im Alten Testament und in den Reden Jesu bereits vorhergesagt (vgl. Jesaja 53,12; Lukas 22,37).

Als die Soldaten Ihn im Garten Gethsemane ergriffen, stellte Jesus sie zur Rede und sprach: „Seid ihr ausgezogen, um mich wie einen Räuber mit Schwertern und Stöcken zu fangen?“ und sofort heißt es dann: „Das alles aber ist geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt würden.“ Als Petrus sein Schwert nahm, um den Herrn zu verteidigen, wies ihn Jesus mit den Worten zurecht: „Stecke dein Schwert an seinen Platz! […] Die Schriften müssen erfüllt werden, in denen geschrieben steht, dass es so kommen muss!“ (Matthäus 26,51-56). Ja wirklich: Die Heilige Schrift ist die unabänderliche Offenbarung des vollkommenen Planes und Willens des Vaters, dem sich Jesus, als gerechter Knecht und gehorsamer Sohn, in allen Dingen unterordnete.

Dass die Juden Ihm mit so großem Hass entgegentraten, war schon vor Zeiten vorausgesagt:

Es wird dem Sohn des Menschen ergehen, wie über ihn geschrieben steht, … denn, was geschrieben steht, muss an mir erfüllt werden, … damit erfüllt wird, was in dem Gesetz geschrieben steht: ›Sie haben mich ohne Ursache gehasst‹

Matthäus 25,24; Lukas 22,37; Johannes 15,25

Nach seiner Auferstehung erschien Jesus nicht der gesamten Welt, auch nicht dem gesamten Volk, sondern nur den Seinen, wie es schon in den Psalmen angedeutet (vgl. Psalm 22,22-23) und von Ihm selbst gewünscht wurde (vgl. Johannes 20,17). Später begegnete Er zweien seiner Jünger auf dem Weg nach Emmaus auf ungewöhnliche Weise: Anstatt ihre Verzweiflung über seinen Tod schon bei der Begegnung sofort in Freude über seine Auferstehung zu verwandeln, gab Er sich ihnen nicht gleich zu erkennen, sondern verwies sie auf die Schriften von Moses und den Propheten, die von seinem Tod und seiner Auferstehung sprachen:

Und er sprach zu ihnen: ›0 ihr Unverständigen, wie ist doch euer Herz träge, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?‹ Und er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht.

Lukas 24,25-27

Auf diese Weise führte Er sie direkt zur Heiligen Schrift, die für sie und auch für uns die zuverlässige Offenbarung von Gottes Plan und von seiner Treue ist.
Während der vierzig Tage nach seiner Auferstehung erschien Jesus seinen Jüngern und sprach mit ihnen über das Reich Gottes (vgl. Apostelgeschichte 1,3). Er bewies ihnen, dass alles was bisher geschehen war, geschehen musste, damit erfüllt würde, was im Gesetz Moses, in den Propheten und den Psalmen von Ihm geschrieben steht (vgl. Lukas 24,44). Und weiter steht dort geschrieben, dass Jesus ihnen das Verständnis öffnete, damit sie etwas Bedeutsames verstanden. Doch was? Eine neue Offenbarung? Eine völlig neue und geheime Lehre? Nein, Er öffnete ihnen ihr Verständnis, damit sie die alten Schriften (Mose und die Propheten) verstanden! Was benötigen wir mehr als dies? Wie perfekt, wie kostbar und wie reich an der Herrlichkeit Christi sind doch die heiligen jüdischen Schriften des Alten Testaments! Wir, die wir uns Jesu Jünger nennen, müssen diese Schriften studieren, um Christus besser zu kennen und um unser Herz in Liebe zu Ihm zu entfachen.

Jesus und das Alte Testament in seinen Kämpfen und Leiden

Bisher haben wir betrachtet, wie Jesus die Heiligen Schriften des Alten Testaments in Gesprächen mit dem Volk und mit seinen Jüngern gebrauchte. Nun betreten wir das Allerheiligste: das Herz Jesu! Die Heiligen Schriften hatten für Jesus eine enorme Bedeutung; sie waren für ihn wichtiger als das tägliche Brot. „Womit das Herz gefüllt ist, davon redet der Mund“ (Matthäus 12,34).

