Prüft alles, das Gute behaltet! – Nur wie? 5 Fragen, die dir weiterhelfen
Ist Jesus Gott? Gehört Sex aus christlicher Sicht ausschließlich in die Ehe? Wie sollte ich mein Geld anlegen? Ist Heavy-Metal Musik grundsätzlich böse? Sollte mein Kind ein eigenes Smartphone haben?
Das Leben stellt uns vor viele Herausforderungen und Fragen. Das Motto der Jahreslosung „Prüft alles, das Gute behaltet!“, ist in seiner Aussage verständlich, aber nicht immer leicht umzusetzen. Denn wie geht man mit solchen Fragen um, zu denen die Bibel keine so eindeutige Antwort gibt, dass man sie in einem Vers zitieren könnte? Wie bekomme ich als Christ verlässliche Antworten?
Schließlich werden wir nicht nur in der Jahreslosung dazu aufgefordert, Dinge und Aussagen zu prüfen, um herauszufinden, was Gottes Willen entspricht und somit gut und nützlich für uns ist. Der Apostel Johannes schreibt beispielsweise in seinem ersten Brief:
„Glaubt nicht jedem, der behauptet, seine Botschaft sei ihm von Gottes Geist eingegeben, sondern prüft, ob das, was er sagt, wirklich von Gott kommt. Denn in dieser Welt verbreiten jetzt zahlreiche Lügenpropheten ihre falschen Lehren.“ (1Joh 4,1)
Eine der bekanntesten Aufforderungen finden wir bei Paulus im Römerbrief:
„Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lernt in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob es Gottes Wille ist, ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und es vollkommen ist.“ (Röm 12,2)
Aber wie sieht dieses „Prüft alles, das Gute behaltet“ in der Praxis aus? Wie können wir Dinge richtig beurteilen, sodass wir am Ende Gott ehren und den Menschen dadurch dienen? Mir persönlich haben einige Kriterien sehr geholfen, Aussagen und Meinungen zu prüfen, die ich hier als Fragen formulieren möchte:
Frage 1: Äußert sich die Bibel ausdrücklich und unmissverständlich zu diesem Thema?
Mit ausdrücklich und unmissverständlich meine ich Aussagen, die keinen Interpretationsspielraum zulassen, weil sie sich direkt zu einem Thema äußern und nicht z.B. in poetischer oder metaphorischer Sprache formuliert sind.
Nehmen wir die Frage, ob Jesus Gott ist. Dass Jesus wahrer Gott wird immer wieder in Frage gestellt – sei es von den Zeugen Jehovas, den Muslimen oder anderen Gruppierungen. Wenn wir uns das Neue Testament anschauen, wird schon bei oberflächlicher Betrachtung der Evangelien deutlich, dass Jesus Dinge tut und weiß, die faktisch Gott vorbehalten sind. Hinzu kommt aber, dass das Neue Testament ausdrücklich sagt, dass Jesus Gott ist.
Der Evangelist Johannes macht dies gleich im ersten Satz seines Evangeliums deutlich:
„Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. […] Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt.“ (Joh 1,1.14)
Wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als durch mich“ (Joh 14,6), dann ist diese Aussage eindeutig (und wird zudem von vielen weiteren vergleichbaren Bibelstellen gestützt). Sie lässt keinen Interpretationsspielraum zu, als dass Jesus der einzige Weg zu Gott ist. Jeder Heilsweg über andere Religionen oder auch eigene Leistungen ist damit kategorisch ausgeschlossen.
Frag dich also zuerst, ob die Bibel zu einem Thema eindeutig Stellung bezieht oder nicht. (Natürlich musst du dafür deine Bibel gut kennen. Ein guter Weg ist, die Bibel komplett durchzulesen. Mit einem unserer kostenlosen Bibelleseplänen ist das leicht machbar.)
Frage 2: Äußert sich die Bibel indirekt oder besonders ausführlich zu diesem Thema?
Manchmal gibt uns die Bibel allerdings keine eindeutige Antwort auf eine Frage, wie unter Punkt 1, spricht aber indirekt darüber, oder äußert sich besonders häufig zu einem Thema, sodass eine bestimmte Schlussfolgerung naheliegt.
