Auferstehung

Jesus spricht: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“

„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ Johannes 11,25

Jesus hat sich aus Jerusalem zurückgezogen. Er bereitet sich auf seinen Lei­densweg vor. Da erreicht ihn eine traurige Nachricht. Lazarus ist schwer erkrankt. Lazarus war ein persönlicher Freund von Jesus. Er lebte in Betha­nien, wie seine beiden Schwestern Martha und Maria. Jesus kannte sie gut. Gelegentlich war er bei ihnen zu Gast.

Jesus war ganz in der Nähe, und die Frauen hatten zu Ihm geschickt und Ihn dringend um seine Hilfe gebeten. Aber Jesus hatte die Boten beruhigt und sie mit den Worten zurückgesandt: „Am Ende dieser Krankheit steht nicht der Tod, sondern die Verherrlichung Gottes. Der Sohn Gottes soll durch sie verherrlicht werden“ (Joh. 11,4).

Und dann hatte der Tod doch zugeschlagen – Lazarus war gestorben. Nichts war sichtbar geworden von der Herrlichkeit des Sohnes Gottes. Keine Offen­barung göttlicher Kraft war geschehen. Lazarus, der geliebte und geschätzte Freund, erlag der Macht der Krankheit. Der Tod, diese Manifestation des Sündenfalls, hat das letzte Wort gehabt. Sie mussten Lazarus beerdigen. Und das Enttäuschende: Jesus war nicht einmal gekommen. Er hatte die beiden Frauen nicht nur in der schweren Zeit der Krankheit allein gelassen, sondern auch in den Tagen der besonderen Trauer. Das musste erst verkraftet werden.

Nun war Jesus da – vier Tage zu spät; und Martha empfängt Ihn mit den vielsagenden Worten: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben“ (Joh. 11,21). Vielleicht spürte sie die Härte dieses Grußes und fügt darum hinzu: „Aber auch jetzt weiß ich, dass Gott dir keine Bitte abschlagen wird“ (Joh. 11,22). Darauf antwortet Jesus: „Dein Bruder wird auferstehen!“ Martha erwidert: „Ich weiß, am jenem letzten Tag, am Tag der Auferste­hung“ (Joh. 11,23-24). Hier identifiziert Martha sich mit der großen Hoffnung des Judentums. Sie glaubte daran, dass Lazarus auferstehen wird, wenn das messianische Königreich bei der allgemeinen Auferstehung am letzten Tag anbricht.

Jesus unterbricht sie, und spricht eines seiner unvergleichlichen „Ich-bin-Worte“: „Ich, ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben“ (Joh. 11,25-26).

Dann überstürzen sich die Ereignisse. Martha eilt nach Bethanien zurück und ruft ihre Schwester Maria. Gemeinsam gehen sie mit Jesus und seinen Jüngern zum Grab. Dort angekommen, erwarten schon viele Menschen den prominenten Gast. Als sie Jesus erblicken, geht ein Raunen durch die Menge. Einige sprechen es offen aus: „Er hat doch den Blinden geheilt. Hätte er nicht auch Lazarus vor dem Tod bewahren können?“ (Joh. 11,37). Die Atmosphäre ist aufgeladen. Was wird Jesus darauf antworten? Wie wird er in dieser kritischen Situation reagieren?

„Wälzt den Stein weg“, befiehlt Jesus. Entsetzt unterbricht ihn Martha: „Herr, der Geruch, er liegt doch schon vier Tage im Grab.“ Jesus schaut Martha an – durchdringend und ernst, und dann antwortet Er: „Habe ich dir nicht gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du mir vertraust?“ (Joh. 11,40).

Einige wälzen schon den Grabstein zur Seite. Das Raunen der Menschen verebbt. Spannungsgeladene Stille breitet sich aus. Sie alle beobachten Jesus, wie er zum Himmel schaut und anfängt zu beten: „Vater, ich danke dir, dass du mein Gebet erhört hast! Ich weiß, dass du mich immer erhörst, aber wegen all der Menschen, die hier stehen, spreche ich es aus – damit sie glauben, dass du mich gesandt hast“ (Joh. 11,41.42). Danach wendet sich Jesus dem offenen Felsengrab zu und ruft mit durch­dringender Stimme in die Gruft hinein: „Lazarus, komm heraus!“ Und da geschieht das Unglaubliche: Der Verstorbene erscheint.

