Gott ist Wahrheit

Gott ist Wahrheit

Pontius Pilatus fragte Jesus: „Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,38).

Danach ging er weg, ohne wirklich tiefer darüber nachzudenken. Aber genau das möchte ich kurz tun, um dabei die Endgültigkeit der Wahrheit Gottes in jedem seiner Worte zu verdeutlichen.

Kann Gott lügen?

Die Antwort lautet „Nein!“ (vgl. Tit 1,2-3). Aber der Grund ist ein anderer, als auf den ersten Blick vermutet wird. Die „Unfähigkeit“ zum Lügen schränkt nicht Gottes Allmacht ein, sondern bestätigt diese.

Warum Gott nicht lügen kann

Wenn wir sagen, dass Gott nur Wahrheit ausspricht, denken wir intuitiv, dass Gott zwangsläufig das ausspricht, was den Tatsachen entspricht. Er würde so reden wie wir, wenn wir uns wissenschaftlich korrekt ausdrücken, nur dass er diese Kunst in Perfektion betreibt. Aber das ist nicht damit gemeint.

Der Grund, warum Gott nur Wahrheit ausspricht ist, dass sein Wort die Wahrheit definiert. Gott bestimmt in seiner Allmacht, was wahr und falsch ist. Eine Eigenschaft, die nur er besitzt. Wenn wir Menschen etwas „Wahres“ aussprechen, dann beobachten wir die Tatsachen und sprechen aus, was wir festgestellt haben. Unsere Worte richten sich nach dem, was wir als erwiesen erkannt haben.

Gott richtet sich jedoch nach nichts und niemanden. Er ist der Einzige, der vollkommen unabhängig ist. Wenn er spricht, dann untersucht er nicht ob seine Worte mit der Realität übereinstimmen oder ob er den Standard eines „Faktenchecks“ einhält. Sein Wort ist die Wahrheit. Sobald er spricht wird Realität gebildet. Wenn Gott spricht, dann ist es wahr und zwar aus einem einzigen Grund: Weil er es gesagt hat!

Man kann Gottes Wort nicht an einem Wahrheits-Maßstab messen und dann für richtig erklären. Gott hat keinen Maßstab für Wahrheit und Lüge, an den er sich hält, sondern Wahrheit und Lüge definieren sich darüber, ob sie mit dem übereinstimmen, was er sagt oder nicht.

Wenn Gott spricht, stellt er nicht Wahrheit fest, sondern es entsteht Wahrheit. Er ist keinem Maßstab von Wahrheit verpflichtet, sondern die Wahrheit ist ihm verpflichtet. Er spricht in seiner Souveränität aus seinem tiefsten, göttlichen Herzen heraus, ohne sich um irgendetwas zu kümmern, und sobald er es sagt, ist es wahr.

Das ist der Grund, warum Gott nicht lügen kann. Nicht, weil er gezwungen ist, immer das Wahre auszusprechen, sondern weil alles und alle anderen seiner Allmacht unterworfen ist und seinen Willen tun muss: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht“ (1Mo 1,3).

Auch die Schöpfung selbst kann man als Wahrheit bezeichnen, da sie die Folge seines Redens ist.

Die Taten seiner Hände sind Wahrheit und Recht. Zuverlässig sind alle seine Gebote“ (Ps 111,7).

Wir leben in Raum und Zeit, beobachten unsere Umwelt, das Universum und alles, was darin ist. Wir stellen fest, dass es eine Realität außerhalb von uns selbst gibt, die wir messen und mit wissenschaftlichen Formeln beschreiben können. Wir kommen zum Schluss, dass unsere Welt real ist (also wahr). Und das aus dem Grund, weil Gott sprach und dadurch das Universum ins Dasein rief.

Durch des HERRN Wort ist der Himmel gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes. … Denn er sprach, und es geschah; er gebot, und es stand da“ (Ps 33,6 und 9).

Wenn Gott selbst die Wahrheit ist, welche Bedeutung hat das dann für die Verheißungen Gottes?

