Ein neues Leben in Christus

Ein neues Leben in Christus

„Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat, auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr gerettet! Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus“ (Eph 2,4-6).

Wenn ich diese Verse aus Epheser 2 lese, dann kann ich nur staunen. Kaum eine andere Bibelstelle steigt so tief und in das Wesen des Evangeliums ein und malt es uns so umfassend vor Augen: Die gute Botschaft darüber, was Gott an uns und in uns und für uns getan hat.

Das Evangelium ist keine theoretische Lehre, kein bloßes Gedankenkonstrukt, sondern es beeinflusst das gesamte Leben eines Christen.

Was geschieht wohl, wenn wir uns selbst im Licht dieser Tatsache betrachten würden? Können wir von uns behaupten, dass wir uns immer in dieser Weise als Christen sehen und verstehen? Oder besteht mein Christsein darin, dass ich versuche etwas Besseres zu sein oder etwas aus mir zu machen? Der Apostel Paulus beschreibt dies ganz anders. Für ihn besteht Christsein in erster Linie aus dem, was Gott für uns getan hat.

Ist die Erlösung etwas zukünftiges oder etwas gegenwärtiges?

Nun gibt es Christen, die sehen die Segnungen in diesen Versen als etwas an, das erst in Zukunft für uns eintreffen wird. Sie vertrauen darauf, dass Christus gestorben, auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist, und nun glauben sie: „Wie es mit Christus geschehen ist, so wird es einmal auch mit uns geschehen, wenn wir an Christus glauben.“ Ich stimme mit jedem dieser Punkte völlig überein; und doch denke ich, dass Paulus hier von Dingen spricht, die wir schon in diesem Leben erleben, sobald wir durch den Glauben an Jesus Christus von Neuem geboren sind. Ich glaube nicht, dass Paulus es den Ephesern sagen möchte, was in Zukunft einmal mit ihnen geschehen wird. Ich glaube, sein Anliegen ist, sie auf etwas hinzuweisen, das bereits in ihrem Leben geschehen ist.

Ein Argument dafür ist, dass Paulus dieses Anliegen bereits in Epheser 1,18b-20 deutlich beschreibt:

damit ihr wisst, was die Hoffnung seiner Berufung, der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen und die überwältigende Größe seiner Kraftwirkung an uns ist, die wir glauben, gemäß der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke. Die hat er wirksam werden lassen in dem Christus, als er ihn aus den Toten auferweckte und ihn zu seiner Rechten setzte in den himmlischen Regionen …“

Epheser 1,18-20

Das Gebet des Paulus für die Epheser ist, dass sie erkennen, was Gott jetzt gerade, in diesem Moment, in ihrem jetzigen Leben tut und dass diese Erkenntnis sie dahin führt, dass sie Gott für Sein Handeln in ihrem Leben preisen.

Wir waren tot …

Ein zweites Argument liefert uns Epheser 2,5, wo Paulus sagt: „Wir waren aufgrund unserer Verfehlungen tot, aber er hat uns so sehr geliebt, dass er uns zusammen mit Christus lebendig gemacht hat. Ja, es ist nichts als Gnade, dass ihr gerettet seid!“ All diese Worte beschreiben etwas, das bereits wirksam geworden ist. Wir dürfen etwas, das Gottes Wort zusammenfügt, nicht voneinander trennen. Meine Errettung besteht aus einer zukünftigen Erlösung – aber Gott sei Dank, sie hat schon jetzt begonnen! Das, was der Herr Jesus Christus an Seinem eigenen Leib erfahren hat – dass Gott Ihn von den Toten auferweckte, Ihn verherrlichte und in den Himmel aufgenommen hat –, das dürfen auch wir eines Tages an unserem Leib erfahren; und doch ist es im Geistlichen bereits an uns geschehen, „die wir glauben, gemäß der Macht seiner Stärke“.

Der Zustand eines Christen unterscheidet sich also schon jetzt völlig von dem eines Ungläubigen. Der Ungläubige ist tot in seinen Übertretungen und Sünden. Er richtet sich nach den Maßstäben dieser Welt und folgt dem Herrscher der Luft, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams am Wirken ist und Er lässt sich von seiner sündigen Natur und seinen selbstsüchtigen Gedanken leiten (vgl. Eph 2,2-4).

Tatsächlich steht der Christ im totalen Gegensatz dazu: Er ist auferweckt, lebendig und sitzt in Christus zur Rechten Gottes. Solange wir dies nicht als tatsächliche Wahrheit erkennen, werden wir auch niemals den Unterschied zu unserem alten Leben verstehen und nicht begreifen, wie tief die Auswirkungen der Errettung auf uns sind.

 Vielleicht fragst du: Wie hat Gott dieses großartige Wunder an mir vollbringen können? Die Antwort heißt: „gemeinsam mit Christus!“

Hast du bemerkt, wie die Schrift es immer wiederholt? Wir wurden, als „wir tot waren durch die Übertretungen, gemeinsam mit Christus lebendig gemacht“ und „mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen [Regionen] in Christus Jesus. Hier stehen wir vor einem der größten Wunder in Gottes Plan. Es ist das Wunder, dass wir mit Christus vereint wurden. Wir finden dieses Wunder an vielen Stellen der Bibel erwähnt. Ein wunderbarer Abschnitt zu diesem Thema steht im 5. und 6. Kapitel des Römerbriefs. Zwei weitere finden wir in 1. Korinther 15 und 2. Korinther 5; und der Apostel Paulus offenbart es uns auf wundervolle Weise am Ende von Galater 2:

„Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“

Galater 2,20

Sind diese Worte aus der Feder des Apostels, inspiriert durch den Heiligen Geist, nicht großartig? Es macht mich traurig, dass dieses Wunder der Vereinigung mit Christus in unseren Predigten so wenig Raum einnimmt. Warum scheint es, als hätten Christen kein Interesse oder sogar Angst vor diesem Thema? Dabei sagt die Schrift doch ganz klar, dass nur der ein Christ ist, der mit Christus vereint und somit „in Christus“ ist.

