6 Lügen über deine Sünde und dich
Es ist erstaunlich, welche Gerüchte, Halbwahrheiten und Lügen auch in christlichen Kreisen kursieren – unter anderem zum Thema „Sünde“ und den Umgang mit ihr. Anhand von Psalm 51 möchte ich 6 Lügen über deine Sünde und dich aufgreifen, um dich in deinem Glaubensleben zu ermutigen.
Dieser Bußpsalm Davids war, wie andere Psalmen ebenso, zur Weitergabe an andere sowie zur weiteren Nutzung für andere gedacht. David hat diese – für ihn recht unangenehme und peinliche – Situation nicht für sich behalten, sondern in Lied- und Gebetsform aufbereitet, um sie weiterzugeben.
Psalm 51 dient als Hilfe bzw. Warnung für andere; er ist ein Hinweis auf die große Barmherzigkeit Gottes und die Möglichkeit, bei ihm Vergebung der Schuld zu erfahren. David stellt Gott hier als die handelnde Hauptperson in den Mittelpunkt seiner Bitte und Anbetung.
Betrachten wir nun kurz einige Falschaussagen zum Thema „Sünde“.
Lüge Nr. 1: Ein Mensch, der mit Gott lebt, sündigt nicht mehr!
Ist das eine Lüge? Stimmt es denn nicht, dass wir als Christen nicht mehr sündigen sollten? Natürlich! Und wir haben sogar die Fähigkeit nicht zu sündigen, seit Gottes Geist in uns wohnt (vgl. Röm 6).
Aber dennoch bleibt die Tatsache, dass wir ebenso weiterhin zur Sünde fähig sind. Nehmen wir David – ein Mann nach dem Herzen Gottes (vgl. 1Sam 13,14; 1Kön 3,6; 15,3). Auch er sündigte. Wir würden vermutlich sogar sagen, dass er große Schuld auf sich lud. Genau um diese Schuld geht es in Psalm 51, denn wir lesen in Vers 2: „Als der Prophet Nathan zu ihm kam, nachdem er zu Batseba eingegangen war.“ An dieser Stelle lohnt es sich, 2. Samuel 11 und 12 zu lesen und sich noch einmal mit der Ausgangssituation zu beschäftigen.
Wenn wir uns dann noch Aussagen aus 1. Johannes 1 vor Augen halten, müssen wir bekennen, dass auch wir nach wie vor täglich von der Gnade Gottes abhängig sind, die uns stärkt im Kampf gegen Versuchung und Sünde.
„Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns“ (1Joh 1,8-10).
Ja, auch wir, die wir mit Gott leben und Jesus nachfolgen, sind immer noch fähig zu sündigen.
Lüge Nr. 2: Sünde ist reine Privatsache!
Denken wir das nicht oft? In Bezug auf eigenes Fehlverhalten, aber auch in Bezug auf Fehlverhalten anderer? Und aus diesem Grund sprechen wir nicht gerne einen anderen auf seine Sünde an.
War Davids Sünde Privatsache? Nein! Zum einen verging er sich an Uria, Batsebas Ehemann. Aber auch Batseba selbst wurde mehr wie eine Ware als ein Mensch behandelt. Und was war mit Gott? Jede Sünde, die wir begehen, ist immer auch Sünde gegen Gott und tastet seine Heiligkeit an, wie David selbst bekennt:
„Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt und getan, was böse ist in deinen Augen; damit du im Recht bist mit deinem Reden, rein erfunden in deinem Richten“ (Ps 51,6).
Und Sünde zieht Kreise, kann längst nicht immer geheim gehalten werden und wird somit zum falschen und schlechten Vorbild.
Sünde zerstört nicht nur dich, sondern hat auch zerstörerische Auswirkungen in deinem Umfeld. So ist auch Gottes Eingreifen durch Nathan, einen Vertrauten und Freund von David letztlich ein Akt der Gnade, damit der zerstörerische Kreislauf durchbrochen wird.
Und auch das Erleben von Sündenvergebung darf im geeigneten Rahmen öffentlich gemacht werden zum ermutigenden Zeugnis für andere. Wir haben einen gnädigen und barmherzigen Gott, der Schuld vergibt.
Lüge Nr. 3: Sünde hat in der Regel keine Folgen!
Auch das möchten manche gerne glauben, aber es ist nicht wahr. Es mag Ausnahmen geben, wo wir den Eindruck haben, dass eine konkrete Sünde keine weitere Auswirkung hat, aber in der Regel haben Sünden weitere Folgen und Konsequenzen – für uns selbst und für andere. Der Text aus 2. Samuel 12 zeigt uns die drastischen Folgen der Sünde Davids auf.
