Jesus ist Kommen …
Wir warten auf einen bereits Gekommenen – auf Jesus – und durchlaufen jedes Jahr die Adventszeit mit einem Blick zurück und einem Blick nach vorn. Wir haben es leichter als die Menschen vor Jesu Geburt – und dennoch kann man den Eindruck gewinnen, dass Menschen heutzutage gar nicht mehr so recht wissen, warum bzw. wozu Jesus eigentlich gekommen ist. Sein erstes Kommen in diese Welt hat nämlich entscheidend mit deinem und meinem Leben zu tun.
Bereits im 18. Jahrhundert hat sich ein lutherischer Pfarrer darüber Gedanken gemacht, wozu Jesus eigentlich gekommen ist – und was er uns gebracht hat. So entstand ein Loblied der großen Taten Gottes in seinem Sohn Jesus Christus, dass wir als Adventslied kennen und das uns neu die Augen öffnen kann für die Antwort auf die Frage: Wozu kam Jesus in diese Welt?
1693 wird Johann Ludwig Konrad Allendorf als Sohn eines Pfarrers in Josbach bei Marburg an der Lahn geboren. Viel wissen wir über sein Leben nicht.
Er studierte Theologie in Halle bei Hermann August Francke (bedeutender Vater des Pietismus) und arbeitete als Erzieher, Prediger und Pfarrer an verschiedenen Orten in Mittel-deutschland. In Köthen trat er eine Stelle als Hofprediger an (kurz nachdem Johann Sebastian Bach von dort nach Leipzig wechselte). Dort gehörte er zum Kreis pietistischer Dichter – und hier entstand u. a. unser Lied: „Jesus ist kommen…“
Allendorf ist es entscheidend mit zu verdanken, dass die neue fröhliche geistliche Singart im ¾ Takt gefördert wurde.
Jesu Kommen ist eine Freudenbotschaft
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude;
A und O, Anfang und Ende steht da.
Gottheit und Menschheit vereinen sich beide;
Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!
Himmel und Erde, erzählet’s den Heiden:
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.
Mit Aussage der 1. Strophe spannt Allendorf bereits einen großen Bogen. Ewige Freude wird uns durch das Kommen Jesu in unsere Welt zuteil. Nicht äußerlicher Schmuck, nicht materielles Wohlergehen – wie es sicher Allendorf auch erlebte –, nein, Jesus selbst ist der Grund dazu. Doch dazu musste zunächst etwas Unfassbares geschehen: Weihnachten – Gott wird Mensch; Gott naht sich uns in seinem Sohn – und Freude durchdringt die Herzen der Menschen, die dies erleben und begreifen.
Deshalb heißt es in Lukas 2,10 auch zu Recht: „Siehe, ich verkündige euch große Freude…“
Jesus ist kommen, nun springen die Bande,
Stricke des Todes, die reißen entzwei.
Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden;
er, der Sohn Gottes, der machet recht frei,
bringet zu Ehren aus Sünde und Schande;
Jesus ist kommen, nun springen die Bande.
Jesus ist kommen, der starke Erlöser,
bricht dem gewappneten Starken ins Haus,
sprenget des Feindes befestigte Schlösser,
führt die Gefangenen siegend heraus.
Fühlst du den Stärkeren, Satan, du Böser?
Jesus ist kommen, der starke Erlöser.
Jesu Kommen bedeutet Freiheit für Gebundene
Wie können Menschen sich freuen, die gebunden sind? Allendorf erklärt die Freuden-botschaft weiter, indem er die Grundlagen in den weiteren Strophen legt: den Gebundenen und Gefangenen wird Freiheit geschenkt. Das war ja mit Jesu Kommen bereits im AT prophezeit worden (vgl. Lk 4,18; Jes 61,1ff).
Und Jesu Leben machte dies deutlich.
Allendorf verweist hier auf unterschiedliches Gebundensein – sicher auch im Blick auf sein eigenes Leben: Er weiß, der starke Erlöser hat ihn befreit – aus den Stricken des Todes, aus den Banden der Sünde und Schande sowie aus den Fesseln Satans (vgl. 1Joh 3,8).
Durch sein Kommen hat Jesus selbst die Ketten und Schlösser gesprengt und Fesseln gelöst. In Ihm können wir Menschen wahre Freiheit finden (vgl. Joh 8,34-36).
Jesus ist kommen, der König der Ehren;
Himmel und Erde, rühmt seine Gewalt!
Dieser Beherrscher kann Herzen bekehren;
öffnet ihm Tore und Türen fein bald!
Denkt doch, er will euch die Krone gewähren.
Jesus ist kommen, der König der Ehren.
Jesus ist kommen, ein Opfer für Sünden,
Sünden der ganzen Welt träget dies Lamm.
Sündern die ewge Erlösung zu finden,
stirbt es aus Liebe am blutigen Stamm.
Abgrund der Liebe, wer kann dich ergründen?
Jesus ist kommen, ein Opfer für Sünden.
Jesu Kommen ist die Voraussetzung zur Versöhnung
Noch eben ist Jesus der König der Ehren und schon beschreibt ihn Allendorf als Opferlamm für unsere Sünden. Sein Lied gleicht einer Lehrstunde über Christologie.
Und auch hier gehört alles zusammen. Jesus ist tatsächlich der König der Ehren – wie wir ihn ja auch in anderen Adventsliedern besingen. Und als solcher wird ER auch wiederkommen. Aber er kam nicht als solcher in diese Welt, sondern als Opferlamm für deine und meine Sünde. Die Grundlage zur Versöhnung mit Gott musste erst gelegt werden, um dann zum Frieden einzuladen (vgl. Phil 2,5ff).
Allendorf hat verstanden, dass beides zusammengehört: Bethlehem und Golgatha, Krippe und Kreuz.
Diesem Jesus soll darum unser Leben gehören. Öffnen wir Ihm unsere Herzen dazu!
Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.
Hochgelobt sei der erbarmende Gott,
der uns den Ursprung des Segens gegeben;
dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod.
Selig, die ihm sich beständig ergeben!
Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.
Jesu Kommen ermöglicht Leben
Erinnern wir uns noch einmal an Johannes 10,10b: „Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben.“
Jesu Kommen in dein Leben ermöglicht dir dieses Leben erst. Mit Ihm ist Leben erst lebenswert, befreit von allen zerstörenden Einflüssen, weil es unter seinem Segen steht. Hier weist Allendorf über Weihnachten und Ostern hinaus, ja sogar über den Tod.
Er selbst starb nach einem segensreichen erfüllten Leben 1773. Doch er wusste, dass dies nicht das Ende seines Lebens war.
Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben – zum Leben mit IHM über den Tod hinaus.
Ergreife noch heute dieses Lebensangebot Gottes, dass er dir in seinem Sohn Jesus schenken will.
Diese Freuden-, Freiheits- und Gnadenbotschaft gilt es weiterzutragen. Damit auch andere verstehen lernen, warum es sich wirklich lohnt Weihnachten zu feiern.
Jesus ist kommen, sagt’s aller Welt Enden.
Eilet, ach eilet zum Gnadenpanier!
Schwöret die Treue mit Herzen und Händen.
Sprechet: wir leben und sterben mit dir.
Amen, o Jesu, du wollst uns vollenden.
Jesus ist kommen, sagt’s aller Welt Enden.