Gehört Sex aus christlicher Sicht ausschließlich in die Ehe? Nun, tatsächlich finden wir in der Bibel keinen Vers, der ausdrücklich (wie in Frage 1) sagt: „Sex außerhalb der Ehe ist Sünde!“ Andererseits behandelt die Bibel an vielen Stellen das Wesen der Ehe. Und im Blick auf die Sexualität finden wir sehr viele Gebote und Verbote. So wird der junge Mann in Sprüche 5 ermutigt, seine sexuelle Erfüllung ausschließlich bei seiner eigenen Ehefrau zu finden:
„Trinke Wasser aus deiner eigenen Zisterne, Wasser, das aus deinem eigenen Brunnen kommt! Sollen deine Quellen etwa nach draußen fließen und sich auf öffentlichen Plätzen ergießen? Sie sind doch ganz allein für dich bestimmt und nicht für Fremde! Deine Quelle soll gesegnet sein, freu dich an der Frau, die du in jungen Jahren geheiratet hast!“ (Sprüche 5,15-18)
Im Neuen Testament gibt Paulus Ledigen und Witwen den Rat „ehelos zu bleiben, wie ich es bin; das ist das Beste für sie. Fällt es ihnen jedoch schwer, ihr Verlangen zu beherrschen, dann sollen sie heiraten. Es ist besser zu heiraten, als von unerfülltem Verlangen verzehrt zu werden“ (1Kor 7,8-9). Diese und viele andere biblische Texte weisen alle in eine Richtung: Sex gehört nach Gottes Willen ausschließlich in die Ehe zwischen Mann und Frau!
Falls du zu einer wichtigen Frage also keine eindeutige Bibelstelle weißt, frage dich, was die Bibel allgemein zu dieser Frage zu sagen hat.
Frage 3: Wie haben sich Christen im Laufe der Geschichte zu diesem Thema geäußert?
In vielen Fragen ist es hilfreich zu sehen, wie die Christenheit in mehr als 2000 Jahren Kirchengeschichte auf bestimmte Fragen und Herausforderungen reagiert hat. Trotz aller Spaltungen und Meinungsverschiedenheiten gab und gibt es in vielen wichtigen Fragen einen großen Konsens.
Bis zum Aufkommen der Bibelkritik im 19. Jahrhundert war es z. B. Konsens in der Christenheit, dass die Bibel das unfehlbare inspirierte Wort Gottes ist. Dies ist bis heute die feste Überzeugung der gesamten wahren Christenheit. Oder nehmen wir die Fragen nach dem biblischen Kanon: Protestanten und Katholiken mögen sich über die Zugehörigkeit der Apokryphen zum Kanon uneinig sein, doch es ist unumstritten, dass die 66 Bücher der Bibel zum Kanon gehören.
Allerdings kann es in anderen Fragen auch hilfreich sein zu wissen, dass Christen im Laufe der Jahrhunderte zu unterschiedlichen Auffassungen gelangt sind. Ein gutes Beispiel ist die Interpretation des Tausendjährigen Reiches. Bibeltreue Ausleger sind sich darüber einig, dass es ein Tausendjähriges Reich gibt. Doch unter ihnen gib es unterschiedliche Auffassungen darüber, wie dieses Reich konkret Gestalt annimmt.
Dort, wo sich kein eindeutiger Konsens herausgebildet hat, muss man den anderen mit seiner anderen Sichtweise stehen lassen.
Liefert die Bibel also keine eindeutige Aussage und auch keine allgemeine Sichtweise, stell dir die Frage, ob die Christenheit einen einheitlichen und festen Standpunkt zu einem Thema eingenommen hat oder nicht.
Frage 4: Gibt die Bibel bestimmte Prinzipien an die Hand, die mir helfen, eine Frage zu klären?
Auch wenn sich die Bibel nicht zu allen Fragen des modernen Lebens äußert, gibt sie uns doch viele Prinzipien an die Hand, die uns helfen, gottgefällige Entscheidungen zu treffen.
Wie soll ich mein Geld anlegen? Die Bibel spricht viel über Geld, aber sie ersetzt nicht den Finanzberater. Die Bibel gibt mir keine Antwort auf die Frage, welche Aktien ich kaufen soll oder ob Aktien überhaupt eine sinnvolle Geldanlage sind. Trotzdem finden wir in der Bibel einige Prinzipien, die uns in Geldangelegenheiten Orientierung geben.
Prediger 11,1ff. könnte man so verstehen, dass es klüger wäre, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Nach Matthäus 25,27 ist es sicherlich besser, sein Geld zur Bank zu bringen und Zinsen zu kassieren, als es zu vergraben. Andere Bibelstellen lehren deutlich, dass die Not der Bedürftigen einen Einfluss auf meine finanziellen Entscheidungen haben sollte (vgl. Sprüche 28,27; Galater 2,10).
Es kann also helfen, in bestimmten Situationen, in denen die Bibel keine eindeutige Aussage macht, zu prüfen, ob sie hilfreiche Prinzipien vermittelt, die deine Frage beantworten.
Frage 5: Was geben die Fakten tatsächlich her?
Stimmen Behauptungen mit dem überein, was wir beobachten, überprüfen und verifizieren können?
