Sündenbekenntnis

Sündenbekenntnis in der Gemeinde

Es gibt ein Problem in unseren christlichen Gemeinden: Wir beschäftigen uns gerne mit den Sünden anderer, während wir selbst kein Sündenbekenntnis ablegen.


Kinder sind kleine Menschen, aber große Sünder. Neulich beobachtete ich die „Enkel meiner Frau“, wie sie zusammen spielten (mir persönlich behagt der Gedanke nicht, dass ich alt genug bin, um Enkel zu haben). Ihr Enkel spielte mit seiner jüngeren Schwester, obwohl spielen vielleicht nicht das richtige Wort ist; vielmehr ärgerte er sie.

Schließlich hatte sie genug und biss ihn. Ihr Bruder meldete prompt ihre Verfehlung bei den zuständigen Autoritäten, wobei er eindeutige Beweise vorzeigte: Bissspuren. Als er das Verbrechen seiner Mutter schilderte, bemerkte ich, dass er kein Wort über sein Verhalten verlor. Seine weise Mutter, die mittlerweile erfahren im Umgang mit sündigen Kindern war, fragte: „Und was hast du getan?“ Sie vermutete bereits, dass ihr Sohn einen Teil der Schuld trug. Was antwortete er wohl? Du kennst die Antwort sicher, weil wir diese oder ähnliche Worte als Kinder alle gesagt und als Eltern oft genug gehört haben: „Ich habe gar nichts gemacht, Mama!“

Wir sind nicht besser als die Kinder

Kinder petzen gerne das Fehlverhalten ihrer Geschwister. Dasselbe trifft aber auch auf unsere Gemeinden zu, auch wenn wir keine Kinder mehr sind. Allzu oft interessieren wir uns mehr für die Sünden unserer Glaubensgeschwister und verurteilen sie, ohne unsere eigenen Verfehlungen Gott und unseren Mitmenschen gegenüber zu erwähnen.

Wie oft hat Jesus von der selbstgerechten Haltung der Pharisäer gesprochen, die ständig die Fehler anderer entdeckten, aber blind waren für die Fehler in ihrem eigenen Leben? Im Alten Testament platzierte Gott den Altar inmitten des Eingangs des Tempels. Jeder Anbeter konnte sehen, wie sein Nächster seine Sünden bekannte. Für den Israeliten war das kein ominöses Sündenbekenntnis vor Gott, das er einmal im Leben, als religiöse Pflicht ableistete. Er musste wieder und wieder zum Tempel kommen und seine persönlichen Sünden bekennen. Das Eingeständnis seiner Sünde vor Gott und den Menschen ist ein Kennzeichen biblischen Glaubens.

Wir haben Gottes Forderung, unsere Sünden zu bekennen, stark eingeschränkt. Wir gehen allzu leicht zu Gott, bekennen unsere Sünden und entschuldigen unser fehlendes öffentliches Schuldbekenntnis mit der Ausrede: „Das ist eine persönliche Angelegenheit zwischen Gott und mir.“ In vielen evangelikalen Gottesdiensten gibt es für Gläubige, die ernsthaft ihre Sünden bekennen wollen, keinen Raum mehr. Und sicherlich unternehmen wir wenig, um den Anweisungen von Jakobus Folge zu leisten, wenn er sagt:

Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet!

Jakobus 5,16

Hast du jemals deine Sünden bekannt? Es ist demütigend sich mit einem anderen Christen hinzusetzen und die eigenen Sünden zu bekennen. Was vermitteln wir über das Evangelium der Gnade, wenn wir unsere Gemeinde glauben lassen, wir besäßen ein „höheres Leben“, durch das wir gegen die Sünde immun sind, mit denen sie täglich zu kämpfen haben? Was sagt das über unser Leben als Christen aus, wenn unsere Glaubensgeschwister denken, wir würden nicht dieselben Versuchungen und Fehltritte kennen wie sie? Was bedeutet es, wenn die Bibel uns auffordert, anders zu sein als die Welt? Die Antwort lautet: Wir sind aufgerufen, unsere Sünden zu bekennen und sie nicht zu verbergen. Die Welt versteckt ihre Sünden oder bringt Entschuldigungen hervor, um ihr Verhalten zu rechtfertigen. Das erste Kennzeichen eines Christen ist sein Sündenbekenntnis – sei es, dass er gerade erst Christ geworden oder es bereits seit siebzig Jahren ist.

Unser Sündenbekenntnis und unser Zeugnis

Woher kommt es, dass die Welt denkt, wir seien aus Werken gerettet ? Vermutlich ist es teilweise dem menschlichen Stolz geschuldet, durch den wir versuchen, uns die Errettung zu verdienen. Andererseits werden wir der Welt auch nicht behilflich sein, ihre falsche Vorstellung zu korrigieren, wenn wir über unsere eigene Sünde schweigen und kein aufrichtiges Sündenbekenntnis vor Gott und den Menschen praktizieren.

Sagen wir der Welt: „Wenn du mein Herz kennen würdest, würdest du dich wundern, dass ich mich einen Christen nenne.“ Sagen wir unseren Mitchristen: „Wenn du mein Herz kennen würdest, dann würdest du dich wundern, dass ich es wage, hier mit dir in diesem Gottesdienst zu sitzen“? Sagen wir unserer Gemeinde: „Wenn ihr mein Herz kennen würdet, dann würdet ihr mich nicht als Pastor haben wollen“?

Neulich las ich von einer jungen Christen, die noch nicht dieser „10 geistliche Gewohnheiten eines erfolgreichen Christen“-Mentalität verfallen war. Ein persönliches Sündenbekenntnis war ihr daher wichtig. Also schrieb sie eine Liste mit ihren Sünden, von denen sie nicht wollte, dass irgendjemand sie erfuhr. Sie erkannte jedoch, dass ihr Geständnis nur dann von Wert sein würde, wenn sie den „Dreck“ bekannte, den sie am liebsten für sich behalten würde.

Also machte sie einen Termin mit ihrem Pastor aus und bekannte ihre Sünden. Der Pastor realisierte, dass er etwas sehr Seltenes zu hören bekam. Als die junge Frau mit ihrem Bekenntnis geendet hatte, nahm er ihr die Liste ab und zerriss sie. Während er die Seiten in kleine Fetzen riss, sagte er: „Das Blut Christi hat dich von all deinen Sünden gereinigt!“ Und dann sagte er etwas, das zeigte, wie gut er ihre Sünden aus eigener Erfahrung kannte: „Bete für mich, denn auch ich bin ein Sünder.“

Der besagte Enkel aus dem obigen Beispiel hätte sagen sollen: „Mama, Phoebe hat mich gebissen, aber ich hatte es verdient. Ich hatte einige schlimme Sachen zu ihr gesagt.“

Familien gedeihen mit solchen Bekenntnissen, so auch die Familie Jesu – die Gemeinde.

© Ligonier Ministries @ Tabletalk Magazine.



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