eine gesunde Gemeinde

Eine gesunde Gemeinde?

„Ich wollte diese Gemeinde schon einige Male verlassen. All dieses Gerede über den Kampf gegen die Sünde und den Dienst an anderen Menschen; Menschen, die von mir Rechenschaft fordern und die selbst mit Sünde zu kämpfen haben.“ Dies sagte einer der Ältesten meiner Gemeinde vor Kurzem zu mir.

Dann aber fuhr er fort: „Aber mir ist klargeworden, dass es genau darauf ankommt, weil ich immer noch ein sündiger Mensch bin und weil ich die Sünde überwinden will. Ich brauche die Verbindlichkeit, anderen gegenüber Rechenschaft abzulegen. Ich brauche die Vorbilder, die Sorge füreinander, die Liebe, die Aufmerksamkeit. Mein Fleisch hasst das alles! Aber ohne dies alles hätte ich mich vielleicht schon von meiner Frau scheiden lassen, nur um von einer Beziehung in die nächste zu stürzen; ich hätte nie mehr mit meinen Kindern leben können. Aber Gott zeigt mir durch die Gemeinde Seine Gnade und wie sehr Er an mir interessiert ist.“

Gesunde Gemeinden – also Gemeinden, die mehr und mehr Gottes Charakter widerspiegeln, wie Er sich in seinem Wort offenbart hat – sind keine Orte, die in uns nur schöne Gefühle hervorrufen. Die Predigten mögen uns zu lang erscheinen. Die Erwartungen sind vielleicht hoch. Das viele Reden von Sünde findet manch einer vielleicht übertrieben. Womöglich empfinden wir die Gemeinschaft sogar als einengend und geradezu aufdringlich – zumindest manchmal.

Aber der Schlüssel ist hier der Begriff „mehr und mehr“. Wenn wir „mehr und mehr“ Gottes Charakter widerspiegeln, dann ist es nur logisch, dass einzelne Aspekte unseres Lebens, als Einzelne und als Gemeinschaft, (noch) nicht seinem Charakter entsprechen. Es kann gar nicht ausbleiben, dass der Spiegel auch schmutzige Flecken hat, die poliert werden müssen, dass das Glas stellenweise uneben ist und geglättet werden muss. Und all das bedeutet harte Arbeit.

Aber Gott hat uns in seiner großen Güte dazu berufen, das Leben als Christen gemeinsam zu leben, wobei unsere gegenseitige Liebe und Fürsorge die Liebe und Fürsorge Gottes widerspiegeln soll. Auch in der Welt erfordern Beziehungen ein gewisses Maß an Engagement. Das gilt in der Gemeinde sicher nicht weniger. Es war nie Gottes Absicht, dass wir wachsen, indem wir allein auf einer einsamen Insel leben. Wachstum geschieht im Miteinander und durch unseren wechselseitigen Einfluss.

Gibt es dann in einer gesunden Gemeinde auch Raum für Freude? O ja, ganz sicher! Zum Beispiel die Freude an wirklicher Veränderung. Und die Freude an zerrissenen Fesseln. Es gibt dort die Freude an der Einheit und an Gemeinschaft, die wirklich echt ist und Bedeutung hat. Damit ist jedoch keine Einheit um ihrer selbst willen gemeint, sondern eine Einheit auf der Grundlage der gemeinsamen Erfahrung von Erlösung und der gemeinsamen Anbetung. Es gibt die Freude an christusähnlicher Liebe, die wir einander geben und empfangen. Doch am schönsten ist die Freude daran „immer mehr Anteil an seiner Herrlichkeit [zu] bekommen“ und „ihm immer ähnlicher [zu] werden“ (2Kor 3,18).

Im dritten Gebot (siehe 2. Mose 20,7 und 5. Mose 5,11) warnt Gott sein Volk davor, seinen Namen zu missbrauchen. Damit meinte Er nicht einfach ein leichtfertiges Reden, sondern Er wollte uns auch davor warnen, seinen Namen missbräuchlich zu tragen, indem wir mit unserem Leben ein falsches Zeugnis von Ihm ablegen. Damit betrifft dieses Gebot jeden Einzelnen, wie auch die ganze Gemeinde.

Viele Gemeinden sind heute krank. Wir verwechseln Erfolg mit geistlichem Wachstum und Gefühle mit wahrer Anbetung. Die Anerkennung der Welt ist uns wichtiger als die Zustimmung Gottes, eine Zustimmung, die meistens einem Lebensstil gilt, der den Widerstand der Welt hervorruft. Unabhängig von den Zahlen, die sie vorweisen können, scheinen sich viele Gemeinden heute nicht darum zu kümmern, was die biblischen Merkmale einer lebendigen, wachsenden Gemeinde sind.

Die Gesundheit der Gemeinde geht alle Christen an, ganz besonders aber jene, die dazu berufen sind, Leiter der Gemeinde zu sein. Unsere Gemeinden sollen Gottes Herrlichkeit und Sein herrliches Evangelium der ganzen Schöpfung darstellen. Durch unser Leben als Gemeinschaft sollen wir Ihm Ehre machen. Diese Last und diese Aufgaben sind unsere überwältigende Verantwortung und unser immenses Vorrecht.

Stellen wir uns also die Frage: Was erwarten Sie von einer Gemeinde? Suchen Sie nach einer Gemeinde, die Ihnen und Ihren Vorstellungen entspricht, oder suchen Sie nach einer Gemeinde, die dem herrlichen Charakter Gottes entspricht, der nicht von dieser Welt ist? Und welche dieser beiden Möglichkeiten ist wohl besser dafür geeignet, einer Welt, die in Finsternis liegt, ein helles Licht zu sein?


Dieser Artikel ist ein Auszug aus unserem Buch „Was ist eine gesunde Gemeinde?“ von Mark Dever. Sie können das Buch hier bestellen: Zum Shop

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