Christen Demeter Produkte

Dürfen Christen Demeter-Produkte essen?

Klaus E. – „Sollte man die landwirtschaftlichen Produkte mit der Bezeichnung „Demeter“ … die nach der spirituellen esoterischen Weltanschauung der Anthroposophie Rudolf Steiners entstanden sind, meiden oder nicht? Es heißt, Christen die Demeter-Produkte kaufen, fördern damit ein magisches Weltbild.“


Ich erinnere mich, wie ich vor einigen Jahren einer Unterhaltung zuhörte, bei der sich eine Gruppe junger Christen darüber unterhielt, ob man als Christ Döner essen dürfe oder nicht, da die meisten Dönerläden im Besitz von Moslems seien und man somit, beim Kauf eines Döners auch die Verbreitung des Islam, wenn nicht sogar radikale Gruppierungen unterstützen würde. Ich gebe zu, dies ist sehr weit gedacht. Doch bei genauer Betrachtungsweise ist das Argument zumindest in seiner Logik schlüssig. Dennoch führt es in eine völlig falsche Richtung, wenn man daraus eine Konsequenz für das christliche Verhalten ableiten wollte.

Ein weiteres Beispiel, das auch in die Richtung geht, ist ein Glaubensbruder, der sich weigert, Steuern zu bezahlen, da der Staat unter anderem Steuergelder für Waffenexporte nutzt.

1. Wir sind für unser eigenes Handeln verantwortlich

Wir sind nicht für das verantwortlich, was andere tun. Und auch wenn unser Handeln in einem indirekten Zusammenhang mit dem Handeln anderer steht – wenn beispielsweise unser Geld, das wir für Essen oder Steuern zahlen, am Ende einen (wenn auch minimalen) Beitrag des Geldes bilden, der für Dinge ausgegeben werden, die nicht in Gottes Sinne sind – liegt dieses Handeln anderer nicht in unserem Verantwortungsbereich.

Wir haben unseren Verantwortungsbereich, und dieser betrifft unser Herz und unser persönliches Verhalten gegenüber anderen. Wir sind aufgefordert, heilig zu leben, Frieden zu stiften und nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit zu trachten. Jeder Versuch, diese aktive Verantwortung auch auf den Verantwortungsbereich anderer auszuweiten, führt irgendwann ins Endlose.

Es gibt Bereiche, in denen uns eine Verantwortung für das Verhalten anderer übertragen wurde – wie Eltern für ihre Kinder – aber auch hier sind Eltern nicht für das vollständige Verhalten ihrer Kinder verantwortlich. Eltern stehen in der Verantwortung, ihren Kindern ein Bewusstsein für Recht und Gerechtigkeit anzuerziehen. Sollten sie darin versagen und eines ihrer Kind als Erwachsener Verbrecher werden, sind sie im übertragenen Sinne „gestraft“, doch die Strafe für die Verbrechen trägt aber immer voll und ganz ihr Kind. Das bis zu einem gewissen Alter Eltern für ihre Kinder „haften“, hat mit unserem Thema, für das ich es als Beispiel herangezogen habe, nichts zu tun.

Mein Freund, der sich weigert, dem Staat Steuern zu zahlen, weil der Staat seiner Meinung nach mit dem Kapital Unrecht fördert, mag in seiner Einschätzung richtig liegen, aber er handelt falsch. Als Jesus aufforderte, „dem Kaiser [zu] geben, was des Kaisers ist“, bezog Er sich auf eine Regierung, die viele Völker – darunter auch Gottes Volk – unterdrückte und das Kapital verwendete, um neben Götzenkulten noch vieles andere zu fördern, das moralisch und ethisch gottlos war. Dennoch bezog sich die Verantwortung der Christen auf ihren persönlichen Bereich, der das Zahlen der Steuern mit einschloss (vgl. Mt 22,21; Röm 13,6).

2. Gibt es Lebensmittel, die für Christen verboten sind?

Aber wie steht es um unseren persönlichen Verantwortungsbereich des Essens? Auch hier hält Gottes Wort für uns wichtige Lektionen bereit. Eine wichtige Stelle finden wir im 1.Korintherbrief, Kapitel 10, wo Paulus auf eine Frage der Korinther eingeht, die „das Götzenopferfleisch betrifft“.

In Korinth gab es einen großen, sehr bekannten „Fleischmarkt“, auf dem es viele Verkaufsstände für Fleisch, aber auch Fisch und andere Dinge zu kaufen gab. Da man Korinth, für damalige Verhältnisse, als Großstadt bezeichnen konnte, die zudem für ihre religiöse Vielfalt bekannt war, hatten manche der Fleischverkäufer die Tiere während der Schlachtung ihrem heidnischen Gott geweiht, weil sie sich beispielsweise dadurch wirtschaftlichen Segen erhofften. Somit wurde das Fleisch als Götzenopferfleisch bezeichnet. Bei den korinthischen Christen kam nun die Frage auf, wie es sich in Bezug auf solches Götzenopferfleisch verhielt. Dürften sie bei jedem dieser Stände ihr Fleisch kaufen, oder müssten sie vorher sicherstellen, dass ihr Einkauf auch keinem heidnischen Gott geweiht wurde?

Hierauf lautet Paulus’ Antwort ganz klar: „Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, esst, ohne es vorher wegen eures Gewissens zu prüfen“ (V.25).

