Gebet

Gebet als Lebenshaltung

Das Gebet ist das Wichtigste im Leben eines Christen. Es gibt noch weitere Dinge, die sehr bedeutend sind, wie das Bibellesen, den Tag des Herrn ehren, Gottesdienste besuchen, Predigten hören und das Halten des Abendmahls. Aber keines dieser Dinge ist so entscheidend, wie das persönliche Gebet. Um diese Behauptung zu bekräftigen, möchte ich sieben Gründe nennen, die mit äußerster Sorgfalt betrachtet werden sollten.

Das Gebet ist unverzichtbar

Das Gebet ist absolut notwendig für unsere Errettung. Niemand, der von sich behauptet Christ zu sein, wurde ohne Gebet errettet. Ich stehe mit ganzem Herzen zu der Meinung, dass die Errettung ein Geschenk der Gnade Gottes ist. Selbst dem schlimmsten aller Sünder würde ich noch an seinem Sterbebett sagen: »Glaube an den Herrn Jesus Christus und du wirst errettet werden.« Aber ich finde in der Bibel keine Aussage, die uns lehrt, dass jemand errettet wird, ohne darum zu bitten. Genauso, wie niemand die Errettung durch Gebet verdient, wird es auch niemanden geben, der die Errettung ohne Gebet erlangt.

Für die Errettung eines Menschen ist es nicht absolut notwendig, dass er die Bibel liest, denn schließlich gibt es viele Christen, die nicht lesen können – entweder weil sie es nie gelernt haben oder weil sie blind sind – aber dennoch sind sie errettet. Ein tauber Mensch kann auch errettet sein, obwohl er niemals eine Predigt gehört hat. Aber niemand kann errettet sein, ohne jemals gebetet zu haben.

Es gibt einige Dinge, die jeder Mensch selbst tun muss, die keiner für einen Anderen übernehmen kann. Zum Beispiel kann kein Mensch für dich trinken oder essen. Wenn du etwas Bestimmtes erlernen möchtest, dann musst du dich hinsetzen und studieren; dies kann niemand für Dich übernehmen. Das Gleiche trifft auch auf geistliche Dinge zu. Niemand kann für dich Buße tun, für dich zu Christus kommen oder für dich das Beten übernehmen. Du musst beten!

Wir lernen die Menschen doch auch dadurch kennen, dass wir mit ihnen reden. Wenn wir nicht mit ihnen reden, lernen wir sie auch nicht kennen. Ohne Gebet lernst du Gott nicht kennen und wenn du Gott nicht kennst, wirst du auch nicht errettet werden.

Es wird ein Tag kommen, an dem sich eine unzählbare Schar im Himmel versammeln wird, die gemeinsam dem Herrn ein Loblied singen wird (vgl. Offenbarung 7,9). Jeder Einzelne dieses himmlischen Chores hat an Christus geglaubt, die Reinigung von seinen Sünden erfahren und seine Wiedergeburt erlebt. Und jeder Einzelne hat gebetet.

Kurz gesagt, ohne Gebet zu leben, heißt ohne Gott zu leben, ohne Christus zu leben, ohne die Gnade zu leben, ohne Hoffnung zu leben und ohne den Himmel zu leben. So sieht der Weg zur Hölle aus.

Das Gebet ist eines der deutlichsten Erkennungsmerkmale eines Christen

Das tägliche Gebet ist eines der deutlichsten Erkennungsmerkmale eines echten Christen. In einer Hinsicht sind alle Kinder Gottes gleich: sie alle beten! Das erste Lebenszeichen eines Neugeborenen ist ein Schrei. In gleicher Weise ist das erste Lebenszeichen eines wiedergeborenen Christen das Gebet. So, wie es für einen Säugling völlig natürlich ist zu schreien, so natürlich ist es für einen Christen, dass er betet. Er erkennt, dass er auf Gottes Gnade und Barmherzigkeit angewiesen ist. Er fühlt die Leere und Schwachheit in sich. Deshalb fühlt er, wie nötig für ihn das Gebet ist.

