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Die Weisheit des Zuhörens

Weise Menschen sind schwierig zu finden. Wir müssen weite Strecken gehen – wir müssen hoch und tief suchen, damit wir einen Menschen finden, der wirklich weise ist. Ich trauere um meine Kinder und deren Kinder, wenn ich die zukünftige Realität einer Welt bedenke, in der weise Menschen nicht mehr zu finden sind. Für ein Großteil meines Lebens, habe ich ernsthaft die Weisheit alter Männer gesucht. Während ich solche Weisheit gesucht habe, habe ich oft Ermahnung, Zurechtweisung und Züchtigung aushalten müssen. Und obwohl es zu dieser Zeit kein Genuss war, mit einer solch harten Weisheit konfrontiert zu werden, so habe ich über die Jahre durch Gottes Gnade, die Weisheit erhalten, anzuerkennen, wie unweise ich bin, während ich die Art und Weise erkannt habe, in dem die Weisheit Gottes in all ihrer Herrlichkeit durch die Weisheit meiner älteren Väter im Glauben erstrahlte. 

Während meines Lebens hat Gott mir viele weise Männer über den Weg geschickt, Männer, die mich zur Seite genommen und mit mir die harten Lektionen aus ihrem Leben mitgeteilt haben. Es waren Männer, die Gott gedemütigt hatte und die sich vor mir demütigten, um mich zu lehren, wie Gottes Wege der Demütigung uns weise machen. Männer, die erkannt hatten, dass es nur die Weisheit Gottes ist, die sie befähigte, die herausfordernsten Lebensumstände zu ertragen. Solche Menschen sind weise, weil sie Menschen sind, welche die verlorene Kunst des Zuhörens entdeckt haben und anderen weisen Menschen zugehört hatten. Während sie alterten, wurden sie zu großen Menschen, genau aus dem Grund, weil sie große Zuhörer waren. 

Ich erinnere mich an die alte Werbekampagne der einmaligen, zweitgrößten Maklerfirma der Vereinigten Staaten von Amerika: »Wenn E. F. Hutton spricht, hören Menschen zu.« E. F. Hutton, und vermutlich seine Repräsentanten, hatten sich das Recht verdient, von Investoren gehört zu werden. Wenn Investoren ihr hart verdientes Geld investieren, dann möchten sie wissen, wo ihr Geld die größten Erträge erwirtschaftet. Sie möchten ihr Geld bei denen anlegen, denen sie vertrauen können, die bereits eine nachgewiesene Erfolgsbilanz aufweisen können. Wir wenden uns immer an diejenigen, die weiser sind, wenn wir es mit bedeutsamen Angelegenheiten zu tun haben. Wir wenden uns an diejenigen, die sich das Recht verdient haben, gehört zu werden. Und wenn sie sich dieses Recht verdient haben, dann aufgrund der Tatsache, dass sie sich als gute Zuhörer erwiesen haben. Tatsächlich ist es so, dass die größten Redner, die größten Lehrer und die größten Prediger die größten Zuhörer sind. Oftmals wird angenommen, dass es ausreicht ein guter Redner zu sein, wenn man ein guter Prediger sein möchte. Es muss jedoch verstanden werden (insbesondere von Männern, die sich auf den pastoralen Dienst vorbereiten), dass die größten Prediger, die beständigsten, standhaftesten, bibeltreuen Prediger auch die größten Zuhörer waren. Solche Hirten kennen ihre Herde; sie hören auf die Menschen, mit deren Fürsorge Gott sie betraut hat. Pastoren, die auf ihre Herde hören, kennen den Grad der Reife ihrer einzelnen Schafe. Sie wissen, wie man die realen, geistlichen Nöte ihrer Schafe pflegt und nicht nur ihre ständig verändernden gefühlten Bedürfnisse streichelt. Solche Hirten sind fähig zu lieben, zu versorgen und ihre Schafe angemessen zu füttern, weil sie genau wissen, was ihre Schafe an Nahrung vertragen, nämlich das lebendige, aktive und unveränderte Wort Gottes.

Zuhören oder nicht Zuhören, dass ist die Frage für uns alle, aber insbesondere für diejenigen, die berufen wurden, die Herde Gottes zu hüten. Die größten Pastoren werden sich beständig fragen: Höre ich auf das Wort Gottes und auf sein Volk? Im Stellen dieser Fragen und in der biblischen Beantwortung werden Pastoren zur Rechenschaft gezogen, wie Gott es beabsichtigt hat. 

Hört ihr Pastor zu? Und viel wichtiger, weitaus wichtiger, hört er auf Gottes Wort? Ich garantiere, dass wenn Ihr Pastor kein guter Zuhörer ist, er wahrscheinlich auch kein guter Pastor ist. Er mag tatsächlich ein guter Redner sein, aber solange er sich nicht als guter Zuhörer erwiesen hat, hat er sich wahrscheinlich nicht das Recht verdient, gehört zu werden. Nichtsdestotrotz, ob Ihr Pastor ein guter Zuhörer ist oder nicht, wenn er treu das Wort Gottes predigt, sollten Sie ihm treu zuhören.

Durch die ganze Bibel hindurch, gebietet Gott uns, zuzuhören. Und um zu erkennen, wie Gott uns befiehlt zuzuhören, entschied ich mich dazu, während meines dritten Studienjahres auf der Bibelschule, ein Semester lang zu studieren, was die Sprüche über das Zuhören sagen. Es war einer der erfüllendsten Studien, die ich jemals unternommen habe. Einer der grundlegendsten Lektionen, die ich aus diesen Studien gezogen habe, war die ursprüngliche Bedeutung des Infinitivs »zuhören«. Durch die ganze Schrift hindurch wird das Wort auf verschiedenste Weise verwendet. Für gewöhnlich wird es jedoch im Imperativ gebraucht. Das bedeutet, es wird größtenteils als ein Befehl verwendet. In meinen Studien fiel mir auf, dass das Wort nicht einfach nur »zu hören« bedeutet, sondern wahrnehmen und beachten. Als Jesus souverän und einsichtsvoll seinen Zuhörern erklärte, »Wer Ohren hat zu hören, der höre«, da war er nicht in erster Linie darum besorgt, dass man lediglich seine Worte verstand, die aus seinem Mund kamen, sondern das man seine Anweisungen umgehend und aufrichtig beachtete. 

Zum Ende des ersten Buches Mose erhalten wir die Gelegenheit zu hören, was der Patriarch Jakob seinen Söhnen sagte, ehe er starb: »Und Jakob rief seine Söhne und sprach: Versammelt euch, und ich will euch verkünden, was euch begegnen wird in künftigen Tagen. Kommt zusammen und hört, ihr Söhne Jakobs, und hört auf Israel, euren Vater!« (1. Mose 49,1-2). Zweimal lesen wir in diesem Abschnitt wie Jakob seine Söhne auffordert, ihm zuzuhören. Und wenn wir auf sein Leben zurückblicken, auf die vielen Lektionen, die er gelernt hatte und auf die Weisheit, die Gott ihm gab, dann werden wir ebenfalls geneigt sein, diesem alten weisen Mann zuzuhören, der nur deshalb weise war, weil er auf den allein weisen Gott gehört hatte. 

Dieser Artikel erschien zuerst bei ligonier.org. Die Übersetzung und Wiedergabe erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber. 

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