C.S. Lewis

Erwachsen werden mit C.S. Lewis – Lektionen aus seinem Leben

Teenager zu erziehen ist nichts für schwache Nerven. Eltern fühlen sich oftmals entmutigt, wenn ihre Kinder in der siebten und achten Klasse selbst deprimiert, in der neunten und zehnten Klasse rebellisch und in der elften und zwölften Klasse unsicher sind bezüglich der Richtung, in die ihr Leben verläuft.

In jeder dieser Phasen befürchten Eltern etwas schrecklich falsch gemacht zu haben. Oftmals ringen sie darum, zu erfahren, wie sie ihre Kinder wieder „in Ordnung bringen“ können, während diese in Wahrheit die von Gott bestimmten Phasen des erwachsen werdens durchlaufen (vgl. 1Mo 2,24; 1Kor 13,11).

Der Vater von C.S. Lewis war schrecklich um seinen Sohn besorgt, der sich allem Anschein nach zu einem Monster entwickelte. Sein Sohn durchlief alle Phasen der Pubertät, die sich als so zerstörend für eine glückliche Familie erweisen können. Er fing an zu lügen, wurde Atheist und ließ sich gehen. Doch am Ende seines Lebens galt er  als einer der größten Verteidiger des christlichen Glaubens im zwanzigsten Jahrhundert.

Unangenehme Anfänge

Nur wenige Leute, die den jungen Lewis um 1910-1912 kannten, hätten gesagt, dass ihn ein Vorbild genannt oder ihn beneideten. Clive Staple Lewis wuchs in einem wohlhabenden Vorort von Belfast, in Irland, auf. Seine Familie und seine engsten Freunde nannten ihn Jack.

Als er neun Jahre alt war, starb seine Mutter an Krebs. Kurz darauf schickte ihn sein Vater auf die Wynyard Schule, einem englischen Internat, damit er dort eine gute Ausbildung erhielt. Die Engländer betrachteten jedoch alle Iren als minderwertig. Daher mieden die anderen Jungs Jack und seinen älteren Bruder Warnie ,und schikanierten sie.

Der Schulleiter (den man später in eine psychiatrische Anstalt einwies) ging „mit gutem Beispiel“ voran, indem er die beiden Jungs beschimpfte, nur weil sie Iren waren. Er schlug sie auch mit einem Stock, um ihnen „beim Lernen zu helfen“. Unglücklicherweise war er nicht nur Lehrer, sondern auch Geistlicher und das Internat galt als christliche Schule, was dazu führte, dass Jack keine Sympathie für das Christentum hegte.

Erste Freundschaften

Eine der wichtigsten Entwicklungen in der Jugendzeit betrifft ein gesundes Selbstbild. Es geht um die Erkenntnis und Anerkennung, dass man wunderbar gemacht ist (vgl. Ps 139,14). Die wichtigste Beziehung in dieser Zeit ist die zu den Eltern.

Da seine Mutter gestorben war und sein Vater anderweitig beschäftigt war, hatte der junge Jack niemanden, der sich um seine persönliche Entwicklung kümmerte. Er hatte keine Freunde, außer seinem älteren Bruder, und dieser wurde bald auf eine andere Schule für ältere Jungs geschickt. In Situationen wie diesen kehren sich viele Menschen nach innen und werden verschlossen.

Als Jacks erste Schule geschlossen wurde, schickte man ihn auf verschiedene Internate in Irland und England. Im Grunde drehte sich der Alltag an diesen reinen Jungen-Schulen um Sport. Doch Jack, der an einer angeborenen Deformation der Daumen litt, hatte Mühe einen Ball zu fangen, zu werfen oder mit einem Kricketschläger zu treffen. Diese Unbeholfenheit trug zu einer allgemeinen Ungeschicklichkeit bei, sodass er keine Schere halten oder gewöhnliche Aufgaben erledigen konnte, die manuelle Geschicklichkeit erforderten. In seinen Tagen (wie auch in unseren) galten unsportliche Jungs als Looser. Jack wurde so zur Zielscheibe des Spotts in einer Schule, wo die älteren Jungs, die in der Schule lebten, das Sagen hatten.