In der ganzen Bibel finde ich nicht einen Mann Gottes, der nicht gleichzeitig auch ein Mann des Gebets gewesen wäre. Es ist charakteristisch für die Kinder Gottes, dass sie »den Vater anrufen« (1. Petrus 1,17), dass sie »den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen« (1. Korinther 1,2), während es charakteristisch für die Gottlosen ist, dass sie »den Herrn nicht anrufen« (Psalm 14,4).

Ich habe einige Biografien von gottesfürchtigen Christen der Kirchengeschichte gelesen. Sie unterschieden sich zwar in einigen Punkten, aber eines hatten sie alle gemein: sie waren Menschen des Gebets.

Mir ist bewusst, dass es auch Menschen gibt, deren Gebetsleben nur Fassade ist. Die Tatsache allein, dass ein Mensch betet ist noch kein Beweis für seine Geistlichkeit, denn schließlich kann er auch ein Heuchler sein. Aber eines kann ich mit Gewissheit sagen: wenn ein Mensch nicht betet, dann ist das ein deutlicher Beweis dafür, dass er auch noch kein Kind Gottes ist. Denn anscheinend ist ihm seine Sünde nicht bewusst, oder er hat keine Liebe zu Gott, oder kein Verlangen danach, heilig zu sein. Er mag so viel über Gott reden, wie er möchte – wenn er nicht betet, dann ist er auch kein Christ.

Ich bin auch der Meinung, dass das Vorhandensein eines intensiven Gebetslebens, das deutlichste Zeichen für das Vorhandensein des Heiligen Geistes in einer Person ist. Ein Mensch kann viele Bücher oder tolle Predigten schreiben, aber das alles kann er aus falscher Motivation tun. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein Mensch sich zurück zieht, um allein, im Gebet vor seinen Gott zu treten, um ihm sein Herz auszuschütten, ohne dass er dies auch ernst meint. Gott hat selbst das Gebet als ein deutliches Anzeichen der Umkehr bezeichnet. Als er dem Ananias befahl, nach Saulus zu sehen, sagte Er zum Beweis für die Bekehrung des Saulus: »Siehe, er betet.« (Apostelgeschichte 9,11).

Es gibt Menschen, die lange Irrwege gehen, bis sie zum Glauben kommen. Sie gehen durch viele Überzeugungen, Wünsche, Gefühle, Entscheidungen, Hoffnungen und Ängste. Aber all diese Dinge führen sie letztendlich zu nichts. Ein aufrichtiges Gebet hingegen, das von einem zerschlagenen Herzen kommt, hat mehr Wert, als alles andere zusammen. Die erste Handlung, die unser Glaube hervorbringt, ist das Gebet. Das Gebet ist der Lebensodem des Glaubens.

Das Gebet ist die am meisten vernachlässigte Pflicht des Christen

Keine christliche Pflicht ist so vernachlässigt, wie die des Gebets. Früher dachte ich, dass all jene, die sich Christen nennen, auch beten würden. Mittlerweile bin ich davon nicht mehr überzeugt; stattdessen denke ich, dass viele von denen, die sich Christen nennen, noch nie gebetet haben. Das persönliche Gebet ist etwas sehr privates zwischen Gott und uns – da niemand es sehen kann. Und gerade deshalb ist man auch sehr versucht, es zu vernachlässigen.

Ich glaube, dass viele nie auch nur ein einziges Wort im Stillen gebetet haben. Sie essen und trinken, gehen schlafen und wachen auf, leben auf Gottes grüner Erde und genießen alles, was ihnen geboten wird. Ihre Leiber werden irgendwann sterben und vor ihnen liegt der Tag des Jüngsten Gerichts. Und trotzdem haben sie nie ein Wort an Gott gerichtet.

