Christus allein
Der Mittelpunkt des christlichen Glaubens ist eine Person: Jesus Christus! Martin Luther bezeichnete Ihn als „Zentrum und Maß der gesamten Bibel“. Mit anderen Worten: Seine Person und sein Handeln – in seinem Tod und seiner Auferstehung – bilden gemeinsam den wesentlichen Inhalt der Heiligen Schrift. Ulrich Zwingli sagte: „Christus ist das Haupt aller Gläubigen und sie sind sein Leib – ohne Ihn wäre der Leib tot.“
Ohne Jesus Christus können wir nichts tun; doch mit Ihm vermögen wir alles zu tun (vgl. Joh 15,5; Phil 4,13). Allein Christus kann uns Errettung bringen. Paulus macht in den ersten beiden Kapiteln des Römerbriefes deutlich: Auch wenn Gott sich selbst außerhalb seines Heilshandelns in der Schöpfung offenbart, kann uns dies doch nicht zu Gott führen. Jesus Christus ist der einzige Weg, um Mensch und Gott miteinander zu verbinden, und ihn so zu erretten.
Die biblische Botschaft, dass allein Jesus Christus erlösen kann, ist in unserer pluralistischen Zeit sehr rar geworden und wird von den meisten Menschen als zu intolerant abgelehnt. Das Ergebnis ist, dass die meisten von uns einen Gott anbeten und verkündigen, übe den Reinhold Niebuhr sagte: „Ein Gott ohne Zorn brachte einer Menschheit ohne Sünde durch einen Christus ohne Kreuz eine Erlösung ohne Gericht!“
Einer unserer geistlichen Vorväter, Eusebius von Cäsarea, stellte im 4. Jahrhundert der Gemeinde das Werk Jesu in drei Ämtern oder Bereichen vor: Christus als Prophet, Priester und König. Das baptistische Glaubensbekenntnis fasst diese drei Ämter so zusammen: „Dieses Amt des Mittlers zwischen Gott und Menschen hat allein Christus inne, denn er ist der Prophet, Priester und König der Gemeinde Gottes. Es darf weder ganz noch teilweise von ihm auf irgendjemand anderen übertragen werden“ (8.9.). Es besteht kein Zweifel daran, dass dieses dreifache Amt Christi biblisch begründet ist, denn dafür gibt uns Gottes Wort in beiden Testamenten genügend Anhaltspunkte. Und weil es für uns so wichtig ist, das unfassbare Werk Jesu zu erkennen, möchten wir uns dieses dreifache Amt Christi genauer anschauen.
Christus der Prophet
Wir brauchen Christus als Propheten, denn Er offenbart uns Wahrheiten über Gott, um uns von unserer geistlichen Blindheit zu heilen. Er wurde „zu unserem obersten Propheten und Lehrer, der uns Gottes verborgenen Rat und Willen von unserer Erlösung vollkommen offenbart“ (Heidelberger Katechismus, A. 31). Und bereits Mose sagte voraus: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern; auf ihn sollst du hören“ (5Mose 18,15). Von Ihm sagt Gott selbst: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“, und Er gibt uns den Befehl: „auf ihn sollt ihr hören“ (Mt 17,5).
Als der Prophet ist Jesus der Einzige, der uns die Geheimnisse Gottes offenbaren kann, die von ewigen Zeiten her verschwiegen waren, denn Er selbst existiert von Ewigkeit her und Er ist der, von dem die „Schriften der Propheten“ sprechen (vgl. Röm 16,25-26). Wir können nur dann einen Fortschritt in unserem Leben als Christen erwarten, wenn wir uns an die Lehren und das Vorbild Christi halten.