Da seine Worte alles bewirken, gibt es bei Gott keinen Unterschied zwischen Reden und Tun. Wenn er etwas verspricht, dann ist er nicht so wie wir daran gebunden, es auch zu erfüllen, sondern mit seinem Versprechen ist auch die Einlösung des Versprechens bereits eine Realität. Auf ihn ist mehr Verlass als auf die Zusagen des treuesten Menschen.

Jesus Christus bestätigte in seinem Gebet, dass das Wort Gottes die Wahrheit ist:

Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit“ (Joh 17,17).

Die Erkenntnis der Wahrhaftigkeit Gottes soll unserer Heiligung dienen.

Mit diesen Tatsachen wird die Hinterfragung Gottes sinnlos. Mit der Frage „Stimmt es, was er sagt?“ versuchen wir sein Wort an der Wirklichkeit zu messen und übersehen, das die Wirklichkeit eine Folge von Gottes Reden ist. Unser Vertrauen soll sich auf Gott ausrichten, um alles von ihm zu erwarten. Wir vertrauen Gott nicht in dem Sinne, dass wir uns darauf verlassen, dass er uns nicht anlügt, sondern wir empfangen aus seinem Wort die Wahrheit selbst.

Man kann es mit einem schön verpackten Geschenk vergleichen. Unabhängig vom Inhalt bleibt es doch ein Geschenk. Und so verhält es sich auch mit dem Reden Gottes. Unabhängig davon, was er sagt: Es ist Wahrheit.

Die Summe deines Wortes ist Wahrheit“ (Ps 119,160).

Gott ist per Definition gut

Wenn wir an ein Wesen denken, dass selbst bestimmen kann, was wahr und falsch oder gut und böse ist, verbinden wir es schnell mit einem willkürlichen Tyrannen, der alles so auslegt, wie es ihm gerade passt. Wir bewundern möglicherweise einen Gott, der mächtig und allwissend ist. Aber ein Gott, der vollkommen frei und keinem Menschen zu irgendetwas verpflichtet ist, der zu jeder Zeit tut, was er will, passt uns nicht. Im Grunde wünschen wir uns jemanden oder etwas, der unserem Gott seine Grenzen aufweist. Der sagt: „Bis hierhin und nicht weiter.“ Daher gehen wir intuitiv davon aus, dass Gott einen moralischen Werte-Maßstab einhält und dass er vollkommen gut ist, weil er diesem Maßstab vollkommen entspricht.

Gott ist jedoch per Definition gut. Auch gut und böse werden daran gemessen, ob jemand dem Wesen Gottes entspricht oder nicht.

Der Grund, warum wir mit diesem unumschränkten , sich selbst genügenden Gott ein Problem haben, liegt in unserer sündigen Natur. Wären wir völlig sündlos und mit reinem Herzen in seiner Gegenwart, würden wir nichts so sehr lieben, als dass Gott so ist, wie er ist.

Der Absolutheitsanspruch Gottes ist für den, in Sünde lebenden Menschen der größte Dorn im Auge. Für den, der Gott liebt, gibt es nichts Schöneres und nichts, was mehr Halt und Zuversicht gibt.

Die Bibel fordert uns auf, Gott zu fürchten. Und fürchten bedeutet genau das, was das Wort aussagt. Durch den Heiligen Geist sind wiedergeborene Menschen mit dem Herzen Gottes verbunden. Sie besitzen eine leise Ahnung von seinem Herrschaftsanspruch, seiner ewigen, grenzenlosen Macht und Herrlichkeit. Und diese Ahnung wird bei einem Christen zu ehrfürchtigem Staunen führen. Im Gegensatz zum Ungläubigen wird diese „Gottesschau“ den Christen nicht vor Gott fliehen lassen, sondern zu ihm hin.

Wer Gott mehr fürchten lernt, wird zunehmend weniger Furcht vor Menschen, herausfordernden Situationen, dem Tod und dem Teufel haben. „Groß ist das Geheimnis der Gottesfurcht“ (1Tim 3,16).

Letztendlich sollte der Absolutheitsanspruch der Wahrheit Gottes uns zur Anbetung führen!

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