Ich glaube auch, dass für viele das Gebet nicht mehr ist, als schön aneinander gereihte Worte. Manche sprechen auswendiggelernte Gebete, ohne sich über den Sinn im Klaren zu sein. Auch, wenn das Gebet vielleicht einen guten Inhalt hat (wie das Vaterunser), leiern es manche einfach nur herunter, ohne darüber nachzudenken. Wir können uns sicher sein, dass Gott so etwas nicht als Gebet ansieht. Gebet ist viel mehr, als nur irgendwelche Worte auszusprechen. Gebet schließt unser Herz mit ein. Saulus hat vor seiner Bekehrung bestimmt eine Menge Gebete gesprochen – aber erst dann, als er es mit einem zerschlagenen Herzen tat, sagte Gott: »er betet!«

Wenn dich das alles überrascht, dann bedenke einmal folgende Tatsachen:

  • Beten ist nichts Natürliches. Das natürliche Verlangen unseres Herzens ist, vor Gott zu fliehen. Von Natur aus lieben wir ihn nicht, wir haben Angst vor ihm. Von Natur aus haben wir keine Empfindung für unsere Sünden oder für unsere geistliche Not. Wir kennen von Natur aus nicht den Wunsch ein heiliges Leben zu führen. Aus diesem Grund sieht der natürliche Mensch keine Notwendigkeit zu beten.
  • Beten ist nichts Gewöhnliches. An die meisten verbalen Aktivitäten sind die Menschen gewohnt, aber beten ist für sie etwas Ungewöhnliches. Für die meisten Menschen wäre es etwas seltsames, fast peinliches, in der Öffentlichkeit zuzugeben, dass sie täglich beten. In Anbetracht dieser Tatsache glaube ich, dass nur wenige Menschen beten.

Wenn wir das Leben der meisten Menschen betrachten und sehen, wie sie an ihren Sünden hängen, haben wir dann einen Grund zu glauben, dass sie beständig im Gebet gegen die Sünde kämpfen? Wenn wir sie sehen, wie sie sich mit den Dingen dieser Welt beschäftigen, haben wir dann einen Grund zu glauben, dass sie Gott um Gnade zum Dienst bitten? Wie sollten sie auch, wenn sie sich überhaupt nicht für Gott interessieren? Gebet und Sünde passen niemals zusammen. Entweder tötet das Gebet die Sünde oder die Sünde wird das Gebet töten. Wenn ich darüber nachdenke und mir dann die Lebensweise Vieler anschaue, dann glaube ich, dass nur sehr wenige beten.
Es ist erschreckend zu sehen, wie manche die letzten Stunden vor ihrem Tod verbringen. Sie sterben und scheinen überhaupt nichts von Gott zu wissen. Sie haben keine Möglichkeit mehr, mit ihm zu sprechen. Es scheint so, als hätten sie noch nie mit ihm gesprochen. Das, was ich an vielen Sterbebetten erlebte, hat mich zu der Überzeugung gebracht, dass nur sehr wenige Menschen beten.

Wir haben viel Grund zum Gebet

Gott hat alles getan, um uns das Gebet so einfach, wie möglich zu machen. Es gibt einen Weg, über den jeder Mensch – wie sündig er auch sein mag – zu Gott kommen kann. Jesus Christus hat diesen Weg geöffnet, indem er als vollkommenes Opfer für uns am Kreuz starb. Die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes müssen nicht dazu führen, dass Sünder vor ihm fliehen; nein, sie können dazu führen, dass Sünder im Namen des Herrn Jesus Christus zu Gott rufen. Sobald sich ein Sünder auf die Rechtfertigung durch das Blut Jesu beruft, wird Gott ihm Gehör schenken. Der Name des Herrn Jesus wird uns immer garantieren, dass Gott unsere Gebete hört. In seinem Namen können wir aufrichtig vor Gott treten und im tiefen Vertrauen zu ihm beten. Gott hat versprochen, dass er uns hört. Ist das nicht ein sehr guter Grund zum Gebet?

Es gibt einen Tröster und Fürsprecher, der die Gebete der Gläubigen vor dem Thron Gottes vertritt. Unsere Gebete sind in sich schwach, aber wenn sie im Namen des Herrn Jesus durch den Heiligen Geist vertreten werden, werden sie mächtig. Gottes Ohr ist immer offen für das Flehen derer, die auf Gnade und Barmherzigkeit hoffen. Ist das nicht ein großartiger Grund zum Gebet?