Wir sind in Christus

Was ist damit gemeint, wenn die Bibel sagt, dass wir „in Christus“ sind? Ich sehe in der Bibel zwei Darstellungen dieser Verbindung. Zum einen beschreibt es eine Bundesbeziehung. In Römer 5,12-21 wird uns Adam als das Haupt oder der Vertreter der Menschheit dargestellt. Gott schloss mit Adam einen Bund, der einen Auftrag und eine Warnung beinhaltete. Doch Adam verstieß gegen diesen Bund und als Stellvertreter der ganzen Menschheit zog er Gottes Strafe nicht nur auf sich, sondern auch auf all seine Nachkommen – was dich und mich mit einschließt. Ich möchte dies an einem Beispiel verdeutlichen.

Der Botschafter eines Landes hat zum Auftrag, sein Heimatland in einem fremden Land zu repräsentieren. Sein Handeln im Ausland hat Auswirkungen auf  die Menschen seines Heimatlandes – ob sie dies wollen oder nicht. Ab dem Moment unserer Geburt, tragen wir die Konsequenzen für das Handeln unserer Vorväter. Etwas Vergleichbares geschah mit Adam und seinen Nachkommen – aber auch mit Christus und dessen Nachkommen. Adam war der erste Stellvertreter der Menschheit; Christus nahm den Platz des zweiten Stellvertreters ein. Doch im Gegensatz zu Adam kam Christus in dem Auftrag, etwas wieder herzustellen. Er kam als sündloser Mensch und nahm Gottes Strafe auf sich, um diejenigen mit Gott zu versöhnen, die in Ihm zu einer neuen Schöpfung gehören. Auf diese Weise erklärt Paulus die Bundesverbindung zwischen den Gläubigen und Christus.

Allerdings ist die Verbindung mit Christus mehr als das! In Johannes 15 spricht Jesus zu Seinen Jüngern von einer Verbindung, die noch weiter reicht. Er sprach: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ (Joh 15,5). Eine solche Verbindung, wie Jesus sie in diesem Gleichnis darstellt, ist nichts Übertragenes, sondern etwas Lebendiges, Direktes. Ein Weinstock und seine Reben hängen aneinander und leben miteinander. Der Lebenssaft, der durch den Weinstock fließt, fließt zu den Reben.

Ich glaube, dass Paulus dasselbe Bild im Epheserbrief gebraucht, als er die Gemeinschaft zwischen Christus und den Gläubigen mit einem Körper vergleicht, an dem Christus das Haupt und die Gläubigen die einzelnen Glieder darstellen. An einem Körper ist jedes Glied direkt miteinander verbunden. Mein Finger hängt nicht nur an meiner Hand, weil er dort angesteckt wurde, nein, er ist ein Teil meiner Hand und von ihr abhängig. Dasselbe Blut, das durch meinen Kopf fließt, fließt auch durch meinen Finger. Diese Verbindung ist weit mehr als eine gesetzliche Bundesbeziehung – es ist eine Lebensbeziehung.

Doch wenn wir durch den Glauben in Christus sind, dürfen wir beides erleben: sowohl den Segen, den Gott uns durch Christus, unseren gesetzmäßigen Stellvertreter, zuteilt als auch den Segen, der uns von Christus, unserem Haupt, zufließt.

Für den Anfang eines Christenlebens gilt: „Nun gibt es keine Verdammnis mehr für die, die in Christus sind“ (Röm 8,1). Ein Christ ist kein Mensch, der darauf hofft, einmal Vergebung zu erhalten oder irgendwann den Punkt zu erreichen, an dem er fähig sein wird, Gottes Gebote zu halten, um so von Gott angenommen zu werden; ein Christ weiß: Ich habe den Schritt vom Tod zum Leben bereits getan. Ich bin in Christus bereits gestorben und auferstanden. Ohne Christus könnte ich niemals ein Christ sein! Und da ich mit Christus gestorben bin, lebe ich von nun an weder für die Sünde noch für das Gesetz noch unter dem Zorn Gottes. Ich lebe nicht selbst, sondern Christus lebt in mir.

Bist du in Christus?

Trifft dies auf dich zu? Bist du in diesem Sinne gestorben und auferweckt worden zu neuem Leben? Kannst Du sagen: Das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes (vgl. Röm 8,2)? Lebst du? Hat Gott dieses Wunder in dir bewirkt? Bist du in Christus? Denn es gibt kein christliches Leben außerhalb von Christus. Und dieses Leben in Christus richtet sich nach den Prinzipien, die Gottes Geist eingibt. Wenn ja, dann hat Gott Sein Werk in dir begonnen und du darfst diese Veränderung in deinem Leben erfahren.

„Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, … wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben“ (nach Epheser 1,18-19).

© Herold-Schriftenmission



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