der Christ und die Welt

Der Christ und die Welt – 4 Dinge, die jeder Christ wissen sollte

Der Christ und die Welt ist schon das Thema von zahlreichen Diskussionen gewesen. Auch heute noch stellen sich viele Christen die Frage, was die Bibel meint, wenn sie von „der Welt“ als etwas Negativem spricht. In diesem Artikel fasst J.C. Ryle die wichtigsten Lehren der Bibel zu dieser Frage hilfreich zusammen.


»Verlasst sie und trennt euch von ihnen, spricht der Herr« 2. Korinther 6,17

Wir sind dazu verpflichtet, uns von der Welt zu trennen. Jeder, der sich zu Christus bekennt, sollte über die Wahrheit dieser göttlichen Aufforderung in beiden Testamenten ernsthaft nachdenken (vgl. Jesaja 52,11; 2. Korinther 6,17).

Dass sich ein Mensch von dem Verhalten und dem Einfluss dieser Welt getrennt hat, war schon immer einer der deutlichsten Beweise dafür, dass Gott in dem Herzen dieses Menschen wirkt. Alle, die durch den Heiligen Geist von neuem geboren wurden, haben sich von der Welt getrennt, wohingegen jene, die nur dem Namen nach Christen sind, bisher stets mit Ablehnung auf diesen Befehl reagierten.

Gottes Befehl ist heute aktueller denn je. Viele versuchen aus dem Christsein eine Wohlfühlreligion zu machen, in der Selbstverleugnung keinen Platz mehr hat. Sie denken, dass man sich benehmen kann wie man gerade möchte und trotzdem ein guter Christ sein kann. Vor diesem Denken möchte ich dich ganz entschieden warnen. 

1. Die Gefahren dieser Welt

Die Welt birgt eine Menge Gefahren für die menschliche Seele. Mit „der Welt“ meine ich aber nicht die sichtbare, greifbare  Welt, in der wir leben, denn nichts, was Gott geschaffen hat, kann von sich aus eine menschliche Seele gefährden. Ich meine damit alle Menschen, die sich nur mit den Dingen dieser Welt beschäftigen und dabei Gott verleugnen.

Menschen, die nur materialistisch denken und nicht geistlich; Menschen, die sich nur um die Meinung von anderen kümmern, sich aber nicht für Gottes Meinung interessieren. Menschen, mit von Gott losgelösten Lebensweisen und Einstellungen, sind „die Welt“, von der wir uns trennen sollen, weil sie der menschlichen Seele nichts als Schaden bringt.

Aber wirklich wichtig ist, was Gottes Wort über dieses Thema sagt. Der Apostel Paulus schrieb den Gläubigen in Rom: »Stellt euch nicht dieser Welt gleich« (Römer 12,2). Lies dazu auch 1. Korinther 2,12; Galater 1,4; Epheser 2,2 und 2. Timotheus 4,10. Jakobus sagte: »Wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feinschaft mit Gott ist?« (Jakobus 4,4).

Der Apostel Johannes forderte die Christen auf: »Liebt nicht die Welt; auch nicht, was in der Welt ist. Denn wenn jemand die Welt liebt, dann ist Gottes Liebe nicht in ihm« (1. Johannes 2,15). Und selbst Jesus sagte über seine Jünger: »Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin« (Johannes 17,16). (Siehe auch Matthäus 13,22; Johannes 8,23; 14,17; 15,18.19 und 16,33.)

Diese Verse sprechen für sich selbst. Niemand, der diese Verse liest, kann noch leugnen, dass „die Welt“ ein Feind der Christen ist. Deshalb passt es nicht zusammen, wenn Menschen versuchen, gleichzeitig Freunde Jesu und Freunde der Welt zu sein.

Die Kirchengeschichte liefert genügend Beweise dafür, dass die Liebe zur Welt der Gemeinde Jesu immer wieder großen Schaden zugefügt hat. Tausende, die sich selbst für Christen halten, scheitern an dieser Stelle. Ihr Problem ist nicht, dass sie sich bewusst für das Böse entscheiden oder biblische Wahrheiten ablehnen, sondern, dass sie die Welt so sehr lieben, dass sie sich in keiner Weise von ihr trennen wollen. Letztendlich ist die Liebe zur Welt der breite Weg, der sie in die Verdammnis führt.

