Gottes Souveränität

Gott, der souveräne Herrscher

Auch wenn das Wort „Souveränität“ selbst nicht in der Bibel vorkommt, so wird doch Gottes Souveränität durch die ganze Schrift hindurch gelehrt. In diesem Artikel fasst Nils Fastenrath die wichtigsten Aspekte von Gottes Souveränität für uns zusammen.


„Gedenket des Vorigen, wie es von alters her war: Ich bin Gott, und sonst keiner mehr, ein Gott, dem nichts gleicht. Ich habe von Anfang an verkündigt, was hernach kommen soll, und vorzeiten, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Was ich beschlossen habe, geschieht, und alles, was ich mir vorgenommen habe, das tue ich. Ich rufe einen Adler vom Osten her, aus fernem Lande den Mann, der meinen Ratschluss ausführe. Wie ich’s gesagt habe, so lasse ich’s kommen; was ich geplant habe, das tue ich auch“ (Jesaja 46,9-11).

Viele mächtige Herrscher hat diese Erde gesehen. Große Könige mit schier unendlichen Königreichen und gewaltigem Einfluss. Einer von ihnen lebte vor ca. 2500 Jahren und beherrschte ein gigantisches Reich. Sein Vater besiegte bereits die Assyrer und übernahm die Weltherrschaft. Er selbst besiegte dann im Jahre 605 v. Chr. die stolzen Ägypter bei Karkemisch. Danach baute er die Hauptstadt des Reiches weiter aus. Er befestigte sie mit einer meterdicken Mauer, die zu den sieben Weltwundern der Antike gehörte. Zum Ausbau gehörte auch die Errichtung der „Prachtstraße“, auf der Prozessionen zu Ehren der Fruchtbarkeitsgöttin „Ischtar“ durchgeführt wurden. Wunderschöne blau glasierte Ziegel schmückten das Tor und vermittelten dem ehrfürchtigen Besucher einen Eindruck vom Reichtum und der Überlegenheit Babylons.

Nebukadnezar II., dieser sagenumwobene König, sagte, auf dem Höhepunkt seiner Macht angekommen: „Das ist das große Babel, das ich erbaut habe zur Königsstadt durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit“ (Daniel 4,27). „Nebukadnezar“, ein Name, vor dem man erzitterte. Viele Königreiche waren ihm unterworfen, darunter auch das Reich Juda, das ihm tributpflichtig war.

Doch wie mächtig, wie souverän war dieser König wirklich?

Christen sprechen von ihrem Gott als dem „König“. Es gibt sogar eine eigene Kategorie von Psalmen, also von Liedern aus dem Alten Testament, die „Königspsalmen“ heißen. Sie beginnen alle mit „Der HERR ist König!“ (Psalm 10; 93; 97; 99) Doch – wie groß ist sein Einfluss in der Tat? Über was herrscht Er wirklich? Kann man sagen, dass Gott alles regiert? Dass Er die Geschicke dieser Welt lenkt? Was heißt es wirklich, dass Gott „souverän“ ist. Ich möchte schon vorab sagen: Ich bin überzeugt, dass ein biblisches Verständnis von Gottes absoluter Souveränität unsere Sicht für so ziemlich alles verändert! Und ich glaube weiterhin, dass wir diese Souveränität ganz neu entdecken müssen, um tiefes Vertrauen auf Gott zu lernen, echten Trost im Leid und vieles mehr.

Was ist „Gottes Souveränität?

Gottes Souveränität ist die Ausübung seiner Herrschaft über seine Schöpfung. Gott ist also ein König, der seine Herrschaft ausübt. Sein Herrschaftsgebiet ist die ganze Schöpfung. Wie souverän Gott ist, sehen wir zum Beispiel in dem Abschnitt aus Jesaja 46,9-11. Diese Verse geben uns weiteren Aufschluss darüber, was es mit Gottes Souveränität auf sich hat.

Gedenket des Vorigen, wie es von alters her war: Ich bin Gott, und sonst keiner mehr, ein Gott, dem nichts gleicht. Ich habe von Anfang an verkündigt, was hernach kommen soll, und vorzeiten, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Was ich beschlossen habe, geschieht, und alles, was ich mir vorgenommen habe, das tue ich. Ich rufe einen Adler vom Osten her, aus fernem Lande den Mann, der meinen Ratschluss ausführe. Wie ich’s gesagt habe, so lasse ich’s kommen; was ich geplant habe, das tue ich auch.