Zu Beginn seines Evangeliums berichtet uns Lukas, dass Jesus zunahm, „an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen“ (Lukas 2,52); dies zeigt, dass unser Heiland, obwohl Er das ewige Wort des Vaters ist, doch gleichzeitig wahrer Mensch war – von einer Frau geboren und unter das Gesetz getan – dessen Körper, Seele und Geist Wachstum und Entwicklung erlebten (vgl. Johannes 1,1.14; Galater 4,4; Hebräer 5,8). In diesen Versen ist nicht nur von einer rein physischen, sondern auch von einer moralischen und geistigen Entwicklung die Rede. Diese Tatsache darf uns, die wir von dem sündlosen Wesen unseres Heilandes überzeugt sind, nicht verwirren.

Er war uns in jeder Hinsicht ähnlich, aber frei von Sünde  (vgl. Hebräer 2,17; 4,15); Er war der Sohn des Menschen und ein Nachkomme Israels. Sehr wahrscheinlich waren seine Mutter Maria und ihr Mann Joseph diejenigen, die Ihn als Erste in den Heiligen Schriften unterwiesen. Aus den Evangelien erfahren wir, dass Maria und Joseph ein gottesfürchtiges Ehepaar war, das sich nach dem Gesetz des Mose richtete (vgl. Matthäus 1,19; Lukas 1,46 ff; Lukas 2,27b). Diese Voraussetzungen hatte Gott sich erwählt, um seinen einzigartigen Sohn unter der Verkündigung des Wortes Gottes aufwachsen zu lassen.

Als Jesus damit begann, dem Volk öffentlich zu predigen, waren seine Worte und seine Taten ein deutlicher Beweis dafür, dass sein Herz erfüllt war mit der Erkenntnis des Wortes Gottes; sein ganzes Wesen und  sein Verhalten spiegelten den Geist der Heiligen Schrift wider. Es gibt Menschen, die behaupten, Jesus sei nur ein Produkt der jüdisch-religiösen Gesellschaft gewesen und hätte die allgemeine Sicht über die Heilige Schrift vertreten. Doch lasst uns Ihm in die Wüste folgen – in die Einsamkeit, wo kein Mensch ist, dem Er etwas erwidern oder den Er von etwas überzeugen muss; dorthin, wo der Kampf zwischen dem Sohn Gottes und dem Fürsten dieser Welt beginnt.

Doch wie erringt Jesus den Sieg, und welche Waffen verwendet Er in diesem Kampf gegen den Satan? Woher kommt das Licht, mit dem sich Christus der Finsternis der Welt entgegenstellt? „Jesus sprach: ‚Es steht geschrieben'“ (Lukas 4,4). Jesus verwies den Satan nicht auf Gewissen oder Moral; Er verließ sich nicht auf seine Gefühle; Er führte weder die Vernunft noch sonstige Gründe an – seine einzige Waffe war das Wort Gottes! Dreimal berief Jesus sich auf Zitate aus der Heiligen Schrift, die Gott dem Volk Israel in der Wüste gab. Es ist, als wolle Er sagen: Das Wort Gottes ist die einzige und absolute Autorität. Nicht nur auf Erden, sondern in allen Himmelswelten, in der stofflichen wie in der geistlichen Welt, den Engeln wie den Dämonen hat Gott sich in dem geschriebenen Wort geoffenbart. „Es steht geschrieben“, ist Jesu einzige Reaktion auf die Angriffe des Satans – und Satan ist besiegt!

„Es steht geschrieben“, sagt Christus auch zu sich selbst, in der Stunde seines Sieges über die Sünde. Er wurde versucht, doch die Versuchung konnte Ihn nicht zu Fall bringen. Er war immun gegen den tödlichen Stachel der Sünde, der uns Menschen seit dem Sündenfall sein Gift injiziert. Obwohl Er der Sünde überlegen war, bekam Er dennoch ihre Macht zu spüren. Auch für Ihn war dies eine echte Versuchung. Sie war so schmerzhaft, hart und bedrückend, dass Er unter ihr litt (vgl. Hebräer 2,18). Doch seine Waffe und sein Trost, sein Schwert und das Lied seines Triumphes war dieser eine Satz: „Es steht geschrieben!“ Wir sollten das Wort Gottes über allem anderen wertschätzen, so wie Christus es wertschätzte und den Sieg davontrug.

