Bewahrung Spurgeon

Die Bewahrung im Glauben

Er wird euch auch festigen bis ans Ende, sodass ihr schuldlos dasteht am Tag Jesu, unseres Herrn. Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.“ 1. Korinther 1,8-9

Diese Aussage des Paulus an die Korinther ist erfüllt mit einer beneidenswerten Sicherheit. Paulus geht mit absoluter Gewissheit davon aus, dass die betreffenden Personen durch Gott bis ans Ende gefestigt werden und durch Gottes Treue selbst in der Treue Gott gegenüber bewahrt bleiben.

Es wäre verantwortungslos, einen Menschen in seiner Sünde und in seiner Verirrung „festzuhalten“ oder zu bestärken. Nehmen wir zum Beispiel Menschen, die alkoholabhängig sind, oder dem Stehlen und Lügen verfallen sind. Jemand, der im Unglauben oder in der Gottlosigkeit noch bestärkt wird, ist sehr zu bedauern. Nur jemand, der Gottes Gnade erfahren hat, kann erleben, wie wunderbar es ist, von Gott selbst „gefestigt“ zu werden. Wenn ein Mensch im Glauben und im Gehorsam zu Gott wächst, dann ist das ein großes Geschenk des Heiligen Geistes. Er schenkt den Glauben und zugleich stärkt und festigt Er den Gläubigen. Er, der die Liebe in uns entfacht, bewahrt sie auch in uns und lässt sie immer stärker werden.

Der Heilige Geist bewahrt uns

Was Gott uns in seinem Evangelium offenbart hat, das lässt uns der Heilige Geist immer deutlicher erkennen, indem Er uns immer mehr in Gottes Wort unterweist und auf diese Weise erzieht. Auf diese Weise werden unser Wesen und Handeln dem des Herrn Jesus immer ähnlicher. Unsere Gefühle und Empfindungen entsprechend immer mehr dem, wie Gott es möchte. Erfahrungen mit Gott bestärken unsere Überzeugungen und Entscheidungen. Sowohl Dinge, die uns Freude machen als auch Dinge, die uns schwerfallen, werden von Gott dazu gebraucht, dass wir im Glauben immer mehr gefestigt werden; wie ein Baum, der durch Sonnenschein und Unwetter wächst und immer fester gewurzelt wird. Auch unser Verstand wird durch Gottes Wort und Gottes Geist geschult und auf diese Weise immer mehr mit Gottes Gedanken in Einklang gebracht, damit wir auf dem richtigen Weg bleiben. Doch Gott kümmert sich auch um unser Herz, indem Er es tröstet und es immer fester an die ermutigenden Wahrheiten seines Wortes bindet. Gottes Griff um uns wird fester, unser Schritt entschlossener, sodass wir immer mehr in der Beziehung und im Vertrauen zu Gott wachsen.

Das ist nicht nur ein natürlicher Wachstumsprozess, sondern, ebenso wie die Bekehrung, ein übernatürliches Werk des Heiligen Geistes. Gott wird alle im Glauben festigen und stärken, die von Ihm den rettenden Glauben geschenkt bekamen. Indem Er an unserem inneren Menschen arbeitet, macht Er uns von unserer Unbeständigkeit und unseren Schwächen frei und festigt und gründet uns in sich selbst. Das Ziel der Errettung ist unter anderem, dass Gott uns in das Bild Jesu verändert und uns in Ihm verherrlicht (vgl. Röm 8,29 ff.). Wenn du auf Christus vertraust, dann darfst du diese göttliche Veränderung erhoffen und auch erleben, denn Gott ist treu und wird dich nicht enttäuschen. Durch Gottes Kraft wirst du wie ein Baum, der an einem frischen Quellbach gepflanzt ist, der zur richtigen Zeit gute Frucht bringt und dessen Blätter nicht verwelken (vgl. Ps 1,3).

Den Wert eines gefestigten Christen für die Gemeinde kann man nicht zu hoch schätzen. Ein solcher Christ kann die Traurigen trösten und die Schwachen stützen. Wäre es nicht großartig, wenn auch du so ein Christ wärst? Gläubige, die in Christus gefestigt sind, sind tragende Pfeiler im Haus Gottes. Sie lassen sich nicht durch allerlei Lehrmeinungen verunsichern oder mitreißen und bleiben in Versuchungen standhaft. Für andere sind sie wie ein Anker in unruhigen Zeiten. Stehst du erst am Anfang deines Lebens mit Christus, und die Möglichkeit, dass du einmal einem solchen Christen gleichen könntest, scheint für dich unvorstellbar? Denke nicht so menschlich, denn was unterscheidet dich von diesen Christen? Lebt nicht derselbe Heilige Geist in dir, der allein für dieses Wunder verantwortlich ist? Noch bist du wie ein kleines Kind im Glauben, doch Gott kann auch dich zu einem Vater der Gemeinde machen. Vertraue auf die verändernde Kraft durch Gottes Geist, die ein Bestandteil des Evangeliums ist, und denke daran, dass dies weder das Ergebnis deiner eigenen Werke oder Anstrengungen ist, sondern allein durch Gottes Gnade zustande kommt!