Jesaja 46,9-11

Ich erkenne drei Wahrheiten in diesen Versen über Gottes Souveränität.

1. Gott ist allein Gott – von ewigen Zeiten her! (Vers 9)

Vers 9 ist wie ein Höhepunkt der Verse 1-8 von Kapitel 46. Gott spricht durch den Propheten Jesaja zu seinem Volk. Er richtet ihren Blick auf die babylonischen Götzen „Bel“ und „Nebo“, die gefallen sind und deren Götterbilder nun von Stieren abtransportiert werden (V. 1-2). Gott fordert die Israeliten heraus, dass sie Ihn doch vergleichen sollen mit den Götzen aus Gold (V. 5-6). Sie können nicht hören oder helfen (V. 7). Doch Jahwe, der Gott Israels, hat sie souverän getragen von klein auf bis ins hohe Alter. Er hat sich um sie gekümmert und sie errettet (V. 3-4).

Niemand kann dem Vergleich mit Gott standhalten. All die Götzen der Menschen sind „Nichtse“. „Ich bin Gott, und sonst keiner mehr.“ Das heißt heute: Es gibt keine Macht der Welt, die es auch nur im entferntesten Sinne mit Gott aufnehmen könnte. Gott ist ein gewaltiger König mit unbegrenzter Macht. Seine Souveränität ist absolut, uneingeschränkt. Woran ist das zu erkennen? Das macht die zweite Aussage in Vers 10 a deutlich:

2. Gott weiß alles – bevor es geschieht! (Vers 10 a)

Gottes Souveränität als König zeigt sich darin, dass Er in der Lage ist, Ereignisse im Voraus anzukündigen. Aber Er ist nicht nur in der Lage dazu, Er tut es auch. Ein Kapitel vorher sehen wir, dass Er durch den Mund Jesajas voraussagte, dass ein gewisser „Kyrus“ die Juden aus der Verbannung entlassen wird. Er wird ihnen die Genehmigung zum Wiederaufbau des Tempels geben (vgl. Jes 44,28 ff.). Doch: Dieser Kyrus war mindestens 150 Jahre nach Jesaja (!) König der Perser! Aber Er führte exakt das aus, was Gott zuvor über ihn angekündigt hatte.

Gott weiß alles, noch bevor es geschieht. Doch seine Macht reicht noch viel weiter, denn das was Er im Voraus weiß und ankündigt, geschieht nur deshalb, weil, Er es ankündigt. Das sehen wir in dem folgenden Vers:

3. Gottes Wille geschieht – immer! (Verse 10b-11)

Hier heißt es, dass Gott Pläne fasst und sich Dinge vornimmt. Und wenn Er das tut, dann können diese Pläne von nichts und niemandem vereitelt werden; das sagt uns sein Wort ganz deutlich. Gottes Pläne schlagen niemals fehl. Was Gott will, das geschieht auch. Alles und jeder muss seinem Ratschluss gehorchen!

Dieser Gott ist wirklich ein souveräner Herrscher! Seine Herrschaft ist unvergleichlich, denn es gibt niemanden, der sich auf Augenhöhe mit Ihm befindet, und vor Ihm liegt die Zukunft wie ein offenes Buch. Kein Ereignis, das noch stattfindet, wird Ihn überraschen oder aus dem Gleichgewicht bringen. Er weiß es schon, hat es vielleicht schon angekündigt, und alles, was Er will und plant, das kommt zustande – bis ins Detail hinein. Sein Wille geschieht immer!

Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will.

Ja, ich weiß, dass der HERR groß ist unser HERR über allen Göttern. Alles, was er will, das tut er im Himmel und auf Erden, im Meer und in allen Tiefen.

Psalm 115,3 und Psalm 135,5-6

Seiner Souveränität sind keine Grenzen gesetzt. Es ist eine absolute Souveränität. Jetzt ist natürlich die spannende Frage:

Worauf erstreckt sich die Gottes Souveränität?

Wenn ich die Bibel richtig verstehe, dann bedeutet Seine Souveränität nicht nur, dass Er die Möglichkeit hat, seine Macht jederzeit auszuüben, sondern dass Er es permanent tut. Er regiert die ganze große Welt und auch die kleinen Details zu jeder Zeit.