Ein weiterer Grund für das Gebet, sind die großen und wunderbaren Verheißungen, die denen gelten, die beten. Lies Matthäus 7,7,8 und 21,22; Johannes 14,13; Lukas 11,5-13 und 18,1-8. Denke über diese Verheißungen nach, denn sie enthalten großartige Ermutigungen zum Gebet.

Die Bibel gibt uns ermutigende Beispiele über die Kraft des Gebets. Ein Gebet teilte das Rote Meer; durch Gebet brach Wasser aus dem Felsen hervor; durch Gebet stand die Sonne still. Unmögliches wurde durch Gebet möglich.

Könnte es etwas Größeres geben, als diese Ermutigungen? Oder könnte es etwas Törichteres geben, als die Vernachlässigung des Gebets in Anbetracht dieser Wahrheiten?

Das Gebet ist der Schlüssel zur Heiligkeit

Ausdauer im Gebet zu haben ist der Weg zu einer herausragenden Heiligkeit.

Es besteht kein Zweifel, dass einige Christen in ihrem Glaubensleben mehr erreichen, als Andere. Da sind solche, die ihr Leben lang Kleinkinder im Glauben bleiben, bei denen es so scheint, als würden sie niemals geistlich wachsen. Sie haben immer und immer wieder mit bestimmten Sünden zu kämpfen, sie meiden tiefe biblische Lehre, weil sie sie nicht vertragen und dadurch ist ihr Interesse in geistliche Dinge so gering, dass sie niemals über ihren gegenwärtigen Zustand hinauswachsen.

Und dann gibt es solche, die immer zu wachsen scheinen, die immer mehr von ihrem Leben mit Christus profitieren. Ihr Glaube wird stärker, ihre guten Taten sind zahlreich, sie unternehmen großartige Dinge für Gott. Wenn sie fallen, dann stehen sie wieder auf und wenn sie Fehler begehen, dann versuchen sie es das nächste Mal richtig zu machen. Sie erkennen von sich selbst, dass sie schwache und geringe Diener sind – und sie sind dennoch diejenigen, die mit ihrem ganzen Leben Christus verkündigen.

Wie ist dieser Unterschied zu erklären? Warum sind manche Christen viel heiliger als andere? Ich persönlich glaube, dass in neun von zehn Fällen, das persönliche Gebet den Unterschied macht. Diejenigen, die ein heiligeres Leben führen, tun dies, weil sie ein andauerndes Gebetsleben führen. Ich bin überzeugt, dass jeder, der durch den Glauben an Gott errettet wurde – ob er nun besonders heilig ist oder nicht – von dem ständigen Gebrauch der Gnadenmittel abhängig ist, die Gott für die Gläubigen bereitet hat. Und das wichtigste dieser Gnadenmittel, durch welches die Gläubigen in ihrer Heiligung wachsen können, ist die Gewohnheit des ausdauernden persönlichen Gebets. Wenn Du die Biografien großer Gottesmänner liest, wirst Du erkennen, dass es wahr ist. Kein Christ wurde zu einem bedeutenden Christen, ohne ein bedeutendes Gebetsleben. Wenn es dein Wunsch ist, als Christ zu wachsen, dann musst Du lernen, wie wertvoll das Gebet ist.

Die Gefahr eines nachlässigen Gebetslebens

Ein nachlässiges Gebetsleben ist die häufigste Ursache für Rückschritte im Glauben.

Ja, es ist möglich, nachdem man einen guten Anfang im Glauben gemacht hat, wieder Rückschritte zu erleiden. Die Christen der Gemeinde in Galatien machten große Fortschritte – zumindest eine Zeitlang; denn dann kehrten sie um und folgten falschen Lehren nach. Petrus bekannte sich lautstark zu seinem Herrn aber später leugnete er, ihn zu kennen. Rückschritte zu machen ist etwas Furchtbares – es ist sogar das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann. Ich bin überzeugt, dass die Gnade Gottes in dem Leben eines Menschen nicht zerstört werden kann. Ich weiß auch, dass die Verbindung mit Christus niemals auseinander gehen kann.