Betrachten wir Jesus in der Nacht, bevor Er verhaftet wurde. Es war eine besondere Nacht, in der Er die letzten Worte an seine Jünger richtete. Er hatte gerade mit ihnen das Passah gefeiert und stand nun vor seiner schrecklichen Leidenszeit. Während Er sich innerlich auf die vor ihm liegenden schweren Stunden vorbereitete, hob Er seine Augen auf zum Himmel und betete zum Vater. In diesem Gebet, in dem schwersten Kampf seines Lebens, war sein größter Halt wieder das Wort Gottes! In Anbetracht der Tatsache, dass Ihn einer seiner engsten Freunde verraten würde, sagte Er: „Die Schrift muss erfüllt werden“ (Johannes 13,18). Für Jesus ist die Heilige Schrift die irrtumslose Offenbarung des Planes Gottes.

Während seines Dienstes berief sich Jesus stets auf die Heilige Schrift; insbesondere in Bezug auf seinen Leidensweg und selbst in seiner schwersten Stunde am Kreuz war das Wort Gottes in seinen Gedanken und auf seinen Lippen. Der Moment, der uns den tiefsten Einblick in das innere Leiden Jesu am Kreuz gibt, ist der Augenblick, in dem Er rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27,46). Diese Worte stammten aus der Feder des Königs David und sie waren eine Vorschattung auf die Leiden des wahren Königs. In diesem Geschehen erfüllte Christus den 22. Psalm und Er tat dies, nicht ohne sich dessen bewusst zu sein, denn Er wollte, dass seine Gemeinde erkennt, dass zwischen Gottes Wort und seinem leidenden Herzen eine tiefe und untrennbare Verbindung herrscht.

Bevor Jesus mit letzter Kraft die Worte ausrief: „Es ist vollbracht“, und Er damit alles zusammenfasste, was in den Schriften des Alten Testaments über Ihn vorhergesagt war, sagte Er: „Mich dürstet.“ Denn eine Prophezeiung war noch nicht erfüllt: „Sie gaben mir Galle zu essen und Essig zu trinken“ (Psalm 69,22). „Und als Jesus den Essig genommen hatte, sprach Er: Es ist vollbracht!“ „Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: ‚Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!‘ Und als er das gesagt hatte, verschied er“ (Johannes 19,28; Lukas 24,46). Der Ausruf Jesu: „Es ist vollbracht“ ist in Anlehnung an Psalm 22,32 und bedeutet, dass Gott durch den Tod Jesu die Gerechtigkeit für sein Volk erworben hat. Er machte Christus, den Gerechten, für uns zur Sünde, damit wir, die Sünder, in Ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden (vgl. 2. Korinther 5,21).

Jesus und das Alte Testament in Gottes ewiger Herrlichkeit

Nach seiner Auferstehung öffnete Jesus seinen Jüngern die Schriften, die Er von Kindheit an gelernt hatte, die Er aus dem Mund seiner Mutter und in der Synagoge von Nazareth gehört und die Er während seines ganzen Erdenlebens in seinem Herzen bewahrt hatte. Selbst nach seiner Auferstehung hatten diese Schriften ihre Bedeutung nicht verloren. Seine Auferstehung, seine Verherrlichung und sein zukünftiges Königreich sind ebenfalls Erfüllungen dieser Heiligen Schriften.

Von seinem himmlischen Thron aus sandte Christus die sieben Sendschreiben, in denen Er die sieben Gemeinden auf die Aussagen der Schrift verwies. Dort spricht Er von dem Baum des Lebens im Paradies Gottes. Er bezieht sich auf die Wüstenwanderung des Volkes Israel. Er erwähnt das Manna, den Schlüssel Davids, den wahren Tempel und das Neue Jerusalem. „Ich stehe vor der Tür und klopfe an“, ruft die Stimme Jesu aus dem Himmel, wie der Bräutigam seiner Braut im Hohelied Salomos zuruft (vgl. Hohelied 5,2; Offenbarung 3,20).

Eines seiner letzten Worte ist die umfassendste und prägnanteste Zusammenfassung des gesamten Alten Testaments: „Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern“  (Offenbarung 22,16). Jesus Christus, der in seiner ewigen Herrlichkeit zur Rechten Gottes sitzt, erinnert uns an die Heilige Schrift, Er erfüllt die Schrift und Er weist uns nach vorn auf die zukünftige Vollendung des vollkommenen und unabänderlichen Planes Gottes, den Er uns in seinem Wort geoffenbart hat.

© Herold-Schriftenmission, Aaron A. Saphir: Jesus und das Alte Testament



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