Gott hat die Welt erschaffen, Er erhält sie und regiert sie – und das völlig souverän. Kein Ding kommt „von ungefähr“. Es gibt keinen Zufall und auch kein unpersönliches Schicksal. Alle Dinge kommen aus seiner väterlichen Hand. Ich möchte das jetzt an einer Auswahl von Bibelstellen zeigen:

1. Er lenkt die Machthaber der Erde!

Wir haben am Anfang von Nebukadnezar gehört, diesem mächtigen König. Nach seinem Eigenlob kommt prompt die göttliche Antwort aus dem Himmel: „Dein Königreich ist dir genommen.“ Nebukadnezar wird gedemütigt, und als er schließlich völlig am Boden zerstört ist, muss er anerkennen, wer der einzig wahre Herrscher des Universums ist:

Ich pries und ehrte den, der ewig lebt, dessen Gewalt ewig ist und dessen Reich für und für währt, gegen den alle, die auf Erden wohnen, für nichts zu rechnen sind. Er macht’s, wie er will, mit den Mächten im Himmel und mit denen, die auf Erden wohnen. Und niemand kann seiner Hand wehren noch zu ihm sagen: Was machst du?

Daniel 4,31-32

Kyrus sollte später als Perserkönig das Neubabylonische Reich übernehmen. Doch auch er war ein Instrument in Gottes Hand. Auch er diente Gott in der Ausführung Seines Ratschlusses mit der Welt.

Gott setzt Könige ein und ab (vgl. Dan 2,21). Keine Autorität dieser Welt hat sich jemals ihre Macht selbst genommen, sondern sie hat sie von Gott erhalten – so sagte es Jesus zu Pilatus (vgl. Joh 19,11) – und Er kann sie auch jederzeit wieder nehmen. Noch dazu wirkt Er aktiv durch diese Herrscher: „Des Königs Herz ist in der Hand des HERRN wie Wasserbäche, er lenkt es, wohin er will“ (Spr 21,1). Gott ist absolut souverän, indem Er die Machthaber der Erde lenkt. Auch heute noch.

Gott plant und lenkt auf diese Weise aber nicht bloß die großen Linien der Weltgeschichte, …

2. … Er plant auch unsere Tage – jeden einzelnen!

Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.

Psalm 139,16

Unser Leben entfaltet sich für Gott nicht zufällig – je nachdem, wie wir unsere Entscheidungen und Weichenstellungen treffen. Gott weiß alle Dinge im Voraus. Bevor wir überhaupt geboren sind, kennt Er sie. Unser Leben liegt wie ein offenes Buch vor Gott – bevor ein Tag dieses Lebens überhaupt begonnen hat! Gott hatte Paulus ausgesondert und berufen, bevor dieser geboren war (vgl. Gal 1,15). Er kannte Jeremia und bestimmte ihn zum Propheten, bevor Er ihn im Mutterleib formte (vgl. Jer 1,5). „Das Herz des Menschen erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt“ (Spr 16,9).

All das zeigt uns: Es gibt nicht einen Tag, noch nicht einmal eine Stunde und kein Ereignis in deinem Leben, das nicht Teil von Gottes Plan wäre, denn Er sieht alles voraus, Er hat die Macht alle Dinge zu lenken, und nichts geschieht, was seinen Plan durchkreuzen könnte!

Wir haben in der Regel keine Schwierigkeiten damit, gute Dinge anzunehmen und sie Gott zuzuschreiben. Und tatsächlich ist Er darin souverän, dass Er sie wirkt. Aber die Bibel zeigt uns auch eine andere Seite:

3. Katastrophen und Unglücke ordnet Er an!

Die Naturgewalten gehorchen einzig und allein Gottes Befehl. Er gebietet dem Wind, den Blitzen, dem Regen, dem Hagel, den Wellen. Auch dann, wenn sie ihre zerstörerische und schädliche Wirkung entfalten.

In Amos 3,6 stellt der Prophet die rhetorische Frage, die mit „Nein“ beantwortet werden muss: „Ist etwa ein Unglück in der Stadt, das der HERR nicht tut?“ Etwas Vergleichbares sagt Gott über sich selbst: „Ich bin der HERR … der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil“ (Jes 45,6-7).