Angesichts dieser Umstände sorgten sich sein Vater und sein Bruder, dass er sich mehr und mehr zurückzog. Jack hasste die Schule und jeden, der mit ihr verbunden war. Während der Osterferien jedoch, wurde er gefragt, ob er einen kranken Jungen besuchen könnte, der weiter runter die Straße lebte und ans Bett gefesselt war. Zu dieser Zeit in seinem Leben hatte Jack sich in seine eigene Welt der Bücher und Fantasie zurückgezogen. Insbesondere liebte er die nordische Mythologie.

Als er das Schlafzimmer von Arthur Greeves betrat, sah er auf dem Nachttisch neben dem Bett ein Buch über nordische Mythologie liegen. Er fand jemanden, der dieselben Interessen wie er hatte und so begann eine Freundschaft, die für den Rest ihres Lebens hielt. Arthur war einige Jahre älter und nicht so gescheit wie der brillante Jack. Und noch in einem anderen Punkt unterschieden sie sich: Arthur hatte eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus.

Kalte, harte Fakten

Eine der wichtigsten Aufgaben der Jugendzeit besteht darin, eine angemessene Eigenständigkeit zu erlernen. Es ist ein notwendiger Schritt des Heranreifens, um auf eigenen Füßen zu stehen, wie Gott es beabsichtigt hat. In einigen Familien geschieht dies jedoch auf stürmische Weise, gepaart mit allen Arten der Rebellion gegen die elterliche Autorität. Es muss nicht so kommen, aber oftmals ist das der Fall.

Jacks Eintritt in die mittleren Teenagerjahre beinhaltete seine Entscheidung, dass Gott nicht existiert. Während seines Lateinunterrichts in der Schule erzählten ihm seine Lehrer, dass die Geschichten der griechischen und römischen Götter nur ausgedachte Sagen seien. Später in seinem Leben würde Lewis ein Welt-klasse Literaturkritiker und Experte für Mythologien werden, der die Sichtweise vertrat, dass die alten Mythen weniger ausgedachte Geschichten seien, sondern vielmehr Verstümmelungen der einen wahren Geschichte Gottes. Für den Teenager Jack hingegen, war der Atheismus Teil seiner Unabhängigkeit und neugefundenen „Kultiviertheit“.

Mit 16 Jahren, kurz nachdem seine erste echte Freundschaft mit Arthur Greeves begonnen hatte, verließ Jack das Internat und zog zum ehemaligen und mittlerweile pensionierten Schulleiter seines Vaters. Dieser gab ihm Privatunterricht, weit entfernt von dem Sport und dem Mobbing des Malvern College. W.T. Kirkpatrick trainierte Jacks Verstand und vermittelte ihm die Wichtigkeit von logischem Denken. Kirkpatrick war ebenfalls überzeugter Atheist, und seine philosophischen Annahmen über die Realität prägte alles, was er lehrte. Jack übernahm Kirkpatricks Annahmen, dass physische Materie alles sei, was existiert. Lewis rechnete es Kirkpatrick hoch an, dass er ihm zu einer Stelle in Oxford verholfen hatte. Aber rückblickend gestand er auch ein, dass Lehrer alle möglichen Ideen in ihre Lehren einfließen lassen, ohne dass der Student sich dessen jemals bewusst wird. Dieses Problem behandelte er in seinem Buch Die Abschaffung des Menschen.