Christus der Priester
Christus ist auch unser Hohepriester, den wir so nötig haben. Wie der Heidelberger Katechismus verdeutlicht, wurde Christus „zu unserem einzigen Hohenpriester, der uns mit dem einmaligen Opfer seines Leibes erlöst hat“ (A. 31). Und das Baptistische Glaubensbekenntnis schreibt: „Hinsichtlich unserer Entfremdung von Gott und der Unvollkommenheit selbst unserer besten Dienste brauchen wir sein priesterliches Amt, um uns zu versöhnen und uns Gott annehmbar darzustellen“ (8.10).
Die Errettung geschieht allein durch den Glauben an Jesus Christus, denn es gibt zwei entscheidende Forderungen, die wir niemals erfüllen können, wie sehr wir es auch versuchen. Und an diesen Rechtsforderungen entscheidet sich, ob wir das ewige Leben oder den Tod verdient haben. Bedenken wir:
- Gott fordert völligen und beständigen Gehorsam gegenüber seinem Gesetz.
- Da wir Gottes Gesetz nicht völlig gehorsam sind, fordert die Gerechtigkeit einen Preis für unsere Sünden.
Wir scheitern bei dem ersten Punkt und können deshalb dem zweiten Punkt nicht entrinnen. In Anbetracht dieses Dilemmas sagt Gottes Wort: „Durch den Gehorsam des Einen [werden] die Vielen zu Gerechten gemacht“ (Röm 5,19), und: „Wir sind ja mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt worden, als wir noch seine Feinde waren“ (Röm 5,10). Es gibt keine Möglichkeit in die Gegenwart Gottes zu kommen, als allein durch Jesus Christus.
Jesus brachte sich selbst nur einmal als Opfer für die Sünden, doch Er wirkt noch immer als unser Hohepriester, der unsere Gebete und unser Lob vor Gott bringt. Er vertritt uns als unser Anwalt vor Gott, dem Vater (vgl. Röm 8,34; 1 Joh 2,1). Da ist es wenig verwunderlich, dass Paulus schreibt: „Ihm, dem allein weisen Gott, sei die Ehre durch Jesus Christus in Ewigkeit!“ (Röm 16,27). Nur wer sich auf Christus, als das vollkommene Opfer und den zuverlässigen Fürsprecher, verlässt, kann auch die Freude an der Gemeinschaft mit Gott erleben.
Christus der König
Zuletzt ist Christus auch unser König, der über alles regiert! Er ist das Haupt seiner Gemeinde, und Er führt sie durch Seinen Heiligen Geist. Er ist es, der uns zur Buße führt, und dem Sünder aus Gnade Seine göttliche Gerechtigkeit anrechnet. Christus ist unser ewiger König, der uns täglich durch sein Wort und seinen Geist leitet, der uns beschützt und unsere Erlösung sicher verwahrt. Als der rechtmäßige Erbe der neuen Schöpfung bringt Er uns in ein Königreich des ewigen Lichts und der Liebe.
Somit können wir mit Johannes Calvin sagen: „Wir dürfen geduldig durch dieses unheilvolle, kalte und traurige Leben gehen, in der Gewissheit, dass unser König uns niemals verlässt. Er wird uns geben, was wir benötigen, bis dieser Kampf hier beendet ist und wir seinen endgültigen Sieg erleben.“ Ein Christ wird nur dann geistliches Wachstum erfahren, wenn Er sich unter die Herrschaft Christi beugt, und Seine Maßstäbe befolgt.
Wenn du ein Kind Gottes bist, dann wird dir Jesus Christus, in seinem dreifachen Amt als Prophet, Priester und König, alles bedeuten. Liebst du Christus über alles? Liebst du Ihn dafür, wer Er ist, was Er getan hat und heute noch tut? Liebst du Ihn als den Herrscher über dein Leben?
Christus ist alles, was wir brauchen. Wir müssen abnehmen, Er aber muss in unserem Leben zunehmen!
Joel Beeke
Joel R. Beeke ist Lehrer für Systematische Theologie und Homiletik. Zudem dient er als Pastor in der Niederländisch Reformierten Heritage Gemeinde in Michigan. Joel und seine Frau Mary haben drei Kinder.