Gott sei dank sind sie nicht immer so schwerwiegend. Aber Gott nimmt Sünde ernst, sehr ernst. David konnte froh und dankbar sein, dass Gott sich ihm – in der Person des Propheten Nathan – in den Weg stellte. Was David zu einem „Mann nach dem Herzen Gottes“ werden ließ, war nicht seine Sündlosigkeit, sondern seine Bereitschaft, sich zurechtweisen zu lassen, Schuld zu bekennen und sich Gottes Anspruch zu beugen (siehe dazu unsere passende Broschüre):
„Sei mir gnädig, Gott, nach deiner Gnade; tilge meine Vergehen nach der Größe deiner Barmherzigkeit! Wasche mich völlig von meiner Schuld, und reinige mich von meiner Sünde! Denn ich erkenne meine Vergehen, und meine Schuld ist stets vor mir“ (Ps 51,3-5).
Lüge Nr. 4: Der Heilige Geist verlässt mich, wenn ich sündige!
Diese Aussage kann man direkt unserem Psalm entnehmen: „Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimmt nicht von mir!“ (Ps 51,13).
Hier ist jedoch der Kontext wichtig. Unser Text steht im Alten Testament und zur Zeit des Alten Testaments kam der Geist Gottes tatsächlich zweitweise auf Menschen – zur Zurüstung zum Dienst. Bei König Saul können wir das gut beobachten. Bei bestehendem Ungehorsam konnte es passieren, dass der Geist Gottes die betreffende Person verließ.
Im Neuen Testament lesen wir jedoch, dass Gottes Geist den Gläubigen versiegelt. Er kann – durch Sünde – betrübt und gedämpft werden, wird aber den ungehorsamen Gläubigen nicht dauerhaft verlassen (vgl. Eph 4,30). Solche Angst ist unbegründet und lähmt in der Nachfolge. Sünde sollte bekannt und gelassen werden sowie Gottes Vergebung in Anspruch genommen werden.
Lüge Nr. 5: Als Sünder bin ich unbrauchbar für Gott – auch wenn ich Vergebung erfahren habe!
Kennen wir solche Situationen? Man ist in Sünde gefallen, hat sie bekannt und auch Vergebung erfahren, aber man denkt weiterhin, dass Gott einem noch Dinge vorhält und nicht in seinem Reich weiter vollmächtig gebrauchen kann und will. Die Gefängnistüren bleiben verschlossen.
Natürlich gibt es Situationen, in denen zwischenmenschlich neues Vertrauen wachsen muss, nachdem es durch Schuld zerstört wurde. Doch wir dürfen auch lernen, dass Vergebung neue Wege ebnet und öffnet. Von David können wir hier etwas lernen:
„Lehren will ich die von dir Abgefallenen deine Wege, dass die Sünder zu dir umkehren“ (Ps 51,15).
Nimmt er hier nicht den Mund etwas zu voll? Sollte er nicht demütiger agieren? Doch auch solche Krisen – ausgelöst durch eigene Schuld – können zur Reifung unseres Glaubens beitragen, wenn wir bereit sind sie mit Gottes Hilfe anzugehen! Viele der Menschen, die uns heute geistliche Vorbilder sind und sich tatkräftig im Reich Gottes einsetzen, sind Menschen, die in ihrem Leben schuldig geworden sind, aber Gottes Vergebung in Anspruch genommen haben. Hier sind Schritte der Demut und Weisheit notwendig.
Nicht Sünde, die Gott uns vergeben hat, disqualifiziert vom Dienst, sondern mein falscher Umgang damit. Vergebung befreit uns zum Zeugnis, zum Dienst und zum Lob Gottes!
Lüge Nr. 6: Meine Sünde kann Gott mir nicht vergeben!
Gibt es Christen, die das glauben? Leider ja! Menschen, die mit ihrer Schuld nicht klarkommen. Das kann alte Schuld sein (z.B. aus Kriegszeiten); Schuld, die man sich selbst nicht vergeben kann oder immer wiederkehrende Verhaltensmuster und Schuldverstrickungen.
Doch welches Verständnis von Schuld steckt dahinter? Und vor allem: Welches Gottesbild steckt dahinter? Wie klein ist ihr Gott und wie groß ihre Schuld?
Gott möchte nicht den Tod des Gottlosen – er soll umkehren! Noch weniger will Gott Tod seiner ungehorsamen Kinder – auch sie sind aufgefordert, Buße zu tun, umzukehren, Schuld beim Namen zu nennen und Gottes barmherzige Vergebung anzunehmen, um anschließend in seiner Gnade Ruhe zu finden.
Deshalb hat er ja gerade seinen Sohn in diese Welt gesandt. Jesus Christus ist die Sühne für alle unsere Sünde! Jesus Christus ist der Einzige, der uns reinwaschen kann von aller Schuld – mit seinem Blut! David hatte das bereits erkannt, wenn er sagt:
„Entsündige mich mit Ysop, und ich werde rein sein; wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee. … Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in mir einen festen Geist!“ (Ps 51,9.12).
Lassen wir uns durch Davids Gebet ermutigen für unseren Umgang mit unserer Schuld. Bringen wir sie immer wieder neu mit großer Zuversicht zu einem gnädigen Gott, der uns in Jesus unsere Schuld vergibt – jeden Tag neu!