3. Der Christ missbraucht seine Freiheit nicht, sondern nimmt aus Liebe Rücksicht auf andere.

Diese Stelle ist nicht zu verwechseln mit 1.Korinther 8, wo es ebenfalls um das Essen von Götzenopferfleisch geht, allerdings „im Götzentempel“ (V.10). Diese „Götzentempel“ waren antike Restaurants auf dem Tempelkomplex Asklepieion, in deren Räumlichkeiten man nicht nur essen konnte, sondern auch heidnische Feste veranstaltet wurden. Hier verweist Paulus ebenfalls auf die allgemeine Freiheit des Christen, mit dem Argument, dass es „keine Götzen in der Welt gibt und dass kein Gott ist als nur einer“, also gibt es auch so etwas wie Götzenopferfleisch faktisch nicht (V.4).

Allerdings macht Paulus in Kapitel 8, im Gegensatz zu Kapitel 10, eine entscheidende Einschränkung: Er weist auf die Möglichkeit hin, dass Christ 1, der im Götzentempel sitzt und isst, von Christ 2 gesehen wird. Nun gewinnt Christ 2 den Eindruck, es sei als Christ in Ordnung, auch anderen Göttern zu dienen – schließlich kennt er nicht die Intention von Christ 1, der ausschließlich zum Essen und nicht wegen einer Zeremonie gekommen ist, sondern zieht einen falschen Schluss aus dem Gesehenen. Christ 1 hat sich nichts zuschulden kommen lassen, während er im Götzentempel saß und sein Steak aß, er hatte als Christ die Freiheit dazu, weil er von der Nichtexistenz der Götzen überzeugt ist. Christ 2 wurde allerdings durch das Verhalten von Christ 1 zu einem Handeln ermutigt, das für ihn persönlich zum Götzendienst wird, weil er in seinem Gewissen unsicher ist und an die Echtheit dieser Götzen und die Wirksamkeit dieser Opfer glaubt. Deshalb ist das Verhalten von Christ 2 Sünde (V.10-11). Christ 1 trägt nicht die Verantwortung für die Entscheidung und das Handeln von Christ 2, solange ihm nicht die Konsequenz seines eigenen Handelns bewusst war.

Sobald Christ 1 aber bewusst ist (und zwar nicht nur als theoretische Möglichkeit, sondern als real existierender Umstand), dass er Christ 2 durch die Demonstration seiner eigenen Freiheit dazu verführt, etwas zu tun, was gegen Christ 2s Gewissen ist, sündigt er ebenfalls (V.12-13). Nicht das Steak war das Problem – „Speise macht uns nicht angenehm vor Gott; weder sind wir, wenn wir nicht essen, geringer, noch sind wir besser, wenn wir essen“ (V.8) – auch die Örtlichkeit war nicht das Problem, sondern das Handeln gegen das eigene Gewissen (bei Christ 2) sowie ein egoistisches Ausnutzen der persönlichen Freiheit (wie Christ 1), trotz des Wissens, dass es dem anderen schadet.

Zusammenfassend können wir sagen, dass die Bibel dem Christen alle Arten von Lebensmitteln gestattet und keine Einschränkungen macht. Gottes Wort schränkt unsere Freiheit allerdings dort ein, wo sie uns dazu verleitet, lieblos und rücksichtslos anderen gegenüber zu handeln.

Für uns heute bedeutet das: Die Lebensmittel, die von Menschen mit anderen Weltbildern und falschen Gottesvorstellungen hergestellt und angeboten werden, sind für uns Christen nicht tabu. Wir können und sollen nicht prüfen und beurteilen, welche Ansichten der Hersteller eines Produkts hat (denn warum sollte man die Aufforderung zum Verzicht nur auf Lebensmittel beschränken und nicht auf alle Konsumgüter erweitern?). „Nichts, was in den Mund hineingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herausgeht“ (Mt 15,11). Es kann gute gesundheitliche Gründe geben, Lebensmittel zu essen, die unter Richtlinien wie denen von Demeter hergestellt wurden. Auch hier gilt es, zu prüfen, ob Demeter diesem hohen ökologischen Anspruch gerecht wird. Christliche Richtlinien für oder gegen den Konsum gibt es nicht.

Eine ganz andere Sache ist es jedoch, wenn man aus Überzeugung dem anthroposophischen Menschen- und Weltbild folgt, weil sich beide in vielen entscheidenden Punkten vom biblischen Menschen- und Weltbild unterscheiden. In diesem Punkt geistlich zu „konsumieren“ oder andere dazu zu ermutigen, wäre definitiv schädlich. Was wir hier konsumieren, geht nicht in den Magen, sondern direkt in unser Bewusstsein, unser Herz, und bewirkt, dass wir falschen Lehren glauben, anstatt Gottes Wort zu vertrauen. Es sind Lehren, die uns beispielsweise sagen, dass der Mensch an sich weise und gut ist, und er dazu fähig ist, Gerechtigkeit zu schaffen, wenn er sich nur bemüht. Es sind Lehren, die uns den Blick dafür nehmen, dass wir allein in Christus die Hoffnung auf wahre Gerechtigkeit haben, dass wir alle Vergebung brauchen und sie allein im Glauben an Ihn bekommen.

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