Aber ich glaube, dass ein Mensch sich so weit von der Gemeinschaft mit Gott entfernen kann, dass er die Sicht für sein geistliches Leben verliert und die Tatsache seiner Errettung anzweifelt. Und dieser Zustand ist fast so schlimm, wie die Hölle selbst. Ein unruhiges Gewissen, die Ungewissheit im Herzen, ständige Selbstverurteilung, sodass die Seele krank wird, all das ist ein Vorgeschmack auf die Hölle. Denke über folgende Worte nach:

„Wer ein abtrünniges Herz hat, bekommt genug von seinen eigenen Wegen

Sprüche 14,14

Was also ist der häufigste Grund für Rückschritte? Ich glaube, es ist die Vernachlässigung des persönlichen Gebets. Es ist meine völlige Überzeugung, und ich wiederhole es gerne noch einmal, dass Rückschritte meistens in der Vernachlässigung des Gebets ihren Ursprung haben.

Die Gebetslosigkeit hat bei vielen Gläubigen schon dazu geführt, dass sie in ihrem Alltag und bei dem Treffen von wichtigen Entscheidungen völlig unfähig waren, gottgemäß zu handeln; manche von ihnen verstrickten sich dadurch immer tiefer in Sünde.

Wenn Gläubige in ihrem Leben versagen, dann liegt das meistens daran, dass sie ihr Gebetsleben vernachlässigt haben. Petrus ließ die Warnung des Herrn, zu wachen und zu beten, außer Acht und hatte später keine Kraft mehr, der Sünde zu widerstehen. Die Welt hat ein Auge auf uns Christen und sie merkt sofort, wenn wir versagen und spottet über uns. Aber die Welt ahnt nicht, dass der Grund für unser Versagen im vernachlässigten Gebet liegt.

Wenn Du ein Christ bist, dann wünsche ich Dir, dass Du niemals Rückschritte und Versagen im Glauben erleiden musst. Wenn dies dein Wunsch ist, dann nimm dein Gebetsleben ernst.

Gebet bewirkt Freude und Zufriedenheit

Das Gebet ist einer der sichersten Wege, um Freude und Zufriedenheit zu bekommen.

Diese Welt ist voller Leid und Schmerzen. Seitdem die Sünde in die Welt gekommen ist, ist es für den Menschen unmöglich geworden, dem Leid der Welt völlig entkommen. Die beste Möglichkeit, all das zu ertragen ist, dass wir das Leid, welches wir erdulden, im Gebet zu Gott bringen. Wir lesen im Alten Testament:

„Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch“

Psalm 55,22

Und im Neuen Testament steht:

„Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus“

Philipper 4,6-7

Dies war die gängige Praxis von Gottes Kindern zu allen Zeiten. Als Jakob sich vor dem Zorn seines Bruders Esau fürchtete, betete er (vgl. 1. Mose 32,22-32). Als Paulus und Silas in Philippi im Gefängnis saßen, beteten sie (vgl. Apostelgeschichte 16,23-25). Die einzige Chance für wahre Freude in dieser trostlosen Welt ist, alle Sorgen auf Gott zu werfen. Sobald Christen diese Wahrheit außer Acht lassen und versuchen, ihre Sorgen alleine zu tragen, werden sie zwangsläufig unglücklich.

Wir brauchen nur zu Jesus Christus, unserem Herrn zu gehen, der immer darauf wartet, seinen Jüngern zu helfen. Er weiß um all die Versuchungen und Sorgen, die uns in dieser Welt belasten, denn Er erlebte sie selbst dreißig Jahre lang. Nur Er kann uns wirklich glücklich machen, was auch immer um uns herum geschehen mag, wenn wir nur auf ihn vertrauen und zu ihm beten. Ein Gebet kann das schwerste Kreuz leichter machen, die tiefste Dunkelheit erhellen und in großer Einsamkeit und Trauer Mut schenken. Ich wünsche mir, dass jeder Christ, der dieses Buch liest, ein fröhlicher Christ wird. Und wenn Du ein fröhlicher Christ sein möchtest, dann gibt es nichts weiter zu tun, als zu beten.

