Barmherzigkeit für die Ungestümen
Petrus hatte es nicht nur vermasselt, er hatte es richtig vermasselt. „Wenn alle an dir Anstoß nehmen werden, ich werde niemalsAnstoß nehmen“ (Matthäus 26,33). Wir bewundern Petrus für seine Zuversicht und seinen Mut. Aber ist es eine Aussage, die auf die eigene Stärke vertraut und zum Scheitern verurteilt ist. Nach einigen Stunden sehen wir ihn alleine und weinend (V. 75).
Wir können mit ihm mitfühlen, oder? Wir haben ebenfalls dem Herrn ein Versprechen nach dem anderen gegeben und uns Dinge vorgenommen, nur um am Ende an uns selbst zu scheitern. Das entmutigende Gefühl brodelt in unserem Magen und unsere früheren Worte mutiger Entschlossenheit ergießen sich wie Öl in das Feuer unserer Schuld und Selbstverurteilung.
Gottesfürchtige Trauer bewahrt uns nicht immer vor den schmerzhaften Konsequenzen unserer Sünde. Leider ist es in unserem Leben keine Ausnahme, wenn wir Gott nicht die Ehre zukommen lassen, die Ihm gebührt – sei es in Worten, Gedanken oder Taten –, sondern dir Norm (vgl. Römer 3,23). Wir mögen zwar von unserem Versagen überrascht werden und von uns selbst enttäuscht sein, aber den allwissenden, heiligen Gott können wir damit nicht überraschen!
Und wenn dies geschieht, ist unsere erste Reaktion, dass wir uns vor dem Herrn verstecken wollen. Schauen wir aber, was Petrus tat: Er versteckte sich nicht, nachdem er so dramatisch und öffentlich versagt hatte. Sein Verlangen nach der Gemeinschaft mit Jesus war so groß, dass Petrus, als er Jesus nach seiner Auferstehung am Ufer stehen sah, vom Boot aus ins Wasser sprang, um zu Jesus hinüber zu schwimmen. (vgl. Johannes 21,7).
Petrus’ Verhalten in dieser Geschichte lehrt uns etwas Entscheidendes über geklärte Beziehungen. Denn es war Jesus, der die Beziehung zu Petrus wieder herstellte. Es war Jesus, der Petrus‘ Blick von seinem Versagen weglenkte und ihn wieder auf seine Berufung ausrichtete (vgl. Lukas 22,31-32). Jesus wusste, dass dieser dunkle Weg des Scheiterns, auf den Petrus geraten war, große Frucht bewirken und Petrus die richtige Ausrichtung geben sollte, um anderen demütig zu dienen. Die Prüfungen, denen die Gemeinde in den Verfolgungen des 1. Jahrhunderts ausgesetzt war, erforderten demütige Leiter, die wussten, dass sie vollkommen von Gott abhängig waren und dass die nötige Kraft von Ihm allein kam. „Gott ist eher bereit zu vergeben als zu bestrafen. Seine Barmherzigkeit ist größer als die Sünde in uns. Barmherzigkeit ist Teil Seines Wesens“ (Thomas Watson, All Things for Good).
Der ungestüme Petrus erwies sich später in vielem als treu. Sein Stolpern hat aber über die Jahrtausende unzähligen Christen geholfen, weil sie in diesem Ereignis aus Petrus’ Leben den Trost der Barmherzigkeit Gottes erkennen durften. Der Herr steht über unserer Schwachheit. Er richtet die Gefallenen wieder auf. Er baut Seine Gemeinde!
Chris Larson
Chris Larson ist Präsident und Geschäftsführer von Ligonier Ministries.