Ist Heavy-Metal Musik grundsätzlich böse? Sollte mein Kind ein Smartphone haben? Zeitgenössische Musikstile und moderne Technologien waren den biblischen Autoren fremd. Deshalb äußern sie sich weder direkt noch indirekt zu diesen Themen. Da es sich um moderne Phänomene handelt, wird uns auch hier die Kirchengeschichte nicht viel weiterhelfen. Zwar sagt die Bibel einiges über Geld, aber so gut wie nichts über Musikstile.
In den letzten 25 Jahren habe ich viele Diskussionen über meinen Musikgeschmack geführt, denn ich höre gerne Heavy-Metal. Meine Eltern teilten die Befürchtungen vieler Eltern und Jugendleiter, dass harte Rockmusik grundsätzlich schlecht sei und den Kindern schade; sie mache sie aggressiv, sei ein Einfallstor für Okkultismus und führe zu Drogen- und Alkoholexzessen. So war es auch nicht verwunderlich, dass sie mir zunächst meine ersten CDs wegnahmen, um sich kritisch damit auseinanderzusetzen.
Heute, nachdem ich über 25 Jahre lang Heavy-Metal Musik gehört habe, müsste ich, wenn die besorgten Jugendleiter der 90er Jahre recht gehabt hätten, ein seelisches Wrack sein. Tatsächlich ist nichts davon eingetroffen. Denn nicht alle Heavy-Metal Musiker vertreten eine bewusst antichristliche Haltung. Einige tun es, andere behandeln allgemeine Themen des Lebens, wieder andere bekennen sich in ihren Texten zu Christus (ich höre bewusst nur Bands aus den letzten beiden Kategorien).
Einige Menschen macht harte Rockmusik aggressiv, andere wiederum nicht. Doch der Punkt, um den es geht, ist die Frage, ob eine Behauptung stimmt oder nicht.
Wenn die Vorwürfe gegen harte Rockmusik, wie ich sie gehört habe, gerechtfertigt wären, müsste sich das bei der Masse an Menschen, die diese Musik tagtäglich über viele Jahre konsumieren, viel deutlicher zeigen. Psychologen, Mediziner und Soziologen müssten weltweit Alarm schlagen, und die Regierungen müssten die Musik viel stärker kontrollieren. Doch das ist nicht der Fall. Nach 25 Jahren Musikkonsums kann ich aufrichtig sagen, dass mein Musikgeschmack mir geistlich weder geschadet noch geholfen hat. Ob ich Heavy-Metal, Volksmusik oder Klassik mag ist in vieler Hinsicht lediglich eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Doch was ist mit Smartphones?
Sollte ich meinem Kind ein Smartphone erlauben? Smartphones als Technologie sind zunächst einmal wertneutral. Sie sind Computer für die Hosentasche mit vielen nützlichen Funktionen. Aber sie sind auch sinnlose Ablenkung! Doch wenn es um die Nutzung von Smartphones geht, schlagen die Experten tatsächlich Alarm und Regierungen erlassen entsprechende Gesetze. So schrieb die Neue Zürcher Zeitung im April 2023: „Die Angst beim Warten auf ein Bling: Das Smartphone macht unsere Kinder krank!“
Während ich diesen Artikel schreibe, arbeitet Australien an einem Gesetz, das den Zugang zu Sozialen Medien erst ab 16 Jahren erlaubt. Hier haben wir es also tatsächlich mit nachweisbaren negativen Veränderungen zu tun, auf die Eltern weise reagieren müssen.
Gerade wenn es um moderne Herausforderungen und Themen wie Klimawandel, künstliche Intelligenz und ähnliche Dinge geht, sollten wir darauf achten, was die Fakten wirklich sagen. Natürlich ist das nicht immer einfach, aber wir sollten uns davor hüten, voreilige Schlüsse zu ziehen.
Als Christen sind wir aufgerufen, Behauptungen und Aussagen zu prüfen. Es ehrt weder Gott, noch hilft es uns, naiv oder überkritisch durchs Leben zu gehen. Wenn es um theologische Fragen geht, finden wir in der Bibel oft eine direkte Antwort, oder sie gibt uns bestimmte Prinzipien an die Hand, die uns helfen, Dinge im Licht der Bibel zu prüfen. Und bei allen noch offenen Fragen möchte ich uns an Paulus erinnern, der sagte:
„Darum wollen wir uns mit allen Kräften um das bemühen, was zum Frieden beiträgt und wodurch wir uns gegenseitig im Glauben fördern […] Behandle deine Überzeugungen in diesen Dingen als eine Angelegenheit zwischen dir und Gott. Glücklich zu nennen ist der, der sich in Fragen der persönlichen Überzeugung so verhält, dass er sich nicht selbst anzuklagen braucht.“ (Römer 14,19.22)