Ein unheimlicher Anblick – umwickelt von Kopf bis Fuß mit Grabtüchern. Er kann nicht sehen, er kann kaum die Füße bewegen – aber er kommt. Entsetzt blicken sich die Menschen an. Jedes Wort bleibt ihnen im Hals stecken. Was sich hier vor ihren Augen ereignet, ist einmalig, unglaublich. Der vor vier Tagen Verstorbene lebt. Er steht vor ihnen. Martha kann es kaum fassen. Was hatte Jesus vor einer Stunde zu ihr gesagt? „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben“ (Joh. 11,25-26). Das war kein religiöser Spruch, kein billiger Trost, Jesus hatte es hier bewie­sen. Er ist die Auferstehung – und was auf dem Friedhof in Bethanien soeben geschehen war, war ein handfestes, nicht wegzudiskutierendes Zeichen dafür.

Die Bibel zeigt, dass das Thema der Auferstehung, auch von diesem „Ich- bin-Wort“ Jesu her, eine mehrfache Bedeutung hat:

1. Auferstehung hier und heute

Erinnern wir uns: Martha glaubte an eine Auferstehung in der fernen Zukunft, wenn der Messias letztendlich erscheint. Jesus lud sie ein, ihre Hoffnung radi­kal zu ändern. Auferstehungsleben, das über den Tod triumphiert, ist nicht auf die ferne Zukunft beschränkt, es ist hier und jetzt in dem gegenwärtig, der die Auferstehung ist, die Verkörperung des verheißenen Lebens und der Erlösung Gottes. Die Auferstehung ist also nicht zuerst ein Ereignis, sondern eine Per­son.

Wenn Jesus sagt, „Ich, ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben“, dann meint Er: „In mir ist die Kraft der Auferstehung, in mir ist die Kraft zu einem Leben, das den Namen Leben wirklich verdient. Wer mich hat, der hat das unzerstörbare Auferste­hungsleben.“

Und was bedeutet das? Ich möchte es kurz erklären: Die Bibel zeigt uns, dass alle Menschen durch die Sünde „tot“ sind. Genauso erklärt es uns der Apos­tel Paulus: Von Natur aus sind wir „tot durch unsere Verfehlungen und Sünden. Wir werden von unseren selbstsüchtigen Wünschen beherrscht und leben unsere Triebe und Ideen aus. Darum stehen wir unter Gottes Zorn“ (Eph. 2,1-3). Dass der Apostel hier nicht vom physischen Tod spricht, liegt auf der Hand. Es gibt also ein inneres Totsein. Wir können voller Ideen stecken und doch ohne „Leben“ sein. Wir können voll drauf sein, fit, kreativ, zukunftsorientiert, und doch fehlt uns das, was die Bibel hier mit Leben bezeichnet. Es gibt ein Leben ohne Leben, das ist es, was Jesus hier anspricht.

Wie gut, dass Jesus bei einer anderen Begebenheit sagt: „Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Auf ihn kommt keine Verurteilung mehr zu; er hat den Schritt vom Tod ins Leben bereits getan.“ (Joh. 5,24). Dieser Schritt vom Tod zum Leben geschieht nicht am „Jüngsten Tag“, von dem Martha sprach, sondern er geschieht hier, und Du kannst ihn jetzt tun, indem Du Dich Jesus anvertraust und Ihn bittest, Deine Schuld zu vergeben und Herr Deines Lebens zu werden.

So können wir auch die Aussage Jesu an Martha besser verstehen: „Wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben“ (Joh. 11,26). Jesus sagt damit nicht, dass die, die Ihm nachfolgen, das körperliche Sterben nicht zu erleiden haben. Ja, es mag einen Augenblick der physischen Auflö­sung geben, aber das wird im Grunde kein „Tod“ sein, kein Verlöschen der Hoffnung, keine Auflösung der Existenz in ein bloß schattenhaftes Danach. Nein, für den Gläubigen, ist die gegenwärtige Realität das ewige Leben aus Gott, empfangen durch den Glauben an Jesus.

2. Die herrliche Auferstehung

Aber ist damit die Aussage Jesu erschöpft? Nein, es wäre eine gefährliche Verkür­zung, wenn wir meinen, damit sei das Thema der Auferstehung abgehandelt. Wer zu Jesus gehört, der hat ewiges Leben. Ein Leben, dem der Tod nichts anhaben kann. Dieses Leben besteht weiter, auch wenn der Tod dem irdischen Dasein ein Ende macht. Darum sagt Jesus ja auch: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.