Gottes Gnade bewahrt uns

Paulus schrieb, vom Heiligen Geist inspiriert, dass Gott uns festhalten wird bis ans Ende. Er war sich dessen bewusst, dass wir es allein Gottes Gnade verdanken, wenn wir bis zum Ende (oder bis zur Wiederkunft Jesu) im Glauben treu bleiben. Paulus ist sich auch sicher, dass Gott dieses Wunder an der ganzen Gemeinde Jesu, also an jedem einzelnen Gläubigen, in jedem Ort und zu jeder Zeit, bewirken wird. Er wird uns bewahren, bis Jesus kommt, um mit seiner Gemeinde der Erlösten, als einer fehlerlosen Braut, die Hochzeit zu feiern (vgl. Eph 5,25-27; Offb 21,1 ff.). Alle, die zu Christus gehören, werden auch in Ihm gefestigt werden, bis dieser herrliche Tag kommt. Jesus hat gesagt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ (Joh 14,19). An einer anderen Stelle sagt Er: „Ich gebe ihnen (meinen Schafen) das ewige Leben; und sie werden niemals mehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen“ (Joh 10,28).

Der allmächtige und starke Gott, der in euch das gute Werk begonnen hat, wird es auch zum Abschluss bringen, bis Jesus Christus wiederkommt (vgl. Phil 1,6). Sein Werk der Heiligung geschieht in deinem Herzen und nicht an der Oberfläche. Er wird durch die Neugeburt ein völlig verändertes und ewiges Leben in dich hineinpflanzen. Das, was Gott den Gläubigen versprochen hat, ist nichts Vorübergehendes, sondern etwas, das in Ewigkeit bleibt. Wie der Gläubige bis zum Ende auf Gottes Weg bleiben muss, um in die ewige Herrlichkeit einzugehen, so wird Gott das Nötige tun, um ihn bis zum Ende zu bewahren. „Der Gerechte wird treu auf seinem Weg bleiben“ (Hiob 17,9). Noch einmal: Das Ausharren im Glauben wird nicht durch eigene Verdienste, durch große Konsequenz, Leistung oder Stärke möglich, es ist kein Resultat eigener Fähigkeiten, es ist ein Geschenk, das Gott uns in seiner freien Gnade gibt. Jesus möchte und wird keines seiner Schafe verlieren. Er hat uns zu Gliedern an seinem Leib gemacht, und Er wird ganz sicher keines seiner Glieder dem Verderben überlassen.

Vertraue Gottes Wort, wenn es sagt, dass die Errettung durch den Glauben keine vorübergehende Sache von einigen Monaten oder Jahren ist. Die Heilige Schrift sagt ganz klar, dass Jesus uns „eine ewige Erlösung erworben“ hat (vgl. Hebr 9,12), und etwas, das ewig ist, hat kein Ende!

Wir werden „schuldlos“ bewahrt

Paulus spricht auch davon, dass Gott die Heiligen in der korinthischen Gemeinde bis ans Ende festigen wird, und zwar „schuldlos“, oder „untadelig“ (vgl. 1 Kor 1,8). Diese Schuldlosigkeit ist ein besonders kostbarer Teil unserer Bewahrung. Heilig oder schuldlos bewahrt zu werden ist weit besser, als nur sicher bewahrt zu werden. Es schmerzt, mit anzusehen, wenn gläubige Christen von einer Sünde in die andere fallen. Sie schauen auf ihr Handeln und zweifeln, dass Gott in ihnen am Werk ist und sie vor der Sünde bewahren kann. Das Leben mancher, die von sich sagen, sie seien Christen, ist ein andauerndes Stolpern; sie liegen zwar niemals ganz unten, aber sie stehen auch selten richtig auf den Füßen. Wir sind jedoch dazu aufgefordert, mit Gott Fortschritte zu machen, und durch den Glauben können wir auch zu Ausdauer und Erfolgen in der Heiligung gelangen. Dieser Prozess sollte unser Leben kennzeichnen. Gott möchte uns schließlich nicht nur vor der Hölle bewahren, sondern auch vor dem Fallen. Wir brauchen der Versuchung nicht nachzugeben, denn Gottes Wort sagt: „Die Sünde wird euch nicht mehr beherrschen, denn ihr lebt unter der Gnade und nicht unter dem Gesetz“ (Röm 6,14). Der Herr kann die Füße seiner Heiligen bewahren, und Er will es auch tun – wenn wir Ihm nur vertrauen! Wir brauchen unsere Kleider nicht zu beschmutzen, sondern wir können sie, dank der göttlichen Gnade, von Sünde rein halten. Und es ist unsere Pflicht, das auch zu tun, denn „ohne Heiligung wird niemand Gott sehen“ (Hebr 12,14b).