2. Was Trennung von der Welt nicht bedeutet

Es ist sehr wichtig, dass wir genau herausfinden, was Gott meint, wenn er uns dazu auffordert, dass wir uns von der Welt trennen sollen. Ich möchte zuerst erklären, wie Gott sich diese Trennung nicht vorstellt!

Wenn Gott sagt: »Verlasst sie und trennt euch von ihnen«, dann meint er damit nicht, dass jeder Christ seine Arbeitsstelle aufgeben muss. Kornelius, der Soldat aus der Apostelgeschichte; Lukas, der Arzt, dem wir das Evangelium verdanken; und Zenas, der Anwalt und Mitarbeiter des Titus, sind gute Beispiele für Männer, die neben ihrer gewöhnlichen Arbeit auch Mitarbeiter am Reich Gottes waren. Und tatsächlich wäre es Sünde, seine Arbeit an den Nagel zu hängen, denn die Bibel sagt ganz klar, dass Nichtstun Sünde ist und uns in viele Versuchungen bringt (vgl. 1. Timotheus 5,13).

Demnach ist es also sehr wichtig, dass wir einer rechtmäßigen Beschäftigung nachgehen und an unserem Arbeitsplatz Botschafter Christi sind.

Trennung von der Welt bedeutet auch nicht, dass Gläubige keinen Kontakt zu Ungläubigen haben dürfen. Der Herr Jesus ging mit seinen Jüngern auf eine Hochzeit und ließ sich von Pharisäern, Zöllnern und Sündern nach Hause einladen. In 1. Korinther 10,27 gibt der Apostel Paulus uns ganz klare Anweisungen, für den Fall, dass wir auf das Fest eines Ungläubigen eingeladen werden; und er rät nicht, die Einladung auszuschlagen. 

Wir sollen uns nicht in einer Weise von dieser Welt trennen, die es uns unmöglich macht, Gutes zu tun. Wir sollten uns immer die Frage stellen: würde Christus mir an diesen Ort folgen? Wenn ja, dann können wir ein Segen für Ungläubige sein, ohne dabei uns selbst zu gefährden.

Es ist falsch zu behaupten, dass Christen sich für nichts anderes interessieren dürften als für den christlichen Glauben. Manche Menschen denken, dass es ungeistlich sei, sich für Wissenschaft, Kunst, Literatur und Politik zu interessieren. Diese Menschen lesen keine Bücher, abgesehen von christlichen, sie lesen keine Zeitungen und haben keine Ahnung davon, was in ihrem Land passiert. Ich halte dies für nichts anderes als Faulheit und eine egoistische Vernachlässigung wichtiger Pflichten.

Paulus zeigte ein starkes Interesse für die Regierungen seiner Zeit (vgl. 1. Timotheus 2,2). Dass er in seiner Predigt in Athen die griechischen Philosophen zitiert, zeigt, dass er sich mit deren Schriften beschäftigt hat. Gerade seine Predigten und Schriften sind ein deutliches Zeichen dafür, dass ein Christ sowohl über die Verhältnisse und Gesetze dieser Welt informiert als auch geistlich sein kann. Christen, die keinerlei Interesse für die Fragen und Themen dieser Welt haben, bringen den christlichen Glauben in Misskredit.

Sich von der Welt zu trennen hat auch nichts damit zu tun, dass wir Christen in außergewöhnlicher Kleidung herumlaufen oder in der „Sprache Kanaans“ sprechen, die außer Bibellesern niemand versteht („Sprache Kanaans” meint eine Sprachform, die deutlich von der Alltagssprache abweicht und in Satzbau und Vokabular von traditionellen Bibelübersetzungen geprägt ist). Leider gibt es Christen, die versuchen auf diese Weise die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass unser Herr Jesus oder seine Jünger sich in ihrer Art zu kleiden, oder zu benehmen, vom Rest der Gesellschaft unterschieden. Jesus verurteilte sogar die Pharisäer dafür, dass sie »ihre Gebetsriemen breit und die Säume an ihren Gewändern groß« machen, »um von den Leuten gesehen zu werden«.