Flucht aus einem brutalen Universum

Aufgrund seiner Liebe zur Literatur, begann Jack sich hin- und hergerissen zu fühlen zwischen Kirkpatricks Welt der kalten harten Fakten und der Welt der noblen Taten, des Mutes, der Loyalität, der Wahrheit und Schönheit, die er in den mittelalterlichen Romanzen über Ritter vorfand, die alles für die eine große Suche aufgaben, die sie ans Ende der Welt führte. Durch seine ganze Kindheit hindurch hatte Lewis von Zeit zu Zeit etwas Merkwürdiges erlebt. Es war ein Gefühl von Sehnsucht und Verlangen, als wenn er etwas verzweifelt haben wollte, aber nicht wusste, was es war. Die Sehnsucht selbst war nicht das Objekt seiner Begierde, aber er schätzte diese flüchtigen, unbeschreiblichen Momente.

Jack schrieb Arthur jede Woche, und diese Briefe berichten, wie Jack gegen den christlichen Glauben kämpfte und versuchte, Arthur auf seinen Weg zu ziehen. Doch Arthur blieb standhaft und treu. Am Ende erkannte Jack, dass die Dinge, die er am meisten schätzte, nicht in einem brutalen Universum der Fakten entstanden sein konnten. In einem zufälligen Universum ist nichts richtig und nichts falsch. Nichts ist schön oder hässlich. Die Dinge sind einfach so, wie sie sind. Werte kommen von außerhalb des Universums. Als er daher Kirkpatrick verließ, um sein Glück in Oxford zu suchen und während seiner Zeit in der Armee im ersten Weltkrieg, fand Jack sich schließlich auf einem Weg wieder, der ihn zur Quelle und zum Schöpfer des Guten und Schönen führte – Jesus Christus.

Die letzte Aufgabe der Teenagerjahre besteht darin, seine eigene Identität zu finden. Lewis kämpfte über viele Jahre damit, aber schließlich fand er seine Identität in Christus. Ein zufälliges Universum ist sinn- und bedeutungslos. Aber die Suche nach Bedeutung, Sinn und Identität verweist uns auf die Tatsache, dass wir zu einem bestimmten Zweck erschaffen wurden (vgl. 2Kor 5,5; Eph 1,9-10).

Erwachsen werden

Als Erwachsener war Lewis als jemand bekannt, der Freundschaft einen hohen Stellenwert gab. Als Teenager lernte er es Freunde zu finden, die ihn aufbauten, anstatt ihn herunter zu ziehen. Er wusste um den Schaden, den eine Clique oder eine Gang, was er als den „inneren Ring“ bezeichnete, Menschen antun kann. Nicht nur fügen sie den Außenstehenden Schaden zu, indem sie sie verspotten und verletzen, sondern sie erweisen sich auch für diejenigen, die zur Clique gehören als schädlich.

Lewis hatte eine Gruppe von Freunden in Oxford, die sich selbst die „Inklings“ nannten, und sich gegenseitig bei ihren Schreibprojekten unterstützen. Das berühmteste Mitglied neben Lewis war J.R.R. Tolkien, der den Herrn der Ringe schrieb. Diese Freunde einte ihre Liebe zu Geschichten und ihre Hingabe an Jesus Christus.

Es wäre für Lewis einfach gewesen, ein arroganter Snob in Oxford zu werden. Als einer, der von den sportlichen Jungs gemobbt wurde, hätte er es als Lehrer den talentierten Athleten unter seinen Studenten schwer machen können. Doch er wurde kein Tyrann. Er wurde ein Ermutiger. Es begann alles damit, dass er in der Schule von anderen tyrannisiert wurde und schließlich einen Freund fand, der ihn ermutigte.

Der Fall von C.S. Lewis dient als eine Ermutigung für Eltern, die sich um ihre Teenager sorgen und um deren Kämpfe wissen. Denn Gott kann diese Kämpfe gebrauchen und tut es oftmals, um sie auf das Leben vorzubereiten und sie in die Gemeinschaft mit Ihm zu führen. Wenn Teenager auf der Suche nach Identität und Unabhängigkeit sind, wandern viele für eine Zeit umher, manchmal für Jahre. Und Gott kann diese Wanderung zu dem Pfad machen, der zu Ihm führt.

© Desiringgod. Die Wiedergabe erfolgte mit freundlicher Genehmigung.

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