Abschließende Worte an den Beter

Lass dich durch nichts entmutigen. Du magst oft Entmutigungen erleben und dein Gebetsleben kann manchmal ein richtiger Kampf sein. Aber das ist nichts Ungewöhnliches. Der Teufel hasst es, wenn wir beten, also müssen wir weiterbeten. Lass mich dir einen brüderlichen Rat mit auf den Weg geben: Denke immer daran, wie wichtig Ehrfurcht und Demut für das Gebet sind. Halte dir vor Augen, wer Gott ist und wer du bist.

Denke auch daran, wie wichtig es ist, dass der Heilige Geist dich im Gebet leitet. Dieser Gedanke kann dich davor bewahren, das Gebet zu einer reinen Formsache werden zu lassen.

Es ist wichtig, dass du regelmäßig betest. Das Gebet muss für an jedem Tag die wichtigste Handlung sein und es muss zu einer lebendigen und inhaltsvollen Routine werden.

Denke an die Bewahrung, die das Gebet bewirkt. Du wirst häufig versucht sein, deine Gebetszeit zu vernachlässigen oder schnell abzuhandeln. Wenn das so ist, dann hat der Teufel es geschafft, dich davon zu überzeugen, dass es wichtigere Dinge gibt, als das Gebet.

Sei ehrlich in deinen Gebeten. Es ist das »aufrichtige Gebet«, das viel bewirkt (vgl. Jakobus 5,16). Bete im Glauben. Wir müssen daran glauben, dass Gott unsere Gebete erhört, wenn wir in Seinem Willen beten (vgl. Markus 11,24). Wenn du betest, musst du auch eine Antwort auf deine Gebete erwarten. Denke daran, wie wichtig Vertrautheit für das Gebet ist. Ich meine damit nicht, eine respektlose Kühnheit Gott gegenüber, aber du kannst und sollst mit Gott auf der Basis seiner Verheißungen argumentieren. Es ist auch durchaus wichtig, viel von Gott zu erbeten. Wie oft passiert es, dass Gläubige etwas nicht bekommen, weil sie nicht darum bitten (vgl. Jakobus 4,2).

Bete gezielt. Bekenne jede deiner bewussten Sünden, bete gezielt für deine Schwächen und sage Gott genau das, was du gerade brauchst.

Denke daran, wie wichtig es ist, für Andere zu beten. Achte darauf, dass deine Gebete sich nicht auf deine Anliegen beschränken.

Sei dankbar im Gebet. Wir haben sehr viel Grund zum Danken und ich wage es, zu behaupten, dass ein Gebet erst dann ein richtiges Gebet ist, wenn es Dank enthält.

Zuletzt möchte ich an die Pflicht erinnern, auf das Gebet zu achten. Viele Christen erleben, gute Zeiten im Gebet und dann beginnt ihr Gebetsleben nach und nach abzuflachen. Das Gebet ist wie ein geistlicher Puls – man kann durch es erfahren, ob man geistlich gesund ist, oder nicht. Also, gib Acht auf dein Gebetsleben. Wenn du das tust, dann wäre ich sehr überrascht, wenn es in deinem geistlichen Leben an etwas mangeln würde.

© Herold-Verlag, J. C. Ryle

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch Mit Gott auf dem Weg von John C. Ryle. Das Buch kann bei uns bestellt werden.



Herold Magazin
  • Jeden Monat neu!
  • Exklusive Artikel (nicht online erhältlich)!
  • Bibeltreu, ermutigend, praxisnah!
  • Nur 10 € Bezugsgebühr im Jahr!

Ähnliche Beiträge