Christen sollten sich nicht aus der Gesellschaft in die Einsamkeit zurückziehen. Schließlich hat unser Herr Jesus gebetet: »Ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern, dass du sie vor dem Bösen bewahrst« (Johannes 17,15). Es ist ein Trugschluss zu meinen, dass wir das Böse aus unserem Herz verbannen könnten, indem wir uns in eine Ecke zurückziehen. Die Kraft Christi kann am besten wahrgenommen werden, wenn wir uns vor den Augen der Welt bewähren, indem wir durch die Gnade Gottes das Böse überwinden.

3. Was Trennung von der Welt bedeutet

Doch was genau bedeutet es, sich von der Welt zu trennen? Das möchte ich anhand einiger Prinzipien verdeutlichen, die dir gleichzeitig helfen sollen, dich und deine Beziehung zur Welt zu überprüfen.

1. Ein Christ sollte seine Vorstellung von Richtig und Falsch nie an den Wertmaßstäben der Welt ausrichten. Tue niemals etwas, nur, weil jeder es tut. Dein einziger Maßstab sollte das Wort Gottes sein.

2. Ein Christ sollte sich gut überlegen, womit er seine Zeit verbringt, denn unsere freie Zeit ist die Zeit, in der wir am meisten unseren Versuchungen erliegen. Achte deshalb ganz besonders darauf, womit du deine Abende verbringst und sorge dafür, dass du regelmäßige Zeiten mit Bibellesen und Gebet verbringst.

3. Ein Christ sollte darauf achten, nicht von der Betriebsamkeit der Welt überrannt zu werden. Versuche, als Christ, in deinem Beruf stets dein Bestes zu geben, doch gestehe dir selbst auch Grenzen ein. Deine Arbeit darf sich niemals zwischen dich und deinen Herrn drängen. Wenn dein Beruf es dir unmöglich macht, den Tag des Herrn heilig zu halten, oder Zeit mit Gottes Wort zu verbringen, dann bestimmt nicht mehr Gott dein Leben. Nimm dir Daniel zum Beispiel, der sich als zweithöchster Mann einer Weltmacht, jeden Tag Zeit fürs Gebet nahm, ganz egal, was es ihn kosten würde (vgl. Daniel 6,10).

4. Ein Christ muss entschieden allen Vergnügungen aus dem Weg gehen, die ihn unweigerlich zur Sünde verleiten. Das ist ein sehr komplexes Thema, aber gerade deshalb müssen wir uns damit beschäftigen. Es gibt Vergnügungen, die von sich aus betrachtet nicht sündig sind. Dennoch liegt es in der Verantwortung des Christen, vorausschauend zu denken, und zu prüfen, ob ihn ein solches Vergnügen vielleicht doch zur Sünde verführen könnte. Wenn dem so ist, dann tut der Christ gut daran, es ganz zu lassen.

5. Jeder Mensch braucht Erholung. Doch auch Erholung kann für einen Christen zur Sünde werden, wenn sie ihn von seiner Gemeinschaft mit Gott abhält. Der beste Weg, um dies zu vermeiden ist, dass du dir selbst die Zeiten der Erholung gut einteilst und stets Zeiten mit Gott und seinem Wort mit einplanst.

6. Ein Christ muss bei der Wahl ungläubiger Freunde sehr vorsichtig sein. Damit meine ich nicht, dass ein Christ keine ungläubigen Freunde haben darf. Als Christen werden wir immer mit ungläubigen Menschen zu tun haben und wir sollten sie stets mit viel Liebe und Respekt behandeln.

Doch sobald eine enge Freundschaft zwischen einem Gläubigen und einem Ungläubigen beginnt, wird das Ganze schon schwieriger. Wenn dein bester Freund sich nicht für Gott, für sein Wort und für das ewige Leben interessiert, dann stelle ich mir vor, dass es unglaublich schwierig für dich wird, geistlich zu wachsen. Du würdest immer wieder bemerken, dass eure Vorstellungen und Entscheidungen sich grundlegend unterscheiden.