In unseren beiden Versen gab der Apostel Paulus den Gläubigen in Korinth sowohl eine göttliche Verheißung als auch ein Ziel, das sie anstreben sollten. Die Verheißung lautet, dass Gott sie festigen wird. Und das Ziel ist, dass sie bei der Wiederkunft Jesu schuldlos (oder „untadelig“) dastehen werden. Das griechische Wort für „schuldlos“ (gr.: aneg-kletos) heißt, frei von Tadel und Zurechtweisung sein. Möglicherweise wird das von Paulus verwendete Wort noch besser wiedergegeben mit „unanfechtbar“ oder „unanklagbar“. Möge Gott es uns schenken, dass wir an dem Tag der Wiederkunft Jesu frei von aller Anklage dastehen können, sodass niemand in der Welt es wagen kann, uns abzusprechen, dass wir Erlöste des Herrn Jesus sind.

Wir brauchen Bewahrung im Glauben

Natürlich ist es in diesem Leben noch eine unwiderlegbare Tatsache, dass wir sündigen und schwach sind – es ist schrecklich, aber wahr – und doch liegt unsere Hoffnung in der Gerechtigkeit, die aus Glauben kommt und niemand wird anzweifeln können, dass wir, die wir in diesem Leben auf Jesus gehofft haben, nicht auch zu Ihm gehören. Und auch wenn unsere Gerechtigkeit nicht aus uns selbst herauskommt, sollen wir doch frei sein von Heuchelei, Betrug, Hass und Lust zur Sünde; denn genau dies wären berechtigte Anklagen, die uns ins Verderben brächten.

Trotz unserer Fehler kann der Heilige Geist in uns so wirken, dass wir vor Menschen unanfechtbar dastehen, sodass sie wie die Feinde Daniels keinen Grund zur Anklage, sondern allein unseren Glauben an uns finden. Viele gottesfürchtige Männer und Frauen haben ein Leben geführt, das in einer Weise mit ihren Glaubensüberzeugungen übereinstimmte, dass niemand etwas gegen sie vorbringen konnte. Hiob, von dem Gott sagte, niemand im Land sei so gerecht und gottesfürchtig und dass er das Böse meide, ist kein Einzelfall in Gottes Familie. Genau danach sollst du dich ausstrecken und das sollst du von Gottes Gnade erwarten. Das ist der Sieg der Heiligen: dass sie dem Lamm folgen, wohin es auch geht, und dass sie ihre Reinheit vor dem lebendigen Gott bewahren (vgl. Offb 14,4). Von den wahren Gläubigen wird gesagt: „Gott bewahrt sie, damit der Böse sie nicht anfassen kann“ (1 Joh 5,18b). Ich hoffe und bete, dass dies auch auf dich und mich zutrifft!

Lieber Leser, auch wenn du am Anfang eines Lebens mit Gott stehst, kann der Herr dich bewahren. Selbst dann, wenn du schon sehr lange mit der Sünde gelebt hast, kann Er dich völlig aus ihrer Macht und aus alten Gewohnheiten befreien und dich zu einem Vorbild für andere machen. Er kann nicht nur dein Verhalten ändern, sondern auch bewirken, dass du falsche Wege erkennst, sie in Zukunft meidest und ein heiliges und gerechtes Leben führst. Zweifle nicht daran, dass Gott es tun kann, oder du zweifelst an Gottes Macht! Diese wunderbare Hoffnung gilt selbst dem größten Sünder! Darum vertraue auf Gott und Er wird dir geben, was Er denen verheißen hat, die an Ihn glauben.

Stell dir die Freude vor, wenn wir an dem Tag der Wiederkunft Jesu vor Gottes großem Weltgericht als schuldlos bezeichnet werden! In diesem Moment wird sichtbar werden, was wir in dem bekannten Lied singen:

Christi Blut und Gerechtigkeit,

das ist mein Schmuck und Ehrenkleid;

damit will ich vor Gott bestehn,

wenn ich zum Himmel werd eingehn.

(Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf)

Wie herrlich wird es sein, wenn wir vor dem Schöpfer und Richter der Welt zu stehen – vor dem Gott, vor dem Himmel und Erde fliehen – und Ihm nicht mit Furcht, sondern mit Freude begegnen! Jeder, der allein auf die rettende Gnade Gottes in Jesus Christus vertraut und der es wagt, sich durch Gottes bewahrende Gnade ständig mit der Sünde auseinanderzusetzen, wird durch Jesu Gerechtigkeit untadelig an Gottes Gericht vorübergehen und in Gottes ewiges Friedensreich eingehen.


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