Eines ist hier zum Verständnis wichtig: Seit wann gibt es Katastrophen und Unglücke und jegliches Unheil auf dieser Erde? Seit dem Sündenfall. Und wer hat den Sündenfall begangen? Der Mensch – wir. Die unmittelbare Folge des Sündenfalls ist, dass Gott die Erde verflucht hat. Und eine bis heute wirkende Ausdrucksform dieses Fluches sind Unglücke und Katastrophen. Somit kommen sie direkt aus Gottes Hand. Wir müssen auch begreifen, dass Er sehr viel Elend in seiner Gnade und Geduld noch zurückhält, und dass Er in allem Elend und durch diese Nöte viel Gutes bewirkt.

4. Krankheit und persönliches Leid kommen aus Gottes Hand!

Wenn wir darüber sprechen wollen, kommen wir an Hiob nicht vorbei. Kaum ein Mensch auf der Erde hat mehr persönliches Leid erfahren als dieser Mann, den Gott – nebenbei bemerkt – für einen seiner besten Leute hielt (Hiob 1,1).

Er war reich und gesegnet und ein gottesfürchtiger Mann. Doch eines Tages verliert er nach und nach fast seinen gesamten Besitz. Doch es kommt noch schlimmer: Seine Kinder sind vollzählig in einem Haus versammelt. Da bricht ein Sturm herein, bringt es zum Einsturz und begräbt sie tot unter den Trümmern! Doch was sagt Hiob zu all dem? Und das lässt mir den Atem stocken, seit ich die Bibel lesen kann: „Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen. Der Name des HERRN sei gelobt!“ (Hiob 1,21).

Doch als wäre das nicht genug, brechen hässliche Geschwüre an Hiobs Körper aus. Von Kopf bis Fuß. Sie jucken ihn so stark, dass er sie mit Tonscherben aufkratzen muss! Sieht so das Leben eines Menschen aus, an dem Gott Wohlgefallen hat? Dies passt nicht in unsere Vorstellung, und daher empfiehlt ihm seine Frau, dass er Gott verfluchen solle. Doch Hiob antwortet: „Du redest wie eine der törichten Frauen! Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ (Hiob 2,10).

Hat Hiob sich hier nicht im Ton vergriffen und in falscher Weise etwas Gott zugeschrieben, was doch eigentlich der Satan ihm zugefügt hatte? Anscheinend nicht, denn direkt im Anschluss sagt uns Gottes Wort:

In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.

Hiob 2,10

Und auch der Zusammenhang der Geschichte macht deutlich, dass Hiob mit seiner Schlussfolgerung Recht hatte. Wir konnten – im Gegensatz zu Hiob – einen Einblick in den Hintergrund der Geschichte erhalten, der uns zeigt, dass Satan in dieser Situation nur der Handlanger Gottes war. Gott hat ihn an der Leine. Und auch im Falle Hiobs durfte Satan auch nicht ein kleines bisschen über das hinausgehen, was Gott ihm zu tun erlaubte. In Hiobs Leid hat Gott die Fäden in der Hand. In seiner Souveränität geht Er mit Hiob einen (zugegebenermaßen sehr heftigen) Weg. Und das alles, um in Hiobs Leben ein großes Ziel zu verwirklichen; doch das waren nicht die wieder hergestellte Gesundheit und der Besitz.

Hiob durfte Gott, den er zuvor nur vom Hörensagen kannte, nun wirklich erkennen (vgl. Hiob 42,5) und diese Erkenntnis führte ihn zur Buße, sein Herz wurde zerbrochen vor Gott, und er konnte sagen: „Nun hat mein Auge dich gesehen!“ Gottes Weg mit Hiob war äußerst verschlungen und nicht gerade leicht. Aber er war perfekt.

5. Er baut sogar sündiges Verhalten von Menschen in seine souveränen Pläne ein!

Ein Beispiel dafür sehen wir ganz deutlich in einem Bibeltext aus dem 1. Mosebuch. Dort finden wir in dem Wiedersehen zwischen Josef und seinen Brüdern, die ihn Jahre zuvor aus Neid und Eifersucht als Sklave nach Ägypten verkauft hatten, ein paar bemerkenswerte Aussagen Josefs! So weist er seine Brüder mehrere Male darauf hin, „Gott hat mich vor euch her gesandt … Ihr habt mich nicht her gesandt, sondern Gott!“ (1 Mo 45,5.7.8).