Und noch schwieriger wird es, wenn ein Christ sich dafür entscheidet, einen Ungläubigen zu heiraten. Es ist unmöglich, dass ein Christ eine solche Entscheidung trifft, ohne dass er sich dabei selbst die Freude an seinem Gott und an seinem Eheleben raubt. Wenn du noch nicht verheiratet bist, dann mache es dir selbst zum Gesetz, niemals jemanden zu heiraten, der kein entschiedener Christ ist.

Denke genau über diese sechs Prinzipien nach. Falls du unsicher bist, wie du sie in verschiedenen Situationen anwenden sollst, dann solltest du zuallererst Gott um Weisheit bitten. Bitte ihn, dich in den jeweiligen Situationen zu leiten. Und denke daran, dass Gott immer ein Auge auf dich hat. Nicht, um dich bei der nächsten Gelegenheit zu strafen, sondern um dir zur Seite zu stehen. Stell dir vor, dass Jesus jeden Moment wiederkommen könnte; in welcher Verfassung möchtest du ihm begegnen? Es kann auch eine große Hilfe sein, herauszufinden, wie andere Christen in solchen Situationen gehandelt haben. Wenn man den Weg selber nicht sehen kann, kann es eine Hilfe sein, dem guten Beispiel anderer zu folgen.

4. Wie können wir die Welt überwinden?

Es gibt einen Weg, die Welt zu überwinden!

Der erste Schritt dazu ist ein reines Herz. Ein Mensch kann erst dann Entscheidungen treffen, die Gottes Willen entsprechen, wenn sein Herz zuvor durch den Heiligen Geist erneuert und erfüllt wurde. Wenn du dich von der Welt trennen möchtest, dann musst du sicher sein, dass du ein erneuertes Herz hat.

Der zweite Schritt ist ein fester praktischer Glaube an Dinge, die man nicht sieht. Die Bibel sagt, dass »der Glaube der Sieg [ist], der die Welt überwunden hat« (1. Johannes 5,4). Je mehr wir an die Existenz geistlicher Dinge, wie Gott und Christus, den Himmel und die Hölle, das Gericht und die Ewigkeit glauben, umso mehr sind wir dazu fähig, die Dinge dieser Welt aufzugeben.

Der dritte Schritt ist, Christus in allen möglichen Situationen zu bezeugen. Wir haben keinen Grund, uns für unseren Herrn zu schämen. Wir sollten den Menschen um uns herum auf eine ruhige und freundliche Art zeigen, dass es uns wichtig ist, Gott gehorsam zu sein. Wenn sie verstehen, dass es unser Anliegen ist, Christus mit unserem Leben zu dienen, dann werden sie sogar erwarten, dass sich unser Leben von ihrem unterscheidet und das macht es uns noch einfacher, dies auch zu tun.

Abschließende Worte

Ich möchte dir noch einige praktische Ratschläge mitgeben.

1. Überwindest du die Welt oder hat die Welt dich überwunden? Hast du dich von der Welt getrennt oder nicht? Diese Frage ist sehr entscheidend, denn die Welt wird vergehen, mit allem, was zu ihr gehört. Deshalb fordere ich dich ganz entschieden auf, dich von ihr zu trennen, um dem Zorn Gottes zu entgehen.

2. Wenn du dich von der Welt trennen möchtest, aber nicht weißt wie, dann beginne damit, dass du dem Herrn Jesus deine Schuld bekennst und ihm dein Vertrauen gibst. Jesus »gab sich selbst für unsere Sünde, damit er uns aus dem Bösen dieser Welt heraus rette« (Galater 1,4). »Er kann alle vollkommen retten, die durch ihn zu Gott kommen« (Hebräer 7,25). Oft ist es schwer, sich von der Welt zu trennen, aber Jesus ist nichts zu schwer. Durch seine Kraft kannst sogar du die Welt überwinden!

3. Wenn du die Welt bereits überwunden hast, dann sei mutig und harre aus. Geh weiter, denn du bist auf dem richtigen Weg. Und wenn niemand den Weg mit dir geht, dann schäme dich nicht, sondern denke daran, dass die konsequentesten Christen auch meist die glücklichsten sind.


Dieser Artikel ist ein Auszug aus unserem Buch Mit Gott auf dem Weg von J.C. Ryle. Das Buch ist sowohl als Taschenbuch als auch als ebook erhältlich.

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