In dieser Welt gilt der Tod als der „König des Schreckens“. Man fürchtet sich vor ihm. Man will nicht ans Sterben erinnert werden. Unaufhör­lich versuchen wir, den hässlichen Aspekten des Todes zu entgehen, der phy­sischen und mentalen Zerstörung, die er verursacht. Jeder, der erlebt hat, wie diese Veränderungen einen geliebten Menschen immer stärker erfassten, weiß, was das bedeutet. Aber der Tenor dieser Geschichte ist, dass Christi Macht sich auch über unseren Leib erstreckt. Unsere Hoffnung als Christen ist die Auferstehung des Leibes.

Ein Bericht aus der Offenbarung vermittelt uns einen Eindruck von der Freude, dem Staunen und der Begeisterung derer, die diese Auferstehung erlebt haben. Der Seher Johannes schreibt:

»Danach sah ich eine riesige Men­schenmenge aus allen Stämmen und Völkern, Menschen aller Sprachen und Kulturen; es waren so viele, dass niemand sie zählen konnte. In weiße Gewän­der gehüllt, standen sie vor dem Thron und vor dem Lamm, hielten Palmzweige in den Händen und riefen mit lauter Stimme: ›Das Heil kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm!‹«

Offenbarung 7,9-10

Wie herrlich wird es sein, wenn die Jünger Jesu aus aller Welt und aus den zurückliegenden Jahrtausenden auferstehen werden und den „Anbetungs­chorus“ der Errettung vor Gottes Thron anstimmen. Das wird unvergleich­lich sein. Diese Atmosphäre wird alles übertreffen, was Menschen je an Liebe, Freude und Begeisterung erlebt haben.

Wirst du bei dieser herrlichen Auferstehung dabei sein? Wirst du mit ein­stimmen in diesen unvergleichlichen Anbetungsgesang? Der Apostel Johannes wird in seiner Vision gefragt: „Wer sind die Menschen in weißen Kleidern?“ Er weiß es nicht und erhält die Antwort: „Diese Menschen haben ihre Gewänder im Blut des Lammes weiß gewaschen. Darum stehen sie jetzt vor Gottes Thron und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel“ (Offb. 7,13–15).

Das ist das Geheimnis der Erlösten: „Sie haben ihre Gewänder im Blut des Lammes weiß gewaschen.“ Diese symbolische Sprache besagt: Sie haben sich als schuldig vor Gott erkannt und sie haben ihre Sünden nicht auf die leichte Schulter genommen. Sie haben ihre Schuld Jesus Christus, dem für die Sünde Gekreuzigten, bekannt und sein Opfer für sich in Anspruch genommen. „Darum stehen sie vor dem Thron“, darum haben sie teil an der herrlichen Auferstehung.

3. Die schreckliche Auferstehung

Ich möchte uns jedoch eine Auferstehung nicht verschweigen, von der die Bibel auch spricht – ich nenne sie hier die schreckliche Auferstehung. Es liegt doch auf der Hand: Wer hier an Gott gleichgültig vorbeigelebt hat, wer die Gebote Gottes mit Füßen trat, wer sich rücksichtslos durchsetzte, wer spottete und fluchte, der wird eine Auferstehung erleben, die schrecklich ist. Wenn er dann der Realität ins Auge sehen muss, dass Gott existiert und dass es eine absolute Gerechtigkeit gibt, dann stelle ich mir das furchtbar vor. Eine solche Szene wird auf den letzten Seiten der Bibel beschrieben:

»Dann sah ich einen großen weißen Thron, und ich sah den, der auf dem Thron saß. Himmel und Erde flohen vor ihm, weil sie seine Gegenwart nicht ertragen konnten. Sie verschwanden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Vor dem Thron sah ich die Toten stehen, vom Kleinsten bis zum Größten. Es wurden Bücher aufgeschlagen, in denen stand, was jeder getan hatte. Und aufgrund dieser Eintragungen wurden die Toten gerichtet. Jeder empfing das Urteil, das seinen Taten entsprach. Und noch ein anderes Buch wurde geöffnet: das Buch des Lebens. Das Meer gab seine Toten heraus, ebenso der Tod und das Totenreich. Jeder Einzelne bekam das Urteil, das seinen Taten entsprach. Der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Der Feuersee ist der zweite Tod. Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingetragen war, wurde er ebenfalls in den Feuersee geworfen.«

