Welche Hoffnung trägt im Leid?
Leid, Nöte und Probleme empfinden wir Menschen in der Regel als Zumutung. Es passt nicht in unser Konzept von einem erfüllten Leben. Aber, wer bestimmt eigentlich, was uns zugemutet wird? Das Schicksal? Der Zufall? Die Umstände? In der Bibel lernen wir bei Hiob einen interessanten Umgang mit eben dieser Frage kennen, die uns zur Erkenntnis bringt: Es gibt eine Hoffnung im Leid, die tragfähig ist.
Wenn es uns voll erwischt
Gerade eben hat Hiob die schreckliche Nachricht vom Verlust seiner Viehherden, fast aller Knechte und sogar seiner Kinder erhalten (vgl. Hiob 1,13-19). Aus der Rahmenhandlung erfährt der Leser, dass dieser schwere Schlag eine Prüfung war, die aus einer Absprache Gottes mit Satan resultierte (vgl. Hiob 1,6-12). Im Gegensatz zu uns Lesern weiß Hiob nichts von den Geschehnissen in der himmlischen Welt. Aber wie soll er nun mit diesem Schock umgehen?
Am liebsten würde man um eine solche Situation einen hohen Bogen machen. Denn die Grenze des Ertragbaren ist weit überschritten. Kann man das Ganze noch irgendwie geradebiegen? Einen Plan B schmieden? Völlig ausichtslos! Hiob erlitt einen wirtschaftlichen und seelischen Totalschaden. Und in den folgenden Kapiteln wird sich daran auch nichts ändern – es wird vielmehr schlimmer.
Trauer und Anbetung
Hiob muss dem puren Elend ins Auge blicken und trauert: „Da stand Hiob auf und zerriss sein Obergewand und schor sein Haupt“. Man würde erwarten, dass Hiob sich nun allein in seinem Elend suhlt, und dass er an nichts anderes mehr denken kann. Sozusagen ein freier Fall nach unten. Und wer könnte es ihm verdenken? Aber Achtung! Der Vers ist noch nicht zu Ende. Im Anschluss heißt es: „… und er fiel auf die Erde und betete an. Und er sagte: Nackt bin ich aus meiner Mutter Leib gekommen, und nackt kehre ich dahin zurück. Der HERR hat gegeben, und der HERR hat genommen, der Name des HERRN sei gepriesen!“ (Hiob 1,21).
Hiob war ein gottesfürchtiger Mann, der selbst in dieser schweren Stunde seine Gottesbeziehung nicht über Bord wirft und das obwohl er allen äußerlichen Segen verloren hat. Er grübelt auch nicht darüber nach, wer wie viel Schuld an seinem Unglück trägt. Im Gegenteil! Er weiß, dass er auf nichts ein Anrecht hat, da er nackt zur Welt gekommen ist und sie auch so wieder verlassen wird. Im nächsten Kapitel stellt er seiner Frau sogar die Frage: „Das Gute nehmen wir von Gott an, da sollten wir das Böse nicht auch annehmen?“ (Hiob 2,10). Schwere Vorwürfe und Verbitterung gegenüber Gott klingen anders.
Die menschliche Logik gerät hier an ihre Grenzen. Hat Hiob mit letzter Kraft noch eine fromme Fassade aufrecht erhalten und allen etwas vorgemacht? Diese Möglichkeit scheidet aus, denn zweimal heißt es: „Bei alldem sündigte Hiob nicht und legte Gott nichts Anstößiges zur Last“ (Hiob 1,22 und 2,10). Auch seine schwere Klage über den Tag seiner Geburt in Kapitel 3 wird ihm bei Gott nicht negativ angerechnet.
Wie ist es möglich, angesichts einer solch verzweifelten Situation, daran festzuhalten, dass Gott keine Fehler macht? Erklärende Worte und Statements klingen dabei hohl. Es ist ein tiefes Geheimnis der Gnade Gottes, wenn ein Leidender die Frage stellt „Wer bleibt mir noch?“, anstatt das er klagt: „Was bleibt mir noch?“
Wer bleibt mir noch?
Ähnliches hören wir in einem Gebet Asafs: „Mag auch mein Leib und mein Herz vergehen – meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig“ (Ps 73,26). Weisen diese Worte vielleicht auch unseren Herzen den Weg, auf dem es zur Ruhe kommen kann, auch wenn die Umstände schwer sind? Einen Weg zu innerem Frieden, der weit über unser Denkvermögen hinausgeht (vgl. Phil 4,7)? Wäre es nicht auch für uns enorm befreiend, Gott wirklich Gott sein zu lassen? Wäre es nicht hilfreich zu wissen, dass unsere stechenden und plagenden Gedanken über das Leid in seinen unendlichen Gedanken gut aufgehoben sind (vgl. Jes 55,9)? Wäre es nicht wunderbar, unsere Energie nicht im Kampf gegen das Schicksal zu verpulvern, sondern neue Kraft zu erhalten, weil wir in seiner starken Hand ruhen (vgl. Jes 40,31)? Wäre es nicht wertvoll, darauf zu vertrauen, dass die Stürme unseres Lebens in Gottes Plan miteingeschlossen sind?
Aber, mag mancher fragen: Macht man Gott nicht zum Tyrannen, wenn man Ihm sogar das Schlechte zuschreibt, dass uns widerfährt? Wie auch immer man diese Frage beantwortet, so geht es im christlichen Glauben nicht darum, wozu wir Gott machen, sondern wozu Er sich gemacht hat! Denn Er hat sich selbst, in seinem Sohn Jesus Christus, das Böse auferlegt. Jesus trug die Last, die Strafe für unsere Sünden, hinauf an das Kreuz, um für diese Schuld zu sterben (vgl. 1Petr 2,24). Dies tat Er nicht, um uns von allen irdischen Problemen, sondern um uns von der bösen und zerstörerischen Macht der Sünde zu befreien. Deshalb haben wir wie Hiob, selbst noch im Staub des Lebens, eine Hoffnung. Denn dieser konnte, obwohl er ganz unten im Dreck saß, die Worte bekennen: „Doch ich weiß: Mein Erlöser lebt; und als der Letzte wird er über dem Staub stehen“ (Hiob 19,25).
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