Wer ist der Größte?
„Und Jesus kam mit seinen Jünger nach Kapernaum, und als er im Hause war, fragte er sie: Was habt ihr unterwegs besprochen? Sie aber schwiegen; denn sie hatten sich auf dem Weg untereinander besprochen, wer der Größte sei. Und er setzte sich, rief die Zwölf, und er spricht zu ihnen: Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte von allen und aller Diener sein.“
Markus 9,33-35
Markus 9,30-37 zeigt uns sehr deutlich, dass die Jünger, obwohl sie mit Jesus während seines irdischen Dienstes ständig unterwegs waren, seine Botschaft nur schwer begriffen – ähnlich wie wir heute. So konnten seine Jünger zum Beispiel nicht begreifen, dass Jesus sterben musste (vgl. V. 30-32). Und wie wir in den Versen 33-35 sehen, verstanden sie erst nachdem Christus gestorben und auferstanden war, was wahre Größe tatsächlich bedeutet.
Zwischen den Versen 30-32 und 33-35 sehen wir einen starken Kontrast. In den Versen 30-32 lehrt Jesus, dass der Weg zu wahrer Größe und Herrlichkeit für den Messias durch Leiden und Tod führt. Und da ein Jünger nicht über seinem Lehrer steht (vgl. Mt 10,24), würde man denken, dass diese Tatsache die Frage, wer denn nun der Größte ist, eigentlich zügeln müsste. Zumindest hätten die Jünger erahnen können, dass, wenn schon der Erlöser nicht ohne Leiden und Tod in seine Herrlichkeit eingehen konnte, sie ebenfalls nicht wahre Größe ohne Erniedrigung und Demütigung erlangen können. Aber genau das geschieht nicht. Stattdessen sehen wir die Jünger, wie sie argumentieren, wer von ihnen der Größte ist, indem sie um den ersten Platz in Jesu Königreich streiten (vgl. Mk 9,33-34). Mit ihrem Verhalten unterschieden sie sich kaum von ihren übrigen Zeitgenossen. Aus anderen historischen Schriften der neutestamentlichen Zeit wissen wir, dass die Rabbiner des 1. Jahrhunderts, sowie die Qumram Gemeinschaft und andere, darüber debattierten, wer im Himmel näher an Gottes Thron sitzen wird und dergleichen mehr.
Jesu Antwort und seine Definition von wahrer Größe stellte die Debatte des 1. Jahrhunderts auf den Kopf. Übersehen wir jedoch nicht, dass Er in Markus 9,35 den Wunsch nach Größe nicht per se zurückweist, als ob es nicht erstrebenswert wäre. Stattdessen verändert Er das Denken seiner Jünger (uns unseres) darüber, was wahre Größe bedeutet. Der Weg, um der Erste in Jesu Königreich zu sein, bedeutet, „der Letzte von allen und aller Diener [zu] sein“. Es bedeutet, die Nöte anderer vor den eigenen zu sehen und von keiner Aufgabe zu denken, dass sie zu niedrig oder unbedeutend sei. Größe wird durch Demut erreicht, dadurch, dass wir zuerst an andere denken und von uns selbst als die Letzten.
Charles H. Spurgeon schreibt in einer Auslegung zu Markus 9,30-34:
„Dies ist der einzige Weg, um an die Spitze von Christi Armee zu gelangen – derjenige, der Anführer sein möchte, muss immer auf den niedrigsten Rank bedacht und bereit sein, den niedrigsten Dienst zu verrichten und der Niedrigste im Dienst seines Meisters zu sein. Nur auf diese Weise können wir erhöht werden. In Jesu Königreich führt der Weg nach oben über den Weg der Niedrigkeit. Erniedrige dich selbst und du wirst sicherlich erhöht werden.“
Wir leben in einer Kultur, die vom Ruhm besessen ist, die „Größe“ nur erstrebt, um über andere zu herrschen. Aber Jesus erklärt, dass wir wahre Größe nur im Dienst für andere finden werden. In Bezug auf unseren Nächsten, sollte unsere erste Frage lauten: Wie kann ich ihm am besten dienen?
From Ligonier Ministries and R.C. Sproul. © Tabletalk magazine. Website: www.ligonier.org/tabletalk. Email: tabletalk@ligonier.org. Toll free: 1-800-435-4343.
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