Offenbarung 20,11-15

Möchtest Du dabei sein, wenn die Bücher geöffnet werden? Möchtest Du dabei sein, wenn alles ans Licht kommt, auch das Verborgenste deiner Gedan­ken und Beweggründe des Herzens? Möchtest Du dabei sein, wenn Gott die Fragen stellt und der Mensch, wie die Bibel sagt, nicht eine Antwort weiß? Das wird schrecklich sein! Und – vielleicht ist es uns aufgefallen – hier lesen wir nichts von Freude oder Anbetung. Hier herrscht geradezu lähmendes Entset­zen, eine unheimliche Stille liegt über dieser Szene.

Wer diese Auferstehung zum Gericht erlebt, der hat keine Hoffnung mehr, denn hier ist Jesus der Rich­ter. Die Zeit der Gnade ist abgelaufen, die Tür zur Rettung verschlossen: Jetzt laufen die Prozesse, in denen Gottes Licht in die letzten Abgründe des Her­zens fällt. Keiner kommt durch, wenn Gott in seiner absoluten Gerechtigkeit das Urteil spricht.

Ich bin so froh über die Zusage des Herrn Jesus: „Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Auf ihn kommt keine Verurteilung mehr zu; er hat den Schritt vom Tod ins Leben bereits getan.“ (Joh. 5,24).

Der Tod ist eine universale Wirklichkeit, der endgültige Schlusspunkt, der all unseren menschlichen Träumen und Vorhaben ein Ende setzt. Die herr­lichsten Wege führen nur bis zum Grab. Früher oder später empfindet jeder Mensch den lähmenden Schock dieses Verlustes, und wir werden uns des langen Schattens bewusst, den der Tod auf unsere Zukunft wirft. Menschlich gesehen, ist das deprimierend.

Und genau an diesem Punkt strahlt die Wirklichkeit des Glaubens am hellsten. Vergleichen wir einmal die beiden folgenden Zeugnisse. Das erste zeigt, wie der Mathematiker und Philosoph Bertrand Russell den Tod sieht, es ist das Zeugnis des Unglaubens:

»Drau­ßen ist Finsternis, und wenn ich sterbe, wird hier drinnen Finsternis sein. Es gibt keine Herrlichkeit, nirgendwo eine unermessliche Weite, nur Trivialität für einen Augenblick, und dann nichts mehr.«

Bertrand Russell

Das zweite ist das Zeugnis des Glaubens, wie Kohlbrügge, ein lutherischer Theologe und Prediger des 19. Jahrhunderts, den Tod sieht:

»Wenn ich gestorben bin – in Wahrheit werde ich jedoch niemals sterben –, und wenn jemand meinen Schädel findet, dann soll dieser Schädel noch predigen und zu ihm sagen: ›Ich habe keine Augen, trotz­dem sehe ich Ihn; obwohl ich keine Lippen habe, küsse ich Ihn; ich habe keine Zunge, dennoch lobe ich Ihn, mit all denen, die seinen Namen anrufen. Ich bin ein harter Schädel, aber ich bin ganz weich geworden und dahingeschmolzen in seiner Liebe; ich liege hier sichtbar auf diesem Gottesacker, dennoch bin ich dort im Paradies! Alles Leiden ist vergessen! Seine große Liebe hat dies für uns getan, als Er für uns sein Kreuz nahm und hinausging nach Golgatha.‹«

Hermann Friedrich Kohlbrügge

Wer in Christus stirbt, der wird durch den Glauben leben!

Christus, der Herr über Leben und Tod, lädt uns immer noch ein, zu Ihm zu kommen. Der Tod ist uns allen gewiss, aber Christus hat den Tod besiegt, und lässt all jene an seinem Sieg teilhaben, die Buße tun und an Ihn, ihren Heiland und Herrn, glauben.

Auf die Einladung Christi zu antworten, bedeutet zwar, unsere Unabhängigkeit aufzugeben. Aber in diesem Sinn zu »sterben« heißt, erst richtig zu leben beginnen. Wie für Jesus, so führt auch für uns der Tod zur Auferstehung. Der ermordete Auca-Missionar Jim Elliot hat den Satz geprägt: „Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.“ Und Jesus Christus sagt:

„Ich bin die Auferste­hung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben. Glaubst du das?“

Johannes 11,25-26

© Herold-Schriftenmission

Ähnliche Beiträge