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5 Wesensmerkmale einer gesunden Ehe

Perfekte Ehen gibt es nicht. Gesunde Ehen dagegen schon. Pastor und Seelsorger Rick Thomas nennt 5 Wesensmerkmale einer gesunden Ehe.


Einer der häufigsten Kritikpunkte, die ich von Christen über das Christentum höre ist, dass die Bibel nicht praktisch genug vermittelt wird. Zweifellos ist dies ein Problem unserer christlichen Kultur.

Denn tatsächlich ist es so, dass wir viel Bibelwissen haben, aber oftmals unfähig sind, dieses Wissen praktisch anzuwenden, insbesondere in unseren Familien. In diesem Artikel möchte ich genau diese Problematik in Bezug auf die Ehe besprechen.

Ich wünsche mir, dass du diesen Artikel nicht einfach nur liest, um ihn dann auf deiner Liste abzuhaken. Stattdessen hoffe ich, dass er dir in den nächsten Wochen hilft, während du an deiner Seele und deiner Ehe arbeitest. Betrachte die Punkte als eine langfristige Aufgabe für dich und deinen Ehepartner. Wenn ihr beide demütig diese Dinge angeht, dann wird es euch beide verändern, sowohl zur Ehre Gottes als auch zu eurem Wohl.

Lebe vorbildlich

Das erste und wichtigste Element besteht darin, ein positives Vorbild zu sein. Folgende Fragen können dir auf dem Weg dorthin eine gute Hilfe sein:

  • Was erhoffst du dir von deinem Ehepartner?
  • Was erhoffst du dir von deinen Kindern?
  • Wie hilft dein Vorbild ihnen so zu werden, wie du sie dir erhoffst?

Einer der häufigsten Kritikpunkte von Kindern, die nicht den Glauben ihrer Eltern teilen ist, dass die „Religion“ ihrer Eltern kein authentisches Leben in der Nachfolge Jesu widerspiegelte.

Führe ein Doppelleben und du wirst garantiert deine Familie zerstören. Es spielt keine Rolle, wie schlau oder erfolgreich du bist – es ist dein authentisches Leben, zum Guten wie zum Schlechten, dass den größten Einfluss auf deine Familie hat.

Wenn du dir wünscht, dass dein Ehepartner und deine Kinder ein Leben in der Heiligung führen, dann musst du ihnen darin ein glaubwürdiges und praktisches Beispiel sein. Ob du Ehemann oder Ehefrau, Vater oder Mutter bist – du bist ein Vorbild und deine Aufgabe ist es, deiner Familie Christus vorzuleben.

Jesus Christus war immer er selbst. Er war nicht nur dann der Christus, als er auf dem Hügel stand und die Menge lehrte. Er war immer der Messias, selbst an den niedrigsten Orten in Israel. Er war Christus als er vor Herodes stand und mit der Ehebrecherin sprach. So sollen auch wir überall als seine Nachfolger zu erkennen sein, auf der Arbeit wie auch Zuhause.

Du sollst Jesus widerspiegeln, wenn du einkaufen oder in die Gemeinde gehst. Es gibt keine freien Tage, an denen man nicht Jesus nachfolgt. Du bist 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche Christ.

Dies ist so wichtig. Bevor du diesen Aspekt nicht verinnerlicht hast, wirst du die folgenden Punkte nicht umsetzen können.

Kinder respektieren Wahrheit, keine Lügen oder Heucheleien. Versuche nicht jemand zu sein, der du nicht bist. Wenn du ein Christ bist, dann sei die ganze Zeit ein Christ – auch und gerade in deinem Versagen. Sei ehrlich, offen, transparent, verletzlich und verantwortlich. Lebe deiner Familie das Leben Jesu vor.

Lass sie anhand von deinem Vorbild sehen, wie Jesus ist. Bevor du anderen über das Evangelium belehrst, musst du es ihnen vorleben. Wenn du es nicht tust, dann werden diejenigen, von denen du dir wünschst, dass sie Gott nachfolgen werden, dich ablehnen und womöglich auch Gott.

