moralismus

Gottes Gebote und menschlicher Moralismus

Viele Christen wachsen in Gemeinden auf, in denen Moralismus gepredigt wird. Das heißt, es wird Gehorsam verlangt, ohne dabei die Gebote Gottes mit dem Kreuz Christi zu verbinden. Diese Trennung führt leicht dazu, dass die Zuhörer entweder Selbstverachtung oder Selbstgerechtigkeit entwickeln. Moralistische Predigten sind der perfekte Nährboden für Gesetzlichkeit. Biblische Predigten werden immer wichtig sein und haben auch die Reaktion der Hörer zum Ziel, aber wie können wir den Menschen die Gebote Gottes ans Herz legen, ohne dass unsere Botschaft in Moralismus abgleitet?

Ich möchte Ihnen drei Möglichkeiten vorschlagen, wie Sie die Gebote Gottes weitergeben können, ohne dabei in die Falle des Moralismus zu tappen.

1. Auf den Gott der Gebote hinweisen

Gottes Gebote sind nicht willkürlich entstanden, sie zeigen uns vielmehr, wie Gott ist. Und weil wir in seinem Ebenbild geschaffen und zu seiner Ehre gemacht sind, gibt Gott uns Gebote, die seinen Charakter widerspiegeln. Wenn wir also von den Geboten Gottes sprechen, müssen wir auch auf den Gott hinweisen, der uns diese Gebote gab.

Gott fordert uns auf, heilig zu sein, weil Er heilig ist (vgl. 3. Mose 20,7; 1. Petrus 1,16). Er befiehlt uns, die Wahrheit zu sagen und kein falsches Zeugnis gegen unseren Nächsten zu reden, weil Er ein Gott der Wahrheit ist, der nicht lügen kann (vgl. 2. Mose 20,16; Jesaja 65,16; Epheser 4,25, Hebräer 6,18). Er gebietet uns, treu zu sein, weil Er treu zu seinen Verheißungen steht (vgl. Psalm 36,5). Er fordert uns auf, zu lieben, weil Er Liebe ist (vgl. 1. Johannes 4,7-8). Wenn die Gebote Gottes von seinem Charakter losgelöst werden, fehlt ihnen der eigentliche Wert und wir werden sie nicht zu schätzen wissen. Wenn wir vom Gott der Gebote reden, führt uns das weg von bloßem Moralismus und hin zu den wunderbaren, Leben spendenden Lehren der Bibel. Es führt uns über die schlichten Gebote hinaus hin zu dem Gott, der sie uns gegeben hat.

2. Auf die Gnade hinter den Geboten hinweisen

Wenn wir mit Gläubigen sprechen, ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Gottes Gebote an das Volk Israel gerichtet waren, das Volk, das aus reiner Gnade mit Gott in einer Bundesbeziehung stand. Und als Gott dem Volk das Gesetz gab, führte Er ihnen zuallererst vor Augen, wer Er ist und was Er für sie getan hat:

„Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland, aus der Sklaverei befreit hat“

2. Mose 20,2

Er ist der Gott, der sein Volk gerettet hat. Er ist unser Gott. Darum müssen wir uns gegenseitig (und zuallererst uns selbst) immer wieder daran erinnern, dass Gott uns zum Gehorsam aufruft – nicht, damit wir selbst gut dastehen, sondern damit wir selbst erkennen und beweisen, dass Gott gut ist. Gott offenbart uns seinen Willen auch nicht, damit wir uns auf unser eigenes Können verlassen, sondern damit wir unseren Gott ehren und uns in Ihm freuen, der uns seine Gnade geschenkt hat. Indem wir auf die Gnade hinter den Geboten hinweisen, bewegen wir uns weg von einer Angst machenden, auf Leistung gegründeten Religiosität, hin zur Freude am Willen und an den Wegen Gottes.

3. Auf das Evangelium über den Geboten hinweisen

Wenn die Gebote Gottes richtig verstanden werden sollen, müssen wir zuerst ihre Geltung und Bedeutung verstehen und sie dann auf das Evangelium hin deuten, das über ihnen steht. Wir müssen uns darum bemühen, unseren Geschwistern dabei zu helfen, folgende drei Wahrheiten zu erkennen:

1.    Jesus büßte für unseren Ungehorsam gegenüber den Geboten (vgl. Kolosser 2,13-14; Epheser 2,16; Römer 5,9).
Gottes Gebote sind rein und gut. Sie spiegeln auf vollkommene Weise sein Wesen und seinen Willen wider. Und wir stehen im krassen Gegensatz dazu. Wir sind Versager und müssten zu Recht für unsere Missetaten verurteilt werden. Doch Gott sei Dank ist dies nicht das letzte Wort. Jesus hat mit seinem Tod am Kreuz für unsere Sünden völlig bezahlt und dadurch werden wir mit Gott versöhnt.

2.    Jesus erfüllte Gottes Gebote an unserer Stelle (vgl. 1. Korinther 1:30-31; Römer 5:19; Philipper 3:9).
Gott hat uns nicht nur unsere Ungerechtigkeit vergeben, er hat uns auch die Gerechtigkeit Jesu geschenkt, durch die wir heilig und ohne Schuld vor Ihm stehen dürfen. In jedem Punkt, in dem wir schuldig wurden, war Jesus vollkommen treu. Jesus war nicht nur absolut gerecht, Er war absolut gerecht um unsertwillen.

3.    Jesus befähigt uns, nach Gottes Geboten zu leben (vgl. Philipper 2:12; Epheser 6:10-20; 1. Petrus 4:11).
Die gute Nachricht des Evangeliums ist, dass wir in Christus nicht nur vom Fluch des Gesetzes befreit sind, sondern auch von Gott dazu fähig gemacht werden, das Gesetz Gottes zu halten. Das zwar in begrenzter Weise, denn wir bleiben Sünder und sind nicht fähig, uns von der in uns wohnenden Sünde völlig zu lösen, solange wir noch in diesem Leben sind – doch Gott ist in seinen Leuten am Werk, um uns zu ermöglichen, in seinen Wegen zu wandeln. Es ist tatsächlich möglich, ein Leben zu führen, das Gott gefällt, indem Sie ihre Sünde erkennen und bereuen und sich auf Gottes Wegen und in seinem Willen bewegen, durch die Kraft, die der Heilige Geist uns schenkt.

So müssen und dürfen wir den ganzen Ratschluss Gottes verkündigen. Wir müssen die Menschen dazu aufrufen Gott zu gehorchen, nicht um Anerkennung zu bekommen und nicht unabhängig von der Wahrheit Gottes, der uns das Gesetz gibt und es für uns erfüllt. Ich glaube, wenn wir das tun, wenn wir die Gebote Gottes auf diese Weise lehren, werden wir den Moralismus ausrotten und, durch die Gnade Gottes, unter uns Christen Ermutigung und Zurechtweisung erleben.

© Rechte liegen beim Autor (Joe Thorn), Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung, Herold März 2019.



Herold Magazin
  • Jeden Monat neu!
  • Exklusive Artikel (nicht online erhältlich)!
  • Bibeltreu, ermutigend, praxisnah!
  • Nur 10 € Bezugsgebühr im Jahr!

Ähnliche Beiträge