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Auf der Suche nach Jesus

Als aber Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier vom Morgenland nach Jerusalem, die sprachen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen, um ihn anzubeten. – Matthäus 2,1-2

Die Magier aus dem Morgenland, die uns nur in Matthäus 2,1-12 begegnen, sind ein fester Bestandteil der biblischen Weihnachtsgeschichte. In unseren Bibelübersetzungen werden sie häufig als „Weise“ oder „Sterndeuter“ bezeichnet. Diese Bezeichnung trifft es nicht ganz, denn das griechische Wort, das Matthäus hier benutzt, ist „magos“ das Wort für „Magier“. Dies war eine Berufsbezeichnung der persischen und babylonischen Priesterkaste, die sich auf Astrologie spezialisiert hatten, wie wir sie auch in Daniel 2 erwähnt finden. Mehr Informationen hielt Matthäus nicht für erwähnenswert. Sicher ist aber, dass unsere heutige Vorstellung von den „Heiligen drei Königen“ kaum mit dem biblischen Bericht zu begründen sind. 

Viel wichtiger als ihre Anzahl oder ihre Namen ist jedoch der Grund ihres Besuches. Einerseits mag uns ihr plötzliches Erscheinen in diesem Bericht überraschen, andererseits passt dies jedoch sehr gut zu Gottes Heilsbotschaft. Aber sehen wir erst einmal, was genau passierte und was dem Ereignis vorausging. 

Gott bricht das Schweigen

Nachdem Gott mehr als 400 Jahre geschwiegen hatte, brach Er nun sein Schweigen, um deutlicher als je zuvor zu uns Menschen zu sprechen: Indem Er seinen Sohn, Jesus Christus, in die Welt sandte.

Lukas berichtet uns von den Hirten auf dem Feld und wie sie das Kind, den verheißenen Messias, im Stall von Bethlehem fanden. Auch wenn die Schafhirten zur niedrigsten Gesellschaftsschicht zählten, so war dieses Ereignis dennoch gar nicht so ungewöhnlich. Denn schließlich gehörten die Hirten als Israeliten zum Volk Gottes, das sehnsüchtig auf den verheißenen Messias wartete. 

Im Gegensatz dazu erstaunt es dann doch, dass in diesem Zusammenhang nun auch fremde Heiden, noch dazu Magier – als Priester einer fremden Religion – auftauchen, um nach dem Christus zu suchen. Während an keiner Stelle erwähnt wird, dass auch nur einer der Priester Israels von dem Kommen des Messias informiert wurde, erscheinen nun diese fremden Zauberer auf der Bildfläche!

Sofern die Vermutung richtig ist, dass diese Magier aus Babylon kamen, hatten sie einen sehr weiten Weg von ungefähr 900 Kilometern, zu bewältigen. Diese Entfernung wäre selbst nach heutigen Maßstäben gewaltig. Aber diese Männer machten sich extra auf den weiten Weg, um genau diesen neugeborenen König der Juden zu suchen, um Ihn anzubeten. Diese präzise Absicht, Jesus anzubeten, zeigt, dass sie bereits eine gewisse Vorstellung von Ihm gehabt haben müssen. Und so nahmen sie alle Mühen auf sich, um diesem König ihre Ehre zu erweisen.

Auf die Frage, wie diese Männer auf diesen neugeborenen König eines relativ unbedeutenden Königreiches aufmerksam wurden, gibt Matthäus uns eine Antwort: „Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen, um ihn anzubeten.“ Die Magier verweisen auf einen Stern, den sie direkt mit der Geburt des Messias in Verbindung brachten. Es ist gut möglich, dass sie durch die Exiljuden in Babylon mit Schriften des Alten Testaments in Kontakt gekommen sind, in denen sie vom verheißenen Messias lasen (vgl. z. B. 4. Mose 24,17), während sie sich auf ihre astrologischen Studien konzentrierten und eins zum anderen führte. Das wäre zumindest die Erklärung aus menschlicher Perspektive. Doch wir wissen, dass Gott mächtig und weise ist, sich und seine Pläne den Menschen zu offenbaren und nichts und niemand Ihm in seinem Vorhaben einschränken könnte. 

Licht für die Nationen

Warum aber hatte Gott sich ausgerechnet diesen Männern aus einem fernen Land offenbart? Nun, bereits im Alten Testament hatte Er verheißen, dass der Messias nicht nur zum Heil für Israel, sondern für alle Völker kommen sollte. In Jesaja 49,6 spricht Gott zum Messias:

Es ist mir zu wenig, dass du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die bewahrten Israels zurückzubringen. So mache ich dich auch zum Licht für die Nationen, damit mein Heil reicht bis an die Enden der Erde. 

Jesaja 49,6

Mit dem Besuch dieser Magier aus dem fernen Osten bestätigte Gott seine Verheißung. Während die jüdische Obrigkeit die Zeichen der Zeit nicht zu deuten wusste und den Messias weder „begrüßte“ noch Ihm später Ehre entgegenbrachte, schenkte Gott diesen Heiden die Erkenntnis, dass Sein Sohn, der Erlöser der Welt, gekommen war. Gott setzte mit dem Stern buchstäblich den Himmel in Bewegung, um den Menschen seine Herrlichkeit und Gnade zu zeigen, an die sonst wohl niemand gedacht hätte.

Die Magier und wir

Ich möchte uns heute die Frage stellen, ob wir in dieser Advents- und Weihnachtszeit Jesus mit derselben Begeisterung suchen? Sicherlich würden wir sagen, dass Jesus der Mittelpunkt ist, aber sprechen unsere Taten auch für diese Überzeugung?

Es passiert schnell, dass wir so sehr mit den Vorbereitungen für Festlichkeiten beschäftigt sind, dass wir die Gemeinschaft mit unserem Herrn aus dem Blick verlieren und, anstatt Jesus und das Heil in Ihm zu feiern, in anderen Dingen unsere Erfüllung suchen. Die Magier waren bereit, aus ihrem Alltag herauszukommen, um sich Zeit für das Wesentliche zu nehmen. Kann man das auch von uns sagen? Beten wir darum, dass Gott in diesen Tagen unsere geistlichen Augen auf seinen Sohn Jesus Christus richtet.

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Andreas Münch

Andreas Münch ist Mitarbeiter der Herold-Schriftenmission. Nebenher studiert er Theologie am Martin-Bucer Seminar. Andreas ist verheiratet mit Miriam und Vater von drei Söhnen.

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