  • Frage deinen Ehepartner auf welche Weise du Jesus nachahmst.
  • Frage deine Kinder auf welche Weise du Jesus nachahmst.
  • Frage deinen Ehepartner, in welcher Hinsicht du dich verändern musst, um Jesus besser nachzuahmen.
  • Frage deine Kinder, in welcher Hinsicht du dich verändern musst, um Jesus besser nachzuahmen.

Wenn du nicht verheiratet bist oder keine Kinder hast, dann stelle diese Fragen zwei oder drei vertrauenswürdigen Freunden, die dich lieben und gut genug kennen, um dir die Wahrheit zu sagen.

Tu Buße

Vielleicht glaubst du, dass Jesus nie Buße getan hat. Wenn du das denkst, dann liegst du richtig. Jesus hat nie für irgendetwas Buße getan, weil er nie gesündigt hat. Deshalb ist die zweitwichtigste Sache, die du für dich persönlich und für deine Familie tun kannst, diese, dass du Buße tust, wenn du darin versagst, Jesus richtig darzustellen. Bedenke folgendes:

  • Du bist nicht Jesus und ich bin es auch nicht.
  • Du sündigst. Ich sündige. Wir sündigen.
  • Und wir tun es oft.

Buße ist ein wesentlicher Aspekt der Nachfolge Jesu. Jesus ähnlicher zu werden, erfordert tägliche Buße. Stelle dir dazu folgende Fragen:

  • Würdest du dich als eine bußfertige Person bezeichnen? Warum?
  • Bekennt man sich bei dir Zuhause die Sünden? Warum?

Buße ist ein Bereich, in dem ich kläglich in unseren ersten Ehejahren versagt habe. In den ersten fünf Ehejahren habe ich meiner Frau keine Sünden bekannt. Es ist schrecklich, dass jetzt zu sagen, aber es ist wahr. Obwohl ich oft gegen sie, Gott und meine Kinder gesündigt hatte, gehörte das Sündeneingeständnis und die Buße nicht zu meinem Lebensstil.

Meine mangelnde Bußbereitschaft verzerrte die Botschaft, von der ich wollte, dass meine Frau und meine Kinder sie hörten und durch mich erlebten. Dadurch verharmloste ich meine Sünde, die Dinge, die ich falsch getan hatte, und verdunkelte das Bild von Christus. Während ich meine Familie schnell wissen ließ, wo sie mich durch ihr Versagen enttäuscht hatten, tat ich dies nicht mit meinen eigenen Sünden. Ich war ein Heuchler.

Eines der besten Dinge, die du für Familie tun kannst, ist ihnen ein Vorbild in der Buße zu sein. Zeige ihnen, dass es dir mit der Nachfolge Jesu ernst ist, indem du sie lehrst, wie man Sünde durch Buße beseitigt. Stelle dir folgende Fragen:

  • Wann hast du das letzte Mal deinem Ehepartner deine Sünden gebeichtet?
  • Wann hast du das letzte Mal deinen Kindern deine Sünden gebeichtet?
  • Wie würde dein Ehepartner in Bezug auf die erste Frage antworten?
  • Wie würden deine Kinder in Bezug auf die zweite Frage antworten?

Wenn du nicht verheiratet bist oder keine Kinder hast, dann stelle diese Fragen zwei oder drei vertrauenswürdigen Freunden, die dich lieben und gut genug kennen und dir die Wahrheit sagen.

Diene

  • Vorbild sein: Gehen wir davon aus, dass du das aufrichtige Verlangen hast, ein Vorbild in der Nachfolge Jesu zu sein.
  • Buße tun: Gehen wir ebenfalls davon aus, dass du regelmäßig deine Sünden bekennst (vgl. 1Joh 1,7-10).