Josef bezeugt also, dass Gott sich des sündigen Verhaltens der Brüder bedient hat, um Josef nach Ägypten zu bringen, um damit das Volk der Verheißung zu erretten und auf eine überwältigende Weise zu segnen. „Ihr gedachtet es böse zu machen, Gott aber gedachte es gut zu machen“ (1 Mo 50,20).

Jetzt könnte man allerdings Einwände haben. Wird dadurch denn nicht Sünde entschuldigt? Sündigt Gott selbst dann etwa selbst?

Hierzu ein entschiedenes: Nein, Sünde wird nicht entschuldigt, und: Nein, natürlich sündigt Gott nicht. Er hasst Sünde und stellt sich gegen jeden, der sündigt.

Aber trotzdem ist es nicht so, dass das Böse, das wir Menschen verursachen, außerhalb seines Machtbereiches liegen würde. Gott steht nicht hilflos da, wenn wir sündigen, sondern Er steht darüber als der souveräne, sündlose und vollkommene Herrscher!

Dies zu verstehen ist nicht leicht, aber es gibt tatsächlich eine Verständnishilfe, die auch mir geholfen hat: Indem man zwischen zwei Arten von Gottes Willen unterscheidet – seinem offenbarten Willen und seinem geheimen Willen.

Gottes offenbarter Wille drückt sich in seinen Geboten aus. Es sind die Ordnungen Gottes, die Er uns gibt und nach denen wir unser Leben gestalten sollen. Wie wir uns diesem offenbarten Willen Gottes gegenüber verhalten, dafür sind wir verantwortlich und werden von Gott selbst eines Tages zur Rechenschaft gezogen! Ohne Wenn und Aber! So sagt Gott zum Beispiel mehrfach, dass sein Wille an uns ein Leben in der Heiligung ist (vgl. 3 Mo 11,44; 1 Thess 4,3; 1 Petr 1,16).

Darüber hinaus gibt es aber auch einen geheimen oder verborgenen Willen Gottes. Dieser ist uns – wie das Wort schon sagt – nicht bekannt. Wir haben keinen Einblick in ihn. Wir können ihn nicht beeinflussen oder gegen ihn verstoßen. Es ist der Wille, mit dem wir uns gerade beschäftigt haben. Der Wille, mit dem Gott die ganze Welt souverän lenkt und in den alles eingeschlossen ist! Beide begegnen uns in der Bibel als „Wille Gottes“. Gott kann also bestimmte Dinge „nicht wollen“ in dem Sinne, dass Er sie moralisch verurteilt – so verurteilt Er das Handeln der Brüder Josefs, die Josef verraten und als Sklave nach Ägypten verkauft haben – und doch lässt Er diese Dinge bewusst geschehen und baut sie aktiv in seinen Plan mit ein.

Ja, Gott ist ein souveräner König. Ihm ist nichts unmöglich. Und Er nicht nur die theoretische Möglichkeit einzugreifen, Er greift tatsächlich ständig ein. Er regiert das ganze Universum, vom Großen bis hinein ins Kleine. Nichts wirft Ihn aus der Bahn. Alles ist seinem Befehl unterstellt. Er wirkt alles zur Verherrlichung seines Namens. Oder wie Paulus es sagt: „Von Ihm und durch Ihn und zu Ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!“ (Röm 11,36).

Was sind die Auswirkungen dieser Tatsache?

Gott möchte uns nicht zu unseren Zielen führen, sondern zu seinen Zielen. Er möchte uns nicht auf unseren Wegen führen, sondern auf seinen Wegen. Er tut das nicht, um uns das Glück zu verbauen, nein, Er legt in seiner Weisheit und Allwissenheit das Fundament für ein noch viel größeres Glück. Denn Er hat beschlossen, dass alle Dinge seinen Kindern zum Besten dienen (vgl. Röm 8,28).

Oh, wie sehr wünsche ich mir, dass jedes Gotteskind diese Wahrheit erfahren kann! Gottes Plan hält für jeden von uns mit Sicherheit auch manches Schwere bereit. Doch in all dem können wir Trost finden, indem wir darauf vertrauen, dass Er die völlige Macht und Gewalt über alles hat, und dass Er es zum Besten seiner Kinder gebraucht.

© Nils Fastenrath und Herold-Mission



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