Wenn diese Dinge auf dich zutreffen – Vorbild sein und Buße tun – dann folgt als nächstes die Haltung Jesu: Er war ein Diener. Er widmete sein ganzes Leben dem Dienst für andere. Wir sehen das deutlich in Markus 10,45 – er diente, anstatt sich dienen zu lassen. Der Sohn Gottes kam, um anderen zu dienen (vgl. Phil 2,3-11). Stelle dir folgende Fragen:

  • Würde dein Ehepartner dir eine dienende Haltung bescheinigen?
  • Lebst du, um bedient zu werden oder um zu dienen?

Deine Antworten auf diese Fragen offenbaren, ob du dein Leben, deine Ehe und deine Familie auf die Person und das Werk Jesu – auf das Evangelium – bauen willst.

Praktisch sieht das so aus, dass ein Vater nicht von der Arbeit nach Hause kommt, nur um sich auszuruhen (vgl. 1Kor 15,3). Wenn er von einem langen Arbeitstag nach Hause kommt ist er bereit seiner Familie zu dienen, weil er als Vater weiß, dass er nicht auf der Erde ist, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen. Wenn du Vater bist, könntest du deine Familie mit folgender Ansage begrüßen: „Ich möchte, dass ihr wisst, dass ich nicht hier bin, damit ihr mir dient. Ich bin nicht den ganzen Weg nach Hause gefahren, nur damit ihr mir dient. Ich bin hier, um euch zu dienen.“

Das ist die Haltung, die du deinem Ehepartner und deiner Familie vermitteln solltest. Warum? Weil dies genau die Einstellung deines Retters war und du ihm nachfolgst. Jesus hat sich ganz für den Dienst hingegeben, auch wenn es ihn das Leben gekostet hat (vgl. Lk 22,42).

Lass deine Familie erfahren, dass du das Herz eines Dieners hast. Lass sie sehen, dass du deinen Retter nachahmst, während du ihnen demütig auf praktische und konkrete Weise dienst. Stelle dir folgende Fragen

  • Gibt es irgendjemanden in deinem Haus, der dich im Dienst übertrifft? Warum oder warum nicht? Siehe dazu Römer 12,10.
  • Denkst du regelmäßig über Wege nach, wie du deiner Familie dienen kannst?
  • Dienst du nur entsprechend deiner Stärken und Vorlieben oder dienst du auch in Bereichen, die dir nicht leicht von der Hand gehen?
  • Wie würden deine Familienmitglieder (oder Freunde) deine dienende Leiterschaft beschreiben?
  • Siehst du, dass diejenigen, die dir nahestehen, deinem Vorbild folgen.
  • Werden sie aufgrund deines Vorbildes zu Dienern? Erkläre warum?

Ermutige

Nun, da deine Haltung und Handlungen mit dem Evangelium übereinstimmen – durch dein Vorbild, deine Buße und deine Dienstbereitschaft –  solltest du darüber nachdenken, wie du darüber hinaus Jesus praktisch nachfolgen kannst.

Ich kenne keine christlichen Eltern, die sich nicht wünschen, dass ihre Kinder Christus ähnlicher werden. Lass mich dich fragen: „Wie hilfst du anderen, sich zu verändern?“

Obwohl man diese Frage von vielen Seiten her beleuchten könnte, glaube ich, dass der beste Weg, um eine Person zur Veränderung zu motivieren darin besteht, sie zu ermutigen. Paulus drückt es auf diese Weise aus:

„Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?(Röm 2,4)

Paulus warnt uns davor, dass wir die Güte, Geduld und Langmut Gottes als selbstverständlich erachten. Er wusste, dass gerade dieser „Reichtum“ einen Menschen zur Umkehr und Buße führt. Paulus spricht hier von Güte, Geduld und Langmut. Weitere Beispiele für die Frucht des Geistes finden wir in Galater 5,22-23. Stelle dir folgende Fragen:

  • Möchtest du, dass sich ein Familienmitglied verändert? Vielleicht dein Ehepartner?
  • Motivierst du sie durch Freundlichkeit, sich zu verändern?
  • Motivierst du sie durch Nachsicht und Geduld, sich zu verändern?
  • Erinnerst du dich an die Wege, die unser Herr gebraucht hat, um dich zu verändern?

Es war die Freundlichkeit Gottes, die dich zur Buße leitete. Als du das Evangelium gehört hast, hast du angefangen über die Güte Gottes nachzudenken was schließlich zu deiner Bekehrung geführt hat (vgl. Röm 5,8). Ermutigung sollte ein oft genutztes Werkzeug sein, wenn wir andere motivieren, mehr wie Jesus zu werden. Stelle dir folgende Fragen:

  • Würde man dich als einen Ermutiger bezeichnen?
  • Ermutigst du regelmäßig deinen Ehepartner? Nenne Beispiele.
  • Wenn du Kinder hast, ermutigst du sie regelmäßig? Nenne Beispiele.
  • Wenn dein Ehepartner über deine Ermutigung oder deine Kritik nachdenkt, was würde sie wohl sagen, bekommt sie mehr von dir zu hören?
  • Inwiefern musst du dich noch verändern, um das Evangelium in Bezug auf die Ermutigung noch mehr nachzuahmen?

Lehre

Dieser Aspekt ist bewusst ans Ende gestellt, weil nur allzu häufig Ehepaare und Eltern es vorziehen, ihre Kinder zu belehren, wie Jesus zu sein, anstatt es ihnen vorzuleben. Warum ist dies so? Es ist leichter die Kinder auf eine christliche Schule oder zur Sonntagsschule zu schicken, als es ihnen selbst vorzuleben.

Dieses Problem besteht jedoch nicht im Lehren selbst. Lehre ist wesentlich, aber unser Unterricht sollte immer unserer authentischen Christusnachfolge entspringen. An dieser Stelle wäre es gut, sich daran zu erinnern, wie Jesus seine Jünger gelehrt hat.

Der Großteil von Jesu Lehre war von Dialog statt von Monolog geprägt. Der Unterschied ist wichtig. Deine beste und hilfreichste Unterrichtseinheit mit deinem Ehepartner und deinen Kindern sollte ein Dialog sein.

Wenn du die vier Evangelien liest, achte einmal darauf, wie oft Jesus durch eine Diskussion (Dialog) und wie häufig Er durch einen Monolog gelehrt hat. Stelle dir folgende Fragen:

  • Führst du regelmäßig Gespräche mit deinen Familienmitgliedern? Wie machst du das?
  • Worüber sprecht ihr?
  • Zähle drei Beispiele auf, wie du deinen Ehepartner und deine Kinder durch Kommunikation lehrst. Bitte sie dir dabei zu helfen.

Es geht los

Das Christenleben ist kostspielig. Es nimmt viel Zeit in Anspruch. Du kannst nicht deine Familie zur Gemeinde karren und dann erwarten, dass sie Jesus ähnlicher werden. Du musst dein Leben für sie hingeben. Christus kam, um zu sterben und Er ruft uns, ihm auf seinem Weg zu folgen (vgl. Lk 9,23). Nun musst du eine Entscheidung treffen:

  • Willst du all diese Fragen mit deinem Ehepartner besprechen?

Meine Hoffnung für euch als Paar ist, dass ihr euch demütig voreinander prüfen könnt, sodass ihr beide erkennt, wie ihr euch als einzelne aber auch als Paar verändern könnt. Ich bin mir bewusst, dass es viele Fragen sind. Aber wenn beide Partner demütig, freundlich, lernbereit, verletzlich und motiviert sind, dann wird sich etwas ändern.

Weil es so viele Fragen sind, kann es vielleicht hilfreich sein über die nächsten Wochen bewusst Zeit zu nehmen, um mit Gott und miteinander im Gespräch zu bleiben. Ich garantiere, dass, wenn ihr beide vor Gott demütig miteinander umgeht, während ihr diese Fragen besprecht, Gott euer Leben und eure Ehe verwandeln wird.

© Rick Thomas.

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